1500-1520 | Wirken des Erfurter Humanistenkreises, der sich zunächst um Nikolaus Marschalk, dann um Mutianus Rufus (Conrad Muth) und schließlich um Eobanus Hessus schart. Die Hohe Schule wird eines der geistigen Zentren des Humanismus . Von Italien ausgehend, wird er eine gesamteuropäische Bewegung.
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1500 | Johannes Lang (1487-1548), protestantischer Kirchenreformator von Erfurt, bezieht die Universität Erfurt. Er unterhält schon frühzeitige Beziehungen zu den dortigen Humanisten. Im Jahre 1506 tritt er in das Erfurter Augustinerkloster ein, wo er mit Luther Freundschaft schließt. 1511 wird er mit diesem zusammen nach Wittenberg versetzt. Er wird 1512 zum Magister artium promoviert, wird Professor für Ethik und wendet sich gleichzeitig dem Studium der Theologie zu. Im Jahre 1516 wieder nach Erfurt zurückgekehrt, wird er in das Amt des Priors des Augustinerklosters eingeführt. Seit Luthers Thesenanschlag gehört Lang zu den frühesten und eifrigsten Vorkämpfern der Reformation in Erfurt.
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1501-1511 | Martin Luther verbringt entscheidende Jahre seines Lebens in Erfurt. Immatrikulation 1501 an der Erfurter Universität. 1502 Baccalaureat. 1505 Magister artium und Eintritt in das Augustinerkloster. 1507 wird er zum Priester geweiht (wahrscheinlich in der Kilianskapelle am Dom). Er bleibt – mit Unterbrechungen – bis 1511 in Erfurt. In späteren Jahren hält er sich mehrmals in Erfurt auf.
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1503-1505 | Die Pest sucht Erfurt heim. Weitere Pestjahre sind 1517, 1540-1543, 1547, 1552, 1562-1564, 1577/78, 1582, 1597. |
1505 | Georg Sturtz (1490-1548), Mediziner und Mäzen des Erfurter Humanismus, lässt sich an der Erfurter Universität immatrikulieren. Im Jahre 1521 wird er zum Magister artium promoviert, wendet sich dem Medizinstudium zu und wird 1521 zum Rektor der Universität gewählt. Im selben Jahr erlangt er in Wittenberg den medizinischen Doktorgrad und wird 1523/24 und 1527 zum Dekan der Erfurter medizinischen Fakultät gewählt. Als angesehener Universitätsprofessor tätig, bekleidet er auch 1530, 1537, 1539, 1541, 1542 und 1547 das Amt eines Dekans der medizinischen Fakultät. |
1508 | Der Rat verpfändet das Amt Kapellendorf, das die unmittelbare rechtliche Verbindung der Stadt zum Reich hergestellt hat, an Kursachsen. Erfurt gelingt es nie mehr, das Pfand auszulösen.
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1509/1510 | "Tolles Jahr" von Erfurt. Kämpfe der Bürgeropposition gegen die patrizische Ratsherrenschaft. Die Gefrunden werden zeitweilig aus dem Rat vertrieben, der Obervierherr Heinrich Keller, mehrmals persönlich verhört, wird nach Gefängnishaft am 28. Juni 1510 hingerichtet. Die Veränderung der Ratsverfassung, die sogenannte "Regimentsverbesserung" wird in einer umfangreichen Urkunde niedergelegt. |
1510 | Bewaffneter Zusammenstoß zwischen Studenten und Bürgern. Universitätsgebäude und Bibliothek werden beschädigt. |
1511 bis 1515 | Bau des „collegium maius“ der Erfurter Universität in der Michaelisstraße. Am 9. Februar 1945 wird es durch Bombenangriffe zerstört. Die Rekonstruktion des Portals erfolgt 1983. |
1513 | Georg Faust (Doktor Faust), vermutlich um 1480 in Süddeutschland geboren, erwirbt sich für seine Zeit beachtliche Kenntnisse und führt als Gaukler und Scharlatan ein bewegtes Leben. Sein unruhiges Leben führt ihn auch nach Erfurt, wo ihn 1513 der Humanist Mutianus Rufus bezeugt und als Wahrsager, Narren und Prahlhans bezeichnet. Bei einem späteren Aufenthalt Fausts in der Stadt soll der Franziskaner Conrad Klinge vergebens versucht haben, ihn zu bekehren. |
1514 | Hinrichtung des Stadtsyndikus Dr. Berthold Bobenzan und des ehemaligen Obervierherrn Georg Tusenbach. Beide werden sachsenfreudiger Neigungen verdächtigt. |
1516 | Der Naumburger Vertrag zwischen Erfurt und dem sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen beendet die im mainzischen Fahrwasser segelnde Politik des Rates und lässt Erfurt wieder Anschluss an Kursachsen gewinnen. Die 1509 aus der Stadt gewichenen sachsenfreundlichen Bürger müssen wieder in die Stadt aufgenommen werden. Der Vertrag ist von dem Kanoniker des Marienstifts, mehrmaligen Rektor der Universität und ehemaligen Ratssyndikus Henning Goede (um 1445 bis 1521), einem Berater Friedrichs des Weisen, vermittelt worden. |
1516 | Eobanus Hessus übernimmt die Führung des Humanistenkreises. Man versammelt sich im Haus „Zur Engelsburg“, Allerheiligenstraße 21, das dem Mediziner Georg Sturtz gehört.
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1518 | Spätestens in diesem Jahr lässt sich der bekannteste deutsche Rechenmeister, Adam Ries(e) aus Staffelstein (1492 bis 1559), in Erfurt nieder. 1518 druckt Mathes Maler im Haus „Zum Schwarzen Horn“ (Michaelisstraße 48) Ries´erstes Rechenbuch (zweite Auflage bei Mathes Maler im Jahr 1525), und 1522 druckt Mathes Maler das zweite Rechenbuch von Adam Ries, welches mit über 100 Auflagen zu einem der bekanntesten Rechenbücher wird. 1522/1523 siedelt Ries nach Annaberg im Erzgebirge über. Die Erfurter Jahre waren für Ries wohl die wissenschaftlich fruchtbarste Zeit. Ries-Büste
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1519 | Unter dem Rektorat von Justus Jonas (1493 bis 1555), einem Kanoniker am Severistift und Inhaber eines juristischen Lehrstuhls, wird an der Erfurter Universität eine humanistisch ausgerichtete Studienreform durchgeführt. |
Ab 1520 | Die Reformation beginnt sich in Erfurt im Sinne Luthers durchzusetzen.
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1521 | Der Hildesheimer Stiftspropst Tilemann Brandis stiftet das Collegium Saxonum in der Allerheiligenstraße für Studenten aus Niedersachsen. |
1521 | (6. bis 8.April) Auf dem Weg zum Reichstag in Worms kommt Martin Luther nach Erfurt. Er wird begeistert von Universität und Bevölkerung begrüßt. Unter großem Zulauf predigt er in der Kirche des Augustinerklosters (7.April); der Rektor der Universität, Crotus Rubianus, gibt ihm zu Ehren einen Empfang. |
1521 | (Juni) in einem dreitägigen „Pfaffensturm“ verwüsten Studenten und Bürger sowie Bauern aus dem Landgebiet mehr als 40 Kurien des Klerus auf dem Domhügel. Die Aktion richtet sich gegen die Sonderstellung der Priester und fordert, dass sie die bürgerlichen Lasten mittragen sollten. Martin Luther kritisiert das verspätete bewaffnete Eingreifen des Rates gegen die Aufrührer.
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Ab 1521 | Die Bedeutung der Universität geht besonders infolge der konfessionellen Gegensätze zurück. |
1522 | (22.Oktober) Martin Luther predigt in der Kaufmannskirche und der Michaeliskirche. |
1525 | Ca 4.000 Bauern des Erfurter Landgebietes ziehen am 28.April durch das Augusttor in die Stadt ein und zerstören mainzische Verwaltungseinrichtungen und Hoheitszeichen. Es entsteht ein Bürgerausschuss. In Zusammenwirken mit einem Bauernausschuss werden 28 Artikel aufgestellt und ein „Ewiger Rat“ gebildet. Am 6.Juni regiert in Erfurt wieder der alte Rat. Gegen vier Bauernführer wird das Todesurteil ausgesprochen. Alle anderen bäuerlichen Teilnehmer am Aufstand werden zur Zahlung von hohen Geldbußen verurteilt.
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1528 | Ein Anschlag Hans Römers und anderer ehemaliger Kampfgefährten Thomas Müntzers auf die Stadt zur Errichtung einer Täuferherrschaft schlägt fehl. Der Plan wird verraten und zwölf Verschwörer festgenommen und hingerichtet. |
1530 | Vertrag von Hammelburg: Der Erzbischhof von Mainz, Albrecht von Brandenburg, verlangt die endgültige Wiederherstellung seiner weltlichen Rechte. Die Stadt muss für die während des Bauernkrieges und anderer Unruhen entstandenen Schäden Ersatz leisten. Kompromiss in den Religionsfragen. 8 Pfarrkirchen, darunter die zwei Stiftskirchen Dom und Severi, werden den Katholiken zugesprochen, die auch im Besitz der Kirchen der noch bestehenden Klöster bleiben. Die übrigen Kirchen werden den Evangelisten zugesprochen.
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1548 | Erfurt prägt erstmals Taler. Eine weitere Taler-Prägung findet 1603 statt. |
1555 | Im Augsburger Religionsfrieden wird das Prinzip „Cuius regio, eius et religio“ („Wes das Land, des der Glaube“) vereinbart. Der Rat erhebt Protest gegen das Augsburger Interim von 1548, da dieses dem Erzbischof als Handhabe dient, den Hammelburger Kompromiss in der Religionsfrage anzufechten und weitgehende politische Rechte zu fordern. Der Erzbischof verzichtet auf die Katholisierung in Erfurt. |
Zweite Hälfte des 16.Jh. | Ökonomischer Aufschwung der stätischen Wirtschaft. Die Waidgeschäfte nehmen einen vorderen Platz ein. Zahlreiche prunkvolle Bürgerhäuser entstehen im Renaissancestil (1562 ) Haus"Zum Roten Ochsen", (1584) Haus "Zum Breiten Herd", (1607) Haus"Zum Stockfisch", (1612) das Stotternheimsche Palais am Anger. |
1561 | Gründung des evangelischen Ratsgymnasiums in den Konventsgebäuden des nach dem 1556 erfolgten Tode des letzten Mönchs säkularisierten Augustinerklosters. Erster Rektor ist Paul Dummerich. Der Unterrichtsbeginn beginnt 1562. |
1566 | Aufgrund einer Stiftung von zehn vermögenden Erfurter Bürgern wird an der Universität eine theologische Professur Augsburgischer Konfession errichtet. Die Erfurter Alma mater ist die einzige in jener Zeit, an der katholische und evangelische Theologie gelehrt werden. Die Universität ist so ein Spiegelbild der Konfessionsverhältnisse in der Stadt.
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1577 | Nikolaus Elgard (um 1538 bis 1587) kommt nach Erfurt. Als mainzischer Weihbischof wirkt er bis zu einem Tode für den katholischen Glauben in Erfurt. |
1579 | Im Kavatensturm entlädt sich die Spannung zwischen dem mehrheitlich evangelischen Rat und der überwiegend evangelischen Bürgerschaft einerseits und den Stiften St. Marien und St. Severi andererseits.
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1579 | Ein Waidregister weist in 49 Erfurter Dörfern den Waidanbau nach. Der Anbau der Waidpflanze (Isatis tinctoria) ist in den Dörfern des Thüringer Beckens sehr verbreitet, und der Thüringer Waid gilt als besonders gut. Vom 13. bis zum 16. Jahrhundert steht der Waidanbau in den ca. 300 mittelthüringischen Dörfern in Blüte. Zum großen Teil im Fernhandel, geht der Farbstoff nach Görlitz, Nürnberg, Lübeck, nach Flandern und anderen deutschen und europäischen Zentren der Tuchproduktion. |
1591 | Das Aufblühen der Wirtschaft lässt die städtischen Finanzen endgültig gesunden und Erfurt wieder zu einem gesuchten Gläubiger werden. Nachdrücklich unterstützt dies das selbstbewusste Auftreten der Stadt gegenüber dem Erzbischof. Der Rat lässt auf dem Fischmarkt ein Renaissance-Standbild auf hoher Säule, den „Römer“ - fälschlich auch „Roland“ genannt – errichten:“Zum Beweißtum ihrer Freiheit, so die Stadt von alten Zeiten her gehabt“.
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1592 | In einem Zusammenspiel von Kurmainz und Sachsen-Weimar entreißt letzteres der Stadt Erfurt die Ämter Tonndorf und Mühlberg. 1602 muss der Erfurter Rat dies anerkennen. |
1597 | Während dieses Pestjahres sterben in Erfurt 7.765 Menschen – mehr als ein Drittel der Bevölkerung-, auf den Dörfern 9.676. |
1598 | In Erfurt sterben 424 Menschen. Es werden 556 Paare getraut und 534 Kinder getauft. |