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19. 03. 2024
Geschichte Erfurts PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Klaus Fischer   
26. 06. 2006
Beitragsinhalt
Überblick
100000 v.Chr. - 740
741 - 1000
1001 - 1200
1201 - 1300
1301 - 1400
1401 - 1500
1501 - 1600
1601 - 1700
1701 - 1800
1801 - 1850
1851 - 1900
1901 - 1950
1951 - 2000
2001 - 2050
Dank, Quellen
1801 - 1850

1801

(6.Mai) Erstmals sieht Erfurt Russische Truppen. In Italien gefangene und von den Franzosen freigelassene russisch Soldaten marschieren in ihre Heimat zurück.

1802

Mit dem Frieden von Lunéville von 1801 erkennt das Reich die Annexion des linken Rheinufers durch Frankreich an. Der preußisch-französische Vertrag vom 23. Mai 1802 sichert Preußen Entschädigungen zu. Das Stadt- und Landgebiet Erfurt, Untergleichen und das Eichsfeld sowie die vormals freien Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen gehen in den preußischen Staatsverband über. Erfurt und das dazugehörige Landgebiet mit der Stadt Sömmerda und 72 Dörfern umfasst zu dieser Zeit 595 km², hat 42.208 Einwohner, wovon 16.580 auf Erfurt entfallen.

1802

(21.August) Ein 3.500 Mann starkes Korps der preußischen Armee zieht durch das Krämpfertor in die Stadt ein und Zivilkommissare übernehmen die Verwaltung des Erfurter Gebietes. Die kurmainzischen Beamten bleiben in preußischen Diensten.

1802

(18.November) Mit Dekret der preußischen Regierung wird die ehemalige städtische Streitmacht, das aus 2.000 Mann bestehende Bürgerregiment, aufgelöst.

1802

Der Arzt Johann Friedrich Christoph Fischer (1772-1849) gründet eine Heilanstalt für Augenkranke und Blinde.

1803

(30.Mai) Der preußische König Friedrich Wilhelm III. besucht mit seiner Frau, der Königin Luise, die Stadt.

1803 Wilhelm III.

1803

(10.Juli) Erbhuldigungsakt der neuen Provinzen in Hildesheim. Abgeordnete des Adels, der Geistlichkeit, der Bürger und der Bauern leisten dem neuen Landesherren, König Friedrich Wilhelm III., den Treueeid.

1803

Entsprechend einer Kabinettsorder des preußischen Königs werden die ersten Erfurter Klöster, das Peterskloster, das Kartäuserkloster, sowie das Severistift säkularisiert.
Die weiteren folgen bis 1820, ausgenommen bleibt das bis heute noch bestehende Ursulinenkloster.
Das Klostervermögen fällt an die Staatskasse bzw. wird in einen Kirchen-und Schulfonds eingebracht.

1803-1804

Das preußische Landrecht und die preußische Gerichtsordnung werden eingeführt.

1804 bis 1816

Dr. Johann Justin Weißmantel wird 1804 zum Bürgermeister ernannt und bleibt in diesem Amt bis 1816.

1804

Die ehemals kurfürstliche Zeichenschule auf dem Anger 43 wird in eine Provinzial- Kunst und Bauhandwerkschule umgewandelt.

1805

Die Schuhfabrik Soller, Gottschalk & Comp. auf dem Anger 39, gegründet 1795, beschäftigt in diesem Jahr 213 Arbeiter und produziert über 40.000 Paar Schuhe im Wert von über 60.000 Reichstalern.

1805

In dem aufgehobenen Kartäuserkloster wird die Baumwollmanufaktur Lentin und Rothstein eingerichtet, die „mit den besten englischen Fabriken dieser Art wetteifert“. Es werden feste Baumwollstoffe, sogenannte Nanquins, produziert. Ein großer Teil dieser Erzeugnisse wird exportiert.

1806

Das „Eichsfeld-Erfurtische Provinzial-Collegium medicum et sanitatis“ wird unter dem Vorsitz von Johann Bartholomäus Trommsdorff gegründet.

1806

(17.Oktober) Nach der Niederlage Preußens in der Schlacht bei Jena und Auerstedt wird die Festung Erfurt kampflos an die französischen Truppen übergeben.

1807

(2.März) Friedrich Nehrlich, später Nerly, ein bedeutender Landschaftsmaler seiner Zeit, wird in Erfurt geboren.

1807

(4.August) Durch ein Dekret Napoleon I. wird Erfurt mit Blankenhain durch Inbesitznahme "en son nom personnel" zur "domaine réservé á l´empereur", zu einer kaiserlichen Domäne, erklärt.

1807

(23.Juli) Napoleon kommt auf der Durchreise vom ostpreußischen Kriegsschauplatz nach Frankreich erstmals nach Erfurt. Weitere Aufenthalte: ein Jahr später beim Erfurter Fürstenkongress, für einige Stunden am 5. Dezember 1812 auf der Durchreise nach Paris nach dem Fehlschlag in Russland, vom 25. bis zum 28. April 1813 zu Beginn des Feldzuges in Deutschland sowie vom 22. bis zum 25. Oktober 1813 nach der Völkerschlacht bei Leipzig.

1808

Vom 27.September bis zum 14.Oktober findet in Erfurt der Fürsten-kongress statt. Kaiser Alexander I. von Russland und die meisten deutschen Rheinbundfürsten kommen nach Erfurt, das so für zwei Wochen zu einem Zentrum europäischer Politik wird.

1808

(27.September) Magistrat und Deputierte der Erfurter Bürgerschaft empfangen Napoleon I. vor dem Brühler Tor und überreichen ihm symbolisch den Stadtschlüssel. Seine Residenz wird das Gouvernementsgebäude (Regierungsgebäude am Hirschgarten). Am selben Tag empfängt Napoleon I. Alexander I. von Russland in der Nähe von Linderbach zwischen Erfurt und Weimar. Unter dem Geläut der Glocken halten die beiden Herrscher Einzug in die Stadt. Alexander I. bezieht Quartier im Haus des Fabrikanten Triebel, Anger 6.

1808

1808 Goethe Napoleon
2. Oktober 1808: Audienz von J.W. v. Goethe bei Napoleon I.
im Erfurter Gouvernementsgebäude (Statthalterei) (3)

(2.Oktober) Napoleon I. empfängt Goethe in der Statthalterei am Hirschgarten zu einem Gespräch und begrüßt ihn mit den Worten "Vous étes un homme - Sie sind ein großer Mann".
Gesprächsmittelpunkt sind die Literatur und das französische Theater.

1808

(10.Oktober) Christoph Martin Wieland wird zu einer Audienz bei Napoleon geladen.

1808

(12.Oktober) Nach zahlreichen Gesprächen zwischen Napoleon I. und Alexander I. wird ein Bündnisvertrag zwischen Frankreich und Russland unterzeichnet. Die geheim getroffenen Abmachungen werden in der Folge jedoch nicht eingehalten.

1808

Das „Erfurter Apothekerkränzchen“, eine der ersten modernen deutschen Apothekervereinigungen, wird von dem Professor der Chemie Christian Friedrich Buchholz und dem Pharmazeuten Johann Bartholomäus Trommsdorff gegründet.

1809

Die Vitikirche in der Regierungsstraße Ecke Lange Brücke, neben dem Gasthof „Zum Schlehendorn“ (später „Zum Stadtkrug“) gelegen, welche schon im 13. Jahrhundert bestand, wird abgebrochen. 1509, während des „Tollen Jahres“, hat sich hier der Obervierherr Heinrich Kellner verborgen.

1809

Einführung eines Pflastergeldes für ortsfremde Pferde zur Pflege des Straßenpflasters und eine einheitliche Stadtbeleuchtung auf Anordnung der französichen Behörden.

1810

Die Benediktikirche am Westaufgang der Krämerbrücke, seit 1807 in Privatbesitz, wird aufgehoben und abgerissen. Der Abbruch des Turmes, seit 1736 ohne Bekrönung, folgt 1896.

1810

1800 PetersklosterDie noch vorhandenen Teile der einstigen Klosterbibliothek des säkularisierten Petersklosters werden als „Geschenk“ Napoleons der Erfurter Universität übereignet. Nach ihrer Auflösung wird sie mit der ehemaligen Boineburgischen Bibliothek vereinigt. Danach ist sie Bestandteil der „Königlichen Bibliothek“. Heute sind alle ehemaligen Klosterbestände, die noch in der Stadt verblieben sind, im Besitz der Stadt- und Regionalbibliothek der Stadt Erfurt.

1810

Dittelstedt erhält den Turm der ehemaligen Corpus-Christi-Kapelle auf dem Petersberg als „kaiserliches Geschenk“. Sorgfältig abgetragen, steht seitdem der Turm an der Kirche dieser Gemeinde.

1810

Das Geläut der Peterskirche wird auf Befehl der französischen Domänenbehörde meistbietend versteigert.

1811

(20.März) Errichtung der sogenannten „Napoleonsäule“ auf dem Anger anlässlich der Geburt von Napoleons Sohn. Die Aufstellung des Obelisken erfolgt auf Veranlassung der französischen Domänenkammer, die Kosten muss die Stadtkasse tragen. Die ca. 20 m hohe Säule wird beim Einmarsch der verbündeten Truppen 1814 durch Bürger der Stadt zerstört.

1811

(1.August) Die Gemeinde Büßleben kauft für ihre Kirche die große Orgel der Peterskirche.

1800 Peterskloster von oben

1811

(14. und 15.August) Anlässlich des Geburtstagsfestes Napoleons am 15. August finden große Feierlichkeiten statt, ein Hochamt, ein Vogelschießen und am Abend eine in der Barfüßerkirche durchgeführte musikalische Akademie, am Morgen des 16. eine dort veranstaltete Aufführung von Haydns „Schöpfung“. In kriecherischem Tone hat der Präsident der kaiserlich-königlichen Finanz- und Domänenkammer angekündigt, Kenner würden „sich bestreben dem Herrlichsten das herrlichste Opfer des Genies und Talentes zu bringen und mit den ersten Meisterwerken deutscher Tonkunst die Meisterkunst ihrer Darstellung zu vereinen“. Goethe befindet sich bei dem abendlichen Konzert unter den Zuhörern. Es ist der letzte Besuch Goethes in Erfurt. Ebenfalls am 15. August wird Goethe auch zum Mitglied der Akademie nützlicher Wissenschaften zu Erfurt gewählt. Am 14. und am 15. August 1812 werden ähnliche musikalische Veranstaltungen durchgeführt, diesmal in der Predigerkirche und unter Leitung von Louis Spohr. Am 14. August wird auf einer jetzt „Napoleonshöhe“ genannten Anhöhe des Steigers ein Rundtempel mit einer von dem Gothaer Bildhauer Döll geschaffenen Napoleon-Büste - „Denkmal der Kriecherei einiger Afterdeutschen“ wie sich der Chronist Erfurts, Constantin Beyer, ausdrückt – eingeweiht. Am 1. November 1813 wird der Tempel durch Truppen der Verbündeten während der Belagerung der Stadt zerstört.

1812

(15.Dezember) Napoleon hält sich, seinen in Russland geschlagenen Truppen vorauseilend, auf dem Wege nach Paris einige Stunden in Erfurt auf.

1813

(24.Februar) Auf kaiserlichen Befehl wird die Zidadelle Petersberg in den Belagerungszustand versetzt. Napoleon besichtigt am 25. April eingehend alle Befestigungsanlagen der Stadt, besonders die des Petersberges und der Cyriaksburg.

1813

(17.März) Anton Dominik Ritter von Fernkorn wird in Erfurt geboren. Nach seiner Lehrzeit in München wirkt er in Wien, wo er Leiter der neuerrichteten Erzgießerei wird. Er ist der Schöpfer u.a. von sechs Kaiserstatuen im Speyerer Dom sowie der Reiterstandbilder des Prinzen Eugen und des Erzherzogs Karl auf dem Wiener Heldenplatz.

1813

Alle weiteren Bestattungen auf den Kirchhöfen der Stadt werden durch eine Verordnung der französischen Finanz- und Domainenkammer Erfurt vom 26. Juni verboten. Vor dem Johannestore (Johannesplatz) wird ein zentraler Friedhof, der sogenannte „Kardinalsfleck“, eingerichtet. Die Anordnung wird am 9. Dezember 1816 aufgehoben.

1813

Nach dem Untergang der Großen Armee in Russland erfolgt auf der Grundlage eines kaiserlichen Dekrets die Aushebung von 1.000 Konskribierten. Zwangsrekrutierte und Teile der Erfurter Bevölkerung erheben sich am 19. Juli gegen die französischen Besatzungstruppen. 20 Personen werden wegen „Aufruhrs“ verhaftet und zwei durch ein französisches Militärgericht zum Tode verurteilt.

1813

1813 Grabplatte Graf von GleichenDie Grabplatte des Grafen (Lambert II.) von Gleichen in der Peterskirche, die ihn mit zwei Frauen abbildet, wird am 19. August ausgehoben und im südlichen Seitenschiff des Doms aufgestellt.

1813

(25.Oktober) Nach der Völkerschlacht bei Leipzig (16.bis 19.Oktober) ist die Stadt durch ein starkes Belagerungskorps aus preußischen, österreichischen und russischen Truppenteilen unter dem Kommando von Generalleutnant Friedrich von Kleist bestehend, eingeschlossen.

1813

(29.Oktober) Das Dorf Daberstedt wird am Abend durch die Franzosen niedergebrannt.

1813

1813 Stadtbeschiessung(6.November) Bei der Beschießung der Festung Petersberg werden das Stadtviertel auf dem nördlichen Teil des Domplatzes, Teile der Befestigungsanlage und die Peterskirche sowie die Klostergebäude auf dem Petersberg schwer beschädigt.

1814

(6.Januar) Die Truppen der Verbündeten marschieren unter großem Jubel der Bevölkerung in die Stadt ein. Der auf dem Anger errichtete Napoleon-Obelisk wird zerstört.

1814

Nach der Bekanntmachung eines Aufrufes vom 9. Januar nehmen über 300 Erfurter Freiwillige in den Reihen der Verbündeten an der Niederwerfung der Napoleonischen Truppen in Frankreich teil.

1814

(7.Mai) Die letzten französischen Besatzungstruppen, insgesamt 1.700 Mann, räumen die beiden Zitadellen Petersberg und Cyriaksburg.

1815

Auf dem Wiener Kongress werden Stadt und Festung Erfurt erneut Preußen zugesprochen. Preußen ergreift am 21.Juni vom gesamten Erfurter Gebiet mit Blankenhain Besitz und tritt am 28.September den größten Teil des Erfurter Landgebietes und das Blankenhainer Gebiet an Sachsen-Weimar-Eisenach ab.

1815

Die „Neue Erfurter Zeitung“, später „Erfurter Zeitung“ genannt, beginnt zu erscheinen.

1816 bis 1821

Friedrich von Motz (1775 bis 1830) ist als Vizepräsident in der preußischen Regierung zu Erfurt (bis 1817), dann als deren Präsident in Erfurt tätig. In dieser Zeit reifen in ihm die Gedanken, die ihn später zum geistigen Vater des Deutschen Zollvereins werden lassen.

1816

(1.April) Erfurt wird Stadtkreis mit eingeschränkten Rechten und Hauptstadt des im selben Jahr gebildeten preußische Regierungsbezirkes Erfurt. Dieser untersteht dem Oberpräsidenten der preußischen Provinz Sachsen mit Sitz in Magdeburg.

1816

1885 Collegium MaiusDie preußische Regierung schließt auf der Grundlage einer königlichen Kabinettsorder vom 24. September 1816 die Erfurter Universität. Am 12. November findet der Aufhebungsakt statt. Der königliche Befehl wird verlesen, die Einkünfte der Lehrer und die zukünftige Verwendung des Universitätsfonds festgelegt. Damit fällt auch die Erfurter Universität unter die 21 landesfürstlichen Universitäten innerhalb der Grenzen des Reiches, die in dem Zeitraum von 1794 bis 1818 aufgelöst werden.

1817 bis 1833

Dr. Wilhelm August Türk ist Oberbürgermeister der Stadt Erfurt.

1817

Eröffnung des ersten öffentlichen Badehauses der Stadt im Haus Kreuzgasse 4, Betreiber ist Johann Georg Zinserling.

1817

Im Stadt-und Landkreis Erfurt wird die Pockenschutzimpfung eingeführt.

1818

Wahl von 24 Stadtverordneten, deren Befugnisse bis 1822 jedoch gering sind, durch die Bürgerschaft.

1818

1818 Brühler GartenDer Statthaltereigarten, der heutige Brühler Garten, wird zu einem Friedhof umgestaltet und geweiht.

1818

Die Matthiaskirche an der Ecke Futterstraße/Johannesstraße, heute Grundstück Futterstraße 20, wird abgebrochen.

1818

Der erste Erfurter Gesangsverein wird unter der Leitung des Kantors der Kaufmannskirche, Johann Immanuel Müller, gegründet.

1818

(19.April) In Erfurt wird als erste sportliche Vereinigung ein "Turnverein" ins Leben gerufen.

1818 Gartenanlagen Steiger

1819

Die Einwohnerzahl der Stadt, einschließlich der Garnison, beträgt 20.772.
Davon sind 12.430 evangelisch, 4.476 katholisch und 86 Juden.

1819

Drei Frauenkonvente, der Konvent der Augustiner-Chorfrauen an der Neuwerkskirche, der der Zisterzienserinnen an der Martinikirche im Brühl (Martini extra) und der der Benediktinerinnen am Hügel (zunächst auf der Cyriaksburg, dann an der Andreaskirche), werden durch königliche Kabinettsorder vom 19. Oktober säkularisiert. Das Schottenkloster folgt 1820, das Augustinerkloster 1822 und das Marienstift 1837.

1819

Ende der kirchlichen Zugehörigkeit zum Erzbistum Mainz (Regensburg). Der Bischof von Corvey übernimmt die Aufsicht über das Erfurter Gebiet als Generalvikar. 1821 wird es Teil der Diözese Paderborn. 1930 wird der preußische Regierungsbezirk Erfurt der Diözese Fulda zugeschlagen (bis 1994).

1819

Gründung des Lehrerseminars in den Räumen des ehemaligen Neuwerksklosters, danach Umzug in den Neubau in der Regierungsstraße.

1819

Der „Sollersche Musikverein“ wird gegründet. Er bestimmt später mit dem 1826 gegründeten „Erfurter Musikverein“ und dem 1889 gegründeten „Erfurter Sängerbund“ das Musikleben in der Stadt.

1820

(25.August) Grundsteinlegung zum neuen Schützenhaus in der Löberflur. Einweihung ist am 3. August 1821.

1821

Gründung des Erfurter "Martinstifts", des ersten "Rettungshauses für erziehungsbedürftige Knaben in Preußen", durch Karl Reinthaler (1794 bis 1836) in den Räumen des vormaligen Augustinenerklosters.

1821

(Herbst) Gründung einer Handwerksschule (bald Königliche Gewerbe- schule), die die künftigen Lehrlinge in unmittelbarem Anschluß an die allgemeine Schule ein Jahr lang in Rechnen, Geometrie und Zeichnen, Naturlehre und deutscher Sprache weiterbilden soll. Die Schule wird 1878 geschlossen.

1822

(3.März) Die Erfurter Taubstummenanstalt wird gegründet.

1822

(22.März) In Windischholzhausen wird als Sohn eines Pfarrers Fritz Müller Desterro geboren, von Darwin der „Fürst der Beobachter“ genannt. 1897 stirbt dieser bedeutende Biologe in Brasilien, wohin er 1852 ausgewandert war.

1822

Friedrich Adolf Haage jun., (1796 bis 1866) begründet seine Gärtnerei.
Die Hauptkulturen des Geschäfts im Warmhaus sind Dracänen, Gesneriaceen, Orchideen und Blattpflanzen. Im Kalthaus sind es Kakteen, Agaven, Yucca, Rhododendron, Azaleen, Camelien. Ein weiterer Hauptzweig sind Balsamien, Rittersporn, Nelken, Stauden sowie Gemüse- und landwirtschaftliche Sämereien. Zu einem Hauptgebiet des Betriebes wird später die Kakteenzucht. Ihr Sortiment zählt zu den besten in Deutschland.

1822

(22.April)Durch königliche Kabinettsorder wird der Stadt Erfurt wieder kommunale Selbstverwaltung gewährt. Der Magistrat hört auf, ein Königlicher Magistrat zu sein. Allerdings bekommt die Stadtgemeinde nicht das ihr 1664 vom kurmainzischen Staat weggenommene Gemeindevermögen zurück, sondern eine Dotation, die aus dem halben Gut Großmonra und einigen Grundstücken besteht und 13.585 Taler jährlich abwirft.

1823

Vollendung des Neu- bzw. Erweiterungsbaues des ersten evangelischen Krankenhauses am Lindenweg (Grundsteinlegung 1821).

1823

(4.April)Der große Platz zwischen den Graden, dem Petersberg und dem Rubenmarkt erhält anlässlich des Besuches des Königs Friedrich Wilhelm III. den Namen Friedrich-Wilhelm-Platz (seit 1945 Domplatz).

1823

Gründung der Erfurter Stadtsparkasse.

1825

Domplatz vom Domberg Aufnahme 2007Der Magistrat regelt, auf welchen Märkten welche Güter und Waren gehandelt werden dürfen. Der Viktualien-, Obst-, Kartoffel-, Gemüse und Töpfermarkt findet auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz statt, der kleine Getreidemarkt findet auf dem Fischmarkt statt, der große Getreidemarkt auf dem Wenigenmarkt, der Heu-, Stroh- und Schweinemarkt auf dem Hospitalrasen, der Holzmarkt auf dem Anger und der Kohlenmarkt auf dem Platz vor der Kartause.

1826

In der Stadt wird eine "Bezifferung der Grundstücke" eingeführt. Das Stadtgebiet wird neu eingeteilt und durchnumeriert. Die Kartäusermühle beim Einfluß der Gera ins Stadtgebiet wird die Nr.1 und das Grundstück beim Ausfluß der Gera beim Moritztor die Nr.3050.

1826

Das erste Erfurter Freibad, die Garnisons-Bade- und Schwimmanstalt, wird am "Löberwallgraben" eröffnet.

1827

Hermann Stürcke (1799 bis 1866), Begründer des Bankwesens in Erfurt, errichtet auf dem Anger 36 sein erstes Wechselgeschäft. 1830 verlegt er sein Wechsel-, Inkasso und Speditionsgeschäft nach der Schlösserstraße 3 und der Pilse 28. Schon bald unterhält er Bankkonten in allen größeren Städten Deutschlands, auch in Wien und Prag, ferner in St. Petersburg und New York.

1828 bis 1835

Der Dom wird auf Veranlassung des Domkapitels in neugotischem Sinne restauriert. Leiter ist bis 1830 der unfähige Stanislaus von Pereira, danach nimmt Karl Friedrich Schinkel maßgeblich Einfluss. Neuweihe des Doms ist am 18. Oktober 1835.

1828

Der "Erfurter Gewerbeverein" wird unter dem Vorsitz von Gottfried Christoph Werneburg gegründet.

1828

Johann Christoph Schmidt (1803 bis 1886) gründet die Firma J.C.Schmidt (Blumenschmidt), anfänglich als Nebenbetrieb einer Wachsfabrik.
Dann betreibt er den Handel mit Pflanzen und Knollen. Bald fügt er eine Bukettbinderei hinzu, die er zu hoher Blüte bringt. Die Verwendung immortellenartiger Blumen und Gräser wird später zu einem bedeutenden Betriebszweig.

1829

Auf dem „Cardinal“, dem heutigen Johannesplatz, wird ein Exerzierplatz für die Erfurter Garnison eingerichtet.

1829

Der weltberühmte Violinist Niccoló Paganini gibt mit dem Erfurter Musikverein ein Konzert.

1830

Abbruch des Saalbaues des Rathauses und des ältesten Rathausteils an der Marktstraße gegen den Widerstand eines großen Teils der Erfurter Bevölkerung.

1831

(2. bis 5. August) 2. Thüringisches Sängerfest in Erfurt mit Konzerten im Schauspielhaus (Futterstraße) und in der Barfüßerkirche.

1832

(29.Mai) Ausbruch der Cholera in Erfurt; sie erlischt am 22.August.
Ende 1831wohnen in Erfurt 27.536 Einwohner, davon sind 4.777 Militär-personen. Von den Zivilisten sind 17.231 evangelisch, 5.402 katholisch und 144 jüdisch.
Im September 1833 wohnen in Erfurt 25.915 Einwohner, davon sind 3.321 Militärpersonen und 132 Juden.

1832

1832 Haus zum Breiten HerdFriedrich Walther gründet in dem von ihm erworbenen Grundstück „Haus zum Breiten Herd“ am Fischmarkt eine Eisenhandlung.

1833 bis 1850

Karl Friedrich Wagner ist Oberbürgermeister der Stadt.

1834

(1.April) Aufhebung des katholischen Progymnasiums. In ein solches war das vormalige katholische Gymnasium 1822 umgewandelt worden.

1834

Der botanische Garten und das anatomische Theater im ehemaligen Stadtzwinger werden bei der Verbreiterung der Löberstraße abgebrochen.

1835

Der erste Erfurter Kindergarten, die "Wart- und Pflegeanstalt für kleine Kinder", wird eröffnet. 1848 eröffnet ein weiterer Kindergarten in der Eimergasse 24 (heutige Meienbergstraße).

1836

In diesem Jahr sterben beide Elternteile des großen Historikers Leopold Ranke in Erfurt, wo sie bei ihrer Tochter den Lebensabend verbracht haben. Sie werden auf dem Brühler Friedhof begraben.

1836

Gründung der lutherischen Gemeinde in Erfurt. Erster Pfarrer wird der bisherige Pfarrer der Andreasgemeinde Johann Andreas August Grabau. Grabau wird 1837 verhaftet, amtsenthoben und muss 1839 nach Amerika auswandern. Mit ihm wandern u.a. 108 Personen als lutherische Separatisten aus dem Regierungsbezirk Erfurt aus.

1838

(8.Januar) Die östlichen Gewölbe des Langhauses der Barfüßerkirche brechen ein. Die Wiederherstellung in den alten Formen erfolgt in den Jahren 1842 bis 1852.

1838

(16.Mai) Der Gärtner J.C.Schmidt und 16 weitere Erfurter Gärtner gründen den "Erfurter-Gartenbau-Verein".
Im "Vogelsgarten" (heute Stadtgarten) findet die erste Gartenbau- ausstellung statt.

1839

Abbruch der Gebäude des ehemaligen Mainzer Hofes im Brühl. Auf dem Gelände entsteht 1862 die Königliche Gewehrfabrik, die bis zum Ende des Ersten Weltkrieges besteht.

1839

Johann Adam John (1811 bis 1898) eröffnet eine Eisenhandlung in der Allerheiligenstraße 1. Erweitert durch eine Bauschlosserei und Klempnerei in der Marktstraße 41/42, entsteht die Metallfabrik J.A. John, die später nach Ilversgehoven verlagert wird.

1840

(10.Juli) Einweihung der neuen Synagoge durch Rabbiner Philippson.

1840

An den Verzweigungen der Gera sind im Stadtgebiet 20 Mahlmühlen mit 81 Gängen, 10 Ölmühlen, 4 Walkmühlen, 2 Sägemühlen und eine Lohmühle in Betrieb.

1840

(26. und 27.Juli) Säkularfest der Buchdrucker und Buchhändler. Die 400-jährige Wiederkehr der Erfindung der Buchdruckerkunst wird mit Konzerten, einem Festakt, einem Festmahl und einem Ball gefeiert.

1840 Vogels Garten

1841

Auf Anregung des Generals August von Hedemann bildet sich im Frühjahr ein Verschönerungsverein.

1841

1840 Rathaus(15.Januar) Die Stadtverordnetenversammlung gibt die Zustimmung zur Vorbereitung des Baues eines neuen Rathauses. Die Grundsteinlegung erfolgt 1870.

1841

Der Erfurter Verschönerungsverein wird gegründet.

1842

Der Oberpräsident der Provinz Sachsen ordnet die Errichtung einer Handwerkskammer an.

1842

In der Fabrik von Carl Lucius & Co. auf dem Junkersande Haus Nr.1281 wird die erste Dampfmaschine in Betrieb genommen.

1842

(8.Juni) Regierungsrat Wilhelm Horn und Kreisphysikus Becker gründen einen Naturwissenschaftlichen Verein.

1842

Das zum Rathauskomplex gehörende Gebäude an der Rathausgasse geht in das Eigentum des Justizfiskus über; es wird als Kreisgericht genutzt.

1843

Ernst Benary (1819 bis 1893) gründet vor dem Brühler Tor eine kleine Gärtnerei. Er züchtet und vervollkommnet neue Formen und verbreitet den Kultur- und Handelsbetrieb in Bezug auf Sämereien planmäßig über die ganze Erde.

1843

Friedrich August Stübgen gründet eine erste Lampenfabrik.

1843

(6.August) Erinnerungsfeier anlässlich der 1000-jährigen Wiederkehr des Vertrages von Verdun und der damit gemäß der Auffassung der Zeit verbundenen Gründung des Deutschen Reiches. Es finden Gottesdienste wie an hohen Feiertagen statt. Der Ambrosianische Lobgesang ertönt mit 36 Kanonenschüssen. Ein Musikkorps durchzieht die Stadt und am Rathaus erklingen Choräle.

1844

(22.April) Die städtische Realschule wird im Gebäude Barfüßerstraße 21 eröffnet. Sie ersetzt die aufgehobene Knaben-Oberschule. Sie wird 1859 in die Reihe der Realschulen I. Ordnung aufgenommen. 1883 wird die Schule ein Realgymnasium, und 1885 wird sie von städtischer in staatliche Trägerschaft übergeführt.

1844-1886

1847 Bau BahnhofBau der thüringischen Eisenbahnen durch die Thüringische Eisenbahngesellschaft. Erfurt wird 1847 Sitz ihrer Direktion.
Im gleichen Jahr wird die Eisenbanlinie Weimar – Erfurt – Gotha – Eisenach; im Jahr 1869 Erfurt – Nordhausen und 1886 Erfurt – Sangerhausen eröffnet.

1845

(21.Mai) Aufruf zur Gründung einer christkatholischen Gemeinde. Am 7. August hält diese ihren ersten Gottesdienst in der Predigerkirche. Auf einer Versammlung der Deutschkatholiken am 16. November 1845 wird Adolf Bergmann einstimmig zu deren Prediger gewählt.

1845

(13. und 14.September) Brand im ehemaligen Kartäuserkloster. Die Ökonomiegebäude, die Kirche und der Turm werden zerstört.

1845

Franz Hermann gründet eine Lederfabrik. Seine Familie zählt zu den ältesten Lohgerberfamilien der Stadt. Bereits seit dem Jahre 1650 haben Angehörige der Familie das Gerberhandwerk betrieben.

1847

 

Die Brüder Wilhelm und Louis Born gründen in Ilversgehofen eine Samenhandlung und betreiben die Produktion von Senf, Essig und Sprit.

1848

(1.Juli) In der Stiftsmühle wird als Müllerssohn der besonders um die Armenologie verdiente Indogermanist Heinrich Hübschmann, von 1877 bis zu seinem Tode 1908 Professor in Straßburg, geboren.

1848

(24.November) Nach Tumulten im März und im Juni erreicht die Revolution am 24.November in Erfurt ihren Höhepunkt. Die Straßen- kämpfe finden auf dem Anger vor dem Zeughaus (heute Angermuseum) und in der Bahnhofstraße statt. 12 Handwerksgesellen und selbstständige Handwerker sowie 7 Soldaten fallen bei diesen Kämpfen.

1848

Carl Franz Heinemann (1819 bis 1875) gründet seine Gärtnerfirma in Erfurt. Spezialitäten sind Begonien und Gloxinien neben dem in der Stadt üblichen Samenbau. Weiterhin werden Blattpflanzen für das freie Land, Stauden, Rosen, Beeren, Schlingsträucher und neue Gehölze gezüchtet. Der Betrieb entwickelt sich zu einer führenden Erfurter Großgärtnerei, die erstmals in Deutschland illustrierte Handelsverzeichnisse versendet.

1849

(1.Mai) Der „Erfurter Allgemeine Anzeiger“ beginnt sein Erscheinen, ab 1919 heißt er „Thüringer Allgemeine Zeitung“ und wird 1944 eingestellt.

1850 bis 1851

Dr. Hermann Mallinckrodt ist amtierender Oberbürgermeister der Stadt Erfurt.

1850

Bildung der Oberpostdirektion (OPD) Erfurt. Am 15. November können in Erfurt erstmals Briefmarken erworben werden.

1850

1850 Reichstag Augustinerkirche(20.März bis 29.April) Unionsparlament der nord- und mitteldeutschen Staaten in Erfurt. Tagungsstätte ist die Kirche des Augustinerklosters. Unter den Abgeordneten sind Radowitz, Bismarck, Graf Brandenburg, Manteuffel, v. Gagern, Simson, Dahlmann und Häusser.

1850

Die Reparaturwerkstätten für Lokomotiven und Eisenbahnwaggons der Thüringischen Eisenbahngesellschaft werden eröffnet. Von Anbeginn werden Hunderte von Arbeitern beschäftigt.

1850

(11.Oktober) Letzte öffentliche Hinrichtung in Erfurt. Der Maurer Mecke aus Mühlhausen wird auf dem Galgenberg, ostwärts der Stadt gelegen, mit dem Beil gerichtet.

Lebenshaltungskosten in Erfurt 1845-1852



Letzte Aktualisierung ( 30. 10. 2014 )
 
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