Huth, Robert - Heimatforscher, Bauwerke-Modellbauer |
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Geschrieben von Detlef Tonn | |
06. 04. 2017 | |
Schöpfer des Großen Stadtmodells von Erfurt um 1870„Wahrlich eine bewundernswerte Leistung, die allein schon genügte, um seinen Namen für Erfurt unsterblich zu machen!“ Biereye 1932 zu Huths Großem Stadtmodell von Erfurt * 9. Oktober 1872 Niederzimmern, Großherzogtum Weimar
Robert Theodor Bernhard Huth wurde am 9. Oktober 1872 in dem w von Weimar gelegenen Dorf Niederzimmern, wo bereits die Wiege des bedeutenden mittelalterlichen Chronisten Erfurts Konrad Stolle (1436-1501) gestanden hat, als Sohn des Landwirts Albert Huth und dessen Frau Maria Luisa, geb. Schiller geboren. Nach Besuch des Erfurter Seminars und einer ersten Stelle als Lehrer in Kaulsdorf (Kreis Ziegenrück, heute Landkreis Saalfeld-Rudolstadt), kehrte er 1900 nach Erfurt zurück und blieb der Blumenstadt ein Leben lang treu. Huth wohnte in der Nordhäuser Straße 95. Er unterrichtete hier über drei Jahrzehnte an Bürger- und Volksschule (Johannesschule) und forschte unermütlich zur reichen Geschichte von Stadt und Land. Robert Huth erhielt am 30.08.1893 sein Zeugnis zur Befähigung als Volksschullehrer zur provisorischen Anstellung, bestand am 25.11.1896 seine Zweite Volksschullehrerprüfung. und wurde am 01.04.1928 endgültig zum Volksschullehrer ernannt. Huth bat 1909 offenbar erfolglos um Versetzung an die neu gegründete Gutenbergschule, denn vier Jahre später wurde er am 18.02.1913 von der Volksschule II an die evangelische Bürgerschule I sowie schließlich am 07.04.1925 an die Volksschule I versetzt. Huth ließ frühzeitig neben seinem Forscherdrang auch sein Talent zur Vermittlung und künstlerischen Darstellung jeglicher historischer Themen erkennen. Schon in Kaulsdorf hatte er sich eingehend mit der dortigen Burg (das jetzige Schloss wurde 1678 auf den Grundmauern der Burg aufgebaut) sowie dem Schloss von Kühndorf am Dolmar beschäftigt und dazu heimatkundliche Aufsätze verfasst, denen er eigene Zeichnungen beifügte. In Erfurt wandte er sich dann dem Modellbau von Bauwerken zu. Von seinen darin erreichten Fertigkeiten können sich die Besucher im Stadtmuseum Erfurt überzeugen. Seit März 2017 wird hier neben einem kleineren Modell sein Hauptwerk, das Große Stadtmodell, gezeigt, mit dem er sein Gesamtschaffen krönte. Den Mittelpunkt seiner Forschungen bildeten die Befestigungsanlagen, die er für eine der bemerkenswertesten historischen Leistungen Erfurts hielt. Es entstanden eine beachtliche Reihe von Monographien über Einzelbauwerke sowie Gesamtdarstellungen. Zunächst schrieb er zwei grundlegende Arbeiten über die beiden Citadellen der Stadt, "Die Cyriaksburg" (1907) und "Der Petersberg" (1908). Es folgten Abhandlungen über Burgen und Schlösser, Warttürme und Dorfbefestigungen des Landes Erfurt (siehe unter Werke). Weiterhin interessierte sich Huth für Adam Ries und dessen Aufenthalt in Erfurt („Die Beziehungen des Rechenmeisters Adam Riese zu Erfurt“, 1917, im Druck 1927). Die zeitgleiche Benennung einer Straße nach Adam Ries im Borntal geht vermutlich auf Robert Huth zurück. Gleichen Ursprungs soll die in Erfurt und in den Dörfern um Erfurt herum bekannte sprichwörtliche Redensart „Geh' zu Adam Ries in die Drachengasse“ sein. Huth gehörte den meisten heimatkundlichen Vereinen der Region als aktives Mitglied an, wo er sich durch Veröffentlichungen, lebendige Vorträge und Führungen hohe Anerkennung erwarb. Dem Geschichtsverein Erfurt trat er bereits 1902 bei, in dessen Vorstand wurde er 1919 als Beisitzer gewählt. Ebenso gehörte er dem Vorstand des Vereins für Heimatkunde im Amtsbezirk Vieselbach sowie fast zwei Jahrzehnte dem Thüringerwald-Verein an. Die "Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt" nahm ihn 1928 auf. In den verschiedenen Vereinen hielt Robert Huth eine Reihe von Vorträge zu den von ihm publizierten Aufsätzen zur Befestigungsgeschichte aber auch angrenzenden historischen Themen, wie z. B. "Über das Land Erfurt im 30jährigen Kriege" und leitete Führungen zu den beschriebenen Burgen und Warten. Auf den Mitgliederversammlungen des Geschichtsvereins sprach Huth am 5. Februar 1909 unter Vorführung zweier eigener Modelle über die Citadelle Petersberg sowie 1920 über die dort gemachten Funde, am 25. Januar 1921 über die Festung Erfurt sowie einen Monat später über die Bienstedter Warte, am 31. März 1922 über die Wasserburg in Ollendorf, am 10. April 1926 vom festen Schloss der Erfurter zu Vippach und seiner reichen Geschichte, am 31. Januar 1929 über Das Schwedische Heerwesen im Dreißigjährigen Kriege. Zu Führungen des gleichen Vereins lud er ein am 18. Oktober 1919 auf den Petersberg, am 12. Mai 1920 auf eine Besichtigung des Sybillentürmchens und der Cyriaksburg, am 2. Juli 1922 auf die Wasserburg Ollendorf sowie um 1922 auf die Kapellenburg. „Und immer gelang es ihm, selbst wenn der Stoff noch so spröde zu sein schien, diese Vorträge doch anziehend zu gestalten, indem er sie mit wunderbarem Humor würzte und sein tiefes Gemütsleben mitsprechen ließ.“ Biereye 1932 Im August 1930 erkrankte Robert Huth an akutem Herzleiden, musste über längere Zeiten vom Schuldienst beurlaubt werden, war körperlich stark eingeschränkt und konnte keine Treppen mehr steigen. Obwohl ihm „akute Herzstörung“ diagnostiziert war, teilte Huth noch am 01. 08.1932 in einem Brief an den Rektor mit, dass er „aber bestimmt hoffe, in 14 Tagen wieder Dienst tun“ zu können. Wie sich auf tragische Weise sehr bald zeigen sollte, eine totale Fehleinschätzung. Ein ärztliches Attest bestätigte nochmals am 26.08.1932 „akutes Herzleiden“ und schrieb Huth für weitere vier Wochen dienstunfähig. Nur fünf Tage später, am 31. August 1932 verstarb er wenige Wochen vor Vollendung seines 60. Lebensjahres. Er hinterließ seine Frau Theresa Berta geb. Kurth, mit der er über 20 Jahre verheiratet war, und eine Tochter. Seinen lang gehegten Plan, die Erfurter Universitätsgeschichte zu erforschen, konnte er nicht mehr verwirklichen. Werke / VeröffentlichungenHeimatkundliche Schriften
Modellbau von Bauwerken
Quellen / LiteraturBiereye, Johannes: Robert Huth [Nachruf], mit Porträt-Foto. In: MVGAE Achtundvierzigstes Heft, Erfurt 1932, S. 105 – 108. |
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Letzte Aktualisierung ( 18. 05. 2017 ) |
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