Kellner, August - Entomologe |
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Geschrieben von Detlef Tonn | |
26. 02. 2015 | |
Er gilt als Nestor der Insektenforschung und als berühmtester Thüringer Entomologe des 19. Jahrhunderts* 8. August 1794 in Weberstedt am Hainich Der weitgehend autodidaktisch gebildete August Kellner stammte aus einfachen Verhältnissen. Kellners wertvolle Sammlung - sie zählt zu den ältesten erhalten gebliebenen Belegdokumentationen der Thüringer Fauna - wird im Museum der Natur Gotha aufbewahrt. Dort waren in einer Sonderausstellung 1994 Teile seiner umfangreichen Insektensammlung zu sehen. August Kellner erblickte 1794 als Sohn eines Revierförsters das Licht der Welt. Durch den frühen Tod des Vaters blieb dem damals 10jährigen Knaben eine höhere Schulbildung verwehrt. Neben dem Unterricht in der Dorfschule Weberstedt erhielt er noch Privatstunden beim Ortspfarrer. Der Tradition folgend, die sein Urgroßvater als Förster im Hainichwald begann, trat August Kellner 1809 in Volkenroda (zum Herzogtum Gotha gehörig) in die Forstlehre ein. 1813 wurde er nach bestandener Prüfung als "Forstgehilfe" im Wintersteiner Revier angestellt. Bereits 1816 trat er dann in den Dienst der Hofjägerei in Gotha ein. Hierüber schreibt er selbst: "Der Dienst auf dem Revier nahm aber nur periodisch alle Zeit und Kräfte in Anspruch und ich hatte noch Zeit genug zum Lernen, da ich diese nicht in Gesellschaft und Spielen verbrachte. Ich nahm daher in allen Fächern, die ich für meinen Beruf für nöthig erachtete, Privatstunden, wobei selbst Reitstunden nicht fehlen durften, arbeitete mit eisernem Fleiße und größter Anstrengung, sozusagen Tag und Nacht, bis ich das Nöthige nachgeholt hatte". Kellner betrieb botanische Studien. Auf seinen Exkursionen begleitete ihn der später ebenfalls berühmt gewordene Geograph Fritz Regel (1853-1915), damals (1828) noch Gymnasiast in SchnepfenthaI. Als besonderer Förderer der naturwissenschaftlichen Begabungen Kellners trat Kammerpräsident Ernst Friedrich von Schlotheim (1764-1832) auf. Dieser regte den jungen Forstmann zur Beschäftigung mit der "Naturgeschichte der schädlichen Forstinsekten" an, was bestimmend für den weiteren Lebensweg des jungen Forstbeamten sein sollte. Im Jahre 1830 wurde er als Unterförster und interimistischer Revierverwalter nach Zella bei Suhl versetzt. 1838 wechselte er als Revierförster nach Finsterbergen. Einige Jahre danach erhielt er das große Georgenthaler Revier, wo er bis zu seiner Pensionierung 1863 zahlreiche junge Forstleute ausbildete. Anlässlich seines 50jährigen Dienstjubiläums (1862) erhielt Kellner den Titel" Forstrat". Während seiner dienstlichen Tätigkeit im Thüringer Wald widmete er sich besonders den forstwirtschaftlich bedeutsamen Borken- und Rüsselkäfern. Nach seiner Pensionierung zog August Kellner nach Gotha in das Haus Puschkinallee 4. Hier widmete er sich fast ausschließlich entomologischen Studien und vermehrte seine umfangreiche Insektenkollektion. Durch das Herzogliche Museum wurde seine Sammlung, bestehend aus 68 Kästen, bereits 1863 für 2500 Taler angekauft. Den Schwerpunkt seiner Forschungstätigkeit bildeten die heimischen Käfer, daneben sind in seiner Sammlung auch Schmetterlinge, Wanzen, Zweiflügler (Mücken und Fliegen), Libellen sowie andere kleinere Insektengruppen vertreten. 1873 publizierte er das erste "Verzeichnis der Käfer Thüringens, worin 3450 Arten aufgeführt sind. Er fand und beschrieb 20 für die Wissenschaft noch unbekannte Käferarten. Ein Rüsselkäfer wurde ihm zu Ehren "Bradybatus kellneri (Bach, 1854)" benannt. Kellner war Mitglied, teilweise Ehrenmitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften bzw. Vereine, so des Stettiner und Berliner entomologischen Vereins sowie der Erfurter Akademie gemeinnütziger Wissenschaften (seit 1851) und Bamberger naturforschenden Gesellschaft. Herzog Ernst II. verlieh ihm die "Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft" sowie das "Ritterkreuz 1. Klasse des Ernestinischen Hausordens." Er starb am 28. März 1883 [in Gotha?]. |
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Letzte Aktualisierung ( 02. 11. 2016 ) |
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