Begründer der wissenschaftlichen Paläobotanik* 2. April 1764 Allmenhausen (o Schlotheim) † 28. März 1832 Gotha Ernst Friedrich von Schlotheim entstammt einem alteingesessenen Adelsgeschlecht und wuchs in einem hochgebildeten Elternhaus mit umfangreicher Hausbibliothek auf. Der Vater regte das Interesse seiner Kinder an Naturwissenschaft und Kunst an. Als Knabe von acht Jahren erhielt er ersten Unterricht vom Hauslehrer der Familie, dem Prof. für Alte Geschichte am Gymnasium Ernestinum Gotha und späteren bedeutsamen Historiographen Joh. Georg August Galetti (1750-1828). Nach amtsbedingten Umzug des Vaters 1776 nach Tonna (Gräfentonna) folgte 1778/79 der Unterricht durch Joh. Christian Credner (1752-1817), den Vater des Geologen Karl Friedrich Heinrich Credner (1809-76), der das geologische Interesse in dem Jungen weckte. Ernst Friedrich sammelte fortan Fossilien und gemeinsam mit dem Vater Mineralien. Auch die Travertingruben im benachbarten Burgtonna zogen ihn an. Nach einem verkürzten Besuch des Gymnasiums Ernestinum in Gotha studierte Schlotheim ab 1782 zwei Jahre an der Göttinger Universität Jura, Kameral- und Naturwissenschaften. Hierbei konnte er durch seinen Gothaer Landsmann Joh. Friedrich Blumenbach (1752-1840) seine paläontologischen Kenntnisse erweitern und seine Fossilien- und Mineralien-Sammlung erweitern. Blumenbach unterhielt auch enge Kontakte mit dem gothaischen Geologen Karl Ernst Adolf von Hoff (1771-1837), der auch mit Schlotheim befreundet war. Weitere zwei Jahre Studium, ausgestattet mit einem herzoglichen Stipendium, konnte Schlotheim 1791/92 an der Freiberger Bergakademie in Bergbau und Hüttenkunde absolvieren. Freiberg galt als Bergbau-Mekka mit der Koryphäe Abraham Gottlob Werner (1750 [dagegen 1749 (Wikipedia)-1817] als Lehrer und zog illustre Studierende an. Karl Ernst konnte hier mit Alexander von Humboldt (1769-1859), Joh. Karl von Freiersleben und Leopold von Buch (1774-1853) teils dauerhafte Freundschaft schließen. Weiterhin stand er auch mit Joh. Wolfgang v. Goethe (1749-1832) im Austausch, auch darin gemeinsam mit seinem Freund Hoff. Nach Abschluß der Studien begab sich Schlotheim im Sommer 1792 auf Studienreisen zu einer Reihe von Hüttenwerken im Harz, zu einer Saline und zu einem Braunkohlenwerk nach Artern und zu dem Hettstedter Kupferschieferbergbau. In seinem wichtigsten Werk „Die Petrefaktenkunde“ (1820, Nachträge 1822/23) wandte Schlotheim erstmals Linnés binäre Nomenklatur auf fossile Pflanzenreste an. Mitgliedschaften mehrerer akademischer Vereinigungen, so der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1808), der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt (1811), der Königlich Dänischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher „Leopoldina“ in Halle (Saale) (1823), bezeugten die Wertschätzung seiner Arbeit. Schlotheim vereinigte eine Vielzahl von Ämtern in seine Person: Kammerpräsident (1817), Oberaufseher über die Herzogliche Kunst- und Naturalienkammer Gotha, die Bibliothek und das Münzkabinett (1822), Direktor der Bau- und Gartenkunst, Chef des Berg-, Schmelz- und Hüttenwesens (Luisenthal) sowie der Oberpostinspektion (1827), Coburg-Gothaischer Oberhofmarschall (1828) und bald darauf wirklicher Geheimrat. Er starb sechs Tage vor seinem 68. Geburtstag nach einem Schlaganfall.
Werke / Veröffentlichungen- Beschreibung Merkwürdiger Kräuter-Abdrücke Und Pflanzen-Versteinerungen. Ein Beitrag Zur Flora Der Vorwelt Von E. F. Von Schlotheim [...]. Gotha, in der Beckerschen Buchhandlung, und gedruckt bei G.I. Göschen in Grimma 1804. 68 S., XIV Kupfertafeln (davon 1 gef.) Ill
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[Hauptwerk] Die Petrefactenkunde auf ihrem jetzigen Standpunkte durch die Beschreibung seiner Sammlung versteinerter und fossiler Überreste des Thier- und Pflanzenreichs der Vorwelt Mit XV Kupfertafeln. Forts. von: Beschreibung Merkwürdiger Kräuter-Abdrücke Und Pflanzen-Versteinerungen : Ein Beitrag Zur Flora Der Vorwelt / Von E. F. Von Schlotheim. Gotha : Becker, 1820. LXII S., [1] Bl., 437 S. Nachträge zur Petrefactenkunde Mit XXI Kupfertafeln. Gotha : Becker, 1822. XI, 100 S. Nachträge zur Petrefactenkunde Mit XVI Kupfertafeln. Gotha : Becker, 1823. [2] Bl., 114 S., [1] Bl. - [postum, hg. v. Beckersche Buchhandlung] Merkwürdige | Versteinerungen | aus der | Petrefactensammlung | des verstorbenen wirklichen Geh. Raths | Freiherrn v. Schlotheim. | Mit 66 Kupfertafeln. | Gotha, | Beckersche Buchhandlung. | 1832.
Digitalisate: e-rara, BHL
SammlungenFossiliensammlung (die vollständigste seiner Zeit), 1833, ein Jahr nach Schlotheims Tod, auf Vermittlung Alexander von Humboldts vom preußischen Staat gekauft und gelangte in das Museum für Naturkunde Berlin, wo sie sich auch heute noch befindet. Ehrungen Einrichtungen - Gotha, Schloss Friedenstein, Westturm, Museum der Natur: Schlotheim-Kabinett (Museumspädagogik), neben Blumenbach-Kabinett.
QuellenAnonym: Aus dem Leben eines Thüringer Paläontologen [Schlotheim, E.F.v.]. In: Burgmannschaft's Echo : Vereinszeitung der Burgmannschaft zur Eckartsburg Bd. 33 (2006), S. [5-6] Anonym: Ernst Friedrich von Schlotheim (1764 - 1832), der Begründer der wissenschaftlichen Paläobotanik. In: Neu entdeckt (2004), S. 206-207 Aue, Karl: Zur Geschichte der Herren von Schlotheim und von Almenhausen. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte/Bd. 2/3 (1857/1859). 394, 374 S. Barthel, Manfred: Pflanzenfossilien als Kulturgut : Zum 150. Todesjahr von E. F. von Schlotheim u. J. W. von Goethe. In: Neue Museumskunde : Theorie und Praxis der Museumsarbeit Jg. 26. Berlin 1983. H. 1, S. 4 - 13 : Ill Abhandlungen und Berichte des Museums der Natur Gotha/[11]. 1982. 80 S. Hänsch, Dieter: Alexander von Humboldts Besuch bei Ernst Friedrich von Schlotheim in Gotha im Jahre 1826. In: Abhandlungen und Berichte des Museums der Natur Gotha/19. 1996. 160 S. ds.: Der Kondolenzbrief Alexander von Humboldts zum Tode des Gothaer Paläontologen Ernst Friedrich von Schlotheim. In: Abhandlungen und Berichte des Museums der Natur Gotha Vol. 24 (2006), S. 23-28 Kiefer, Jürgen: Zum 175. Todestag des Paläontologen und Geologen Ernst Friedrich Freiherr von Schlotheim. In: Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt, Jahrbuch 2007, 2008, S. 29 – 33 Langer, Wolfhart: Ernst Friedrich von Schlotheim 1764-1832. In: Argumenta Palaeobotanica 1(1), 1966.S. 19-40 1 Portr. ; 1 Abb Martens, Thomas: Ernst Friedrich von Schlotheim : der Begründer der wissenschaftlichen Paläobotanik. In: Gothaer Geowissenschaftler in 220 Jahren (2005), S. 13-14 Prescher, Hans: Die geowissenschaftlichen Sammlungen Johann Wolfgang von Goethes in Weimar und die Beziehungen Goethes zu Ernst Friedrich von Schlotheim. In: Zeitschrift für geologische Wissenschaften : ZGW Jg. 11. Berlin 1983. H. 11, S. 1255 - 1265 Reitz, Gerd / Marwinski, Konrad: Schlotheim, Ernst Friedrich von. In: Lebenswege in Thüringen/1. Sammlung. Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte: XXII, 2000, 234 S., [Nr.] 80, S. 164-67. Roob, Helmut: Ernst Friedrich Freiherr von Schlotheim - Paläontologe, Geologe : 2. April - 250. Geburtstag ; geb. 2. April 1764 in Allmenhausen b. Schlotheim (Thür.), gest. 28. März 1832 in Gotha. In: Mitteldeutsches Jahrbuch für Kultur und Geschichte Vol. 21 (2014), S. 242-244
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