Bellermann, Johann Bartholomäus - Maler, Xylothekhersteller, Entomologe, Sammler |
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Geschrieben von Detlef Tonn | |
05. 04. 2017 | |
Das „Orakel“ von Erfurt„Der Großvater [J.B. Bellermann] war ein sehr talentvoller Mann … sehr vielseitig ... malte recht schöne Landschaften … sein Liebhaberei waren Panoramen von berühmten Gegenden und Städten zumalen ...“ Enkel und Maler Ferdinand Bellermann. In: Autobiographisches Manuskript über die Jahre 1814-1839. * 1756 Erfurt Joh. Bartholomäus Bellermann wurde in eine angesehene Erfurter Familie geboren, die sich in der Stadt von 1681 ab fast 200 Jahre findet. Sie hat Gelehrte, Musiker, Maler, Gesellschafter hervorgebracht und wird in den „Schnozeln“, einer anekdotischen Erfurter Mundartdichtung, viel erwähnt. Die bedeutendsten Angehörigen waren der zwei Jahre ältere Bruder von Bartholomäus, der Theologe, Pädagoge und Sprachgelehrte Joh. Joachim Bellermann (1754-1842), der als Gymnasialdirektor am "Grauen Kloster" in Berlin wirkte, sowie der als „Urwaldmaler“ in die Kunstgeschichte eingegangene Ferdinand Bellermann (1814-89). Die Eltern von Bartholomäus waren der Wollwarenfabrikant und Perückenmacher Joh. Martin Bellermann (1715- ca. 1800) und seine zweite Ehefrau Kunigunda Elisabeth Nonne (1723-94) aus einer weiteren namhaften Erfurter Familie. Über Kindheit und Jugend von Bartholomäus konnte nichts in Erfahrung gebracht werden. Das Haus von Bartholomäus Bellermann und seiner Frau Martha Levina, geb. Wüstemann (Erfurt 1764-1829 Erfurt) befand sich An der Straße [Marktstraße, an anderer Stelle Schlösserstraße] (Bauer 2003, S. 6f) zu Erfurt, wo sie ein sehr renommiertes Kolonialwaren-Geschäft sowie eine Wollfabrikation erfolgreich durch wirtschaftlich schwierige Zeiten führten. Das übergaben sie ihren unverheirateten Sohn Christian und Tochter Charlotte, lebten mit ihnen aber weiter im Hause zusammen. Bartholomäus verfügte über viele Talente und Neigungen, denen er sich nach Geschäftsübergabe intensiv zuwenden konnte, galt als das „Orakel“ von Erfurt (Ferdinand Bellermann, siehe Zitat oben). Er blieb seiner Heimatstadt ein Leben lang treu, über Reisen und Auswärtsaufenthalte ist bislang nichts bekannt geworden. Die Bellermanns pflegten viele bedeutende Kontakte, sie wurden des öfteren von Koadjutor (1787) Fürst Dalberg (1744-1817) besucht, seine Büste stand im Garten am Hause in einer fantastischen Muschelgrotte. Die Erinnerung an die Kurmainzische Zeit und den sehr beliebten Fürsten Dalberg blieb also im Haus der Bellermanns lebendig (F. Bellermann). Zu seinen großen Leidenschaften gehörten die Malerei und das Sammeln. Er dilettierte als Gouache-Maler von Landschaften und Panoramen von berühmten Gegenden und Städten (F. Bellermann), die er dann in verschiedenen Räumen in Galerien in seinem Hause aufstellte. Vermutlich hat er sich seine Fertigkeiten autodidaktisch angeeignet, denn seine uns bekannten Werke erscheinen in vielerlei Belangen wie Perspektive und Größenverhältnisse unbeholfen und naiv. Sie sind aber auch von einem liebenswürdigen Reiz und Detailreichtum erfüllt, der uns viel über die Entstehungszeit vermittelt. Großen Einfluss übte Bartholomäus Bellermann auf das künstlerische Werden seines Enkels Ferdinand Bellermann aus, der zum Großvater geschickt wurde, um Kaufmann statt Maler zu werden. Dessen Talent, das durch frühen Zeichenunterricht bei dem Erfurter Maler Nikolaus Christian Heinrich Dornheim (1772-1830) entwickelt war, wurde gegen die Bestimmung als ältester Enkel die Handlung zu übernehmen, durch die künstlerischen Arbeiten und zur Freude des Großvaters angeregt. Dieser förderte den Enkel, ließ ihn bei sich zeichnen und malen. Daneben sammelte und verkaufte Bartholomäus Bellermann Holzbibliotheken (Xylotheken). Er hatte etwa 110 Kunden. Von seinen Xylotheken befinden sich noch in Rudolstadt, Görlitz und München Exemplare.
Auch nach dem Tod von Bartholomäus Bellermann 1833 blieben dessen umfangreiche Sammlungen in seinem Hause eine Zeitlang präsent, wofür dessen Sohn Christian sorgte. Ebenso lebte der Ruf, als eine Erfurter Sehenswürdigkeit zu gelten, in Bildungs- und Kunstkreisen weiter, verbunden mit der Möglichkeit der Besichtigung durch interessierte Besucher. Dies können wir aus den Schilderungen des Märchen- und Sagendichters Ludwig Bechstein in seinen 1838 erschienenen Wanderungen durch Thüringen, entnehmen, die er von dem Besuch des Hauses anführt. Im einzelnen werden die beeindruckenden Panoramen, von denen zwei noch heute im Stadtmuseum zu bewundern sind, Korkmodelle und die entomologische Sammlung hervorgehoben (siehe Zitat unter Quellen). Werke / VeröffentlichungenMalerei
Xylotheken
Sammlungen / VerbleibXylotheken
AusstellungenErfurt, Angermuseum: Quellen / LiteraturBauer, Martin: Bürgerbuch der Stadt Erfurt 1761 – 1833. Marburg an der Lahn, Stiftung Stoye, 2003, 404 S. Biereye: Erfurt in seinen berühmten Persönlichkeiten. Bechstein, Ludwig: Wanderungen | durch | Thüringen. | Von | Ludwig Bechstein. | Mit 30 Stahlstichen. | Leipzig, | Georg Wigand's Verlag. In: Das | malerische und romantische | Deutschland. | In zehn Sektionen. | … IV. | Thüringen | von Ludwig Bechstein. … | Leipzig, | Georg Wigand's Verlag [1838]. Digitalisat: BSB MDZ Bellermann, Ferdinand: Autobiographisches Manuskript über die Jahre 1814-1839. Bellermann, Johann Bartholomäus: Abbildungen zum Kabinet der vorzüglichsten in- und ausländischen Holzarten nebst deren Beschreibung. - Erfurt : Bellermann [Lief. 1]. - 1788 Erfurt, auf Kosten des Verfassers: Abbildungen zum Kabinet der vorzüglichsten in- und ausländischen Holzarten nebst deren Beschreibung von Johann Bartholomäus Bellermann. 1788. 6 Kupfertafeln ohne die Titelplatte, 7 Blätter Text. Folio. Nebst 6 Stücken buchförmig geschnittner Hölzer von Rhus typhina, salix caprea, Crataegus Oxaycantha, Morus nigra, Pinus larix, Juniperus bermudiana. Subscriptionspreis ½ Dukaten, nachher 2 Rthlr. Sächs. In: Allgemeine Literatur-Zeitung Jahrgang 1788, Band 1, Numero 44b, 1788, Sp. 475/76 unter Naturgeschichte. Digitalisat: digitales thueringen ds.: Abbildungen zum Kabinet der vorzüglichsten in- und ausländischen Holzarten nebst deren Beschreibung. - Erfurt : Bellermann St. 7-12. - 1788 Erfurt: Von den Bellermannischen Hölzern enthält die zweyte Lieferung nach dem bestimmten Plane: 7) den schmalblättrigen Oleander 8) Die Lenne, 9) den gemeinen Wacholder, 10) das Campecheholz, und 11) den gemeinen Masholder. In: Allgemeine Literatur-Zeitung Jahrgang 1788, Band 1, Numero 69, März 1789, Sp. 550 unter Naturgeschichte. Digitalisat: digitales thueringen Gedbas: Verein für Computergenealogie: Johann Bartholomäus BELLERMANN Hirsching, Friedrich Karl Gottlob: Nachrichten | von | sehenswuerdigen | Gemaelde- und Kupferstichsammlungen, | Muenz- Gemmen- Kunst- und Naturalienka- | bineten, Sammlungen von Modellen, Maschi- | nen, physikalischen und mathematischen Instru | menten, anatomischen Präparaten und botanischen Gärten | in | Teutschland, | nach alphabetischer Ordnung | der Oerter. | Herausgegeben | von | Friedrich Karl Gottlob Hirsching. ..., Fuenfter Band, | welcher die Zusaetze enthaelt. | Erlangen, | bey Johann Jakob Palm. 1792. S. 93: Intelligenzblatt | der | Allgem. Literatur-Zeitung | vom Jahre 1788. | Krol, Hans: XYLOTHEKEN IN NEDERLAND EN HET BUITENLAND | houten kunstobjecten in boekvorm. In: Librariana, v. 20. Jan. 2014. Online: https://translate.google.de/translate?hl=de&sl=nl&u=https://ilibrariana.wordpress.com/2014/01/20/xylotheken-in-nederland-en-het-buitenland/&prev=search Kurras, Lotte: Die Stammbücher. In: Kataloge des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg | Die Handschriften des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg | Fünfter Band | Die Stammbücher | Zweiter Teil | beschrieben von Lotte Kurras | Harrassowitz Verlag Wiesbaden MCMXCIV [1994], S. 31-: Friedrich August Rachau [Künstlerstammbuch]. Darin: Johann Bartholomäus Bellermann, Erfurt 1779 Juli 29. Meusel, Johann Georg: Das | gelehrte | Teutschland | oder | Lexikon | der jetzt lebenden | teutschen | Schriftsteller | Angefangen | von | Georg Christoph Hamberger, | Professor der Gelehrten Geschichte auf der Universität | zu Göttingen. | Fortgesetzt | von | Johann Georg Meusel, | königl. Preussischem und fürstl. Quedlinburgischem Hofrath, | ordentlichem Professor der Geschichtskunde auf der Universität zu | Erlangen, und Mitgliede einiger Akademien. | Erster Band. | Lemgo | im Verlage der Meyerschen Buchhandlung, 1796. S. 222. Digitalisat: Google Nowak, Cornelia; Carla Fandrey und Kai Uwe Schierz (Hg.): Aufmunterung zur Kunst: Bartholomäus Bellermann und Heinrich Dornheim - Kunst in Erfurt um 1800. Mitteldeutscher Verlag November 2019, 240 S. Pluemicke, C.M.: C. M. Pluemicke's | Briefe | auf einer Reise | durch | Deutschland | im Jahr 1791. | zu Befoerderung der National-Industrie und des Nahrungsstandes. | Vornehmlich in Beziehung auf Manufaktur-Kunst- | und Oekonomie-Gegenstaende. Zweiter Theil. | Liegnitz, bei David Siegert, 1793. 19ter Brief, S. 28-34. Digitalisat: Google, siehe auch unter Inhalt. 19ter Brief. Stinglwagner, Gerhard; Haseder, Ilse; Erlbeck, Reinhold: Das Kosmos Wald- & Forstlexikon | Mit über 17.000 Stichwörtern, S. 427, Sp. 3, unter Holzbibliothek: Friedrich, Bernd-Ingo: Von den Holzbibliotheken, auch Xylotheken genannt. Unter Nachtrag (28.05.2009). Online: http://archive.is/CZg7s#selection-23.0-27.24 |
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Letzte Aktualisierung ( 21. 11. 2019 ) |
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