Pflanzen im und am Erfurter Steigerwald |
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Geschrieben von Detlef Tonn | |
24. 01. 2008 | |
Seite 20 von 32 Pilze (Fungi)Pilze - Sammler sollten nun nicht gleich in Tränen ausbrechenDa die regnerische und teilweise feuchtwarme Witterung der letzten Wochen einen reichen Pilzsegen in den stadtnahen Waldungen verspricht, sei auf die neuen naturschutzrechtlichen Bedingungen im Umgang mit heimischen Pilzen hingewiesen. Mit Einführung der Bundesartenschutzverordnung gibt es geschützte Pilzarten. Um welche es sich im Einzelnen handelt, ist in besagter Verordnung nachzulesen (Bundesgesetzblatt Teil I Nr. 44 vom 26.9.1989). Ein paar Vertreter, die den Status "Besonders geschützte Art" tragen und die bei Sammlern relativ bekannt sind, sollen genannt werden: Steinpilz, Sommer-Röhrling, Grünling, Brätling. Der Gesetzgeber hatte kurzerhand ganze Pilz-Gattungen unter besonderen Naturschutz gestellt. Das wiederum bedeutet, dass alle heimischen Arten jener Gattungen besonders geschützt sind: Pfifferlinge, Morcheln, Trüffel, Birkenpilze. Rotkappen usw. Nun sollten die Pilzfreunde nicht gleich in Tränen ausbrechen. Der Gesetzgeber hat in derselben Verordnung von 1989 eine wesentliche Ausnahme festgelegt. Der normale Sammler darf nämlich für den eigenen Bedarf und in geringen Mengen weiterhin heimtragen: Steinpilz, Pfifferling, Morchel, Rotkappe, Birkenpilz usw. Als Marktpilze sind die besonders geschützten Pilze jedoch tabu! Die Naturschutzbehörden können weitergehende Ausnahmen zu den Verboten zulassen, solange und soweit die Erhaltung der betreffenden Arten landesweit oder in bestimmten Gebieten nicht gefährdet ist. Für solch eine Feststellung wird die qualifizierte fachliche Beratung durch die anerkannten Pilzsachverständigen erwartet. Übrigens: Eine große Anzahl eßbarer Pilzarten, die im Steiger vorkommen, sind bei den meisten Laiensammlern ganz und gar unbekannt, wie z.B. Rötelritterlinge oder Grünspanträuschlinge. Besonders geschützt sind auch die Steinpilze. Aber die finden ja sowieso nur "Eingeweihte" http://de.wikipedia.org/wiki/Pilze
Erdsterne sind ungenießbar, aber ein hübscher Schmuck für den WaldbodenFeuchtwarmes Wetter ließ in der letzten Julidekade die Pilze im Steigerforst wachsen, wie schon seit Jahren nicht mehr. In den "heimgeschleppten" Behältnissen fanden sich sogar (besonders geschützte!) Steinpilze und Rotkappen, neben den obligaten Grünspanträuschlingen, Rötelritterlingen und dem berühmt-berüchtigten Hallimasch. Auch all die auffälligen und unscheinbaren Vertreter der niederen wie höheren Pilze kamen zum Vorschein: Boviste und Schleimpilze, Stinkmorcheln nebst Karbol-Egerlingen. Zu den körperlich attraktiven, wenngleich nicht eßbaren Pilzgestalten gehören die Erdsterne. Erdsterne bilden einen hübschen Schmuck des Waldbodens, der den Naturfreund stets aufs Neue begeistert. Der Körper des Erdsterns wächst zunächst als unterirdische Kugel empor bis zur Erdoberfläche. Dann platzt die äußere Schale der Kugel an der Spitze auf und teilt sich in 5 bis 10 Lappen, die sich nach hinten krümmen. Dabei wird die innere Pilzhülle freigelegt. Solch "Innenkugel" sitzt ohne Stiel in der Mitte des Sternes (Fransen-Erdstern). Ihr Scheitel öffnet sich nach der Sporenreife an einer vorgegebenen Stelle und entläßt Wölkchen feinster Sporen. In gewisser Weise ähneln die Körper der Erdsterne den verwandten Bovisten. Die Fachliteratur beziffert die Artenzahl der europäischen Erdsterne mit 20 bis 30. Es sind allesamt sehr zierliche Pilzkörper, die sich im Nadel- bzw. Laubstreu gleichsam ducken. Wenn sie nicht mechanisch zerstört werden, kann man die Pilzhülle noch im nächsten Frühjahr beschauen. In den thüringischen Wäldern sind der Rotbraune Erdstern, der Halskrausen-Erdstern und der Fransen-Erdstern ziemlich verbreitet, wenngleich nicht unbedingt häufig. Der Rotbraune Erdstern besitzt anfangs rosafarbene Sternzipfel, die sich später dunkelbraun verfärben und durch tiefe Risse auffallen. Seine Wuchsorte befinden sich vorwiegend in Laubmischwäldern und -gebüschen. http://www.ausgabe.natur-lexikon.com/Sternpilze.php
Stinkmorchel (Phallus impudicus) - Billionen SporenPhallus: griech. phallos = männl. Glied, das aus Holz, Stein o.ä. als Sinnbild der Zeugungskraft der Natur nachgebildet wurde. impudicus: schamlos. Weltweit soll es über 100 Tausend verschiedene Pilzarten geben, ermittelten die Mykologen. Das sei Grund, von einem Reich der Pilze zu sprechen, das als drittes Naturreich neben dem Pflanzen- und Tierreich bestehen soll. Viele Dutzend Pilze gibt es im stadtnahem Wald: Eßbare, ungenießbare, giftige, höhere, niedere, besonders geschützte und sogar vom Aussterben bedrohte ... Zahlreiche heimische Pilzarten bilden eigenartige Fruchtkörper aus, deren Farbe, Form und Struktur der Vermehrung dienen. Spricht der Laie von Pilzen, meint er in der Regel diese Körper. Die Existenz der ausgereiften Fruchtkörper der Stinkmorchel (Phallus impudicus) wird durch einen widerlichen Geruch nach Aas und Fäulnis oft einige Meter weit angezeigt. Mit den Morcheln hat die Art nichts zu tun, insofern ist der Name irreführend. Er wurde gewählt, weil die Hutoberseite des Pilzes bei seiner Auflösung netzartige bzw. wabenförmige Strukturen zeigt. Die Stinkmorchel gehört zu den "Bauchpilzen" bzw. "Innensporern", weil die Sporen innerhalb des Fruchtkörpers heranreifen. Kenner schätzen die jungen Körper - sogenannte "Hexeneier" - als besondere Delikatesse. Später, wenn der hohlwandige Stiel das grünliche, zertropfende Käppchen trägt, ist der Pilz völlig ungenießbar. Aber die "Hexeneier" wachsen unter Falllaub, in der Nadelstreu, und sind nicht ohne weiteres zu finden. Der unangenehme Aasgeruch später ist ein chemisches Signal für Gold- und Schmeißfliegen. Sie fressen den Schleim auf und verbreiten so die Sporen des Pilzes. Auch Nacktschnecken weiden an den Stielen der Gemeinen Stinkmorchel. Bei den rundlich-kugeligen Bovisten entwickeln sich Unmengen feinster Sporen. Jeder Naturfreund kennt die zarten "Rauchwölkchen", die sich beim Öffnen der reifen Bovistkörper verbreiten. Dieser Staub besteht aus Milliarden Sporen. Man hat errechnet, dass ein einziger Riesenbovist fünf bis sieben Billionen Sporen entwickelt. Würden sich theoretisch alle weiter entwickeln, würde die zweite Tochtergeneration des Pilzes eine Masse bilden, die fast tausendmal größer als die Erdkugel wäre. Solch eine Entwicklung verhindert aber die Natur. http://www.natur-lexikon.com/Texte/FM/001/00015/fm00015.html
Zunderschwamm (Fomes fomentarius) - trocken wurde er einst auf Buchen und Birken zum Feuermachen benutztDie holzbewohnenden Großpilze stehen seit geraumer Zeit im prüfenden Blick der Mykologen, denn insgesamt 85 Arten sind von ihnen in der "Thüringer Roten Liste der Pilze" verzeichnet. Das macht immerhin fast ein Viertel der gefährdeten Pilzarten des Landes aus (insgesamt 368). Davon leben 52 Arten auf Laub- und 33 Arten auf Nadelholz. Allein neun Holz-Pilze existieren auf Stiel- und Traubeneichen, den anteilig wichtigsten Gehölzen des Steigerforstes. Für den Echten Zunderschwamm (Fomes fomentarius), der im Steiger an Buchen und Birken ganzjährig wächst, ist jedoch keine Gefährdung zu verzeichnen. Sein gedrungener hufförmiger Körper mit grauer Färbung ist an zahlreichen abgestorbenen Birkenstämmen zu beobachten. Nicht nur an den noch stehenden Baumleichen, auch an liegenden Stämmen wachsen seine typischen "Konsolen". Hellgrau bis schwärzlich ist die Oberseite, konzentrische Wülste bauen den "Hut" auf. Jeder Wulst dokumentiert ein Wachstumsjahr, so dass die Anzahl der Wülste das Pilz-(frucht)-Alter kennzeichnet. Der Randwulst ist stets der jüngste, er ist rostfarben bis rötlich. Im nächsten Jahr verfärbt er sich nach graubraun, später erscheint er grau bis schwarzgrau. Unter der harten, glanzlosen Rinde befindet sich eine zähe, flockig-weiche und rostbraune Masse eben der "Schwamm". Lange vor der Erfindung des Streichholzes wurde trockener, vorbehandelter Zunderschwamm zum Feuermachen benutzt. Die Verwendung korkig-holzigen bis wildlederartig-filzigen Schwammes - mykologisch: Trama - im Kunsthandwerk ist aus anderen Ländern verbürgt. Kulturgeschichtlich waren Schwamm-Sammler und Zunder-Hersteller angesehene Leute. Das ausgeprägt geotropische Wachstum des Zunderschwammes macht sich dadurch bemerkbar, dass die Röhrenschichten unter den Wülsten bei stehenden Bäumen parallel zum Stamm verlaufen. Bei gestürzten und waagerecht liegenden Stämmen stehen die Röhren wiederum senkrecht zur Stammachse. Das (Mindest-)Alter liegender Stämme läßt sich durch Auszählen der Wülste leicht feststellen. Zweifelsfrei ist der Echte Zunderschwamm kein Parasit im engeren Sinne, wohl aber ein typischer Schwäche-Parasit. Das heißt, dass der Pilz vorrangig kranke Bäume befällt. http://www.natur-lexikon.com/Texte/FM/001/00093-Zunderschwamm/fm00093-Zunderschwamm.html |
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Letzte Aktualisierung ( 18. 12. 2019 ) |
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