1876 | Theodor Hagen übernimmt die Leitung der Weimarer Kunstschule, die insbesondere mit ihrer Landschaftsfreilichtmalerei weiteres Ansehen gewinnt. Zu ihren nahmhaftesten Vertretern -als Lehrer und in Weimar lebende freie Künstler -zählen: Albert Brendel, Paul Baum, Leopold von Kalckreuth, Paul Tübbecke und Christian Rohlfs. |
1876 | Die Weimar-Geraer-Bahn über Jena wird eingeweiht. |
1876 | 9.bis 13.September: In Erfurt findet die „Allgemeine deutsche Gartenbauausstellung” statt. Sie ist Ausweis für die Leistungsfähigkeit Erfurts als Standort der Kunst- und Handelsgärtnerei. Vor allem die Firmen Schmidt, Benary und Chrestensen besitzen Weltgeltung (Zucht von Gemüse, Blumen und Blumensamen). |
1880 | Hans von Bülow, international bekannter Pianist und Dirigent, wird an die Meininger Hofkapelle berufen. Sein Nachfolger wird 1885 der 21 jährige Richard Strauß (bis 1886). |
1882 | Die Statistik weist hinsichtlich der Verteilung der Arbeitskräfte auf die einzelnen volkswirtschaftlichen Bereiche folgende Werte aus: Land- und Forstwirtschaft = 41% (sinkt bis 1895 auf 35,5%) Industrie = 44,9% Handel und Verkehr = 7,8% Sonstiges = 6,3 % |
1882 | Der Glaschemiker Otto Schott siedelt sich in Jena an. In Zusammenarbeit mit Abbe und Zeiss arbeitet Schott an der Verbesserung von optischem Glas und Geräteglas. Sein 1884 in Jena gegründetes „Glastechnisches Laboratorium Schott & Genossen” wird zum Hauptproduzenten von optischem Glas in Deutschland. |
1882 | Die „Königliche Eisenbahn-Direktion” Erfurt zur Verwaltung der preußischen Staatsbahnen in Thüringen entsteht. |
1883 | Die in der ersten Hälfte des 19.Jh. begonnene Verdrängung des Laubwaldes durch den Nadelwald hat in einigen Gebieten zur Fichtenwaldmonukultur geführt. |
1883 | Erfurt erhält als erste thüringische Stadt ein örtliches Telefonnetz. |
1887 | Beginn des grundlegenden Umbaus des Erfurter Hauptbahnhofs (Abschluß 1893). |
1887 | Am 22.Juni verstibt die Schriftstellerin Marlitt (Eugenie John) in Arnstadt. Ihre zumeist in der Zeischrift „Gartenlaube” in Fortsetzung erscheinenden Trivialromane gehören zu den Bestsellern ihrer Zeit. |
1887 | In Dermbach wird unter dem Vorsitz des Pfarrers Adolf Wuttig der „Thüringer Raiffeisenverband” gegründet. |
1888 | Das preußische Kriegsministerium erweitert die seit 1858 in Erfurt bestehende „Königliche Gewehrfabrik” zum bedeutensten Unternehmen der deutschen Rüstungsindustrie und damit zu einem der größten Industriebetriebe Thüringens. |
1889 | In Erfurt erscheint die erste Ausgabe der sozialdemokratischen „Thüringer Tribüne”. |
1890 | Auf ihrem Parteitag in Erfurt formiert sich die Sozialdemokratie nach dem Fall des Sozialistengesetzes neu. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands wird gegründet (SPD). Das „Gothaer Programm” wird durch das „Erfurter Programm” ersetzt. Es verbindet marxistische Programmatik mit einer Reihe realer und sozialpolitische Zielsetzungen. |
1892 | In Gera wird der elektrische Straßenbahnverkehr eröffnet (nach Halle zweite deutsche Stadt). |
1893 | Nach Versuchsbohrungen entsteht in Sondershausen mit der Gewerkschaft „Glückauf” das erste thüringische Bergbauunternehmen. |
1893 | Am 30.August findet in Jena das erste Fußballspiel in Thüringen „nach englischem Muster” statt. |
1893 | Richard Strauss, von 1889 bis 1894 Kapellmeister in Weimar, leitet die Uraufführung von Engelbert Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel”. |
1894 | In Ilmenau entsteht auf Initiative der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt die „Großherzoglich-Sächsische Fachschule und Lehrwerkstatt für Glasinstrumentenmacher”. |
1894 | In Erfurt wird der erste feste Theaterbau (das spätere Opernhaus) im preußischen Thüringen eröffnet. |
1894 | Große Thüringer Gewerbeausstellung in Erfurt. |
1895 | Die preußische Staatsbahn erwirbt mit der Weimar-Geraer-Bahn, der Saalbahn und der Werrabahn weitere wichtige Bahnstrecken. |
1896 | 24.Mai: Die Gründung des „Rennsteigvereins” zur touristischen Erschließung und wissenschaftlichen Erforschung des alten Höhenweges im Thüringer Wald ist Ausdruck einer weite Bevölkerungskreise erfassenden organisierten Wanderbewegung. |
1896 | 18.Juni: Mit einem Festakt in Anwesenheit Wilhelm II. wird das „Kaiser-Wilhelm-Denkmal” am Kyffhäuser eingeweiht. |
1898 | Mit der Gründung der Firma Bothmann & Glück wird der Grundstein für den bedeutenden Gothaer Waggonbau gelegt. |
1898 | Heinrich Ehrhardt, Erfinder und Unternehmer („Rheinische Metallwarenfabrik” Düsseldorf), gründet in Eisenach eine Fahrzeugfabrik, die zunächst Fahrräder, Militärfahrzege und Lafetten, ab 1904 Personalkraftwagen („Dixi”) produziert. 1901 erwirbt er die Dreyse-Munitions- und Waffenfabrik in Sömmerda und wird zu einem der ersten und bedeutensten privaten Waffenproduzenten in Deutschland. |
1900 | Gegenüber 1871 ist die Bevölkerung Thüringens von rund 1,5 Millionen auf über 1,9 Millionen Menschen angewachsen. Den stärksten Bevölkerungs- zuwachs (meist mehr als 50%) verzeichnen die Industriegegenden um Erfurt, Gera, Apolda, Greiz und Sonneberg). |
1900 | 1.Januar: Die Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches im Deutschen Reich bringt für die thüringischen Staaten eine weitere Rechtsangleichung. |
1900 | Am 25.August verstirbt der Philosoph Friedrich Nietzsche in Weimar. |
1901 | 5. Januar: Großherzog Carl Alexander, Symbolfigur des „silbernen Zeitalters” Weimars stirbt. |
1901 | Der Reformpädagoge Hermann Lietz gründet gründet das Landerziehungsheim Haubina (bei Hildburghausen). Sein Erziehungskonzept geht vom Zusammenleben von Schülern und Erziehern, der Verbindung von geistiger und körperlicher Betätigung und von der Vermittlung ethischer Werte aus. |
1902 | Der Belgier Henry van de Velde, als Architekt und Kunstgewerbler ein international führender Vertreter des Jugendstils, wird nach Weimar berufen. |
1902 | In Gera wird das neue Hoftheater fertiggestellt. Seine Architektur steht dem Jugendstil nahe. |
1903 | Das vom Reichstag verabschiedete Kinderarbeitsgesetz, das zahlreiche Maßnahmen gegen die Kinderarbeit enthält, verdankt sein Zustandekommen u.a. den katastrophalen Zuständen in der Heimindustrie Sachsen-Meiningens. |
1904 | Der Verband „Sächsisch-Thüringischer Webereien e.V.”, mit Sitz in Greiz, wird als erster großer regionaler Unternehmerverband gegründet. |
1905 | Die Gebrüder Gustav, Meinhard und Luis Strupp gründen in Verbindung mit der Diskonto-Gesellschaft Berlin die „Bank für Thüringen A.G.” in Meiningen. |
1905 | November: Die seit Sommer in der ostthüringischen und westsächsischen Textilindustrie für höhere Löhne und den Zehnstundenarbeitstag geführten Streiks werden ergebnislos abgebrochen. Es sind bisher die größten Arbeitskämpfe in Thüringen (35.000-40.000 Beteiligte). Erstmals wendet ein Unternehmerverband dabei das Mittel der Aussperrung an. |
1906 | Erfurt erreicht mit 100.000 Einwohnern als erste thüringische Stadt den Großstadtstatus. Größte thüringische Städte: Gera (49.000), Altenburg (40.000), Gotha (39.000), Jena (38 000), Eisenach (38.000), Mühlhausen (35.000), Weimar (34.000). |
1907 | Gründung des Verbandes Thüringischer Industrieller (Sitz Weimar) als Regionalverband des Bundes der Industriellen (ab 1922/23 Verband der Mitteldeutschen Industrie). |
1907 | 12.Januar: Im Ergebnis der Reichtagswahlen gibt es in Thüringen einen Rechtsruck. |
1907 | In den Tuffkalkbrüchen von Ehringsdorf wird eine altsteinzeitliche Feuerstelle entdeckt. Neben Werkzeugen und tierischen und pflanzlichen Nahrungsresten werden bis 1914 auch menschliche Knochen freigelegt, die den Präneantertalern zuzuordnen sind. |
1908 | Die 1906 in Berlin gegründeten Mercedes Büromaschinenweke GmbH verlegen ihre Produktion nach Mehlis (bei Suhl). |
1908 | Ein in ganz Deutschland Aufsehen hervorrufendes neues Volksschulgesetz in Sachsen-Meiningen setzt die völlige Trennung von Kirche und Schule durch (keine Aufsichtsrechte der Kirche mehr). |
1911 | Gründung des Verbandes mitteldeutscher Industrieller (Frankfurt/Main) als Regionalverband des Bundes der Industriellen. Ihm schließen sich vor allem industrielle Unternehmer des preußsichen Thüringen an. |
1911 | 1.Dezember: Max Reger wird zum Leiter der Meininger Hofkapelle berufen (bis 1914). Das Orchester erneuert seinen Ruf als eines der Besten in Deutschland. |
1912 | Die Sozialdemokratie ist mit 10 Mandaten (47,3%) Gewinner der Reichtagswahlen. Drei Mandate gehen an die Nationalliberalen, je eines an die Fortschrittliche Volkspartei, die Deutschkonservativen und das Zentrum. |
1913 | Etwa 7-8% der deutschen Braunkohleförderung stammt aus dem Meuselwitz-Rositzer Revier des Altenburger Ostkreises. |
1914 | An den von der Sozialdemokratie organisierten Protestaktionen gegen den drohenden Krieg in den meisten größeren Städten Thüringens (Erfurt, Gera, Greiz, Jena, Langensalza, Mühlhausen, Nordhausen) beteiligen sich jeweils bis zu 4.000 Teilnehmern. |
1914 | 2.August: Der Eintritt Deutschlands in den1.Weltkrieg (1.Mobilmachungstag) ruft auch in Thüringen in der Bevölkerung eine Welle nationaler Begeisterung hervor, in die sich Chauvinismus und Hurrapatriotismus mischen. |
1915 | An der Jenaer Universität veranlaßt Ernst Haeckel und gleichgesinnte Kollegen die Entfernung des Holder-Bildes „Aufbruch der Jenaer Studenten 1813” wegen der „deutschfeindlichen Gesinnung” des Schweizer Künstlers. Die Uni sammelt Kriegsschriften und legt ein „Kriegs-Archiv” zur „geistigen Kriegsarbeit” an. Eine „Professoren Denkschrift” wird von namhaften Hochschullehrern verfasst, in der sie sich für ein maximales deutsches Kriegszielprogramm einsetzen. |
1916 | 24.März: 18 Reichstagsabgeordnete der SPD verweigern erneut die Zustimmung zu den Kriegskrediten. Nach ihrem Ausschluß aus der Reichstagsfraktion bilden sie die „Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft”, der auch 3 thüringische Abgeordnete angehören. |
1916 | In Jena und Gera kommt es zu Demonstrationen für soziale Verbesserungen und zur Beendigung des Krieges. |
1917 | 6.-8.April: Gründungsparteitag der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) in Gotha. Sie erlebt in den thüringischen Gebieten raschen Mitgliederzulauf. Von den weit links stehenden Gruppierungen innerhalb der USPD verfügt die Spartakusgruppe in den wichtigen Industriestandorten Erfurt, Gotha, und Jena über größeren Einfluß. |
1917 | 31.Juli: In Gera stürmen und plündern hungernde Frauen Lebensmittelläden. Auch in anderen Städten kommt es zu Hungerrevolten. |
1918 | An der deutschen Frühjahrsoffensive sind in starken Maße thüringische Regimenter beteiligt. Insgesamt verlieren im 1.Weltkrieg nahezu 4.000 Soldaten aus den thüringischen Staaten das Leben. |
1918 | Die Anlagen der DEA, Deutsche Erdölwerke AG in Rositzu bei Altenburg nehmen die Produktion von Dieselöl aus Braunkohle auf. |
1918 | August-Oktober: 4.500 Menschen in den thüringischen Staaten fallen bei unzureichender Ernährungslage einer Grippewelle zum Opfer. |