Denkmale in Erfurt |
Geschrieben von Matthias Stier | |||||||||||||||||
27. 02. 2007 | |||||||||||||||||
Seite 9 von 15 1901 - 1919BismarckturmStandort: NO-Rand Steigerwald, Am Tannwäldchen Der monumentalste Erinnerungsort an "Reichsgründer" Otto von Bismarck (1815-1898) ist der 1901 errichtete Bismarckturm im Steiger. Nach dem Aufruf der Deutschen Studentenschaft von 1898, im ganzen Land Bismarcksäulen zu errichten, wurde am 23. März 1900 ein Erfurter Bismarcksäulen-Verein gegründet. Unterzeichnet von Oberbürgermeister Hermann Schmidt (1851-1921) und zahlreichen Honoratioren verkündete ein Aufruf: "In allen Gauen des Vaterlandes sollen auf ragender Höhe granitene Säulen zum Himmel streben, dem Gewaltigsten zum Gedächtnis, dem Größten aller Großen einer großen Zeit, Otto von Bismarck." Die Spenden aus der Bürgerschaft flossen reichlich und so konnte bereits am 1. September 1901 die Einweihungsfeier am heutigen Tannenwäldchen stattfinden. Der durch Maurermeister Carl Haddenbrock errichtete 22 Meter hohe begehbare Turm folgte dem meist gebauten Modell "Götterdämmerung" von Architekt Wilhelm Kreis (1873-1955). Nur mit einer Feuerschale und dem Familienwappen Bismarcks auf einem Reichsadler versehen, sollte der Kalksteinbau deutsch-germanische Wehrhaftigkeit und Eintracht ausdrücken. mehr:
Burenhaus, AfrikahausStandort: Kreuzung Juri-Gagarin-Ring - Bahnhofstraße Der Fassadenschmuck des 1902 errichteten "Burenhauses" in der Bahnhofstraße erinnert an den so genannten Burenkrieg 1899 bis 1902. Die beiden Burenrepubliken Transvaal und Oranje-Freistaat hatten sich - letztlich erfolglos - gegen eine Annexion durch das britische Südafrika gewehrt, das es in erster Linie auf die dortigen Goldvorkommen abgesehen hatte. In Deutschland wie auch in vielen anderen Ländern nahm man in diesem blutigen Krieg, in dem die Briten unter anderem Konzentrationslager für die burische Zivilbevölkerung errichteten, eindeutig Partei für die Buren.
Schulz-Gedenkstein, Schulzenstein, Blauschimmel, ND (Doppeldenkmal), versetztStandort: ega, Südhang, Staudenanlage, Nähe Freilichtbühne Der 1,5 m x 1,4 m x 1,0 m große, rötliche Granitblock lag ursprünglich in der Udestedter Flur, 2 km w Udestedt, im Teufelstal in Sichtweise des einsamen Turms des ehemaligen Klosterhofes Barkhausen. Dort wurde er auch von E.E. Schmid 1873 erfaßt, der ihn für den größten Findling der Thüringer Mulde hielt. Wenn man das auch nicht bestätigen kann, so ist der Findling ob seiner schön gerundeten Form bestimmt eines der attraktivsten geologischen Naturdenkmale der Eiszeit hierzulande, auch wegen seiner blauen Quarzeinschlüsse, die zum früheren Namen „Blauschimmel“, von einer bekannten Käseart übernommen, geführt haben. Der erratische Block kam auf das Gelände de Cyriaxburg als Denkstein. Die Inschrift ist bis heute nicht verblichen und noch lesbar. Der geehrte Stadtrat Gustav Schulz war seit 1872 Vorsitzender des Erfurter „Verschönerungsvereins“.
Notjahr-Denkmal in Linderbach, KDBräunlicher Sandstein, 90 cm hoch, quadratischer Querschnitt, flachpyramidales Dach In seinem Widmungsinhalt ist der Gedenkstein einmalig. 1893 und 1911 waren ausgesprochene Notjahre. Außerordentliche Trockenheit, Hitze und Dürre über längere Zeit – 1911 fiel zwischen Mai und September kein Regen – führten zu dürftigem Ertrag oder völliger Missernte. Futter und Stroh mussten auswärts teuer eingekauft werden. Mancher Landwirt geriet so in große Not oder ging gar zugrunde. Friedrich II.-Gedenktafel in KersplebenStandort: Kerspleben, Kirchplatz 1 Nach der Überlieferung bezog Friedrich II., auch Friedrich d. Große oder „der alte Fritz“ (1712-1786) während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) am 17. September 1757 von Dittelstedt kommend, im Pfarrhaus zu Kerspleben, bei Pfarrer Mag. Wilhelm Immanuel Hogel, Quartier und blieb elf Tage. Nachdem die Preußen im böhmischen Oberelbe-Gebiet in der Schacht bei Kolin am 18. Juni schwer geschlagen wurden, mussten sie Böhmen räumen und sich nach Sachsen zurückziehen. Durch den Einmarsch der Reichsexekutionsarmee in Thüringen, das waren Reichstruppen unter dem Herzog von Sachsen-Hildburghausen und ein französisches Korps, sah sich Friedrich II. gezwungen, mit einem Großteil seiner Truppen dorthin heranzurücken. Thüringen war zum Kriegsschauplatz und das Umland von Erfurt kurzzeitig Hauptquartier der Preußenarmee geworden. Zu der Verunsicherung in den Reihen der Preußen führt Bley (1997) folgende Begebenheit an. Am Tag vor dem Weiterzug der in Kerspleben einquartierten Truppe, am 28. September 1757 in Richtung Ollendorf nach Buttelstedt, äußerte diese den Wunsch, „in einem Gottesdienst zum Tisch des Herrn, zu einer Feier des heiligen Abendmahles zu gehen. Der König im nahen Pfarrhaus, der sonst mit seinen Soldaten alles gemeinsam unternahm und den sie deshalb 'den Alten' nannten, blieb diesem gemeinsamen Gottesdienst fern.“ Friedrich II. hatte trotzdem Kriegsglück. Preußen schlug die kaiserliche Reichsarmee am 5. November 1757 vernichtend in der Schlacht bei Roßbach . Mit den beiden Gedenktafeln in Dittelstedt und Kerspleben sind zwei wichtige Erinnerungsstätten des in heutiger Zeit eingemeindeten Erfurter Umlandes erhalten geblieben. Neben dem mit der Anbringung der Tafeln an der Wende zum 20. Jahrhundert ausgewiesenen Bestimmungszweck, die hiesige Anwesenheit einer bedeutenden historischen Persönlichkeit deutscher und internationaler Geschichte in das Gedächtnis zu rufen, widmen sie sich dem Gedenken an den Siebenjährigen Krieg vor über 250 Jahren, unter dem besonders die Landbevölkerung zu leiden hatte. Der Inschrifttext der Kersplebener Tafel „in schwerer Zeit“ deutet es an. Der Krieg lastete in heute kaum vorstellbarem Ausmaß schwer durch geforderte Abgaben landwirtschaftlicher Produkte besonders der Küchendörfer, Einquartierungen sowie Versorgung der Truppen, Plünderungen und Gewaltausbrüchen. Es ging an die Existenz vieler Bauern und die Auswirkungen waren auch nach Kriegsende lange Zeit noch zu spüren. (DT) → Friedrich II.-Gedenktafel in Dittelstedt QuelleBley, Gerhard: Auf den Spuren der Geschichte; ein historischer Rundgang durch Kerspleben (Auszüge) (Stand 1997). In: Heimat- u. Geschichtsverein Kerspleben e. V.: Kerspleben und Töttleben | 1104 - 2004 | Beiträge aus 900 Jahren Ortsgeschichte. Kerspleben 2004, 152 S., S. 15-38. Reichart-ReliefStandort: Reichartstraße, Jugendstilhaus, unter Rundgiebel und -fenster an schöner ornamentgeschmückte Fassade, restauriert Luther-Denkmal II, temporär versetzt!
Standort: Für die Dauer von Flächensanierungsarbeiten wurde das Denkmal im April 2017 von der Karlstraße in die Barfüßerkirche versetzt. Teile des Sockels vom Mittelteil - linker Säulenfuß und Fundamentteile waren allerdings am 01. Mai 2017 (siehe Fotos) noch vorhanden!? Erst bei einem Besuch am 13. Mai 2017 konnte die Entnahme dieser restlichen Teile festgestellt werden. Im Mittelpunkt der antikisierenden Denkmalanlage, die in Verbindung mit der gleichnamigen Schule 1912 errichtet wurde, steht ein querformatiges Bronzerelief mit einer Szene aus dem Leben Martin Luthers (1483-1546) – dem gemeinsamen Singen – im Mittelpunkt, die auf sein bis heute lebendig gebliebenes kompositorisches Schaffen hinweist. Eingefügt ist das Relief in den oberen Teil einer aus Quadern zusammengefügten Wandfläche, flankiert von angefügten toskanischen Säulen und überdacht von einem profilierte Gesims. Zu beiden Seiten schließt sich symmetrisch in einem Bogen eine Sitzbank an, die zum oberen Rand hin ein schmales vertieftes Banddekor aufweist.
Lutherdenkmal und die Lutherschule in seinem Rücken liegen direkt am Erfurter Lutherweg, der im Juni 2013 eröffnet wurde, und über den gleich neben dem Denkmal eine von sechs deutsch-englischen Infotafeln in der Landeshauptstadt Auskunft gibt. Erfurt ist übrigens der zentrale Verbindungsort der sich hier treffenden vier Wegschlaufen des Wander- und Pilgerweges. Wegweiser, an einem „L“ erkenntlich, erleichtern die Orientierung auf allen Lutherwegen. Weitere Tafeln stehen an der Lutherkirche (500 m o), am Augustinerkloster, am Domplatz, am Dreienbrunnenbad und am Dorfplatz in Kerspleben. (DT)
Bismarck-Statue, nicht erhalten, 2004 neu angefertigtStandort: Anger 33 Otto von Bismarck (1815-1898) gilt bei aller Umstrittenheit als einer der großen deutschen Staatsmänner. Der "Reichsgründer" von 1871 wurde einst in gewaltigen Monumentalbauten verehrt. Noch heute zeugen zahlreiche Bismarcktürme davon.
Bismarck-Denkmal Riechheimer Berg, ND (Doppeldenkmal), Findling versetztStandort: S Gasthaus auf dem Riechheimer Berg Welcher Erfurter kennt nicht die beliebte Ausflugsgaststätte "Riechheimer Berg"? Vier Generationen erholungssuchender Großstädter haben sich auf den zehn Kilometer langen Weg hinauf auf den 513 Meter hohen Berg zwischen Riechheim und Hohenfelden gemacht. Auf den Fundort eines der Blöcke aus dem Denkmal weist E. Wagner (1930) hin. Er erwähnt aus einer linken Ausbuchtung des Wasserrisses [tiefe Einkerbung], der n von Schellroda in nw Richtung am sw Rand des Klosterholzes entlangführt, im Niveau von 365 m zwei Blöcke (Findlinge) von Braunkohlenquarzit (puddingsteinartig). Der größere Block von den beiden ist bereits auf den Riechheimer Berg geschafft worden, wo er das Mittelstück des dort errichteten Bismarckdenkmals bildet. (DT)
Königin-Luise-Denkmal, nicht erhaltenMarmor-Portraitstele Denkmale berühmter Frauen gehören zu den Ausnahmen. Eine davon hatte einst Erfurt zu bieten. 1908 beauftragte der Magistrat den Bildhauer Heinrich Steinhage (1880-1948), für den Promenadeneingang des seit 1897 städtischen Luisenparks eine Herme der preußischen Königin Luise (1776-1810) zu errichten. Angeregt hatte dies der Erfurter Historienmaler Eduard von Hagen (1834-1909). Der Berliner Bildhauer Fritz Schaper (1841-1919) empfahl, eine um 1797 von dem berühmten Berliner Klassizisten Johann Gottfried Schadow (1764-1850) geschaffene Luisen-Büste nachzubilden. Steinhages 2,90 Meter hohe Büstenherme fand den Segen der Promenadenkommission und 1909 eine feierliche Enthüllung. Straßennamen: Luisenstraße mehr:
Golde-Denkmal, ND (Doppeldenkmal), nicht erhaltenAus fünf Findlingen zusammengesetzt, Thüringer Granit, Bronze-Portraitmedaillon Zu Beginn des Jahres 1908 erging ein Aufruf an die Erfurter Bevölkerung, dem Komponisten und Musiker Joseph Golde ein ehrendes Denkmal zu setzen. Unmittelbarer Anlass dafür war das 50. Jubiläum der Erstaufführung eines seiner populärsten Werke, der Fest-Reveille. Sie hatte am Neujahrstag 1858 in Erfurt stattgefunden. Einst zog das "Große Wecken" an den Geburtstagen des Königs von Preußen, des Herzogs von Meiningen, des Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen mit diesem Marsch durch die Straßen. Erste Entwürfe für die Gedenkstätte zeichnete Bildhauer Heinrich Steinhage 1908, und nach dessen Tod modellierte Ewald Hahn (1883-1949) das unvollendete Porträtmedaillon. Schon am 6. Juni 1909 fand die feierliche Enthüllung der Komposition aus fünf verschieden großen Findlingsblöcken in den erneuerten Flutgrabenanlagen statt.
Gustav-Adolf-Brunnen, Hungerbrunnen, DenkmalbrunnenSandstein / Bronze / Messing 280 Jahre nach der Schlacht bei Lützen, bei der Gustav II. Adolf , König von Schweden (1594-1632) im Kampf gegen Wallensteins Truppen am 6. November 1632 zu Tode kam, setzten ihm dankbare Erfurter Bürger ein Denkmal. Erinnert wurde an den "Retter mit dem Schwert", den Schützer protestantischen Glaubens und Wahrer mancher durch Mainzer Herrschaft verlorenen Rechte. Am 10. November 1911 konnte der Brunnen im Beisein des Königlich Schwedischen Gesandten, des Bischofs von Gotland und Erfurter Honoratioren eingeweiht werden. Mit Bedacht hatte man die Nähe der Predigerkirche gewählt, die Gustav Adolf zu Andachten aufsuchte und als seine Pfarrkirche bezeichnete. Bildhauer Carl Melville (1875-1957), seit 1909 Lehrer an der Erfurter Kunstgewerbeschule, gestaltete eine unheroische intime Version mit Symbolen und erzählerischen Szenen. Wegen der Gestalten über den Wasserbecken, einem Mann mit Kindersarg und der barfüßigen Mutter mit Säugling, prägte der Volksmund in Erinnerung der Epidemien des Dreißigjährigen Krieges den Namen "Hungerbrunnen". Im umlaufenden Schriftzug des Stelenschafts verewigte Melville den Anfang des Lieblingsliedes von Gustav Adolf: „Verzage nicht, Du Häuflein klein, Gott ist mein Harnisch." Dessen Porträtmedaillon, Namen, einen Löwen mit Wappen und die Vignette mit Bibel und Schwert versammelte er an der Hauptschauseite gegenüber dem Langhaus. Im Verlauf mehrerer Rekonstruktionen und Sanierungen (1992, 1994 und 2000) wurden auch die gestohlenen Kleinplastiken im Sinne historischer Vorbilder ersetzt. (RM) Straßennamen: Gustav-Adolf-Straße → Gustav-Adolf-Gedenktafel | → Maria-Eleonora-Gedenktafel
Schmidt-GedenktafelEisenguß, Bronze Die dankbaren Mitglieder des 1878 gegründeten Erfurter Spar- und Bauvereins widmeten ihrem 1. Vorsitzenden, dem Stadtbaudirektor Ferdinand Schmidt 1911 eine bronzene Ehrentafel. Sie wurde mit einem von Bildhauer Ewald Hahn (1883-1949) gestalteten Porträtmedaillon am Sockel eines Uhrturms in der Karlstraße angebracht.
Breslau-Denkmal, versetzt, verändert erhaltenFränkischer Muschelkalkstein / Bronze Im Auftrag des Erfurter Magistrats gestaltete der Bildhauer Carl Melville (1875-1957) für den 1897 verstorbenen Oberbürgermeister Richard Breslau (1835-1897) eine der repräsentativsten Denkmalanlagen der Stadt. Am 19. Oktober 1912 wurde sie öffentlich enthüllt. Die jahrelangen Kämpfe um die Verwirklichung des gigantischen Projektes Flutgraben, dessen Kosten von fast 1,7 Mio. Mark allein durch die Stadt Erfurt aufgebracht werden mussten (!), lassen erkennen, dass Kommunalpolitiker nicht nur für den Augenblick, sondern auch auf Jahrzehnte voraus zu planen imstande sein müssen. Oberbürgermeister Breslau hat dafür die Vorbildwirkung geleistet. Mit großem Weitblick schätzte er die kommenden Verhältnisse, auch die Verkehrsdichte, seiner Stadt ein. Mit fallendem und ruhendem Wasser des flachen Beckens nahm der Künstler Bezug auf die 1876 eröffnete Zentralwasserleitung und den Beginn der Kanalisation. Der Denkmalstandort verwies auf Breslaus Mitwirkung am folgenreichen Projekt, den alten Festungsgraben als Hochwasser regulierenden Umflutgraben umzufunktionieren und die Wälle gärtnerisch zu nutzen. Auf Erfurts Bedeutung als Blumenstadt und Samenexporteur verwies der Bildhauer durch Attribute der Putten, Sätuch und Blumen. Sein Honorar betrug 6.032 Mark. Ein Vorhaben, das bereits in den 1990er Jahren geplant war aber nur teilweise realisiert werden konnte, scheint nun Wirklichkeit zu werden, die „Rekonstruktion des historischen Denkmals von Richard Breslau in 2015“. So verkündet es ein großes Transparent des Fördervereins für Spiel- und Freizeitplätze der Generationen in Erfurt e.V. direkt vor dem Denkmal. Man kann also gespannt sein, ob es die lobenswerte Initiative schafft, das ursprüngliche Ensemble mit seinem vorgelagerten Becken wiedererstehen zu lassen. (DT) Straßennamen: Richard-Breslau-Straße, 1901, vier Jahre nach dem Tode Breslaus, gab die Stadt Erfurt, einer der vornehmsten Straßen entlang des Flutgrabens seinen Namen. mehr:
Kaiser-Denkmal von Frienstedt, FD, ND (Doppeldenkmal)Standort: S Frienstedt, Kreuzung B7, sw Ecke Vom 11. bis 15. September 1891 fand w von Erfurt ein „Kaisermanöver“ statt. Dazu begab sich am 14. September das preußische Kaiserpaar Wilhelm II. (1859-1941) und Auguste Viktoria (1858-1921) von ihrem Aufenthalt in Erfurt aus, wo sie am Vorabend eingetroffen waren und im Regierungsgebäude (Statthalterei) residierten, nach Gamstädt, um dort die große Parade des 4. Armeecorps abzunehmen. Beim Frienstedter Gasthaus „Fürstenhof“, s des Ortes an der „großen Heerstraße“ (heute B7), war ihnen eine zweifache Ehrenpforte errichtet worden. Hier verließ das Paar die Kutsche und stieg zu Pferde. Damit war der erste Anlass des späteren Denkmals gegeben. Ein weiterer ergab sich 1913 mit dem 25jährigen Regierungsjubiläum Wilhelm II. Daher die Inschrift auf der Denkmalsseite (s.o.). Interessant ist die Inschrift auf der Rückseite des eratischen Blocks (Findling) mit den Jahreszahlen 1813 und 1913, die einen anderen kaiserlichen Bezug herstellt, zum Kaiser der Franzosen. Vielerorts errichtete man 1913 Denkmale, die dem überhöhten nationalen und patriotischen Empfinden Ausdruck gaben, so wie es der Inschrift auf dem Napoleonstein von Utzberg abzulesen ist: „1813 – 1913. Zur hundertjährigen Jubelfeier der Erhebung Deutschlands und der Zerstrümmerung der Weltherrschaft Napoleons. Deutschland sei wach! ...“ Art und Typus der Jahreszahlen am Frienstedter Findling – übereinander stehend in einem vertieften Rechteckfeld – weisen eine deutliche Ähnlichkeit mit einem Findling auf, der sich heute auf einem Privatgrundstück in Schmira befindet und Teil des als Findlingspyramide gestalteten Erinnerungsmals in der „Pfaffenlehne“ gewesen sein soll.
Luther-Gedenkstein bei Stotternheim, Lutherstein, FDStandort: O Stotternheim, O-Ende Luthersteinweg Der Gedenkstein nahm auf das sagenumwobene Gewittererlebnis vom 2. Juli 1505 Bezug, das Martin Luther (1483-1546) als Erfurter Jura-Studenten zum Eintritt ins Kloster der Augustinereremiten bewogen haben soll. Über der Einweihungsfeier lag der nationalprotestantische Geist des Ersten Weltkriegs, der Luther zum Hoffnungsträger der Deutschen stilisierte. Erfurts Gymnasialdirektor Prof. Dr. Johannes Biereye rief in seiner Festrede dazu auf, "mit dem Glaubensmut und der Glaubenskraft Luthers weiter zu leben und zu kämpfen in aller Not und Gefahr, die uns in dieser Welt umdräut." Der unbehauene Gedenkstein aus schwedischem Granit nennt den Ort ,“Werdepunkt der Reformation", auf der Rückseite wird ihm im Pathos der Zeit das Prädikat "Geweihte Erde" verliehen. Freilich lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob Luther auf dem Rückweg vom heimischen Mansfeld tatsächlich beim Einschlag eines Blitzes an dieser Stelle spontan den Schwur tat: "Hilf du, heilige Anna, ich will ein Mönch werden!", und diesen dann als göttliche Fügung konsequent umsetzte. Theologen und Historiker vermuten vielmehr einen längeren Prozess, der zur Hinwendung ins Religiöse führte. Sicher ist aber, dass mit dem Eintritt in das Erfurter Augustinerkloster am 17. Juli 1505 die intensive Auseinandersetzung Martin Luthers mit der Frage begann, wie er einen gnädigen Gott bekommen könne. Hier liegen wesentliche Wurzeln der Reformation. (SR) Straßennamen: Lutherstraße |
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Letzte Aktualisierung ( 05. 02. 2020 ) |
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