Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald |
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Geschrieben von Klaus Fischer | |
15. 08. 2007 | |
Ob die mächtigen Weißtannen in den Bergwäldern und die vielfältigen Gesteinsaufschlüsse, ob die artenreichen Bäche und die intakten Hochmoore, die heute Biologen anlocken oder ob es die stillen Wälder und bunten Bergwiesen sind, die seit Generationen Wanderer und "Luftschnapper" begeistern - das Vessertal hat bei Naturfreunden und Wissenschaftlern seit langem einen wohlklingenden Namen. Zu Recht erhielt das Gebiet 1979 die Anerkennung als Biosphärenreservat der UNESCO. Es erstreckt sich das Biosphärenreservat Vessertal zwischen den Städten Suhl, IImenau und Schleusingen auf einer Fläche von 17.089 ha und repräsentiert im internationalen Verbund der Biosphärenreservate die europäische Mittelgebirgsschwelle. Gegliedert in drei Zonentypen mit abgestuften Schutz- und Entwicklungsfunktionen können die unterschiedlichen Nutzungsansprüche für das ganze Gebiet gewährleistet werden. In den Kernzonen (437 ha) bleiben Moore, Wälder und naturnahe Bäche sich selbst überlassen. Die Lebensräume können sich hier ohne menschliche Eingriffe entwickeln. Pflegezonen (2.024 ha) umgeben schützend die Kernzonen. Nutzung und Pflege dieser Flächen erfolgen nach Vorgaben des Naturschutzes. In der Entwicklungszone (14.637 ha) wird durch nachhaltige Wirtschaftsformen das typische Landschaftsbild erhalten. Sie macht den größten Flächenanteil aus. Gegenwärtig wohnen etwa 4.000 Einwohner direkt im Biosphärenreservat, von denen aber nur ein geringer Teil auch im Gebiet arbeitet.
Hier im mittleren Thüringer Wald ist das alte Grundgebirge aus den festen Gesteinen der Rotliegenden-Zeit aufgebaut. Mehrere Gipfel überschreiten die 900 - Meter - Marke und die Bergkette bildet den regenreichen Hauptkamm des Thüringer Waldes. Stolze 983 Meter erhebt sich der Große Beerberg über den Meeresspiegel und ist damit auch der höchste Berg Thüringens. Nahezu 90 Prozent des Biosphärenreservates sind von Wäldern bedeckt. Entsprechend dem geologischen Untergrund und der Lage im Gebirge haben sich je nach Standort unterschiedliche WaldgeseIIschaften herausgebildet, die vom Menschen den jeweiligen Bedürfnissen ihrer Zeit angepasst wurden. Buchenreiche Laubwälder, Bergmischwälder und Bergfichtenwälder bilden ein gebietstypisches Waldmosaik. Dieses geschlossene Waldbild wird lediglich von Wiesen, kleinflächigen Hochmooren auf dem Kamm, Siedlungen und Straßen unterbrochen. Bunte Wiesen ziehen sich in den schmalen Talgründen entlang und verleihen den Siedlungen auf der Höhe einen offenen Charakter. Der Wechsel von urigen Mischwäldern und vielfarbigen Bergwiesen, von feuchten Bachtälern und trockenen Hängen, von mildem Gebirgsvorland und rauen Kammlagen bietet Raum für eine reiche Pflanzenund Tierwelt. In den Wäldern des Biosphärenreservates ziehen Schwarzspecht und Sperlingskauz ihre Jungen auf und verbirgt sich die scheue Waldschnepfe. Auf den freien Flächen "meckern" Bekassinen beim charakteristischen Singflug und Braunkehlchen rufen von ihren Sitzwarten. Bemerkenswerte Pflanzen auf den Wiesen sind unter anderen die gelb blühende Arnika und das äußerst seltene Holunderknabenkraut sowie in den Mooren der Insekten fressende Sonnentau und die zierliche Rosmarinheide. Insgesamt wurden bisher über 3.800 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten nachgewiesen. Und die Erforschung des Gebietes ist noch längst nicht abgeschlossen.
Die Forstwirtschaft steht auch im mittleren Thüringer Wald in einem Spannungsfeld zwischen wirtschaftlicher Nutzung, Trinkwasserschutz, Erholungsbedürfnissen, jagdlicher Nutzung und Naturschutz. Die Forstverwaltung entwickelt in Zusammenarbeit mit der Verwaltung des Biosphärenreservates Lösungen, die den unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden. Die Waldflächen beispielsweise schützen das Trinkwasserreservoir für mehr als 200.000 Einwohner in der Region. Gezielt werden selten gewordene Baumarten, wie die Weißtanne, angepflanzt und gepflegt.
Die landschaftliche Schönheit, die Ferne der Ballungsräume, das Reizklima und der bekannte Höhenwanderweg "Rennsteig" locken Urlauber in die Region. Vor allem das Wandern erfreut sich nach wie vor großen Zuspruchs. Die höheren Lagen sind relativ schneesicher und bei Wintersportlern sehr beliebt. Naturinteressierte Gäste werden gezielt an Gebiete herangeführt, die sie ohne Hilfe nur schwerlich entdecken würden. Dabei können sie beispielsweise "Urwald in Thüringen" erleben oder die fantastische Welt der Schmetterlinge auf den Bergwiesen. Attraktive Angebote In Schmiedefeld am Rennsteig und in Frauenwald können sich Besucher über das Biosphärenreservat umfassend informieren. Geführte Wanderungen, Ferienprogramme, Projekttage für Schüler und Vorträge vom Besucher-Service der Reservatsverwaltung sind gern besucht. Dabei werden den Teilnehmern interessante Themen vorgestellt und auf unterhaltsame Weise näher gebracht. Schlau wie Füchse Ein Höhepunkt im Jahr ist die Aktionswoche, zu denen gezielt Schülerinnen und Schüler von Grundschulen eingeladen werden. Während einer Biosphärenreservats - Rallye gilt es Fragen zu Flora und Fauna zu beantworten und Geschicklichkeit zu beweisen. Nach erfolgreicher Tour werden die Kinder feierlich zu Biosphärenreservats Füchsen ernannt.
Eine Herausforderung für die ganze Region ist die Etablierung eines neuen Infozentrums für das Biosphärenreservat. Eingebunden in die Aktivitäten rund um die Rennsteigbahn soll am Bahnhof Rennsteig eine attraktive Einrichtung entstehen. Mit der Phoenix GmbH, dem Eigentümer und Betreiber des Bahnhofsgeländes, wurde ein engagierter Partner gefunden, der auch den Betrieb des Infozentrums übernehmen will. Für das Gelingen des anspruchsvollen Vorhabens bedarf es jedoch noch vielfacher Unterstützung.
Weitere Informationen unter Thüringer Naturbrief : Naturschutz / Besonders geschützte Biotope / Moore / Das Beerbergmoor
Waldstraße 1 98711 Schmiedefeld a. Rennst. Tel.: (036782) 6 66-0 Fax (03 67 82) 6 66-29 E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spam-Bots geschützt, Sie müssen Javascript aktivieren, damit Sie es sehen können www.biosphaerenreservat-vessertal.de Der Thüringer Naturbrief bedankt sich für die freundliche Unterstützung durch Frau Dr. Stremke und der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie Jena Beiträge wurden dem Sonderheft "Landschaftspflege und Naturschutz in Thüringen", Nr.2/2006 entnommen und geringfügig redaktionell bearbeitet. Die Redaktion dankt den AutorInnen und Fotografen. Text /Fotos Klaus Fischer |
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Letzte Aktualisierung ( 19. 09. 2008 ) |