742 | (Frühjahr/Sommer) Erste schriftliche Erwähnung von „Erphesfurt“. Der Missions- Erzbischof Bonifatius bittet den Papst Zacharias in einem Brief um die Bestätigung der von ihm gegründeten Bischofssitze und der von ihm geweihten Bischöfe:“Und wir bitten und begehren, dass jene drei Orte (oppida sive urbes), in denen wir sie eingesetzt haben, durch Urkunden kraft Eurer Autorität bestätigt und gesichert werden. Einen dieser Bischofssitze haben wir errichtet in dem Kastell (in castello), welches Würzburg heißt, den zweiten an dem Platz (in oppido), welcher Büraburg genannt wird, den dritten in dem Ort (in loco), welcher Erphesfurt heißt, der schon vor Zeiten eine befestigte Siedlung (urbs) heidnischer Bauern gewesen ist...“ |
743 | 
(1.April) Der Papst Zacharias bestätigt in seinem Antwortschreiben die drei Bischofssitze unter Übernahme der von Bonifatius verwandten Charakterisierung der Orte.
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Zweite Hälfte des 8. Jh. | Gründung des Domes (Marienkirche) auf dem Domhügel. 1153 Einsturz der Kirche. Bereits im folgenden Jahr Beginn des Neubaus als Pfeilerbasilika. 1201 Fertigstellung des Südturmes und 1237 des Nordturmes. 1283 Erwähnung der „Kavaten“. Um 1320/30 Erweiterung der Unterbauten und Verlängerung des Chores. Um 1330 Errichtung des „Triangel-Portals“. 1349 bis 1370 Chorneubau. 1452 Einsturz des Langhauses. 1455 bis 1465 Neubau des Langhauses. 1472 Brand und Neubau der Mittelturmspitze. 1717 Zerstörung und Ersatz der Turmhelme. 1828 bis 1873 Umbauarbeiten und Veränderung des Langhausdaches und der Turmspitze. Seit 1965 umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen und Umbau des Langhausdaches. In den folgenden Jahren Sanierung der Außenhaut und Restaurierung der Chorfenster. Domberg zu Erfurt |
747 | Das von Bonifatius 741 oder 742 gegründete Bistum Erfurt wird wahrscheinlich aufgehoben und geht im Mainzer Bistumssprengel auf; das Bistum Mainz ist ab 782 endgültig Erzbistum. Auch nach der Vereinigung bleibt Erfurt der kirchliche Mittelpunkt Thüringens. Da die kirchliche Oberhoheit des Erzbistums Mainz engere Beziehungen zu dem wirtschaftlich weiter fortgeschrittenen Rhein-Main-Gebiet mit sich bringt, wirkt sich die Zusammenlegung fördernd aus. Die Siedlung Erfurt gewinnt mit dem Erstarken der fränkischen Reichsgewalt seit der Mitte des 8. Jahrhunderts weiter an Bedeutung und entwickelt sich zum politischen und kulturellen Zentrum Thüringens. |
755 | Das Bistum Erfurt wird aufgelöst und dem Bistum Mainz angeschlossen. Bistum Mainz |
768 | Erste schriftliche Erwähnung der Königsstraße/Via Regia Lusatiae als die große Ost-West-Straße. Sie trifft in Erfurt auf die alte Völkerstraße vom Süden nach dem Norden, Rechte oder Kreutzstraße genannt. Via Regia |
802 | Graf Wernher beurkundet „ad Erfesfurt in palatio publico“. Dadurch wird das Vorhandensein einer Königspfalz belegt, die sich wohl auf dem Petersberg befindet und in der im Auftrage Karls des Großen ein Graf seinen Sitz hat. Die Urkunde verfügt zugunsten des Klosters Hersfeld. Doch das Aufgebot der in der Urkunde genannten Großen gilt vor allem der Aufzeichnung der lex Angliorum et Werinorum hoc est Thuringorum. Der König hat bei seinen zeitweiligen Aufenthalten in Erfurt seinen Sitz auf dem Petersberg. |
805 | Karl der Große erklärt Erfurt im Diedenhofener Kapitular zu einem der Grenzhandelsplätze an der Ostgrenze des damaligen Frankenreiches: „Die Kaufleute, die das Gebiet der Slawen und der Awaren besuchen, sollen in Sachsen mit ihren Waren nur vordringen bis Bardowieck, wo Hredi (als Königsbote) die Aufsicht führen soll, bis Magdeburg, wo Aito die Aufsicht hat und bis Erfurt, wo Madalgaudus die Aufsicht führt“. Sie hatten auch darüber zu wachen, dass die aus den Westen kommenden Fernhändler den Slawen und den Awaren keine Waffen verkauften. Erfurt liegt an einer alten Heer- und Handelsstraße, die aus dem Rhein-Main-Gebiet über Frankfurt und Hersfeld ins Innere Thüringens führt und ab dem Hochmittelalter Kaufleute ostwärts über Leipzig in die Lausitz und nach Schlesien führt. |
836 | Überführung der Reliquien des Heiligen Severus von Ravenna nach Erfurt. In diesem Zusammenhang erste Erwähnung einer Kapelle des Benediktiner-Nonnenklosters St. Paul am Ort der heutigen Severi-Kirche auf dem Domhügel. 1080 Brand der Kirche und des Klosters. Errichtung eines zweichorigen Baues, der 1121 von den regulierten Augustiner-Chorherren übernommen wird. Verlegung des Nonnenklosters auf den Cyriaksberg. Ab 1278 Neubau nach Baufälligkeit. Um 1308 Weihe der Ostseite des Querschiffes und um 1400 Fertigstellung der Wölbung. 1472 Vernichtung des Langhausdaches und Wiederaufbau als hohes Walmdach über 5 Schiffen und Errichtung der Turmhalle. 1875 Abbruch des Kreuzganges. 1980 und in den folgenden Jahren Restaurierung des Inneren der Severi-Kirche. Severikirche |
843 | Mit dem Vertrag von Verdun erfolgt die offizielle Teilung des fränkischen Großreiches, mit der die Entwicklung des ostfränkisch-deutschen Reiches eingeleitet wird. Thüringen und das Königtum erlangen zunehmend an Gewicht. Erfurts regionale Vorrangstellung erhöht sich, es wird ein bevorzugter Aufenthaltsort der Könige und Kaiser sowie ein wichtiger Stützpunkt unmittelbarer Königsherrschaft im Hinblick auf Thüringen und das Reich. |
852 | Der König des Ostfrankenreiches, Ludwig der Deutsche, hält in Erfurt einen Hoftag ab. Er steht im Zusammenhang mit der vom ostfränkischen Adel aufgenommenen Expansion gegenüber den Elbslawen. Mit seinem Heer zwingt Ludwig der Deutsche die Sorben erneut unter ostfränkische Tributpflicht. |
Zweite Hälfte des 9. Jh. | Erfurt beginnt sich unter Zusammenwachsen mehrerer Siedlungen zu einem nichtagrarischen, frühstädtischen Zentrum zu entwickeln. Neben den schon ansässigen Kaufleuten lassen sich Fernhändler nieder, die den Ort zuvor nur als Wanderhändler aufgesucht haben. Die Siedlungsbezirke schließen Niederlassungen von Handwerkern ein, die Versorgungs- und andere Dienstleistungsaufgaben für die Marktsiedlung zu erfüllen haben. Nach wie vor betreibt ein beträchtlicher Teil der Bewohner Ackerbau und Viehzucht. |
932 | (Juni) Erzbischhof Hildebert von Mainz hält auf Veranlassung und in Gegenwart König Heinrichs I. in Erfurt eine Synode ab. Die Erhebung einer Kopfsteuer für Abwehrmaßnahmen gegen die Ungarn, aber auch für die Expansionspolitik gegenüber den Elbslawen wird beschlossen. Es wird beschlossen, den Ungarn den Waffenstillstand aufzukündigen. Heinrich I. leitet von der Königspfalz Erfurt aus im Rahmen seiner Burgenordnung Bau und Ausbau von Burgen im thüringischen Raum. |
936 | König Heinrich I. nimmt auf seinem letzten Hoftag kurz vor seinem Tod in Erfurt eine so wichtige Handlung wie die Designation seines Sohnes Otto I. zum Nachfolger vor. Ort des Reichstages war wahrscheinlich der Petersberg. |
973-975 | Kaiser Otto II. hält in der Stadt Hof ab. Das Königsgut im thüringischen Hauptort Erfurt und seiner Umgebung gehört zur Basis der königlichen Zentralgewalt. Erfurt zählt zu den bedeutendsten Orten der sächsisch-thüringischen Königsgutlandschaft. |
Um 1000 | Im Zuge der Ottonischen Reichskirchenreform erhalten die Erzbischhöfe von Mainz weitgehende Privilegien in Thüringen. Die weltliche Herrschaft über den Thüringer Zentralort Erfurt geht an das Erzbistum Mainz über. Die kirchlichen Bindungen in Erfurt werden stabilisiert. Erfurt bildet den Mittelpunkt der mainzischen Besitzungen in Thüringen. |
Um 1000 | In Erfurt vollzieht sich die Entwicklung zur Stadt. Gegenüber den alten Siedlungen zwischen Petersberg und Gera entsteht eine neue Niederlassung auf dem östlichen Flussufer. Handwerker, vorwiegend aber Kaufleute siedeln dort. Aufschwung der Kaufmannssiedlung zwischen Lehmannsbrücke, Kaufmannskirche und Anger. Erfurt entwickelt sich in enger Wechselwirkung zum Umland als Gewerbe- und Nahmarktort. |
Um 1000 | Die einstigen durch Erfurt führenden Völker- und Verkehrswege wandeln sich zu viel benutzten Handelsstraßen. An der Gerafurt in Erfurt kreuzt sich die vom Rhein nach Russland führende Hohe Straße oder Königsstraße (via regia) mit Verkehrswegen, die Süddeutschland mit den Küsten im Norden verbinden. Nicht zuletzt durch den regen Durchgangs- und den ertragreichen Eigenhandel wird Erfurt zu einem wirtschaftlichen Mittelpunkt des Binnenlandes. Via Regia |
Um 1000 | Die rege Bautätigkeit des hohen Mittelalters kündet vom wirtschaftlichen, politischen und kirchlichen Zentrums der Stadt. Das Netz der Klöster, Kapellen, Orden und Pfarrkirchen wird engmaschiger und Erfurt erwirbt damit den Ruf einer türmereichen Stadt. Erste monumentale Steinbauten entstehen, vor allem vollziehen sich auf dem Domhügel, dem Hauptsitz der Geistlichkeit, und auf dem Petersberg wesentliche architektonische Veränderungen. |