2016 - ein „Türkenbund-Jahr“ |
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Geschrieben von Detlef Tonn | |
16. 05. 2019 | |
phot. D. Tonn 28.06.2016Attraktiver Sommerblüher im Steigerwald ErfurtNach der farbenreichen Blütezeit der Frühblüher im stadtnahen Wald dominiert zunehmend das Grün. Das Blätterdach im Hochwald schließt sich und lässt weniger Sonnenlicht hindurch. Nur in den jüngeren Bereichen, an Weg-, Waldrändern und auf den wenigen Lichtungen gelangen die Sonnenstrahlen flächig bis zum Boden. Zur Zeit des Sommenanfangs ist deshalb die Vorfreude groß, wenn der Waldbesucher möglichst viele Knospenansätze an der Türkenbundlilie, auch Türkenbund (Lilium martagon) entdeckt; Lilium: Gattung der Liliaceae; lat. = Lilie. martagon: Goldzwiebel. In Bezug auf den lateinischen Artnamen „nannten die mittelalterlichen Alchimisten die Pflanze „Goldwurzel“, die in Wäldern und Forsten Thüringens durchaus weit verbreitet ist.“ (Krause) Türkenbund gilt in Thüringen nicht als gefährdet, ist jedoch nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Einzelpflanzen erreichen eine beachtliche Wuchshöhe von 150 und mehr cm!
Auch in den Waldungen um Erfurt sind die Pflanzen stellenweise recht zahlreich anzutreffen. So an der Südspitze des Erfurter Steigerwaldes, am östlichen Rand des Waltersleber Holzes, direkt neben dem Hauptweg. Dort haben sich mehrere Pflanzen gruppiert. „Reiche Vorkommen im Willroder Forst und in der Fahnerschen Höhe sind auf tiefgründige, lockere, humus- und nährstoffreiche Standorte beschränkt. In der Regel sind die Wuchsorte halbschattig.“ (Krause)
Der Türkenbund ist bereits zeitig durch seinen typischen Blattquirl erkennbar. Gelangt er dann im Sommer zur ausgeprägten vollständigen Blüte, dann ist er mit seinen turbangleich bis an den Stiel aufgerollten Blütenhüllblätter (Tepalen) der in der oberen Stengelhälfte konzentrierten Blüten die Attraktion im Wald. Prägnant sind auch die roten, 6 bis 11 mm langen Staubbeutel, wie sie weit nach unten aus der Blüte hervorragen.
Leider ist das nicht die Regel, und die Erwartungsfreude auf einen üppigen Blütenschmuck wird nur zu oft enttäuscht. Dann verharren, verkümmern oder vertrocknen die Knospen oder sie sind bereits Opfer von Wildverbiss durch das Rehwild mit seinem Appetit auf die Knospenstände geworden. Andere Feinde sind das „Lilienhähnchen (Lilioceris lilii), das als Larve die Blütenknospen von innen her verspeist“. Geht der Frühsommer trocken heiß mit Dürre einher, wie 2018, dann leiden die Pflanzen sehr unter dem Hitzestreß und die Vollblüte bleibt weitgehend aus.
Und so war es auch 2016 im Waltersleber Holz, was durch die Fotos recht gut vermittelt wird.
Die Bestäubung erfolgt durch langrüsselige Insekten, vornehmlich Nachfalter, die durch den Duft angezogen werden, der sich zum Abend hin noch verstärkt. Ein häufig anzutreffendes Phänomen im Pflanzenreich. Im Schwirrflug gelangen die Tierchen mittels des gebogenen Saugrüssels an den Nektar tief im Blüteninneren. Dabei reißt der Luftstrom des Flügelschlages die gereiften Staubblätter auf, so dass der feine Pollenstaub durch den wechselnden Blütenbesuch übertragen wird. Die später reifenden Früchte sind dreikantige Kapseln, deren Inhalt vom Wind verweht wird. Die vegetative Vermehrung findet über Tochterzwiebeln statt.“ (Krause) Literatur / QuellenKrause, Reinhard: Der diesjährige Hitzestreß ließ nur äußerst wenige „Turbane“ erblühen. Reihe: Naturbeobachtungen im Erfurter Steigerwald: die Türkenbundlilie. In TA ca. 1991 |
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Letzte Aktualisierung ( 16. 05. 2019 ) |
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