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Nationalpark Hainich PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Klaus Fischer   
15. 08. 2007


( Manfred Großmann )

Hainich? Ein Fluss, ein Berg oder eine Landschaft? Obwohl sich hier seit dem 31.12.1997 der 13. deutsche Nationalpark befindet, ist der Hainich bundesweit immer noch relativ unbekannt und führt ein "unverdientes Schattendasein". Unverdient deshalb, weil sich hier Waldbestände von einmaliger Schönheit und europäischer Bedeutung befinden.

Der Höhenzug des Hainich liegt im Dreieck der Städte Eisenach, Bad Langensalza und Mühlhausen. Mit einer Gesamtfläche von ca. 16.000 ha (davon 13.000 ha Wald) ist der Hainich das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands. 7.600 ha davon sind als Nationalpark ausgewiesen. Geologisch ist der Hainich durch den Muschelkalk geprägt, örtlich finden sich Lössablagerungen. Der Hainich repräsentiert eine für Mitteleuropa typische Landschaft im collin - submontanen Bereich (höchste Erhebung 494 rn über NN). Die Niederschläge liegen zwischen 600 und 800 mrn.

Kennzeichnend sind seine Laubwälder. Es sind Waldflächen mit der Rotbuche als dominierender Baumart, wie sie von Natur aus in Mitteleuropa ohne Einfluss des Menschen großflächig auftreten würden.

 

Bärlauchblüte im Urwald

 

Der Südhainich, die Fläche des jetzigen Nationalparks, diente über Jahrzehnte dem Militär. Da Teilbereiche forstlich kaum genutzt wurden, konnten sich hier in den letzten 40 Jahren Waldbestände entwickeln, die natürlichen Wäldern - in Mitteleuropa längst verschwunden - vermutlich sehr nahe kommen. Durch Rodungen entstanden große Freiflächen, auf denen sich jetzt ein beeindruckender Wiederbewaldungsprozess abspielt. Die Schießbahnen wurden durch Schafbeweidung offengehalten; diese Beweidung findet - flächenmäßig deutlich reduziert - auch aktuell noch statt. Der Nationalpark Hainich präsentiert sich daher heute als ein Lebensraummosaik, bestehend aus Magerrasen in den Randbereichen, die durchsetzt sind mit zahlreichen Kleingewässern sowie Gebüschen und Gehölzgruppen, angrenzend großflächige Verbuschungsflächen, die in die flächenmäßig dominierenden, arten- und strukturreichen Laubholzbestände mit hohem Totholzanteil und zahlreichen gefährdeten Arten (wie Mittelspecht und Wildkatze) übergehen.

Laubwald

 

Touristische Entwicklung seit der Gründung

1997 lag die Bedeutung des Nationalparks für den Tourismus bei nahe Null.
Entstanden auf zwei Übungsplätzen, ohne jegliche Infrastruktur für Wanderer, selbst bei Anwohnern weitgehend unbekannt, erst recht außerhalb Thüringens - das war die Ausgangslage für den Aufbau eines Tourismus in der Hainichregion. Was hat sich hier seit seiner Gründung getan?

 
  • Der Aufbau einer Infrastruktur ist weitgehend abgeschlossen: 14 gut beschilderte Rundwanderwege mit einer Länge von rund 90 Kilometern, davon 4 Erlebnispfade (einer behinderten gerecht) , Rad- und Kutschwege, 9 Parkplätze mit Infotafeln und Info - Pavillons; zu allen Wanderwegen liegen informative Faltblätter vor. 2003 wurde das Projekt "Wildkatzenkinderwald" eingeweiht.
  • 4 Nationalpark - Informationen rund um den Nationalpark, bereits 1998 eingerichtet und in den Folgejahren verbessert, stehen zur Verfügung.
  • Das Informationsmaterial zum Nationalpark hat mittlerweile beachtlichen Umfang und Qualität erreicht (Bücher, Video, CD-ROM, Faltblätter, Broschüren). Eine umfassende Homepage erlaubt einen ersten Überblick sowie auch über Jahres-, Forschungs- und Artenbericht vertiefende Eindrücke.
  • Der Bekanntheitsgrad ist deutlich gestiegen. Als sehr werbewirksam erwies sich die Wahl der Hainich Briefmarke zur "Schönsten Briefmarke des Jahres 2000".
  • Am 26.08.2005 wurde der erste Baumkronenpfad in einem europäischen Nationalpark eröffnet. Er hat und wird der Nationalparkregion einen weiteren starken Impuls für die Tourismusentwicklung geben.
    So stieg die Besucherzahl von 140.000 im Jahr 2004 sprunghaft auf 255.000 im Jahr 2005 an.
  • Im Rahmen der Umweltbildung gibt es seit dem ersten Jahr des Bestehens ein Veranstaltungsprogramm, das 2005 mehr als 100 feste Veranstaltungen umfasste. Insgesamt nahmen an Führungen und Veranstaltungen 2005 mehr als 10.000 Menschen teil, darunter ca. 3.000 Schüler.

 

Baumpilze

 

Auf dem Weg zum Urwald

Die Entwicklung der Natur verlief ausgesprochen erfreulich. Schon bei der Gründung des Nationalparks lagen durch den hohen Anteil naturnaher Bestockung, dem Fehlen großflächiger künstlicher Nadelholzbestände und der zum Teil seit Jahrzehnten eingestellten Nutzung gute Voraussetzungen für eine natürliche Entwicklung vor. Aktuell beträgt der Anteil ungenutzter Flächen im Nationalpark 90 % (lediglich eine Wildbestands-regulierung findet hier noch statt). Mit rund 5.000 ha weist der Nationalpark Hainich damit die größte nutzungsfreie Laubwaldfläche Deutschlands auf. Auf dem Weg zum "Urwald mitten in Deutschland" brauchen diese Flächen nur noch eines: Zeit!

Zukunft der Nationalparkregion

Der Nationalpark ist, was bei seiner Gründung 1997 nicht selbstverständlich war, eine anerkannte und akzeptierte Einrichtung in der Region. Die Zusammenarbeit mit den Kommunen und Landkreisen ist gut. Mittlerweile gibt es einen Tourismusverband Hainichland, der für die Nationalparkregion wirbt. Mit ihrer zentralen Lage in Deutschland und der Einbettung in eine reiche Kulturlandschaft ist die Zukunft der Nationalparkregion durchaus viel versprechend. Die Bilanz der ersten Jahre zeigt, dass mit der Ausweisung des Nationalparks Hainich der richtige Weg für die Entwicklung der Region eingeschlagen wurde.

 

Nationalpark Hainich Verwaltung

Bei der Marktkirche 9

99947 Bad Langensalza

Telefon 0 36 03/39 07 0

Fax 0 36 03/39 07 20

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www.nationalpark-hainich.de

Der Thüringer Naturbrief bedankt sich für die freundliche Unterstützung durch Frau Dr. Stremke und der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie Jena

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www.tlug-jena.de 

Beiträge wurden dem Sonderheft "Landschaftspflege und Naturschutz in Thüringen", Nr.2/2006 entnommen und geringfügig redaktionell bearbeitet. Die Redaktion dankt den AutorInnen und Fotografen.

Text /Fotos Klaus Fischer

Letzte Aktualisierung ( 18. 09. 2008 )
 
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