Wesentlicher Begründer der wissenschaftlichen Zoologie und Anthropologie„Wer, wie er, den Besten seiner Zeit genug gethan, der hat gelebt für alle Zeiten.“ Schlußsatz aus Marx 1840, S. 532 Auch wenn der Gothaer Joh. Friedrich Blumenbach über 60 Jahre wissenschaftlich in Göttingen wirkte, übte er durch den ausgezeichneten Ruf seiner Vorlesungen und die damit zu ihm strömenden Studierenden natürlich auch auf die werdenden Naturforscher in Thüringen einen großen Einfluss aus. Zu diesem wissenschaftlichen Nachwuchs gehörten u.a. seine Landsleute, die Gothaer Geologen Ernst Friedrich von Schlotheim (1764-1832) und Karl Ernst Adolf von Hoff (1771-1837), zu denen sich ein besonders enges und freunschaftliches Verhältnis entwickelte, wie Hoffs Erinnerungsschrift zum 50. Lehreramtsjubiläum Blumenbachs verdeutlicht. * 11. Mai 1752 Gotha † 22. Januar 1840 Göttingen  - Ludwig Emil Grimm: Johann Friedrich Blumenbach. Radierung 1823Zentrale Kustodie der Georg-August Universität Göttingen
Joh. Friedrich Blumenbach wuchs mit Bruder und Schwester in einem angesehenen Gothaer Elternhaus im Haus Fritzelsgasse 1 (heute noch vorhanden) auf. Der Vater Heinrich Blumenbach (1709-1787), zuerst Privatdozent in Leipzig, kam 1737 als Hofmeister zum Kanzler Carl Georg August von Oppel (1725-1760) nach Gotha und wurde im Jahr darauf Professor am Gymnasium Ernestinum. Er hatte eine auserlesene Bibliothek, viele Kupferwerke und Landkarten, war ein eifriger Freund der Erd- und Naturkunde und erweckte die Liebe dazu schon beizeiten bei seinem Sohn. Blumenbach besuchte von Michealis 1759 an das Gymnasium. 1769, er war 17 Jahre alt, ging er nach Jena, um eigentlich die Vorlesungen des berühmten Carl Friedrich Kaltschmied (1706-1769) zu hören. Dieser fiel jedoch plötzlich einem Schlaganfall zum Opfer. Blumenbach blieb in Jena und konnte auch dem Nachfolger Johann Ernst Neubauer (1742–1777) ab Ostern 1770 viel abgewinnen und verdanken. Er hörte u.a. bei Neubauer Anatomie und Chirurgie, bei Ernst Gottfried Baldinger (1738-1804) Botanik und Physiologie sowie bei Johann Ernst Immanuel Walch (1725-1778) Naturgeschichte und Archäologie. Nach drei Jahren in Jena wollte er einen Wechsel, neue Lehrer und ging 1772 dem sehr guten Ruf folgend an die Universität Göttingen. Seine fortgesetzten Studien mündeten 1775 in der Arbeit De generis humani varietate nativa (deutsch: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte), mit der er promovierte. Doktorvater war sein Jenaer Lehrer Baldinger. Seit dieser Promotionarbeit betätigte sich Blumenbach vor allem auf dem Gebiet der vergleichenden Anatomie und Physiologie. Er legte eine Schädelsammlung an, die die Grundlage für seine umfangreiche Arbeit Collectio craniorum diversarum gentium bildete. Im Winter 1775/76 hielt er als Privatdozent erste Vorlesungen über Naturgeschichte, wurde im gleichen Semester 1776 zum außerordentlichen und im November 1778 zum ordentlichen Professor der Medizin ernannt, betreute ab 1776 als Inspektor die Naturaliensammlung in Göttingen. In seinem Handbuch der Naturgeschichte führte er den Begriff „natürliches System“ ein, ordnete danach auf anatomisch-physiologischer Grundlage u.a. die Tiere systematisch und begründete damit die wissenschaftliche Zoologie.  - Porträt Johann Friedrich Blumenbach aus „Zweihundert deutsche
Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.“ (1854)© BSB MDZ
 - TAB. II. Kupferdruck von J.G. Sturm zu Pflanzen in Joh. Friedr.
Blumenbachs Handbuch der Naturgeschichte, 3.Ausg. 1788Deutsches Textarchiv
Fast 60 Jahre hindurch hielt er seine sehr gut besuchten Vorlesungen über Naturgeschichte, vergleichende Anatomie, Physiologie und Geschichte der Medizin und wurde von den Freunden der Naturkunde als der Magister Germaniae gefeiert. Er blieb zeitlebens lernbegierig. Blumenbach erhob zu einer Zeit noch währender Sklaverei mutig seine Stimme wandte sich mit aller Entschiedenheit gegen aufkommende rassistische Thesen unter den Kollegen. Bei einer wissenschaftlichen Reise nach England lernte er Sir Joseph Banks, mit dem er dann, wie mit anderen britischen Forschern, eng zusammenarbeitete. Banks ermöglichte Blumenbach die Sezierung von Mumien im Britischen Museum. Blumenbach war mit Louise Amalie (1752–1837), Tochter von Georg Friedrich Brandes (1709-91) verheiratet, sie hatten vier Kinder. Er trat 1835 in den Ruhestand und starb 1840 im hohen 88. Lebensjahr. Seine letzte Ruhestätte (erhalten) fand Blumenbach auf dem Albani-Friedhof in Göttingen.
Werke / VeröffentlichungenVollständige Bibliographie siehe Kroke 2010. Handbuch der Naturgeschichte. In zwei Teilen und 12 Auflagen/Ausgaben - D. Joh. Friedr. Blumenbachs | der Med. Prof. ord. zu Göttingen | Handbuch | der | Naturgeschichte. | [1. Teil] Mit Kupfern. | Göttingen, | bey Johann Christian Dieterich | 1779. [7] Bl., 448 S., II gef. Bl. Digitalisat: DTA
- D. Joh. Friedr. Blumenbachs | der Med. Prof. ord. zu Göttingen | Handbuch | der | Naturgeschichte. | Zweyter Theil. | Göttingen, | bey Johann Christian Dieterich | 1780. Digitalisate: GDZ | DTA
- D. Joh. Friedr. Blumenbachs | der Med. Prof. ord. zu Göttingen | Handbuch | der | Naturgeschichte. | Mit Kupfern. | Zweyte durchgehends verbesserte Ausgabe. | Göttingen, | bey Johann Christian Dieterich | 1782, [4] Bl., 561 S., [13] Bl., III gef. Bl. Digitalisat: BSB MDZ | DTA
- D. Joh. Friedr. Blumenbachs | der Med. Prof. ord. zu Göttingen | Handbuch | der | Naturgeschichte. | Mit Kupfern. | Dritte sehr verbesserte Ausgabe. | Göttingen, | bey Johann Christian Dieterich | 1788, XVI, 715 S., III gef. Bl. Digitalisate: BSB MDZ | DTA
- D. Joh. Friedr. Blumenbach's | Prof. zu Göttingen und Königl. Großbrit. Hofraths | Handbuch | der | Naturgeschichte. | Mit Kupfern. | Vierte sehr verbesserte Auflage. | Göttingen, | bey Johann Christian Dieterich | 1791. XII, 704 S. Digitalisat: DTA
- D. Joh. Friedr. Blumenbach's | Prof. zu Göttingen und Königl. Großbrit. Hofraths | Handbuch | der | Naturgeschichte. Fünfte Auflage | Nebst zwey Kupfertafeln. … 1797. Digitalisate: BSB MDZ | DTA
- D. Joh. Friedr. Blumenbach's | Prof. zu Göttingen und Königl. Großbrit. Hofraths | Handbuch | der | Naturgeschichte. | Sechste Auflage | Nebst zwey Kupfertafeln. | Göttingen, 1799 | bey Johann Christian Dieterich. XVI, 708 S., [16] Bl. Digitalisat: GDZ
- D. Joh. Friedr. Blumenbach's | Prof. zu Göttingen und Königl. Großbrit. Hofraths | Neueste Auflage | Nebst zwey Kupfertafeln. | Frankfurt und Leipzig. | 1802. Digitalisat: BSB MDZ
- D. Joh. Friedr. Blumenbach's | Prof. zu Göttingen und Königl. Großbrit. Hofraths | Siebente Auflage | Nebst zwey Kupfertafeln. | Göttingen 1803 | bey Heinrich Dieterich. XVI, 734 S., [17] Bl., 2 gef. Bl. Digitalisat: BSB MDZ
- Handbuch | der | Naturgeschichte | von | Joh. Fried. Blumenbach. | Achte Auflage. | Göttingen 1807 | Bei Heinrich Dieterich. XVI, 743 S., [20] Bl. Digitalisat: DTA
- Handbuch | der | Naturgeschichte | von | Joh. Fried. Blumenbach. | Neunte Auflage. | Göttingen 1814. | Bei Heinrich Dieterich. XIV, 754 S., [20] Bl., [2] gef. Bl. Digitalisat: DTA
- Handbuch | der | Naturgeschichte | von | Joh. Fried. Blumenbach. | Zehnte Ausgabe. | Göttingen, | in der Dieterichschen Buchhandlung. | 1821. XIV, 813 S., II Bl. Digitalisate: BSB MDZ | DTA
- Handbuch | der | Naturgeschichte | von | Joh. Fried. Blumenbach. | Eilfte rechtmäßige Ausgabe. | Göttingen, 1825 | In der Dieterich'schen Buchhandlung. [1] Bl., XI, 668 S., II Bl. Digitalisate: BSB MDZ | DTA
- Handbuch | der | Naturgeschichte | von | Joh. Fried. Blumenbach. | Zwölfte rechtmäßige Ausgabe. | Göttingen, 1830 | In der Dieterich'schen Buchhandlung. [1] Bl., XI, 668 S., II Bl. Digitalisate: GDZ | DTA .
- D. Johann Friederich Blumenbach | der Med. Prof. ord. zu Göttingen | über | den Bildungstrieb | und das | Zeugungsgeschäfte. | [Abbildung] | Göttingen, | bey Johann Christian Dieterich, 1781. Digitalisat: DTA
- D. Joh. Friedr. Blumenbach | königl. grosbrittannischer Hofrath und Prof. zu Göttingen | Über die | natürlichen Verschiedenheiten | im | Menschengeschlechte. | Nach der dritten Ausgabe und den Erinnerungen des | Verfassers übersetzt, und mit einigen Zusätzen und | erläuternden Anmerkungen herausgegeben | von | Johann Gottfried Gruber | Doktor der Philosophie. | Mit Kupfern. | Leipzig, | bey Breitkopf und Härtel | 1798. Digitalisat: DTA .
Handbuch der vergleichenden Anatomie. In drei Auflagen - Handbuch | der | vergleichenden Anatomie | Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. | Mit 8 Kupfern. | Göttingen, 1815. | Bey Heinrich Dieterich. [1. Aufl. 1804]. Digitalisat: BHL
- Handbuch | der | vergleichenden Anatomie | Dritte verbesserte und vermehrte Auflage. | Mit 8 Kupfern. | Göttingen, 1824. | In der Dieterichschen Buchhandlung. Digitalisat: BHL .
- Abbildungen | naturhistorischer Gegenstände | herausgegeben | von | Joh. Fried. Blumenbach. | Nro 1 – 100. | Göttingen | bey Heinrich Dieterich | 1810. Digitalisat: BHL
Ehrungen Mitglied in wissenschaftlichen Vereinigungen: - Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1784
- Royal Society 1793
- American Academy of Arts and Sciences 1794
- Bayerische Akademie der Wissenschaften 1808
- Preußischen Akademie der Wissenschaften 1812
- Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften 1813
- Leopoldina im Jahr 1825
- Russische Akademie der Wissenschaften 1826
- 1816 Ritter sowie 1821 Commandeur des Guelphen-Ordens
EhrentaxoneBenennungenStraßen - Gotha: Blumenbachstraße, quert die Fritzelsgasse, 65 m vom dort befindlichen Geburtshaus Blumenbachs (Gedenktafel) entfernt.
- Göttingen: Blumenbachstraße
- Berlin-Marzahn: Blumenbachweg
Einrichtungen - Gotha: Schloss Friedenstein, Westturm, Museum der Natur: Blumenbach-Kabinett (Mehrzweckraum für Sonderausstellungen, etwa Tiere des Jahres), neben Schlotheim-Kabinett.
- ebd.: ehem. Kreiskrankenhaus (erbaut 1876-78, später erweitert. Seit 2002 Leerstand und Verfall) 1989.
- Göttingen: Johann-Friedrich-Blumenbach Institut für Zoologie und Anthropologie an der Georg-August-Universität Göttingen https://www.uni-goettingen.de/de/116453.html
QuellenBechstein, Ludwig: Johann Friedrich Blumenbach. In: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen. Herausgegeben von Ludwig Bechstein. Leipzig, Georg Wigand's Verlag. 1854. Digitalisate: BSB MDZ | SW Kroke, Claudia: Johann Friedrich Blumenbach. Bibliographie seiner Schriften. Unter Mitarbeit von Wolfgang Böker und Reimer Eck. Göttingen: Universitätsverlag, 2010 (= Schriften zur Göttinger Universitätsgeschichte 2) Online: http://www.blumenbach-online.de/fileadmin/wikiuser/Daten_Digitalisierung/Bibliographie/Bibliographie.html Marx, K. F. H.: Zum Andenken | an | Johann Friedrich Blumenbach. | Eine Gedächtniss-Rede | gehalten in der Sitzung der Königlichen Societät der Wissenschaften | den 8. Februar 1840. | von | K. F. H. Marx. | Göttingen, | Druck und Verlag der Dieterichschen Buchhandlung. | 1840. Reitz, Gerd: Blumenbach, Johann Friedrich. In: Lebenswege in Thüringen/1. Sammlung. Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte: XXII, 2000, 234 S., [Nr.] 9, S. 19-21.
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