Pflanzen im und am Erfurter Steigerwald |
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Geschrieben von Detlef Tonn | |
24. 01. 2008 | |
Seite 1 von 32 Texte: Reinhard Krause, ca. Anfang 90er Jahrephot. D. Tonn, falls nicht anders angegeben, ausschließlich im Erfurter Steigerwald aufgenommen. Auswahl von Gefäßpflanzen, die im Steiger vertreten sind oder warenEinleitungReizvoll ist es für den Waldbesucher vom Frühjahr bis zum Herbst am Waldboden einen ständig wechselnden Blüten- und Blätterteppich vorzufinden. Im März sind es die blauviolett leuchtenden Leberblümchen, die an manchen Stellen dicht an dicht stehenden Märzenbecher, später Waldschlüsselblumen , Buschwindröschen, Scharbockskraut, Lungenkraut, Waldgoldstern, Hohler Lerchensporn, Wald-Sternmiere, Wolliger Hahnenfuß, Türkenbundlilie, Gelber Eisenhut, Haselwurz und Herbstzeitlose. Andere typische Pflanzen, die mit ihren Blättern an manchen Stellen flächenhaft den Waldboden bedecken, sind Giersch, Bingelkraut, Bärlauch und Maiglöckchen. Aber auch seltene Orchideenarten kann man gelegentlich noch beobachten: Stattliches Knabenkraut, Nestwurz, Bleiches Waldvöglein, Braunroter Sitter und vor allem Violetter Sitter. Karl L. Reinecke hat in seiner "Flora von Erfurt" Anfang des Jahrhunders mehr als 600 Blütenpflanzen für den Steiger verzeichnet. Heute ist ihre Zahl rückläufig. (H. Pontius)
Fruchttragende Pflanzen - von der Brombeere bis zur HagebutteReinecke (1914) und bereits Timpel (1906) gaben eine umfassende Darstellung der Stauden und Holzgewächse des Steigers, darunter auch fruchttragende Vertreter, die man essen kann. Wildbirne und Wildapfel dürften im Steiger schon ursprünglich gewesen sein, so wie die Vogelkirsche, Johannisbeere, Alpen-Johannisbeere, Stachelbeere, Himbeere, Brombeere (mindestens sieben Arten!), Walderdbeere und Heidelbeere (letztere ist aus Standortgründen nahezu erloschen). Die Brombeeren sind weit verbreitet und reifen in diesen Tagen des Herbstes. Diese Bezeichnung erweist sich - botanisch gesehen - als eine Gattung mit zahlreichen Arten. Ihre Unterscheidung ist für Nichteingeweihte ziemlich kompliziert. Da gibt es die Kratzbeere (Rubus caesius), die an lichten WaldsteIlen der ehemaligen Steinbrüche oberhalb des Hochheimer Geratales siedelt. Sie wird auch als Bereifte Brombeere - wegen des weißlichen Belages auf den Früchten - oder als Bockbeere bezeichnet. Seltener ist die Strauß-Brombeere (Rubus candicans), deren langer Blütenstand im Juli viele kleine weiße oder blaßrosa Blüten zeigt. Sie steht noch vereinzelt im wärmegetönten Rhodaer Grund. Früher fand man noch die Wollstengel-Brombeere (Rubus villicaulis) in lichten Schlägen, beispielsweise unweit des "Waldschlößchen". Die Kollektivart Hecken-Brombeere (Rubus nemorosus), die in mehrere botanische Kleinarten aufzuspalten wäre, dürfte im Steiger weit verbreitet sein. Sie wächst im Hopfengrund, in Hecken am Holzberg und andernorts in Hecken und Staudengesellschaften. Die Blätter der Brombeeren enthalten Gerbstoffe. Sie wirken adstringierend und metabolisch und sind in Teemischungen für Zuckerkranke enthalten. Reife Früchte sollen sich bei Struma günstig auswirken. Unter Hagebutten versteht man die Früchte der weit verbreiteten Hunds-Rose (Rosa canina). Sie leuchten im reifen Zustand tiefrot und werden Ende September bis Mitte Oktober geerntet. Die unbrauchbaren wolligen Kerne werden nach dem Sammeln entfernt, die Schalen getrocknet und verarbeitet. Der hohe Gehalt an Vitamin C (Ascorbinsäure) - notwendig für den Stoffwechsel der Zellen aller Organe des Menschen - und andere wertvolle Inhaltsstoffe (Pektin. Flavon usw.) macht diese Wildfrucht äußerst wertvoll für den Verzehr als Konzentrat oder in Teeform. Umfangreiche Hunds-Rosenbestände sind im sogenannten "Ödland" zu finden, worunter die verbuschten Trockenrasen und Magerweiden zu verstehen sind. In den Gebüschen entwickeln sich natürlicherweise neben Weißdorn und Schlehe auch verschiedene Rosenarten. Neben der Hunds-Rose gibt es im Steiger und Umgebung noch die sehr ähnliche Filzige Rose, die Rauhblättrige, Hecken-, Wein- und Essig-Rose. Sie zeigen alle jene roten Scheinfrüchte zum Sammeln. Die Artenvielfalt einschließlich komplizierter Bastardierungen ist bei den wilden heimischen Rosen noch größer als bei der Brombeere.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wildbirne Frühjahrsblumen - mit Vorratsspeicher.Der Erholungswert des stadtnahen Waldes wird im Frühling von den Massenbeständen etlicher Frühblüher bestimmt. Unter der bodenbedeckenden Flora haben die aspektbildenden Arten eine anerkannt wohltuende Wirkung auf die Gemüter vieler Steigerbesucher. Besonders nach langen Wintertagen werden die Herden der Märzenbecher und Wald-Schlüsselblumen, die Buschwindröschen und Gelben Windröschen, Lungenkraut und Immergrün, Waldgoldstern, Aronstab und Schuppenwurz und viele andere begrüßt. Viele meinen, dass der Steiger in den Monaten April und Mai am prächtigsten ausschaut - wegen der Frühblüher. Der noch lichtdurchflutete Waldboden zeigt die Blütenpracht, bevor sich die Kronen der Bäume allmählich voll belauben. Jene Fruhjahrsblüher verfügen über unterirdische Speicherorgane (Zwiebeln, Knollen, Erdsprosse), worin Aufbaustoffe noch aus der vorjährigen Vegetationsperiode enthalten sind. Austreiben aus den Boden, schnelle Entfaltung und rasches Erblühen sind ein Merkmal des pflanzlichen Reigens der Steigererde. Sehr bemerkenswert unter den Frühblühern sind einige alte Kultur- bzw. Zierpflanzen. Ihre Existenz geht in einigen Fällen auf eine vollständige Renaturierung der Standorte früheren Kulturlandes zurück. So gab es an der Westflanke des Steigers, wo heute mittelalte Eichen stocken, vor Jahrhunderten Gartenland und auch Weinberge. Der Hopfengrund zeigt verwilderte Garten-Schneeglöckchen und im Wald gegenüber dem "Hubertus" finden sich Massenbestände des Kleinen Immergrüns. Auch das Wohlriechende Märzveilchen ist stellenweise zu finden und kündet von alter Gartenkultur. Unter den Frühblühern befinden sich etliche besonders geschützte Sippen. Zu denen gehört auch das blaue Leberblümchen. Es werden auch im Steiger hin und wieder rosafarbene Leberblümchen gefunden.
Heilpflanzen - "Pflanzen helfen heilen", meinen ja nicht nur die Apotheker von "gestern"Pflanzen helfen heilen - dieser uralte Wahlspruch der Apotheker ist immer noch gültig. Und nach wie vor ist das Sammeln wildwachsender Heilkräuter eine ernste und zugleich beliebte Beschäftigung. Indes: Heilkräuter-Sammeln setzt gute Kenntnisse über die Pflanzen, über ihre Behandlung und über die Wuchsorte voraus. Solche Kenntnisse der Flora und Vegetation des stadtnahen Waldes wurde aus gewerblichen Gründen von den Apothekern der thüringischen Metropole von Generation zu Generation weitergegeben. Die Stadtapotheker waren die ersten wissenschaftlich arbeitenden Floristen, die ihren botanischen Sachverstand und geheim gehaltene Wuchsplätze mancher Kräutlein vom Vater auf den Sohn vererbten. Gewiß hat sich die Pflanzendecke ihre räumliche Struktur und Artenvielfalt - im Steigerwald immer wieder gewandelt. Aber viele altbekannte Heilkräuter und eßbare Waldfrüchte gibt es nach wie vor. Ein paar sollen vorgestellt werden. Nachfolgende Kräuter und Holzgewächse des Steigers sind offiziell, d. h. als Heilpflanze anerkannt: Schafgarbe, Bärlauch, Birke, Klette, Wegwarte, Weißdorn, Augentrost, Ackerschachtelhalm, Leinkraut , Dornige Hauhechel, Hundsrose, Schwarzer Holunder, Huflattich, Thymian, Spitzwegerich, Schlehe, Dost, Baldrian, Beifuß, Brennessel, Hopfen, Linde, Lungenkraut, Odermennig. Die nachfolgenden Arten stehen unter Naturschutz (Bundesartenschutz-Verordnung) und dürfen nicht gesammelt werden, sie kommen im Steiger bzw. im Erfurter Raum wildwachsend vor: Bitterklee, Echter Eibisch, Frühlingsadonisröschen, Echtes Tausendgüldenkraut. Die gefahrbringenden Giftpflanzen wurden nicht erwähnt, auch wenn sie früher für bestimmte Arzneimittel verwendet wurden. Obwohl mancher Naturfreund auf eine Waldmeister-Bowle im Mai schwört, ist die Nutzung dieser Pflanze nach wie vor umstritten. Kräuter für den Haustee sind Brombeer-, Himbeer-, Erdbeerblätter, Hagebuttenschalen, Lindenblüten, Schlehenblätter, Heidekrautblüten. Bis auf das Heidekraut (selten) sind die übrigen reichlich zu finden. Wildwachsender Hopfen läßt sich örtlich an lichten Rändern der Gebüsche beobachten. Er schlingt sich an Hasel-, Weißdorn -, Holundersträuchern dem Licht entgegen. http://de.wikipedia.org/wiki/Heilpflanze |
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Letzte Aktualisierung ( 18. 12. 2019 ) |
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