www.mamboteam.com
Binnensalzstellen PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Alexandra Zicke   
20. 08. 2007

Inhaltsverzeichnis 

9

1. Beschreibung / Entstehung

Bei Vorkommen von Salzvegetation im Binnenland handelt es sich vorrangig um halbnatürliche Lebensräume. Sie sind im Laufe der letzten Jahrhunderte durch extensive landwirtschaftliche Nutzung entstanden. Dazu kommt das Vorkommen von Steinsalz nahe der Erdoberfläche. Diese Salzlagerstätten haben sich aus dem Zechsteinmeer vor 255 Millionen Jahren gebildet. Das dadurch salzhaltige Grundwasser kann an geologischen Störungszonen an die Oberfläche treten.

Diese von Salzpflanzen besiedelten Stellen finden sich an Salzquellen sowie an von Großwild bzw. Vieh offen gehaltenen Bereichen.

9

2. Besonders geschützte Biotope - §18 Thüringer Naturschutzgesetz

Die Binnensalzstellen sind nach dem Thüringer Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Thüringer Naturschutzgesetz - ThürNatG - §18 Besonders geschützte Biotope, Absatz 1. Quellbereiche,..., Binnensalzstellen) geschützt.

9

3. Vorkommen in Thüringen

Das Kyffhäusergebirge und seine Umgebung bieten ein vielfältiges Landschaftsbild. Eine Besonderheit sind hier die für Thüringen bedeutendsten naturnahen Binnensalzstellen. Im ganzen verfügt Thüringen noch über sieben Gebiete mit naturnahen Binnensalzstellen.

Hier siedeln Salz - Pflanzengesellschaften, die ansonsten vorwiegend an den europäischen Meeresküsten zu finden sind.

In Artern, Bad Frankenhausen und an der Numburg tritt das salzhaltige Grundwasser an geologischen Störungszonen an die Oberfläche. So gibt es diffuse Salzwasseraufstiege in den Kachstedter Salzwiesen, im Esperstedter Ried und in der Solwiese der Numburg. Diese Aufstiege führen zu einer Anreicherung des Bodens mit Natriumchlorid. Dadurch haben sich hier naturnahe Binnensalzstellen herausgebildet.

Weiterhin spielt das Klima um den Kyffhäuser für die Ausprägungen der Binnensalzstellen eine entscheidende Rolle. So verhindert die Niederschlagsarmut in dieser Region eine stärkere Auswaschung der Salze in den Untergrund. Durch Verdunsten des salzhaltigen Grundwassers bei längeren Trockenzeiten kommt es zur Anreicherung der Salze in den oberen Bodenschichten. Damit werden günstige Bedingungen für die Salzpflanzen (Halophyten) geschaffen.

Bei dem Esperstedter Ried handelt es sich um eine durch Auslaugung der in 300 m Tiefe befindlichen Salzlagerstätten enstandenen 500 Hektar großen Senke. Es ist in Bezug auf Artenreichtum und Größe die bedeutendste Binnensalzstelle in Thüringen. Derzeit sind hier 35 Salzpflanzenarten anzutreffen. Die Kleinblütige Schwarzwurzel findet man deutschlandweit ansonsten nur an zwei weiteren Standorten in Sachsen-Anhalt. Seinen einzigen bekannten Fundort in Thüringen hat hier der Dickblättrige Gänsefuß.

Auch verschiedene Tiergruppen haben sich die salzbeeinflussten Bereiche erschlossen. Hier gibt es hochspezialisierte und zum Teil gefährdete Käfer-, Mücken- und Wanzenarten. Auf den großflächigeren salzbeeinflussten Grünlandbereichen fühlen sich auch Wiesenbrüter wie Kiebitz (Vanellus vanellus), Bekassine (Gallinago gallinago) oder gar Wachtelkönig (Crex crex) wohl. Selbst der Storch geht hier auf Nahrungssuche.

9

4. Vegetation der Binnensalzstellen

Für die meisten Pflanzen ist das Salz eher Gift. Dennoch haben es einige Pflanzen geschafft, sich diesen schwierigen Bedingungen anzupassen. Sie haben hier einen Konkurrenzvorteil gegenüber den Pflanzenarten und Pflanzengesellschaften, die sie auf den „süßen“, nicht salzbeeinflussten Böden verdrängen würden.
Dies schaffen sie durch verschiedene Tricks. So kann das Strand-Milchkraut überschüssiges Salz aus speziellen Drüsen ausscheiden. Andere schwächen die schädigende Wirkung des Salzes ab, indem sie Wasser in ihren Zellen einlagern. Viele Salzpflanzen erscheinen deshalb dickfleischiger bzw. aufgequollen, wie zum Beispiel der Queller.

Während der Queller die Stellen mit der höchsten Salzanreicherung besiedelt, sind an den Stellen mit geringerer Salzkonzentration z.B. Meerstrand-Dreizack, Strand-Milchkraut , Salz-Binse, Strand-Aster, Salzbunge oder Flügelsamige Schuppenmiere anzutreffen.

9

4.1. Beispiele für Pflanzenarten
 

9

5. Schutz und Erhalt für die Zukunft

Die lichtliebenden und konkurrenzschwachen Salzpflanzen werden bei fehlender landwirtschaflicher Nutzung meist von anderen Arten verdrängt.

Bei Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung kann es ebenfalls zum Verlust der Salzwiesen kommen. Demzufolge trägt die Landwirtschaft eine hohe Verantwortung am Erhalt dieses Biotoptyps. Daher ist die Sensibilisierung der Landwirte für den Erhalt dieses seltenen Lebensraums von hoher Bedeutung.

Zum ersten Erfolg bei der Sicherung dieses europaweit seltenen Lebnsraumes zählt insbesonders die großflächige extensive Bewirtschaftung der Flächen, das heißt ein Verzicht auf Pestizide, Neueinsaaten, Umbruch der Flächen und nur eine gemäßigte bis gar keine Düngung.

Der Freistaat Thüringen trägt aus bundesweiter Sicht eine besondere Verantwortung bei Schutz, Pflege und Entwicklung von Binnensalzstellen. So wurden 1995 und 1996 systematisch floristisch-vegetationskundliche und faunistische Untersuchungen an Binnensalzstellen durchgefährt. Hierbei war es das Ziel, ein Schutzkonzept dieser selten gewordenen Biotoptypen zu entwickeln.

Insgesamt ist es gelungen, eine vollständige Übersicht über die Verbreitung aller Binnensalzstellen und ihren aktuellen Zustand zu gewinnen. Für jede einzelne Stelle wurden konkrete Schutz-, Pflege- und Entwicklungsvorschläge unterbreitet. Die Erhaltung der sekundären Binnensalzstellen im Umfeld der Kaliindustrie steht allerdings oft im Konflikt zu anderen Aspekten des Umweltschutzes wie des Gewässer- und Bodenschutzes, wodurch viele der künstlich entstandenen Binnensalzstellen wieder vergehen werden. Hier wurden Lösungswege für tragbare Kompromisse zwischen beiden Zielstellungen ausgearbeitet.

9

6. Quellen

 
Letzte Aktualisierung ( 12. 06. 2014 )
 
Nach oben
Nach oben