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19. 03. 2024
Benary, Ernst - Gartenbauunternehmer PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Martin Schoder   
28. 06. 2006
Begründer des Rufs von Erfurt als führender Stadt des Samenhandels

* 10. November 1819 Kassel
† 19. Februar 1893 Erfurt

Benary hat dem Erfurter Gartenbau seinen Weltruf erworben.

Er entstammte einer Familie jüdischen Glaubens, die väterlicherseits seit fünf Generationen ab Mitte des 17. Jahrhunderts in Nordhessen nachweisbar ist. Sein Großvater mütterlicherseits lebte als Bankier in Kassel. Auch sein Vater Salomon Benary war Bankier. Er verlor jedoch sein ganzes Vermögen durch Zwangsanleihen und verlies Kassel, um in das preußische Erfurt zu ziehen. Seine beiden ältesten Söhne waren bereits 1821 im Königlichen Gymnasium eingeschrieben. Nach zahlreichen Querelen im Erfurter Rat erlangte er das Bürgerrecht.

Ernst Benary war der jüngste Sohn und das vorletzte von insgesamt neun Kindern. 1835 absolvierte er das Erfurter Gymnasium, um sich der Kunstgärtnerei zu widmen. Nach dem Tod der Eltern haben die älteren Brüder den kleinen Bruder sicher zum Geldverdienen gedrängt. Persönliche Neigungen zu Natur und Pflanzen haben sicherlich den Entschluss begünstigt.
Der 15-jährige Ernst Benary begann seine Ausbildung bei dem damals angesehensten Erfurter Gärtner Haage jr., welcher ihm ein gutes Lehrzeugnis ausstellte. Nach seiner Ausbildung ging er auf Wanderschaft und, nach einem Zwischenaufenthalt in den Jahren 1842 bis 1843 bei Haage führte es ihn nach England. Hierbei vervollkommnete er nicht nur seine gärtnerischen Fähigkeiten, sondern erwarb sich zugleich kaufmännische Kenntnisse und knüpfte wichtige Verbindungen zu damals wichtigen Firmen. Zudem erlernte er Kenntnisse in verschiedenen Sprachen.

Benary bezog zunächst eine Mietwohnung, später zog er in das Haus an der Ecke Schlösserstraße/Barfüßerstraße und pachtete in der Martinsgasse einen kleinen Garten. 1845 heiratet er die aus einer angesehenen Hamburger Kaufmannsfamilie stammende Bella Jonassohn. Ihre Mitgift ermöglicht es ihm, das erste eigene Grundstück zu erwerben. 1878 wird er auf dem Nachbargrundstück die Villa Ernst Benary errichten.
Mit Bella Benary war er 48 Jahre lang glücklich verheiratet. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor, von denen eines früh verstorben ist. Fünf seiner Kinder sind zum Christentum übergetreten, während man Ernst Benary als säkularisierten Juden bezeichnen kann.
Am 14.2.1847 wurde ihm durch den Erfurter Rat das Bürgerrecht verliehen. Dies versetzte ihn in die Lage, an die Ausweitung des Geschäfts zu gehen. Er spezialisierte sich immer mehr auf die Anzucht und den Vertrieb von Blumen- und Gemüsesamen und wurde 1849 mit der Herausgabe von fremdsprachigen Katalogen auch international tätig.

Sein geschäftliches Handeln war von dem Willen bestimmt, seine Kunden niemals zu enttäuschen und deren blindes Vertrauen zu gewinnen. "Wie die Saat – so die Ernte" wurde sein Wahlspruch, den man auch an dem Geschäftsneubau (Gorkistraße) verewigte. 1863 hatte er etwa 20 ha über 1500 Mistbeetfenster und 13 Gewächshäuser in Betrieb, 1893 auf 50 ha etwa 6000 Mistbeetfenster und 20 Gewächshäuser in Betrieb. Etwa 100 Züchter in allen Erdteilen arbeiteten mit der Fa. Benary zusammen, allein in Erfurt arbeiteten 14 selbständige Betriebe für Benary.
Fast 50 Jahre war es Benary vergönnt, seine Firma zu führen. Er entwickelte diese zu einem weltweit maßgebenden Lieferanten von Gartensamen. Er trug dazu bei, dass Erfurt den Beinamen Blumenstadt erhielt und Deutschland zu einer Wiege der kommerziellen Saatguterzeugung und der systematischen Pflanzenzüchtung wurde.

Benary hatte noch vor der Einführung der Sozialgesetzgebung eine eigene Betriebskrankenkasse geschaffen. Seine Frau kümmerte sich um erkrankte Mitarbeiter und um junge Mütter. Der Betrieb sorgte für seine Alten – eine mit erheblichen Mitteln ausgestattete Hilfskasse bildete den Vorläufer der betrieblichen Altersvorsorge. Das Betriebsklima war gut und lange Betriebszugehörigkeit mit daraus resultierenden Jubiläen wurden sprichwörtlich.
Benary engagierte sich auch über den Betrieb hinaus. Er gehörte zur bürgerlichen Honoratiorenschicht, war Stadtverordneter, brachte sein Wissen und seine Unterstützung bei der Organisation und Ausrichtung von zahlreichen Fachkongressen und Ausstellungen ein.

Er verstarb nach viertägiger Krankheit am 19. Februar 1893. Testamentarisch verfügte er stattliche Geldbeträge für gemeinnützige Zwecke. Der Stadt vermachte er mehrere Grundstücke, die zwischen der Gothaer Straße und der heutigen Straße des Friedens gelegen waren und etwa 5700 m² umfassten. Zu diesem Zwecke hatte er sie zuvor von der Stadt als Bauland erworben. Er bestimmte, dass hierauf eine Erholungsfläche für seine Mitbürger entstehen und für immer erhalten bleiben solle.

Denkmal Ernst Benary
Foto: Klaus Fischer


Der Platz trägt heute wieder seinen Namen, nachdem er zunächst von den Nationalsozialisten getilgt und später auch in der DDR wieder entfernt worden war.

Straßenbenennung

Erfurt, Brühlervorstadt: Benaryplatz

Quellen / Literatur

http://www.erfurt-web.de/BenaryErnst

mehr:


In: Stadt und Geschichte - Zeitschrift für Erfurt (Heftnummer):
Mondschein, Helga:
Benary - diesen Namen habe ich schon als Kind gekannt (4)

Letzte Aktualisierung ( 14. 03. 2017 )
 
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