Ackerwildkräuter in Erfurt |
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Geschrieben von Detlef Tonn | |
13. 11. 2019 | |
Seite 1 von 24 phot. D. TonnAuswahl begleitender erhaltenswerter AckerfloraInhalt
Einleitung„… Es wäre aber unsinnig, sie als 'Unkräuter' zu bezeichnen, da sie schwache (Konkurrenzkraft 1 – 2), anspruchslose Geschöpfe sind, die heute nur mehr ganz gelegentlich als Besonderheiten meist am Rand von trockenen, steinigen Äckern in warmen Lagen ein kümmerliches Dasein fristen. Sie sind in ganz Mitteleuropa vom Aussterben bedroht, und es ist wert, dass man sie kennen lernt, denn es sind eigenartige Geschöpfe mit seltsamem Aussehen (und Geruch). Es lohnt sich, etwas für ihre Erhaltung zu tun, z.B. Ackerränder nicht mehr sinnloserweise mit Herbiziden zu behandeln. Diese Maßnahme wird besonders in Gebieten mit flachgründigen, zur Austrocknung neigenden Böden von Erfolg begleitet sein. Hier kann man besonders extreme Stellen oder Flächen (z.B. trockene Rücken), auf denen ohnehin kein nennenswerter Ertrag zu erwarten ist, beim Anbauen ausnehmen, nicht aber bei der Bodenbearbeitung - sonst wird aus dem Acker eine dichte, hohe Grasflur, in der sich unsere Schützlinge bald nicht mehr behaupten können. Sie sind auf den Bauern angewiesen - tut er was für sie und gönnt ihnen ein paar Quadratmeter von seinem schlechtesten Grund, dann kann er jährlich Überraschungen erleben. Neben den Doldengewächsen, von denen hier die Rede ist, wird er sich noch (je nach Gebiet) über die Wiederkunft dutzender weiterer kleiner Pflänzchen freuen können, die früher selbstverständliche Begleiter des Ackerbaus waren. Man erhält so nicht nur einen bunten Fleck in der Landschaft und Gelegenheit für Naturbeobachtungen, sondern auch sozusagen ein agrar-kulturhistorisches Dokument.“ Zitat aus: Holzner, Wolfgang | Glauninger, Johann: Ackerunkräuter, 2005, S. 33f. zu neun Arten aus der Familie der Doldenblütler, „die fast nur in Äckern leben können“
Mit der „frühen“ Gebietsreform von 1994 hatte sich die Flächenaufteilung in der heutigen Landeshauptstadt Erfurt durch ländliche Eingemeindung wesentlich verschoben. Nunmehr nehmen im Stadtgebiet von Erfurt von der Gesamtbodenfläche von 27.051 ha etwas über die Hälfte (50,7 %) Flächen für Landwirtschaft 11.606,6 ha = 42,9% sowie für Gartenbau 2.120,3 ha = 7,8% ein (Flächennutzungsplan 2017). Diese doch ungewöhnliche Verteilung in der Gesamtflächenschau unserer 200.000 Einwohner-Stadt ist erfahrbar, nicht nur für Bewohner der „äußeren ländlichen“ Ortsteile, sondern für jeden, der auf dem städtischen Autobahnring, den Ein- und Ausfallstraßen oder Rad- / Wanderwegen unterwegs ist. Die bekanntesten unter den Fernwegen, die gerade durch die weite Ackerflur führen, sind Pilger- und Lutherweg. Riesige, zusammenhängende Ackerflächen mit Monokulturen wirken auf den Betrachter steppenartig und wenig attraktiv. Dankbar ist man über erhaltene historische Verbindungswege, die von wertvollen Feldhecken oder Obstbäumen gesäumt werden. Neupflanzungen von Gehölzstreifen machen Hoffnung, wären die Auswirkungen der Trockenheit der vergangenen Jahre nicht auch da deutlich sichtbar. Der Weg der Erkenntnis über die Wichtigkeit einer landschaftlichen Vernetzung hat sich zwar mittlerweile Bahn gebrochen. Es gibt aber weiterhin noch reichlich ungenutzten Spielraum, das dominierende Bild der weiten Ackersteppe zu korrigieren. Die intensive Landwirtschaft heutiger Zeit mit ihren erheblichen Auswirkungen auf Umwelt und Klima hat wenig von ihrer alleinbescherrschenden Stellung abgegeben. Dabei wäre ohne weiteres machbar, gerade hier durch unsere Nahrungsproduzenten etwas für die verloren gegangene Artenvielfalt (Modeschlagwort Biodiversität) zum Besseren zu wenden. Es braucht neue Überzeugungen und Mut der Landwirte, an den Rändern ihrer Flächen, auf Teilen mit bekannt geringeren Erträgen, auf Herbizideinsatz und Düngung zu verzichten und die Saatguteinbringung weniger dicht zu handhaben. Auf die Randstreifen könnten dann Ackerwildkräuter, die durch Saatgutreinigung und wirksame Herbizide inzwischen ihre Unkrautwirkung verloren haben und selbst zu seltenen und gefährdeten Raritäten geworden sind. Deren Erhalt sollte den meisten am Herzen liegen, kann man sich doch an besonderen Schönheiten in der Blüte im Großen (Farbwirkung der Fläche) wie im Kleinen (winzige Eizelblüten) erfreuen. Damit könnte die eintönige Landschaft aufgewertet werden und Kleinstlebewesen (Insekten u.a.) neue Nahrungsquellen geschaffen werden.
Es lassen sich bereits einige Beispiele für dieses Umdenken auch im Erfurter Stadtgebiet finden. Der Eindruck ist jedoch: Noch zu wenig. Förderprogramme dazu gibt es in Thüringen, auch in unseren Nachbarländern kann sich der interessierte Landwirt informieren. Es werden auch Saatgutmischungen angeboten, die unter realistischen Feldbedingungen bestimmten Arten bedrohter Begleitflora wieder eine Chance bieten. Einige bieten als außerdem als wertvolle Nektarquelle an. Förderung erhaltenswerter (weitgehend) unschädlicher Ackerbegleitflora
Mit der nachfolgenden Zusammenstellung von 42 Arten soll die Aufmerksamkeit auf einige heimische Ackerwildkräuter gelenkt werden, in ihrem Auftreten von häufig bis verschwunden. Auf den vorherrschenden Intensiväckern sind die meisten kaum noch zu finden, höchstens an Ackerrändern und auf -brachen. Ausnahmen bilden biologisch/ökologische Bewirtschaftung. |
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Letzte Aktualisierung ( 19. 12. 2019 ) |
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