Sie gab das erste Stickmusterbuch heraus und galt als künstlerisches Ausnahmetalent * 29. Oktober 1688 in Erfurt † 6. Dezember 1723 (1724?) in Nürnberg In dem kleinen Kreis von Barockmalern, die die Stadt Erfurt hervorgebracht hat und die eine größere Beachtung und Bedeutung erlangt haben, findet sich auch eine Frau mit dem berühmten Geburtsnamen Pachelbel. Dem Liebhaber alter Musik, insbesondere Orgelmusik wird der Name wohlbekannt sein, Johann Pachelbel (1653-1706), der bedeutende Komponist und Organist der Erfurter Predigerkirche war ihr Vater. „1653 in Nürnberg geboren, erhielt er seine musikalische Ausbildung zuerst dort, später in Regensburg. Seine Berühmtheit als Orgelspieler, die er 1675 in Wien am St. Stephans-Dom erlangte, wird sicherlich auch bis nach Thüringen gedrungen sein, denn mehrere hiesige Städte bemühten sich (erfolgreich) um eine Verpflichtung des Musikers. 1675 kam Pachelbel nach Eisenach als Hofmusiker und -organist. Hier lernte er verschiedene Mitglieder der Familie Bach kennen, so Joh. Christoph, den Organisten an der Georgenkirche und Joh. Ambrosius, Hofmusiker und Stadtmusikant - den späteren Vater von Joh. Sebastian Bach. Nach drei Jahren, 1678, folgte Johann Pachelbel der Einladung des Magistrats der Stadt Erfurt - vielleicht auf Empfehlung der Bache zustande gekommen - und bewarb sich als Organist an der dortigen Rats- und Predigerkirche. Er fand eine Compenius-Orgel vor, die von Johann Bach in Auftrag gegeben worden war. Ihr beeindruckender Prospekt aus dem 16. Jh. blieb bis heute weitestgehend erhalten; er ist der älteste in der Stadt. Sein Vorspiel überzeugte und er wurde angenommen. Das Organistengehalt hatten die Kirchenvertreter von 40 auf 50 Taler erhöht. Außerdem erhielt Pachelbel 10 Taler Hauszins und 2 Taler 6 Groschen für die Wartung der Orgel. Man war sich über ein entsprechend gut dotiertes Vertragsangebot im Klaren, denn so viel hatte noch kein Organist in Erfurt erhalten. Johann Pachelbel zog in das Haus 'Zur silbernen Tasche' auf dem Junkersand (heute Nr. 1), dessen Eigentümer der Direktor der Erfurter Stadtmusikanten, Joh. Christian Bach war. In dieses Haus zog auch der älteste Sohn von Joh. Ambrosius Bach aus Eisenach, Joh. Christoph (1671-1721) (Bruder von Joh. Sebastian [1685-1750]). Er sollte sich in der Kunst des Orgelspiels und der Komposition bei Johann Pachelbel vervollkommnen. Bereits im letzten Lehrjahr wurde Christoph als Organist an die alte Erfurter Thomaskirche gewählt, später folgte er einem Ruf nach Ohrdruf als Organist an der Michaeliskirche. Dort nahm er nach dem Tod der Eltern Bruder Sebastian bei sich auf und unterrichtete ihn. Damit hatte Pachelbel wesentlichen Einfluß auf die musikalische Entwicklung des späteren Leipziger Thomas-Kantors. Zu Pachelbels bekanntesten Orgelschülern gehörten weiterhin Nikolaus Vetter (1666-1734), Joh. Heinrich Buttstedt (1666-1727) - sein Nachfolger im Organistenamt an der Predigerkirche - und auch Joh. Bernhard Bach. Unter den anzunehmenden guten wirtschaftlichen Verhältnissen stand dem privaten Familienglück Pachelbels eigentlich nichts entgegen und er heiratete auch 1681 eine Erfurterin, die Tochter des Stadtmajors und Ratsmeisters Gabler; ein Sohn komplettierte das gemeinsame Glück. Doch die Umstände der Zeit wollten es anders, die Pest ging um in der Stadt und entriss ihm 1683 Frau und Sohn. In tiefem Schmerz setzte er beiden in seinen 'musikalischen Sterbensgedanken' ein unvergleichliches Denkmal. Von der Witwe des Joh. Christian Bach kaufte er das besagte Haus am Junkersand, wo er 1678 eingezogen war und verheiratete sich 1684 ein zweites Mal, erneut mit einer Erfurterin - Judith Drommer, Tochter eines Kupferschmieds.“ [1] Das Glück kehrte zurück, und im Haus 'Zur silbernen Tasche' wurden dem Paar zwei Kinder geboren; es folgten an anderen Orten noch fünf weitere. „Wilhelm Hieronymus (1686-1764) - ein Spielkamerad Johann Gottfried Walters (1684-1748, später Organist in Weimar und Verfasser des Musikalischen Lexikons) folgte seinem Vater im Organistenamt an der Sebalduskirche in dessen Heimatstadt Nürnberg nach. Am 29. Oktober 1688 erblickte Amalia das Licht der Welt, wurde tags darauf in der Predigerkirche, der Wirkungsstätte des Vaters, getauft. Sie zeigte bereits in frühester Jugend eine besondere Veranlagung zum Zeichnen und Malen. Man sagte von ihr, sie sei 'eine sonderbar künstliche [kunstreiche] Jungfer' gewesen, auf welche ihr Vater 'ein Ansehnliches mit aller Lust gewandt, und die ihn mit ihren seltenen Wissenschaften und Kunststücken sehr ergötzte'.“ [2,3] „Sie teilte in ihrer Kindheit das unstete Wanderleben ihres Vaters.“ [3] Bereits 1690, Amalia ist im zweiten Lebensjahr, folgte Pachelbel einem Ruf der Herzogin Magdalena Sibylla von Württemberg (1652-1712) nach Stuttgart. Nach 12 Jahren mit Glück wie Leid und nachhaltiger musikalischer Prägung verließ Pachelbel mit seiner Familie Erfurt. Er kehrte aber nach zwei Jahren nochmals nach Thüringen zurück. Diesmal für zwei Jahre nach Gotha. Dort muss es ihnen in diesen unruhevollen Zeiten wirtschaftlich nicht so gut ergangen sein als in Erfurt. „Wie Pachelbel in seinem Kündigungsbrief an das Gothaer Konsistorium schreibt, hat er sich und die Seinigen ,gar spärlich durchbringen müssen'.“ [3] Bevor er 1695 in seine Heimatstadt Nürnberg zurückkehrte, „verkaufte er sein Erfurter Haus“ [1]. Pachelbel sollte bis zu seinem Tod 1706 in Nürnberg bleiben, er bekleidete das Organistenamt an der Sebalduskirche. Das ermöglichte der Familie wieder bessere Lebensumstände, „hier hatte Amalia auch Gelegenheit, sich in der Kunst des 'Blumenmahlens, auch nachdem im Radiren auf Kupffer [Kupferstich]' zu vervollkommen, und es wird gesagt, dass sie sich darin bald 'sehr habil' zeigte. Sie hatte also das gleiche Metall Kupfer bearbeitet wie ihr Opa, der Kupferschmied, nur stärker auf künstlerische Art. Amalia erwies sich als sehr talentiert in der Aquarellmalerei. 'Auch im Nähen, Sticken und andern dem weiblichen Geschlecht wohl anständigen Beschäfftigungen hatte sie viele Erfahrung'.“ [2,3] Historische Bedeutung erlangte sie mit der Herausgabe des ersten Stickmusterbuches, das eine rasche Verbreitung fand und worauf die Gedenktafel an ihrem Geburtshaus in Erfurt hinweist. Amalia heiratete 1715 den Notar Johann Gabriel Beer in Nürnberg. [2,3] Langes Familienglück war ihr leider nicht beschieden, ebenso nicht die Zeit, ihre Talente und Kunstfertigkeit weiter vervollkommnen zu können. Sie verstarb viel zu früh, am 6. Dezember 1723 in Nürnberg (auf einem Kupferstich von ihr im Angermuseum Erfurt ist 1724 angegeben [3]). Werke [3]Angermuseum Erfurt: möglich; (Bildnis der Amalia, Kupferstich nach ihrem Tod) Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin: Emblem mit Blumen und Instrumenten (Kupferstecher- oder Goldschmiede-Instrumente), Wappen M.C.Holzschuher in einem Blumenkranz. bd. Wasserfarben auf Pergament. Miniaturenkabinett von Schloss Nymphenburg bei München: Blumenstück [Blumenstillleben], auf Holz. Weitere Bilder können als verschollen oder nicht zuzuordnen sowie im Privatbesitz vermutet werden. Quellen[1] Brück, Helga; Staden, Rudolf von: Mit höchstbeliebter Lust. Wie der vor 300 Jahren verstorbene Johann Pachelbel das musikalische Erfurt prägte [zu dessen 300. Todestag]. In: Erfurter Allgemeine, 3.3.2006 [2] Doppelmayr, Johann Gabriel: Historische Nachricht von den nürnbergischen Mathematicis und Künstlern … Nürnberg 1730, S. 275 unter Amalia Pachelblin. Lipowsky, Felix Joseph: Baierisches Kuenstler-Lexikon. Zweiter Band. Von P. bis Z. München 1810 bei E. A. Fleischmann, 280 S., S. 3 „Pachelblin, (Amalia) geboren 1688 zu Nuernberg [richtig: Erfurt], malte Blumen mit Wasserfarben, und aetzte mit vieler Geschicklichkeit in Kupfer. Sie starb 1723. Doppermayr. S. 275.“ [3] Orth, Siegfried: Amalie Pachelbel – eine Erfurter Künstlerin. 1956
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