Reichardt, Albert - Geologe, Paläontologe, Naturschutzpionier |
![]() |
![]() |
![]() |
Geschrieben von Detlef Tonn | |
23. 03. 2016 | |
Er war d e r Geologe Erfurts* 30. 04. 1871 in Erfurt „Wie sein Namensvetter Christian Reichard[t] das Erfurter Erdreich gärtnerisch bearbeitet hatte, um aus ihm ein so fruchtbares Land zu gestalten, … so hat Albert Reichardt das Erdreich weit und breit in und um Erfurt bis tief in sein Inneres hinein in jahrzehntelanger Forschung einer wissenschaftlichen Bearbeitung unterzogen. Nicht nur, dass er die bisherigen Erkenntnisse völlig beherrschte, er verbesserte sie allerseits, gewann immer mehr Neuland dazu, war in manchem geradezu bahnbrechend, im ganzen wohl für lange Zeiten abschließend: kurz, er war d e r Geologe Erfurts. Der Vater von Albert - Bürovorsteher bei der Versicherungs-Gesellschaft Thuringia – war ein schlichter und bescheidener Mann, der aber über ein gediegenes Wissen verfügte und seine Kinder - er besaß drei Söhne und eine Tochter - geistig ungemein anzuregen wusste zum Arbeiten und Schaffen, nie jedoch zum Ehrgeiz. Rührend bemühte er sich um seinen Albert, dessen Werden vielen Hemmungen unterworfen war. Das Gymnasium, das auch er, wie seine Brüder, besuchte, musste er schon als Obersekundaner beenden, da er fortwährend über seinen Kopf und seine Nerven klagte. Nachdem er sich hier und da zu bewerben versucht hatte, erhielt er schließlich eine Lebensstellung bei der Thuringia, bei der ja auch sein Vater angestellt war. Um 1900 aber wandte er sich eine kurze Zeit der Astronomie zu, um dann zur Botanik und Zoologie überzugehen. Gegen 1904 fing er an, Mineralien, Petrefakten und dergl. zu sammeln, was ihm die letzte und entscheidende Blickwendung in seinem Leben und Streben gab: er wurde Geologe. Als solcher durchwanderte er Thüringen und die angrenzenden Länder - freilich Erfurt blieb immer der Mittelpunkt seines Arbeitens, Beobachtens, Registrierens. Bald begann er die Ergebnisse seiner Arbeit schriftlich niederzulegen, zunächst in Zeitungen und Zeitschriften mehr feuilletonistisch, seit 1909 aber auch streng wissenschaftlich. In diesem Jahre erschien von ihm 'Die Entwicklungsgeschichte der Gera und ihrer Nebengewässer', eine Arbeit, die wegen ihrer Gründlichkeit und Gediegenheit die volle Anerkennung der Fachleute fand. Als in demselben Jahre die 'Erfurter Akademie gemeinnütziger Wissenschaften' beschloss, ihr Hauptaugenmerk auf die wissenschaftliche Erforschung der Heimat zu richten und zunächst die Grundlagen für eine Siedlungsgeschichte Erfurts und seiner Umgebung zu gewinnen, da griff er mit Begeisterung diesen Gedanken auf, warb überall Mitarbeiter auf naturwissenschaftlichem Gebiet und begann selbst den Reigen der Arbeiten mit dem Aufsatz: 'Die orohydrographischen Verhältnisse des Stadt- und Landkreises Erfurt mit Berücksichtigung des geologischen Aufbaus' (1910). Er wurde auf Grund dieser Arbeit 1911 in die Akademie aufgenommen. Bis 1930 folgten von ihm noch weitere wesentliche Arbeiten. So erschien aus seinem schon seit 1910 ausgeübten Amt als Geschäftsführer der staatlichen Naturdenkmalspflege im Regierungsbezirk Erfurt heraus, die Zusammenstellung 'Naturdenkmäler der Umgebung Erfurts' (1915). Im ganzen umfasst sein Schaffen 14 Arbeiten; hinzukommen, wie gesagt, noch eine ganze Reihe kleinerer Aufsätze in Zeitungen, insbesondere im Erfurter Allgemeinen Anzeiger und in Zeitschriften. Aber mit alledem war seine Betätigung noch nicht erschöpft: Als es galt, in Erfurt ein "Museum für Naturkunde" zu errichten, da war er wieder mit Begeisterung dabei. Mit großem Eifer und Geschick baute er hier 1924-26 die "Geologische Schausammlung" in chronologischer Reihenfolge auf. Geradezu bewundernswert ist es, dass er den allergrößten Teil dieser Arbeiten neben seinem Beruf in seiner Freizeit, insbesondere Sonntagen erledigte; erst vor wenig Jahren gab er diesen auf oder musste vielmehr ihn aufgeben, weil sein Nervenleiden und alle hiermit zusammenhängenden Störungen seiner Gesundheit sich immer mehr verschlimmerten. Nun hatte er zwar mehr Zeit, wurde aber wiederum durch seinen Gesundheitszustand gehemmt. Immerhin überwand er zunächst die düsteren Trübsinnsanfälle und arbeitete an seinem eingangs erwähnten alle seine Forschungen zusammenfassenden Hauptwerk: der geologischen Karte von Erfurt. Es bleibt die uneingeschränkte Hochachtung gegenüber der Lebensleistung dieses Mannes, die er sich unter den schwierigsten gesundheitlichen Umständen abringen konnte, und mit der er sich in der Forschungsgeschichte von Erfurt einen bedeutenden Platz gesichert hat. Veröffentlichungen Des Bellamy Zeitalter 2001-2010. Politischer Roman, 1893 Decker, Berlin SekundärliteraturKrause, Torsten: Albert Reichardt (1871-1932) und seine Verdienste um die Erforschung der Geologie in der Umgebung von Erfurt - in memeoriam seines 75. Todestages. In: Veröffentlichungen des Naturkundemuseums Erfurt, 2007, H. 26, S. 5-11. QuelleBiereye, Johannes: Nachruf für Albert Reichardt. In: Jahrbücher der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt, N. F., H. 51 (1933) S. 130-133. |
|
Letzte Aktualisierung ( 02. 11. 2016 ) |
< zurück | weiter > |
---|