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07. 12. 2023
Ackerwildkräuter in Erfurt PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Detlef Tonn   
13. 11. 2019
Beitragsinhalt
Einleitung
Auswahlverzeichnis
Doldenblütler
Spargelgewächse
Korbblütler
Raublattgewächse
Kreuzblütler
Glockenblumengewächse
Nelkengewächse
Wolfsmilchgewächse
Hülsenfrüchtler
Lippenblütler
Liliengewächse
Sommerwurzgewächse
Mohngewächse
Wegerichgewächse
Primelgewächse
Hahnenfußgewächse
Resedagewächse
Rosengewächse
Braunwurzgewächse
Nachtschattengewächse
Veilchengewächse
Literatur | Quellen
phot. D. Tonn
 

Auswahl begleitender erhaltenswerter Ackerflora

Inhalt

Einleitung

„… Es wäre aber unsinnig, sie als 'Unkräuter' zu bezeichnen, da sie schwache (Konkurrenzkraft 1 – 2), anspruchslose Geschöpfe sind, die heute nur mehr ganz gelegentlich als Besonderheiten meist am Rand von trockenen, steinigen Äckern in warmen Lagen ein kümmerliches Dasein fristen. Sie sind in ganz Mitteleuropa vom Aussterben bedroht, und es ist wert, dass man sie kennen lernt, denn es sind eigenartige Geschöpfe mit seltsamem Aussehen (und Geruch). Es lohnt sich, etwas für ihre Erhaltung zu tun, z.B. Ackerränder nicht mehr sinnloserweise mit Herbiziden zu behandeln. Diese Maßnahme wird besonders in Gebieten mit flachgründigen, zur Austrocknung neigenden Böden von Erfolg begleitet sein. Hier kann man besonders extreme Stellen oder Flächen (z.B. trockene Rücken), auf denen ohnehin kein nennenswerter Ertrag zu erwarten ist, beim Anbauen ausnehmen, nicht aber bei der Bodenbearbeitung - sonst wird aus dem Acker eine dichte, hohe Grasflur, in der sich unsere Schützlinge bald nicht mehr behaupten können. Sie sind auf den Bauern angewiesen - tut er was für sie und gönnt ihnen ein paar Quadratmeter von seinem schlechtesten Grund, dann kann er jährlich Überraschungen erleben. Neben den Doldengewächsen, von denen hier die Rede ist, wird er sich noch (je nach Gebiet) über die Wiederkunft dutzender weiterer kleiner Pflänzchen freuen können, die früher selbstverständliche Begleiter des Ackerbaus waren. Man erhält so nicht nur einen bunten Fleck in der Landschaft und Gelegenheit für Naturbeobachtungen, sondern auch sozusagen ein agrar-kulturhistorisches Dokument.“
Zitat aus: Holzner, Wolfgang | Glauninger, Johann: Ackerunkräuter, 2005, S. 33f.
zu neun Arten aus der Familie der Doldenblütler, „die fast nur in Äckern leben können“

Ackerrand
Ackerrand (Raps) bei Tiefthal, Aspekt mit Klatschmohn, Feldrittersporn, Kompass-Lattich | 18.06.2017

Mit der „frühen“ Gebietsreform von 1994 hatte sich die Flächenaufteilung in der heutigen Landeshauptstadt Erfurt durch ländliche Eingemeindung wesentlich verschoben. Nunmehr nehmen im Stadtgebiet von Erfurt von der Gesamtbodenfläche von 27.051 ha etwas über die Hälfte (50,7 %) Flächen für Landwirtschaft 11.606,6 ha = 42,9% sowie für Gartenbau 2.120,3 ha = 7,8% ein (Flächennutzungsplan 2017). Diese doch ungewöhnliche Verteilung in der Gesamtflächenschau unserer 200.000 Einwohner-Stadt ist erfahrbar, nicht nur für Bewohner der „äußeren ländlichen“ Ortsteile, sondern für jeden, der auf dem städtischen Autobahnring, den Ein- und Ausfallstraßen oder Rad- / Wanderwegen unterwegs ist. Die bekanntesten unter den Fernwegen, die gerade durch die weite Ackerflur führen, sind Pilger- und Lutherweg. Riesige, zusammenhängende Ackerflächen mit Monokulturen wirken auf den Betrachter steppenartig und wenig attraktiv. Dankbar ist man über erhaltene historische Verbindungswege, die von wertvollen Feldhecken oder Obstbäumen gesäumt werden. Neupflanzungen von Gehölzstreifen machen Hoffnung, wären die Auswirkungen der Trockenheit der vergangenen Jahre nicht auch da deutlich sichtbar. Der Weg der Erkenntnis über die Wichtigkeit einer landschaftlichen Vernetzung hat sich zwar mittlerweile Bahn gebrochen. Es gibt aber weiterhin noch reichlich ungenutzten Spielraum, das dominierende Bild der weiten Ackersteppe zu korrigieren.

Die intensive Landwirtschaft heutiger Zeit mit ihren erheblichen Auswirkungen auf Umwelt und Klima hat wenig von ihrer alleinbescherrschenden Stellung abgegeben. Dabei wäre ohne weiteres machbar, gerade hier durch unsere Nahrungsproduzenten etwas für die verloren gegangene Artenvielfalt (Modeschlagwort Biodiversität) zum Besseren zu wenden. Es braucht neue Überzeugungen und Mut der Landwirte, an den Rändern ihrer Flächen, auf Teilen mit bekannt geringeren Erträgen, auf Herbizideinsatz und Düngung zu verzichten und die Saatguteinbringung weniger dicht zu handhaben. Auf die Randstreifen könnten dann Ackerwildkräuter, die durch Saatgutreinigung und wirksame Herbizide inzwischen ihre Unkrautwirkung verloren haben und selbst zu seltenen und gefährdeten Raritäten geworden sind. Deren Erhalt sollte den meisten am Herzen liegen, kann man sich doch an besonderen Schönheiten in der Blüte im Großen (Farbwirkung der Fläche) wie im Kleinen (winzige Eizelblüten) erfreuen. Damit könnte die eintönige Landschaft aufgewertet werden und Kleinstlebewesen (Insekten u.a.) neue Nahrungsquellen geschaffen werden.

Ackerrand
Ackerrandstreifen bei Tiefthal, Aspekt mit Klatschmohn | 18.06.2017

Es lassen sich bereits einige Beispiele für dieses Umdenken auch im Erfurter Stadtgebiet finden. Der Eindruck ist jedoch: Noch zu wenig. Förderprogramme dazu gibt es in Thüringen, auch in unseren Nachbarländern kann sich der interessierte Landwirt informieren. Es werden auch Saatgutmischungen angeboten, die unter realistischen Feldbedingungen bestimmten Arten bedrohter Begleitflora wieder eine Chance bieten. Einige bieten als außerdem als wertvolle Nektarquelle an.

Förderung erhaltenswerter (weitgehend) unschädlicher Ackerbegleitflora
  • Bei unumgänglichen Herbizideinsatz die Ackerränder nicht mitbehandeln.
    Dies betrifft insbesondere Randlagen
    - mit den geringsten zu erwartenden Erträgen, auf flachgründigen, steinigen, trockenen Böden (z.B. Hügelkuppen), die aber gerade vielen Wildkräutern eine Existenz bieten
    - an Geländeübergangen die bereits nicht bewirtschaftet werden können wie Böschungen, Senken (z.B. Erdfälle), Hohlwege u.w.
    - zu angegrenzenden besonders wertvollen Biotopen, wie LSG, NSG, GLB, FFH.
  • Mit reduzierter Düngerzufuhr (besonders von Stickstoff) kann dem Rückgang seltener und gefährdeter Arten (RLT) begegnet werden, auch wenn einige andere Arten von Düngung profitieren.
  • Den Stoppelsturz zwei, drei Wochen hinausschieben, damit Samen bestimmten besonders gefährdeter Ackerwildpflanzen reifen können. Gerade im unmittelbaren Umbruch abgeernteter Flächen ist ein Hauptgrund zu sehen, das eine ganze Reihe von meist konkurrenzschwachen (1) Pflanzenschönheiten, denen als Ackerunkraut keinerlei Bedeutung zukommt, so selten geworden sind oder bereits praktisch überhaupt nicht mehr in Erscheinung treten. Als typische Beispiele seien genannt Acker-Schwarzkümmel (Nigella arvensis), (Acker-)Spatzenzunge (Thymelaea passerina), Kletten- oder Gewöhnlich-Igelsame (Lappula squarrosa).
  • Natürlich und lückig begrünte (Acker-)Brachen magerer trockener Standorte, die in mehrjährigen Abständen umgebrochen werden können, um die Vegetationsentwicklung von neuem beginnen zu lassen. Auch kann sich eine Beweidung mit Schafen auf diesen Flächen als förderlich erweisen.
Ackerrand
Ackerrand bei Tiefthal, Aspekt mit Kamille und vereinzelt Feldrittersporn | 07.07.2017

Mit der nachfolgenden Zusammenstellung von 42 Arten soll die Aufmerksamkeit auf einige heimische  Ackerwildkräuter gelenkt werden, in ihrem Auftreten von häufig bis verschwunden. Auf den vorherrschenden Intensiväckern sind die meisten kaum noch zu finden, höchstens an Ackerrändern und  auf -brachen. Ausnahmen bilden biologisch/ökologische Bewirtschaftung.
Die ausgewählten Arten der Begleitflora zeichnen sich überwiegend dadurch aus, dass sie kaum (noch) als Unkraut bedeutsam sind, vielmehr als Wildkraut zu sehen sind. Wesentlich ist dabei ihre allgemeine Konkurrenzschwäche gegenüber den Anbausorten.



Letzte Aktualisierung ( 19. 12. 2019 )
 
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