Ausstellungen |
![]() |
![]() |
![]() |
Geschrieben von Detlef Tonn | ||||||||||||||
26. 08. 2010 | ||||||||||||||
Seite 2 von 12 Beendet 2020Molsdorf (Erfurt), SchlossmuseumSonderausstellung 30. November 2019 - 23. Februar 2020 Weimar, Schiller-MuseumSchillerstraße 12, 99423 Weimar Erfurt, Angermuseum | Kunstmuseum der LandeshauptstadtSonderausstellung 2. OG 17. November 2019 - 02. Februar 2020
Kuratorin:Cornelia Nowak Projektleitung: Dr. Carla Fandrey (ehrenamtl.) Willkommene Präsentation zur bildenden Kunst in Erfurt im Übergang des 18. zum 19. Jh. Dazu wurde das bekannte und am Angermuseum aufbewahrte Werk von Nikolaus Christian Heinrich Dornheim (1772-1830) neu gesichtet und in seiner Zuschreibung überprüft. Neben dem kunsterfahrenen und für Erfurt bekannten Maler Dornheim wird auch dem Werk des Zeitgenossen, Laienmalers und Sammlers Joh. Bartholomäus Bellermann (1756-1833) Raum gegeben, der sich auf seine Art in seinen Bildern ebenfalls der Darstellung seiner Heimatstadt Erfurt widmete und uns da historisch wertvolle Ansichten überlieferte. Daneben trat er als Förderer der Kunst auf, dessen Name dem einen oder anderen Ausstellungsbesucher aus der kürzlich im Hause gezeigten Schau seines Enkels Ferdinand Konrad Bellermann (1814-89) noch bekannt vorkommen wird. Der Fabrikant und Kaufmann J.B. Bellermann war bis in höchste städtische Kreise sehr gut vernetzt, wie man heute sagen würde, so auch mit dem mainzischen Statthalter und ebenfalls Kunstförderer Dalberg (1744-1817). „Mit der Ausstellung und kritischen Neubewertung der Werkbestände beider Künstler ergibt sich ein Bild der Zeit, in der vor allem die Beobachtung und Erkundung der Natur mit all ihren Erscheinungen, Farben und Phänomenen im Vordergrund stand. Zugleich gewähren uns die Arbeiten topografisch und historisch genaue Perspektiven auf Erfurt, seine Umgebung und andere heimische Landschaften.“ Angermuseum Erfurt 2019 Die Vernissage am Samstag, den 16. November, fand, ähnlich wie bei der vorangegangenen Ausstellung zum Gegenwartsmaler Michael Triegel, vor einem überaus zahlreich erschienenen kunstinteressierten Publikum im Foyer des Angermuseums statt. Dies lässt auf eine ebenso große Resonanz für den Ausstellungsverlauf hoffen. Unter den Ehrengästen befanden sich auch Nachkommen zweier im Erfurt des beginnenden 19. Jhs. malerisch wirkenden Persönlichkeiten, Joh. Bartholomäus Bellermann und Franz Kuchenbuch (Erfurt 1812-1896 Müncheberg), ein Schüler Dornheims. Beide wirkten in jener Zeit auf vielfältige Weise in der Stadt, und werden mit der Ausstellung gewürdigt. Die Familien derer Nachkommen eint die stete treue Verbundenheit zur Wirkungsstätte ihrer Vorfahren auch über Generationen und Ferne hinweg. So waren die Fam. Kuchenbuch, 3-fach Urenkel des Franz K., und als weitestgereister Gast, Peter Bellermann, 4-fach Urenkel des Bartholomäus B. aus den USA, gekommen. Bellermanns hatten die lange Reise bereits 2015 zur Ausstellung des „Urwaldmalers“ Ferdinand Bellermann an gleicher Stelle unternommen. Drei Rednerbeiträge gestalteten den Nachmittag, der musikalisch in den Rednerwechseln mit allen Sätzen des Streichquartetts op.1 Nr.1 B-Dur von Michael Gotthard Fischer (Alach 1773-1829 Erfurt), Organist an Barfüßer- und Predigerkirche in Erfurt und Zeitgenosse der ausgestellten Künstler, in vorzüglicher Weise umrahmt und vom Publikum mit viel Beifall honoriert wurde. Ausführend war ein Ensemble des Kammermusikvereins Erfurt e.V., u.a. mit Gundula und Eugen Mantu. In seiner Begrüßungsrede dankte Prof. Dr. Kai Uwe Schierz, Direktor der Erfurter Kunstmuseen, allen Beteiligten und Förderern, ohne die das Projekt und die Ausstellung nicht möglich gewesen wäre. Cornelia Nowak, Sammlungsbetreuerin Grafik und Kuratorin am Angermuseum, gab in ihrem ausgezeichneten Fachvortrag, der auch mit sehr viel Zuspruch aufgenommen wurde, einen Überblick zum Verlauf des Projektes und zum Werden von Ausstellung und Begleitbuch. Im einem gemeinsamen Forschungsprojekt des Angermuseums und einer Gruppe von sieben Studierenden aus dem 2011 eröffneten und der Erforschung regionaler Sammlungen gewidmeten Studiengang „Sammlungsbezogene Wissens- und Kulturschichte an der Universität Erfurt, wurde seit Wintersemester 2016 intensiv an der Sichtung, Bewertung, Digitalisierung, Restaurierung des Bestandes zum Maler und Zeichenmeister H. Dornheim gearbeitet. Maßgeblich und federführend im Erschließungs- und Publikationsprojekt „Vom Bilderbestand zum Buch. Das zeichnerische Werk von Nikolaus Christian Heinrich Dornheim (1772-1830) im Angermuseum“ war und ist die jahrelang ehrenamtlich im Angermuseum tätige Kunsthistorikerin Dr. Carla Fandrey, ohne die Projekt und Ausstellung nicht machbar gewesen wären, wie Nowak betonte. Der umfangreiche Bestand von letztlich etwa 700 grafischen Blättern war neu zu bewerten und zu ordnen. Dazu wurde jedes Blatt auf Vorder- und Rückseite genauestens untersucht, die bisherige Zuschreibung kritisch geprüft. In diesem Umfang und mit der wissenschaftlichen Methodik war es wohl das erste Mal, das ein solches Vorhaben für die Dornheim-Sammlung realisiert wurde. Die Arbeit war sehr mühselig und nervenaufreibend, führte aber schließlich zum Erfolg eines gesicherten Wissens um die tatsächliche Urheberschaft. Wie schon vermutet wurde, stellte sich heraus, dass ein größerer Teil des H. Dornheim zugeschriebenen Werkes nicht von dessen, sondern von der Hand eines seiner Schüler bzw. von dem dadurch stärker in den Fokus gerückten B. Bellermann stammte. Insgesamt musste für etwa ein Drittel der Sammlung die Zuschreibung auf Dornheim fallengelassen werden. Entscheidenden Anteil an dieser Sisyphusarbeit hatte Dr. Fandrey, die zu einer Dornheim-Expertin avancierte. Neben weiteren Erkenntnissen im Projektverlauf, drängte sich die Einbeziehung von B. Bellermann in die geplante Werkschau immer stärker auf. Es kam zu der nun zu sehenden Ausstellung beider Künstler mit überwiegend erstmals gezeigten Exponaten. Zu den „neuen“ Glanzlichtern zählen der erforschte und restaurierte testamentarische Nachlass und das Skizzenbuch Dornheims sowie die colorierten Darstellungen zur Holzsammlung von B. Bellermann und von dessen Hand. Der Nachlass im rechten Seitenkabinett, der bis auf zwei Bilder (leere Rahmen!), die als verschollen gelten, erstmals geschlossen versammelt ist, umfasst einige Gemälde anderer Meister. Unter Nr. 1 des Testaments gibt es ein Wiedersehen mit dem wohl bekanntesten Gemälde H. Dornheims „Die Napoleonshöhe im Steiger bei Erfurt“ von 1812, eine Auftragsarbeit und ein Hauptwerk des Malers. Es fand keine Abnahme, erst recht nicht nach der Vernichtung des „Napoleontempels “ - ein wesentliches Bildmotiv - durch Artilleriebeschuss am 01. November 1813 und dem Abzug der Franzosen. Das Denkmal war erst im Jahr zuvor, am 15. August 1812, auf Betreiben des Kammerpräsidenten Franz Anton von Resch (1769-1820), der auch zu den auf dem Bild dargestellten Honoratioren zählte, zu Ehren Napoleons eingeweiht worden. So verblieb es lebenslang in des Künstlers Eigensammlung und gelangte mit dessen Nachlass über das Evangelische Waisenhaus in das Angermuseum. Von besonderem Interesse sind die Naturstudien zu Pflanzen und Bäumen aus den beiden Skizzenbüchern Dornheims. Als ein besonderer Glücksumstand konnte ein gesondertes Verzeichnis aufgefunden werden mit den Titeln der Blätter, aufgestellt in sauberster Schrift von Christian Bellermann, Sohn des Bartholomäus, anhand dessen eine Rekonstruktion der aus dem Zusammenhang gerissenen Seiten möglich wurde. In dem B. Bellermann gewidmeten linken Seitenkabinett, sind neben den in Vitrinen zu sehenden „Baumblättern“, die teils neu zugeordneten Thüringen-Ansichten, von West (Eisenach, Wartburg), über Mitte (Liebenstein, Thüringer Wald) bis nach Ost (Saale, zwischen Jena und Naumburg) gehängt. Bei der Gegenüberstellung das bekannt gewordene Werks der beiden Erfurter Maler fällt ins Auge, dass B. Bellermann, in „größeren“ Dimensionen gearbeitet hat, was sowohl den Wirkungskreis (über ganz Thüringen) als auch die größten Bildformate (Panoramen) betrifft. Zwei größere Erfurt-Panoramen sind seit einigen Jahren im Stadtmuseum Johannesstraße, im Stadtmodell-Zimmer zu bewundern; ein dortiger Besuch lohnt sich also. Drei Zeichnungen Dornheims sollen an die Ausstellung ins Angermuseum ausgeliehen worden sein. H. Dornheim blieb in seinem Wirken im wesentlichen auf das Weichbild Erfurts mit dem Schwerpunkt Geratal und Steigernordrand beschränkt. Vielleicht haben die Forschungen auch dafür mögliche Gründe finden können. Etwas vertraut Bekanntes sucht man in der Ausstellung jedoch vergeblich, das bislang in vielen Publikationen (u.a. in Geschichte der Stadt Erfurt, 1986) verwendete Selbstbildnis des Malers H. Dornheim, ein Miniatur-Ölbild um 1800. Das Angermuseum besitzt drei aus Privatbesitz stammende Selbstbildnisse. Bei dem besagten Selbstbildnis hat sich sowohl die Zuweisung des Malers als auch der abgebildeten Person mit jugendlich weichen Zügen nicht bestätigt. Die Person konnte nicht identifiziert werden. In der Ausstellung fungiert deshalb erstmals eine andere Miniatur aus Privatbesitz als authentisches Selbstbildnis Dornheims. Zu Abschluss der Vernissage empfingen als besonderer Dank für ihren Einsatz Dr. Carla Fandrey und stellvertretend für die am Projekt beteiligten Studierenden, Saskia Knyrim, Museologin aus Leipzig, aus der Hand von Cornelia Nowak einen Blumenstrauß. Prof. Dr. Schierz erklärte die Ausstellung für eröffnet und lud die Besucher zu einem ersten Rundgang ein. Mit der Doppel-Werkausstellung, so der Eindruck, könnte der vielseitige B. Bellermann im Vergleich zu seinem Zeitgenossen Dornheim noch stärker an Wahrnehmung gewinnen. Auf jeden Fall vermag die Ausstellung unseren Blick auf die bildende Kunst in Erfurt in der existentiell schwierigen Zeit des Übergangs vom 18. zum 19. Jh. in bedeutender Weise zu schärfen. Und es wurde klar gestellt, dass mit der jetzigen Ausstellung zwar ein Höhepunkt, nicht aber der Schlusspunkt in dem Projekt zur Erforschung der Kunst um 1800 in Erfurt erreicht wurde. Rechtzeitig vor dem Ausstellungsbeginn erschien im November das Begleitbuch beim Mitteldeutschen Verlag. Sehr zufrieden zeigten sich die Ausstellungsmacher mit der erreichten hohen Qualität des Druckwerks. Die Reproduktionen sollen teilweise die Originale noch übertreffen! Aus dem Begleitprogramm zur Ausstellung sei der Vortrag des renommierten Thüringer Experten für Hochwasser- und besondere Witterungsereignisse, Mathias Deutsch, zu den Wetterphänomenen im Bildwerk von B. Bellermann genannt: Nowak, Cornelia; Carla Fandrey und Kai Uwe Schierz (Hg.): Aufmunterung zur Kunst: Bartholomäus Bellermann und Heinrich Dornheim - Kunst in Erfurt um 1800. Mitteldeutscher Verlag November 2019, 240 S. → https://kunstmuseen.erfurt.de/km/de/service/aktuelles/ausstellungen/2019/131330.html Rudolstadt, Naturhistorisches Museum (Heidecksburg)Sonderausstellung in der Gewölbehalle 12. April 2019 - 5. Januar 2020 |
||||||||||||||
Letzte Aktualisierung ( 24. 02. 2020 ) |
< zurück | weiter > |
---|