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06. 12. 2023
Thal, Johannes / Arzt, Botaniker PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Monika Schiecke   
13. 06. 2006
Seine „Sylva Hercynia“ - das erste Verzeichnis aller wildwachsenden Pflanzen im Harz und die erste Flora überhaupt

* 1542 in Erfurt
† 18. Juli 1583 in Peseckendorf (heute Ortsteil der Stadt Oschersleben (Bode) im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt)

Johannes Thal besucht die Schule in Erfurt und von 1550 – 1558 die Klosterschule in Ilfeld, deren damaliger Rektor der große Pädagoge der Nachreformationszeit, Michael Neander war.
Schon als Schüler sammelte Johannes Thal in der Gegend um Ilfeld Pflanzen und herbarisierte sie.
Er bestimmte innerhalb von 2 Monaten 72 Grasarten und wurde wegen seines frühreifen Talents und seiner ausgezeichneten Beobachtungsgabe zu einem der Lieblingsschüler Neanders.
Nach dem Medizinstudium in Jena um 1561 war Thal als Arzt in Nordhausen tätig und knüpfte dort Beziehungen zu dem pflanzenkundigen Stollberger Superintendenten Georg Aemylius.
1572 gewinnen die Stollberger Grafen Johannes Thal für sich als Hofmedikus und als Physikus für die Stadt Stollberg.
Er bezog eine Dienstwohnung im Hause Kilian Kesslers, mit einem am Berg gelegenen Garten. Dort verbrachte er seine freien Stunden, sofern seine ausgiebigen Exkursionen durch den Harz Zeit dafür ließen.
Im Jahr 1577 übersandte Thal auf Drängen seines Freundes, dem Nürnberger Stadtarzt Camarius dem Jüngeren, ein vollständiges Verzeichnis aller von ihm im Laufe von fünf Jahren im Harzgebiet beobachteten wildwachsenden Pflanzen des Harzes:

„Der Harzwald, oder ein Verzeichnis der Pflanzen, die in den Bergen des Harzes, welche hintenaus gen Sachsen schaut, und in seiner Nachbarschaft von sich selber wachsen“


Dieses Verzeichnis wurde posthum im Jahre 1588 von Camarius als „Sylva Hercynia“ gemeinsam mit neun Holzschnitten aus Gesners Nachlass „HERCYNIARUM STRIPIUM ICONES“ veröffentlicht und ist das erste Verzeichnis aller wildwachsenden Pflanzen im Harz.
Die „Sylva Hercynia“ unterscheidet sich von den bisher üblichen Kräuterbüchern und war damals eine wissenschaftliche Großtat, denn sie ist der erste Florenkatalog eines geographisch umgrenzten Gebietes, der der Pflanzenkunde neue Wege wies.
In Nordhausen bewarb sich Thal 1580 um die vakante Stelle des Stadtphysikus und tritt dieses Amt 1581 an.
Johannes Thal stirbt 1583 an den Folgen eines Unfalls , den er auf dem Weg zu einem seiner Patienten in Peseckendorf bei Oschersleben mit seinem Pferdefuhrwerk erleidet.
Johannes Thal nimmt in der botanischen Wissenschaft bis heute einen Ehrenplatz ein, denn er war der Erste, der anstelle der üblichen Kräuterbücher eine Liste der kompletten Pflanzenvorkommem eines Gebietes erarbeitete.
Thals Florenliste stand am Anfang einer langen Reihe derartiger Werke, die mit dem Schaffen Carl von Linnés (1707 – 1778) ihren Höhepunkt fanden.
Viele Arten wurden von Ihm dabei erstmals beschrieben, z.B. die später nach ihm benannte, heute als Modellorganismus in der Entwicklungsbiologie bekannte Arabidopsis thaliana (Acker-Schmalwand), das Brillenschötchen, Erd-Segge, Alpen-Milchblattich, Brocken-Kuhschelle und viele mehr.
In den Zusammenfassungen über seine Beobachtungen der wildwachsenden Pflanzen nannte Thal auch bereits 21 Orchideenarten aus 10 Gattungen für Thüringen.
Dies ist etwas mehr als ein Drittel des heute nachgewiesenen Bestandes.
Für andere Arten dokumentierte er zum ersten Mal ein Vorkommen in Deutschland, und lieferte zudem für viele Beschreibungen genaue Ortsangaben.

(Quellen: Stadtarchiv Erfurt; www.erfurt-web.de)

Letzte Aktualisierung ( 22. 03. 2016 )
 
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