Pflanzen im und am Erfurter Steigerwald |
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Geschrieben von Detlef Tonn | |||||||||||||||||||||||||||||||
24. 01. 2008 | |||||||||||||||||||||||||||||||
Seite 5 von 32 Enziangewächse (Gentianaceae)Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata) - gefährdete Pflanze steht unter besonderen Schutz / Elf Arten in ThüringenGentiana: Gattung der Gentianaceae (benannt nach Gentius, einem illyrischen König um 500 v.u.Z., der eine Enzianart gegen Pest empfahl). cruciata: v. lat. crux = Kreuz. Die in der Regel blau blühenden Enziane sind vorwiegend Pflanzen der Hochgebirge. Dort schmücken sie vom Frühjahr bis Herbst alpine Schutthalden, Felsen und Matten. Jedoch gibt es auch in tiefer gelegenen Bereichen Deutschlands mehrere Vertreter der beiden Gattungen Enzian (Gentiana und Gentianella). In Thüringen sind elf Arten wildwachsend nachzuweisen, sie stehen ausnahmslos unter besonderem Schutz.
Zu den im Erfurter Raum hier auch in Randgebieten des Steigers - lebenden Vertretern der Enziangewächse gehört der Kreuz-Enzian. Sein Name bezieht sich auf die kreuzweise angeordneten, gegenständigen Blätter. Sie sind fest bis lederig und an der unteren Stengelhälfte scheidig verwachsen. Eine Pfahlwurzel treibt eine Rossette grundständiger Blätter hervor. Aus deren Achseln treiben mehrere z. T. violett überlaufene Stengel ab Juni aus. Diese wachsen 15 bis 50 cm hoch, entwickeln zahlreiche Blätter und zeigen im Juli/ August wiederum in den Achseln der mittleren und oberen Blätter büschelige bis quirlig gehäufte Blüten, scheinbar in Etagen angeordnet. Die Kronen sind vierzählig, trübblau, außen leicht grünlich. Sie werden 2,5 cm lang. Aus den zweiklappigen Früchten bläst später der Wind die zahlreichen Samenkörnchen aus.
Der Kreuz-Enzian ist eine seltene Art der kalkreichen Mager- und Halbtrockenrasen. Er wächst auf trockenen, lehmigen Kalkstein-Zersatz an Weg- und Waldrändern, in lichten Gebüschen und auf Waldlichtungen, sehr selten auch in Pfeifengras-Wiesen. Im Osten Deutschlands sind die Fundgebiete vor allem auf die thüringischen Muschelkalk-Hügelländer und auf das östliche Harzvorland beschränkt. Zahlreiche andere (Einzel- )Fundorte sind längst erloschen, z. B. im Mecklenburgischen bei Neustrelitz.
Reinecke beschrieb 1914 in der "Flora von Erfurt" sechs Enzianarten als heimisch. Dabei beschrieb er den Kreuz-Enzian gleich von mehreren Stellen im Stadt- und Landkreis Erfurt. Glücklicherweise sind die meisten Fundplätze noch existent - trotz tiefgreifender Landschaftsveränderungen seit jener Zeit. So auch im "Alten Steiger", womit der Autor die östlichen Zipfel des Stadtwaldes meint. Allerdings kommen an den noch existierenden Fundplätzen teilweise weniger als zehn Stauden alljährlich zur Blüte. Gemäß thüringischer "Roter liste" ist der Kreuz-Enzian eine gefährdete Pflanze. Fotos vom 18.07.2010
Fransen-Enzian (Gentianopsis ciliata) - blaue Sternchen in vergilbter Flurciliata: behaart, gewimpert, gefranst. Nach Maßgabe der Bundesartenschutzverordnung sind alle Arten heimischer wildwachsender Enziane besonders geschützt. Das betrifft die Gattungen Gentiana und Gentianella. Beide Gattungen kommen in unmittelbarer Umgebung Erfurt mit vier Arten vor. Deutsche, Lungen-, Kreuz- und Fransen-Enzian.
Die Arten bei der Gattungen unterscheiden sich vor allem in der Struktur der Blüten. So zeigt Gentianella gefranste Kronblattzipfel oder im Schlund bärtige Blütenkronen. Dieses Kennzeichen trifft voll auf den Fransen-Enzian zu, wie man am Steiger-Westrand zum Geratal und draußen am Waltersleber Holz feststellen kann.
Dort und anderswo blüht heuer der Gefranste Enzian, allerdings spärlicher als in anderen Jahren, was wohl mit der erheblichen Trockenheit 1990 zusammenhängen mag.
Der Fransen-Enzian ist eine lichtliebende Art der Mager- und Trockenrasen über Kalkstein, Mergelstein und Dolomit. Diese Trockenwiesen, Heiden und Schafweiden wurden in den letzten Jahrzehnten immer seltener, sie wurden aufgelassen und traten ins Stadium der Verbuschung ein. Dieser natürliche Prozeß "Zurück zum Wald" engte den Lebensraum des Fransen-Enzian wesentlich ein. Daran wird deutlich, dass ein ausgewogenes Naturschutz-Management sich den Arten an konkreten Orten widmen muß.
Die Blütezeit des Fransen-Enzian reicht von August bis Oktober, der Blühhöhepunkt liegt meist Anfang September. Die leuchtend blauen, 3 - 5 cm langen Blüten stehen in der Regel einzeln und endständig am Stenge! Sie reagieren auf Lichtreize und schließen sich bei Dunkelheit. Reinecke zählte in der "Flora von Erfurt" (1914) nachfolgende Fundgebiete auf, die teilweise noch heute bestätigt werden können: Drosselberg bei Erfurt, zwischen Marbach und Tiefthal, im Tannenwäldchen des Steigers usw. Die früheren Fundorte in der nördlichen Kreisgegend sind durch landwirtschaftliche Intensivnutzung längst verloren gegangen. Sehr selten kann man einen weißen Fransen-Enzian entdecken, noch seltener eine ganze Gruppe von "Weißlingen" des ansonsten blauen Spätsommerblühers.
http://de.wikipedia.org/wiki/Fransenenziane |
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Letzte Aktualisierung ( 18. 12. 2019 ) |
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