Einleitender ÜberblickErphesfurt, Erffert, Erfordia ... ERFURT (Die Furt durch den Fluß Erph, Erphesa, Erpha, heute Gera.)
„ ... qui dicitur Erphesfurt qui fuit iam olim urbspagano paganorum rusticorum ...“ schrieb der Missionar Bonifatius im Jahr 742 an den Papst Zacharias II., als er bei seinem Besuch „eine gewachsene und sicher bedeutende Siedlung“ im Thüringer Becken, im Bogen des Flusses Gera vorfand. Er bezeichnete Erphesfurt als einen seit langem bestehenden, volkreichen, befestigten Ort von überregionaler Bedeutung, wohl einer Burg und einer dazugehörigen Siedlung. Ob die damaligen Bewohner mit der Mission des Bonifatius einverstanden waren ist nicht überliefert, er war aber erfolgreich. Vor mehr als 450 Jahren hat sich der Reformator und Kenner der Stadt, Martin Luther zu folgendem Ausspruch hinreissen lassen: „Erfurt steht am besten Orte, ist eine Schmalzgrube. Da müßte eine Stadt stehen, wenn sie gleich wegbrennete.“ Das mit der Schmalzgrube ist Ansichts- und nicht zuletzt Geschmackssache und trotz mehrerer Brände konnte die Stadt und ihre Bürger über viele Jahrhunderte große Persönlichkeiten der Zeitgeschichte in ihren Bann ziehen und hat an vielen Kapiteln der Geschichte nicht unwesentlich mitgeschrieben. Neben Kaiser Friedrich Barbarossa, Karl dem Großen, dem Schwedenkönig Gustav Adolf, Martin Luther, Thomas Müntzer, dem Kaiser der Franzosen Napoleon und dem Zar Alexander I., weilten auch Rechenmeister Adam Ries, Goethe, Schiller, Humboldt, Herder und Wieland in den Mauern der ehrwürdigen Stadt und hinterließen ihre Spuren. Auch der Volksnarr Till Eulenspiegel ließ die Professoren der ehrwürdigen Universität in seinen Narrenspiegel blicken und sie sahen darin nicht sehr gut aus. Die geschlossene Baukultur vom Mittelalter bis in die Gegenwart wurde von der UNESCO als Flächendenkmal ausgewiesen. Schon weit vor der ersten urkundlichen Erwähnung von „Erphesfurt“ im Brief des Missionars Bonifatius an den Papst Zacharias II. im Jahr 742 war die fruchtbare Mulde im Süden des Thüringer Beckens besiedelt. Älteste archäologische Funde menschlicher Spuren stammen aus der Altsteinzeit um 100000 v.Chr. Erfurt gehört nicht zu den ältesten deutschen Städten, aber als am Limes römische Legionäre patroullierten und in Trier römische Kaiser residierten, standen am Flüsschen Gera Hütten von Bauern und Fischern. Die „Thoringi“ (Thüringer) wurden schon um 380 n.Chr. vom römischen Geschichtsschreiber Flavius Vegetius Renatus erwähnt und waren im Jahr 451 mächtigstes germanisches Reich außerhalb Roms. So richtig politisch unabhängig war Erfurt nie. Schon 531 eroberten die Franken gemeinsam mit den Sachsen das Thüringer Königreich und König Hermenfred mußte abdanken. Der König der Franken und Römische Kaiser, Karl der Große, ernannte Erfurt im Jahre 805 zu einem Handelsplatz an der Ostgrenze des Reiches zu den Sachsen. Erfurt war Königspfalz. Die über 800 Jahre währende Kurmainzische Herrschaft wird durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg unterbrochen, danach jedoch weiter fortgesetzt. 1802 begann die Herrschaft der Preussen, die Napoleon mit der Eingliederung der Stadt in den französischen Staat beendet, aber die Preussen kamen wieder und blieben erst einmal einige Jahre. Mit der Gründung der Weimarer Republik wurde Erfurt Landeshauptstadt von Thüringen, was durch die Machtergreifung der Nazionalsozialisten 1933 beendet wurde. 1945 durch amerikanische alliierte Truppen befreit, ging Thüringen nach Gebietstausch mit einem Teil von Berlin in die Besatzungsmacht der UdSSR über. 1949 wird Thüringen Bestandteil der Deutschen Demokratischen Republik und Erfurt wird wieder für kurze Zeit Landeshauptstadt. Thüringen war 40 Jahre in drei Bezirke aufgeteilt (Erfurt, Gera und Suhl) und Erfurt wurde Bezirksstadt des gleichnamigen Bezirkes. Mit dem Anschluß an die Bundesrepublik Deutschland 1990 und der Neugründung Thüringens begann das vorläufig letzte Kapitel Erfurts als Landeshauptstadt des Freistaates. 100000 v.Chr. - 740
100000 bis 5000 v.Chr. | Früheste Zeugnisse menschlicher Besiedlung. Der Erfurter Raum wird in der Altsteinzeit von nomadisierenden Jägern und Sammlern aufgesucht. Ein faustkeilartiger Feuersteinartefakt, der älteste archäologische Fund aus der Kiesgrube (Geraschotter) in Erfurt-Nord, bezeugt menschliche Spuren aus der Altsteinzeit um 100 000 v. Chr. Der Fund gehört zu den ältesten Universalgeräten der ersten Menschheitsepoche | 8000 bis 5000 v.Chr. | In der mittleren Steinzeit (Mesolithikum) wurden die Gera-Auen, das spätere Erfurter Stadtgebiet, von mittelsteinzeitlichen Jägern bewohnt und bejagt. Funde dieser Zeit sind vor allem kleine Feuersteingeräte wie Pfeilspitzen, Messer und Klingen. Eine Geröllhaue von Erfurt-Bischleben lässt die Durchlochungstechnik erkennen. | 5000 bis 1800 v. Chr. | In der mittleren und der Jungsteinzeit (Neolithikum) vollzieht sich im Erfurter Raum der Übergang zu Feldbau, Viehhaltung und Vorratswirtschaft. Die Besiedelung verweist auf zunehmende Sesshaftigkeit der Bevölkerung. Die natürlichen Umweltbedingungen im Erfurter Becken begünstigen Ackerbau und Viehzucht. Siedlungen befinden sich zunächst nicht in den Niederungen (die Gera-Aue ist noch sehr sumpfig), sondern vor allem auf den fruchtbaren Löß- und Schwarzerdeflächen am Nordhang des westlichen Steigerwaldes, auf der Hochfläche südwestlich des Petersberges, auf dem Gelände am linken Steilufer der Gera im Nordwesten der Stadt und auf dem Westhang des Roten Berges. |
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| Ab etwa 5000 v. Chr. | Die Siedlungen der Bandkeramiker haben länger als ein Jahrtausend Bestand. Die reichhaltigen Funde dieser Kulturen wurden im Erfurter Steigergebiet, in der heutigen Kantstraße, der Geibelstraße und der Freiligrathstraße geborgen. Eine weitere Siedlung lag auf dem Gebiet der Rudolfstraße; aber auch der Süd- und Westhang des Roten Berges war von Bandkeramikern besiedelt. | 2400 bis 1800 v. Chr. | Am Ende des Neolithikums siedeln im Erfurter Raum Träger der Saale-Schnurkeramiker und der Glockenbecherkultur. Vor allem in Gräbern bei Gispersleben-Kiliani, am Roten Berg, an der Günter- und der Rudolfstraße und in Neudaberstedt werden zahlreiche Sachzeugen der Schnurkeramik gefunden. Die der Kultur der Schnurkeramik folgende Glockenbecherkultur ist durch Funde aus Erfurt-Nord und vom Roten Berg belegt. | 2100 bis 1600 v. Chr. | Die frühbronzezeitliche Aunjetitzer Kultur, die sich aus den einheimischen spätneolithischen Kulturen (Schnurkeramik und Glockenbecherkultur) unter Einflüssen aus Böhmen entwickelte, ist in Erfurt mehrfach belegt. Zwei typische Gefäße dieser Kultur sind vor dem ehemaligen Andreastor und in einer Kiesgrube in Erfurt-Nord gefunden worden. | 1600 bis 1300 v. Chr. | Die insbesondere südlich des Thüringer Waldes verbreitete Hügelgräberkultur der mittleren Bronzezeit ist an zwei Fundstellen am ehemaligen Südfriedhof und am Roten Berg vertreten. Ackerbau, Viehzucht und eine hochentwickelte Schafzucht bilden eine bedeutende Wirtschaftsgrundlage. | 1300 bis 750 v. Chr. | Im Zuge großer Völkerbewegungen auf dem europäischen Kontinent werden Einflüsse aus Süddeutschland im Erfurter Raum wirksam. Um 1200 v. Chr. Entsteht eine spätbronzezeitliche Kultur, die nach dem neuen Bestattungsbrauch, der Brandbestattung, als Urnenfelderkultur bezeichnet wird. Der Bestattungsritus dieser Zeit sieht sowohl die Körper- als auch die Brandbestattung vor. Im Thüringer Becken entwickelt sich aus der Hügelgräberkultur die Unstrutgruppe. Auf dem Wiesenhügel in Erfurt-Südost ist eines der größten deutschen Gräberfelder dieser Epoche mit mehr als 300 Gräbern freigelegt worden. | Um 1200 v. Chr. | Eine intensive Besiedlung des Erfurter Raumes in der jüngeren Bronzezeit ist durch eine große Funddichte belegt. Die Fundgebiete liegen ähnlich denen der Steinzeit wieder am Steiger-Nordhang und in Erfurt-Nord, am heutigen Nordbahnhof und am Roten Berg. Im Erfurter Raum sind mehrere Wallburgen erhalten, die dem Schutz der in der Umgebung siedelnden Menschen dienten. Eine steinzeitliche Höhensiedlung befindet sich auf dem Roten Berg und spätbronze- bis früheisenzeitliche Befestigungen auf dem Steiger (Dienstburg) und im Ortsteil Melchendorf (Blosenburg). Große Bedeutung besaß die seit der Endsteinzeit, in der La-Tène-Zeit und im frühen Mittelalter besetzte Möbisburg. Frühgeschichtliche Anlagen trugen der Petersberg und die Schwellenburg am Nordrand der Stadt. | 800 v. Chr. bis Beginn unserer Zeitrechnung | Auch im Erfurter Raum vollzieht sich seit dem 8. Jahrhundert v.Chr. der Übergang zur Eisenverarbeitung. Der neue Rohstoff, aus Raseneisenerz mit einfachen Schmelzverfahren gewonnen, fand erstmals bei der Herstellung von Werkzeugen und Waffen Verwendung. Spezialisierung der Handwerker und zunehmende Arbeitsteilung führen zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen in der Bevölkerung. Im Thüringer Becken war die „Thüringische Kultur“ der älteren Eisenzeit verbreitet. Eine bedeutende Siedlung lag am linken Ufer der Gera im Bereich des Andreastores. | 500 v.Chr.bis Beginn unserer Zeitrechnung | Die im südlichen Mitteleuropa verbreitete La-Tène-Kultur gewinnt auch im Thüringer Becken an Einfluss. Es entsteht ein Kontaktgebiet zwischen den aus Süden vordringenden Kelten und den im Norden siedelnden Germanen. Seit dem 2. Jahrhundert v.Chr. war der Raum um Erfurt im Besitz der Germanen. Siedlungen und Funde dieser Zeit sind in Möbisburg, in der Nähe von Alach und an mehreren Stellen im heutigen Stadtgebiet belegt. | 64 v.Chr.- 120 n.Chr. | Erwähnung der Hermunduren u.a. Bei Domitius und Tacitus. | 1. bis 4. Jh. | Zu Beginn der Zeitrechnung siedeln im Erfurter Raum die zum elbgermanischen Kreis gehörenden Hermunduren. Ihr Name ist bis zum Ende des 2. Jahrhunderts überliefert. Archäologische Funde lassen erkennen, dass sie in dem Stamm der Thüringer fortleben (W. Timpel). Siedlungen werden im heutigen Stadtgebiet mehrfach angeschnitten (Futterstraße, Huttenplatz, Franckestraße, Johannismauer und Regierungsstraße). Sie liegen in der Nähe ehemaliger Gera-Furten an historisch erschlossenen alten Verkehrswegen, die das Erfurter Gebiet mit anderen Siedlungen verbinden. | 375 bis 700. | Erstmalige Erwähnung des Stamms der "Thoringi"(germ.turingoz, turon= kühn) bei Flavius Vegetius Renatus um 400. Er findet um 500 seinen politischen Ausdruck im Thüringischen Königreich, dessen Machtbereich sich weit über das heutige Land Thüringen hinaus erstreckte. Unter der Herrschaft des thüringischen Königs Herminafrid erstarkt das Thüringerreich.Nach Erkenntnissen aus Bodenfunden (W. Timpel) gehörte Erfurt zu den Kerngebieten des Reiches.Reiche Gräberfunde weisen auf das Gebiet um Gispersleben hin. | 451 | Thüringer im Gefolge Attilas nachweisbar. | 507/510 | Beginn eines ostgotisch-thüringer Bündnisses. | 531 bis 533 | Untergang des Thüringerreiches unter König Herminafrid durch den Sieg der Franken und Sachsen. Gemeinsam mit den Sachsen erobern die Franken das Thüringenreich. Sein südlicher Teil, und damit auch das Erfurter Gebiet, kommt nach der Schlacht bei Burgscheidungen an der Unstrut 531 unter fränkische Oberhoheit. Die Franken erkannten die Bedeutung Erfurts für den thüringischen Raum und legten im Grenzgebiet zu den Sachsen und den Slawen einen administrativen und militärischen Stützpunkt auf dem Petersberg an, aus dem sich ein fränkischer Verwaltungssitz entwickelte. | 628-632 | Der fränkische König Dagobert verwaltet Ostfranken und Thüringen. | 741 – 1000
742 | (Frühjahr/Sommer) Erste schriftliche Erwähnung von „Erphesfurt“. Der Missions- Erzbischof Bonifatius bittet den Papst Zacharias in einem Brief um die Bestätigung der von ihm gegründeten Bischofssitze und der von ihm geweihten Bischöfe:“Und wir bitten und begehren, dass jene drei Orte (oppida sive urbes), in denen wir sie eingesetzt haben, durch Urkunden kraft Eurer Autorität bestätigt und gesichert werden. Einen dieser Bischofssitze haben wir errichtet in dem Kastell (in castello), welches Würzburg heißt, den zweiten an dem Platz (in oppido), welcher Büraburg genannt wird, den dritten in dem Ort (in loco), welcher Erphesfurt heißt, der schon vor Zeiten eine befestigte Siedlung (urbs) heidnischer Bauern gewesen ist...“ | 743 | 
(1.April) Der Papst Zacharias bestätigt in seinem Antwortschreiben die drei Bischofssitze unter Übernahme der von Bonifatius verwandten Charakterisierung der Orte.
| Zweite Hälfte des 8. Jh. | Gründung des Domes (Marienkirche) auf dem Domhügel. 1153 Einsturz der Kirche. Bereits im folgenden Jahr Beginn des Neubaus als Pfeilerbasilika. 1201 Fertigstellung des Südturmes und 1237 des Nordturmes. 1283 Erwähnung der „Kavaten“. Um 1320/30 Erweiterung der Unterbauten und Verlängerung des Chores. Um 1330 Errichtung des „Triangel-Portals“. 1349 bis 1370 Chorneubau. 1452 Einsturz des Langhauses. 1455 bis 1465 Neubau des Langhauses. 1472 Brand und Neubau der Mittelturmspitze. 1717 Zerstörung und Ersatz der Turmhelme. 1828 bis 1873 Umbauarbeiten und Veränderung des Langhausdaches und der Turmspitze. Seit 1965 umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen und Umbau des Langhausdaches. In den folgenden Jahren Sanierung der Außenhaut und Restaurierung der Chorfenster. Domberg zu Erfurt | 747 | Das von Bonifatius 741 oder 742 gegründete Bistum Erfurt wird wahrscheinlich aufgehoben und geht im Mainzer Bistumssprengel auf; das Bistum Mainz ist ab 782 endgültig Erzbistum. Auch nach der Vereinigung bleibt Erfurt der kirchliche Mittelpunkt Thüringens. Da die kirchliche Oberhoheit des Erzbistums Mainz engere Beziehungen zu dem wirtschaftlich weiter fortgeschrittenen Rhein-Main-Gebiet mit sich bringt, wirkt sich die Zusammenlegung fördernd aus. Die Siedlung Erfurt gewinnt mit dem Erstarken der fränkischen Reichsgewalt seit der Mitte des 8. Jahrhunderts weiter an Bedeutung und entwickelt sich zum politischen und kulturellen Zentrum Thüringens. | 755 | Das Bistum Erfurt wird aufgelöst und dem Bistum Mainz angeschlossen. Bistum Mainz | 768 | Erste schriftliche Erwähnung der Königsstraße/Via Regia Lusatiae als die große Ost-West-Straße. Sie trifft in Erfurt auf die alte Völkerstraße vom Süden nach dem Norden, Rechte oder Kreutzstraße genannt. Via Regia | 802 | Graf Wernher beurkundet „ad Erfesfurt in palatio publico“. Dadurch wird das Vorhandensein einer Königspfalz belegt, die sich wohl auf dem Petersberg befindet und in der im Auftrage Karls des Großen ein Graf seinen Sitz hat. Die Urkunde verfügt zugunsten des Klosters Hersfeld. Doch das Aufgebot der in der Urkunde genannten Großen gilt vor allem der Aufzeichnung der lex Angliorum et Werinorum hoc est Thuringorum. Der König hat bei seinen zeitweiligen Aufenthalten in Erfurt seinen Sitz auf dem Petersberg. | 805 | Karl der Große erklärt Erfurt im Diedenhofener Kapitular zu einem der Grenzhandelsplätze an der Ostgrenze des damaligen Frankenreiches: „Die Kaufleute, die das Gebiet der Slawen und der Awaren besuchen, sollen in Sachsen mit ihren Waren nur vordringen bis Bardowieck, wo Hredi (als Königsbote) die Aufsicht führen soll, bis Magdeburg, wo Aito die Aufsicht hat und bis Erfurt, wo Madalgaudus die Aufsicht führt“. Sie hatten auch darüber zu wachen, dass die aus den Westen kommenden Fernhändler den Slawen und den Awaren keine Waffen verkauften. Erfurt liegt an einer alten Heer- und Handelsstraße, die aus dem Rhein-Main-Gebiet über Frankfurt und Hersfeld ins Innere Thüringens führt und ab dem Hochmittelalter Kaufleute ostwärts über Leipzig in die Lausitz und nach Schlesien führt. | 836 | Überführung der Reliquien des Heiligen Severus von Ravenna nach Erfurt. In diesem Zusammenhang erste Erwähnung einer Kapelle des Benediktiner-Nonnenklosters St. Paul am Ort der heutigen Severi-Kirche auf dem Domhügel. 1080 Brand der Kirche und des Klosters. Errichtung eines zweichorigen Baues, der 1121 von den regulierten Augustiner-Chorherren übernommen wird. Verlegung des Nonnenklosters auf den Cyriaksberg. Ab 1278 Neubau nach Baufälligkeit. Um 1308 Weihe der Ostseite des Querschiffes und um 1400 Fertigstellung der Wölbung. 1472 Vernichtung des Langhausdaches und Wiederaufbau als hohes Walmdach über 5 Schiffen und Errichtung der Turmhalle. 1875 Abbruch des Kreuzganges. 1980 und in den folgenden Jahren Restaurierung des Inneren der Severi-Kirche. Severikirche | 843 | Mit dem Vertrag von Verdun erfolgt die offizielle Teilung des fränkischen Großreiches, mit der die Entwicklung des ostfränkisch-deutschen Reiches eingeleitet wird. Thüringen und das Königtum erlangen zunehmend an Gewicht. Erfurts regionale Vorrangstellung erhöht sich, es wird ein bevorzugter Aufenthaltsort der Könige und Kaiser sowie ein wichtiger Stützpunkt unmittelbarer Königsherrschaft im Hinblick auf Thüringen und das Reich. | 852 | Der König des Ostfrankenreiches, Ludwig der Deutsche, hält in Erfurt einen Hoftag ab. Er steht im Zusammenhang mit der vom ostfränkischen Adel aufgenommenen Expansion gegenüber den Elbslawen. Mit seinem Heer zwingt Ludwig der Deutsche die Sorben erneut unter ostfränkische Tributpflicht. | Zweite Hälfte des 9. Jh. | Erfurt beginnt sich unter Zusammenwachsen mehrerer Siedlungen zu einem nichtagrarischen, frühstädtischen Zentrum zu entwickeln. Neben den schon ansässigen Kaufleuten lassen sich Fernhändler nieder, die den Ort zuvor nur als Wanderhändler aufgesucht haben. Die Siedlungsbezirke schließen Niederlassungen von Handwerkern ein, die Versorgungs- und andere Dienstleistungsaufgaben für die Marktsiedlung zu erfüllen haben. Nach wie vor betreibt ein beträchtlicher Teil der Bewohner Ackerbau und Viehzucht. | 932 | (Juni) Erzbischhof Hildebert von Mainz hält auf Veranlassung und in Gegenwart König Heinrichs I. in Erfurt eine Synode ab. Die Erhebung einer Kopfsteuer für Abwehrmaßnahmen gegen die Ungarn, aber auch für die Expansionspolitik gegenüber den Elbslawen wird beschlossen. Es wird beschlossen, den Ungarn den Waffenstillstand aufzukündigen. Heinrich I. leitet von der Königspfalz Erfurt aus im Rahmen seiner Burgenordnung Bau und Ausbau von Burgen im thüringischen Raum. | 936 | König Heinrich I. nimmt auf seinem letzten Hoftag kurz vor seinem Tod in Erfurt eine so wichtige Handlung wie die Designation seines Sohnes Otto I. zum Nachfolger vor. Ort des Reichstages war wahrscheinlich der Petersberg. | 973-975 | Kaiser Otto II. hält in der Stadt Hof ab. Das Königsgut im thüringischen Hauptort Erfurt und seiner Umgebung gehört zur Basis der königlichen Zentralgewalt. Erfurt zählt zu den bedeutendsten Orten der sächsisch-thüringischen Königsgutlandschaft. | Um 1000 | Im Zuge der Ottonischen Reichskirchenreform erhalten die Erzbischhöfe von Mainz weitgehende Privilegien in Thüringen. Die weltliche Herrschaft über den Thüringer Zentralort Erfurt geht an das Erzbistum Mainz über. Die kirchlichen Bindungen in Erfurt werden stabilisiert. Erfurt bildet den Mittelpunkt der mainzischen Besitzungen in Thüringen. | Um 1000 | In Erfurt vollzieht sich die Entwicklung zur Stadt. Gegenüber den alten Siedlungen zwischen Petersberg und Gera entsteht eine neue Niederlassung auf dem östlichen Flussufer. Handwerker, vorwiegend aber Kaufleute siedeln dort. Aufschwung der Kaufmannssiedlung zwischen Lehmannsbrücke, Kaufmannskirche und Anger. Erfurt entwickelt sich in enger Wechselwirkung zum Umland als Gewerbe- und Nahmarktort. | Um 1000 | Die einstigen durch Erfurt führenden Völker- und Verkehrswege wandeln sich zu viel benutzten Handelsstraßen. An der Gerafurt in Erfurt kreuzt sich die vom Rhein nach Russland führende Hohe Straße oder Königsstraße (via regia) mit Verkehrswegen, die Süddeutschland mit den Küsten im Norden verbinden. Nicht zuletzt durch den regen Durchgangs- und den ertragreichen Eigenhandel wird Erfurt zu einem wirtschaftlichen Mittelpunkt des Binnenlandes. Via Regia | Um 1000 | Die rege Bautätigkeit des hohen Mittelalters kündet vom wirtschaftlichen, politischen und kirchlichen Zentrums der Stadt. Das Netz der Klöster, Kapellen, Orden und Pfarrkirchen wird engmaschiger und Erfurt erwirbt damit den Ruf einer türmereichen Stadt. Erste monumentale Steinbauten entstehen, vor allem vollziehen sich auf dem Domhügel, dem Hauptsitz der Geistlichkeit, und auf dem Petersberg wesentliche architektonische Veränderungen. |
1001 – 1200
1060 | Urkundliche Ersterwähnung eines Kollegiatstiftes St. Peter auf dem Petersberg. Von Erzbischhof Siegfried I. wird das Chorherrenstift in ein reformiertes Benediktinerkloster umgewandelt. Seinem hier herrschenden cluniazenisch-hirsauischen Reformgeist schließen sich die thüringischen Klöster Reinhardsbrunn, Paulinzella und Thalbürgel an. | Um 1066 |  - Stadtmauer Rosswehr (5)
Bau erster umfangreicher Befestigungsanlagen zum Schutze der Stadt. Nur wenige Städte in den fortgeschrittenen westlichen und südlichen Reichsteilen erhalten im 11. Jahrhundert Stadtmauern. Die Erfurter Stadtumwallung von 1066 gehört zu den frühesten Befestigungen in Deutschland. Stadtbefestigung |
1073, 1074, 1075 | Erzbischof Siegfried I. hält in Erfurt Synoden ab. Heinrich IV. greift in den Thüringer Zehntstreit ein. Die Aufteilung der Zehnten zwischen dem Mainzer Erzstift und den Klöstern Hersfeld und Fulda wird festgelegt, die Thüringer sollen die Zehntforderung anerkennen. | 1080 | Im Verlauf des Investiturstreites schließt sich der Mainzer Erzbischof dem Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden an. Heinrich IV. wendet sich aufgrund dieser Entscheidung gegen das mainzische Erfurt; die Stadt wird erobert und in Brand gesteckt. | 1080 |  - Peterskirche von SW mit Querhaus und Aspis (5)
Ein Brand zerstört Teile des Klostergebäudes auf dem Petersberg. Von 1103-1147 werden sie neu errichtet. Gleichzeitig mit ihnen entsteht die Peterskirche, die den südöstlichen Teil der Klosteranlage bildet. Als dreischiffige romanische Pfeilerbasilika ist sie der erste monumentale Bau der Hirsauer Schule auf thüringischem Boden. Peterskloster | 11. und 12. Jh. | Die Doppelstellung Erfurts im frühen Mittelalter als königliche und erzbischöflich mainzische Stadt wird durch die Erfurter Münzen bestätigt. Im 11. und 12. Jahrhundert werden nebeneinander königliche und mainzische Münzen geprägt. Die Brakteaten zeigen König Konrad III. (1142), Kaiser Friedrich Barbarossa (1165), die Erzbischöfe Heinrich I. (1142-1153) bzw. Siegfried II. von Eppstein (1201-1230) oder Siegfried III. von Eppstein (1230-1249). | 1100-1200 | Errichtung großer Steinbauten von Kirchen und Klöstern (Peterskirche,Teile des Domes, Schottenkirche). | 1104 | Die mächtigen Grafen von Tonna-Gleichen haben die Erfurter Vogtei als erzbischöfliches Lehen inne. Ihr Dienstlehen war der Gleichenhof an der Bartholomäuskirche, deren Turm heute ein Glockenspiel trägt. | 1108 | Die Lehmannsbrücke, die Liepwinesbrucca, die auf Lebuin von Deventer hinweist, wird erstmals erwähnt und lässt auf flämisch-friesische Ansiedler schließen. | 1108 | König Heinrich V., der spätere Kaiser Heinrich V., hält sich erstmals in Erfurt auf. Er ist auch noch 1113 und 1114 in der Stadt. | 1110 | Erste Erwähnung der Ägidienkirche am Wenigemarkt. Mit der mittelalterlichen, 1810/89 abgebrochenen Benediktikirche (auf der gegenüberliegenden westlichen Auffahrt zur Krämerbrücke) dient St. Ägidi als Wegekapelle. Um 1324 Neubau der Kirchengebäude nach einem Brand von 1293. Ende des 15. Jahrhunderts Anbau des Chorerkers im Zusammenhang mit der Veränderungen, die nach dem Brand von 1472 im gesamten Bereich der Brücke nötig geworden sind. 1582 Einsturz von Teilen der Kirche und danach Wiederaufbau. 1827 in Privatbesitz. Seit 1960 Nutzung als methodistische Gemeindekirche. Ägidienkirche | 1111 bis 1137 | Erzbischof Adalbert I. lässt am östlichen Abhang des Domberges eine Burg errichten, die wegen ihrer Form „Krummhaus“ genannt wird. Reste sind noch im Garten des Severi-Pfarrhauses zu erkennen sowie in der fälschlich so genannten Bonifatiuskapelle, einem ehemaligen Turm der erzbischöflichen Pfalz aus der Zeit Adalberts I. Der Umbau der Kapelle erfolgt 1624. | 1117 | Erstmalige Erwähnung der Krämerbrücke aus Holz. Krämerbrücke Krämerbrücke Straße | 1117 | Gründung eines Stiftes der Regulierten Augustiner Chorherren.Nach 1130 Errichtung einer dreischiffigen Basilika. Deren Westportal und deren Südturm sind als Teile der Reglerkirche in der Bahnhofstraße noch erhalten. Anfang des 14. Jahrhunderts erfolgt nach einem Brand von 1291 der Neubau des Chores und 1743 der Neubau des nördlichen Turms nach dessen Einsturz. 1857 bis 1860 und 1960 bis 1973 fanden Umgestaltung und Restaurierungsarbeiten im Inneren der Kirche statt. | 1120 | Erfurt wird erstmals als "civitas" und damit als Stadt ausgewiesen. In einer Urkunde Erzbischof Adalberts von Mainz ist erstmals von „Bürgern Erfurts“ die Rede: „pro[...] fidelitate civium meorum“ (wegen der Treue meiner Bürger). | 1123 | Der Thüringer Zehntstreit flammt während der Amtszeit Adalberts I. wieder auf. Etwa 20.000 Bauern beabsichtigen 1123, von der Trettenburg aus in die Stadt Erfurt einzudringen, in der sich der Erzbischof aufhält. Durch geschicktes Verhandeln und Versprechungen werden sie von ihrem Vorhaben abgehalten. | 1125 | Erste Erwähnung der Allerheiligenkirche („Zu Ehren aller Heiligen“) und eines Klosters und Hospitals an der Stelle der „Engelsburg“ (Augustiner-Chorherren). 1222 Zerstörung der Anlage nach einem Brand. Ende des 13. Jahrhunderts Neubau der Kirche in der heutigen Form. Allerheiligenkirche | 1132 | Erste urkundliche Erwähnung der Georgskirche in der Michaelisstraße. Um 1290 Bau einer Kirche an der Stelle einer älteren Kapelle. 1380 Bau des heute noch vorhandenen Turmes. 1632 Abbruch des Kirchenschiffes durch die Schweden für den Festungsbau. 1620 und 1987 größere Reparaturen am Turm. Georgskirche | 1136 | Stiftung des Schottenklosters (Jakobi-u.Nikolaikirche) in der Schottenstraße durch den Grafen Walter von Gleisberg. Besetzung mit irischen Benediktinermönchen. Baubeginn um 1140/50. Um 1200 Fertigstellung der dreischiffigen Basilika mit Querschiff und Doppelturm an der Westfassade. 1472 bis 1512 Neubau des Chores nach der Zerstörung durch Brand. 1727 Errichtung der barocken Westfassade. 1956 bis 1966 Restaurierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen. Nikolaikirche | 1136 |  - Eine von vier Quellen des Wasserwerkes Peterborn (5)
Auf Initiative des Abts Wernher wurde von der Peterbornquelle über das Borntal zum Peterskloster eine 2380m lange Bleirohrleitung verlegt (1376 Holzrohre, 1834/35 Gußeisen). Bis 1927 diente sie der Versorgung mit Brauchwasser. Die 4 Quellen des ältesten noch funktionsfähigen Wasserwerkes nicht römischen Ursprungs versorgt noch heute (2007) Gärtnereibetriebe und Kleingartenanlagen. | 1140 | Erste urkundliche Erwähnung eines Kirchenbaus auf dem Gelände der heutigen Lorenzkirche in der Schlösserstraße. Von den romanischen Vorgängerbauten ist nichts erhalten. 1300 Neubau der Kirche. Älteste Teile sind der quadratische Turm und ein Teil der Westwand. In der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts Umbauarbeiten nach einem Stadtbrand von 1413. Anbau des nördlichen Seitenschiffes und der südlichen Langhausfassade. 1990/91 umfangreiche Sanierungsarbeiten am Turm und im Dachbereich. Lorenzkirche | 1141-1255 | Herausbildung eines bürgerlich-patrizischen Rates und Kampf des Rates und der Bürgerschaft um die Erringung der kommunalen Autonomie. Der Erzbischhof bleibt jedoch Grund-und Stadtherr. Beginn des Baues eines durchgängigen Mauerrings um die Stadt, nachdem die Stadtumwallung von 1162 bereits wenige Jahre später durch Landgraf Ludwig II. von Thüringen zerstört worden ist. Die mächtige Stadtmauer von ca. 8 km Länge mit zahlreichen Wehr- und Wachtürmen sowie acht Haupttoren war in ihrem Verlauf identisch mit dem heutigen Juri-Gagarin-Ring. Die eingeschlossene dicht bebaute Stadtfläche beträgt 133 ha. | 1151 | König Konrad III., der erste Staufer auf dem deutschen Thron, kommt nach Erfurt. | 1154 | Im Dom werden die Gebeine der Heiligen Adolar und Eoban aufgefunden und feierlich erhoben. Diese zwei Heiligen, Gefährten des Bonifatius, werden später als Stadtheilige verehrt. | 1160 | (2.Juli) Versammlung zahlreicher geistlicher und weltlicher Großen des Reiches in Erfurt. Dabei wird über die Bürger der Stadt Mainz, die den Erzbischof Arnold getötet hatten, die Acht verhängt. | Um 1160 | Der romanische Altaraufsatz im Dom, die sogenannte Stuckmadonna, heute an der Ostwand des Südquerarms aufgestellt, entsteht. Maria mit dem Kinde sitzt auf einem großen Thron. Ein tympanonartiger Halbkreisbogen umrahmt die Gruppe. Am Fuße des Bogens stehen auf jeder Seite vier heilige Gestalten mit Märtyrerpalmen. Darüber sind die heiligen Bischöfe Adolar und Eoban zwischen Sternen dargestellt. Im Scheitel des Bogens thront auf den Wolken eine Christus-Halbfigur.
| Um 1160 | Der romanische Lichterträger, “Wolfram“ genannt, entsteht im Dom. Die Großplastik, massiv aus Bronze, ist laut Inschrift am Gürtelband eine Stiftung des Wolfram und der Hiltiburc. Sie verkörpert einen Büßer, mit einem schlichten Gewand bekleidet und durch einen Gürtel geschnürt. Der „Erfurter-Wolfram“ stellt das erste vollplastische lebensgroße Bild eines zeitgenössischen mittelalterlichen Menschen in Deutschland dar.
| 1168 bis 1196 | Mitte des 12. Jahrhunderts Gründung der Neuwerkskirche, auch Kirche „Zum hl. Kreuz < S.Crucis>“ genannt. Vermutlich erfolgt die Gründung im Zusammenhang mit der Errichtung der Stadtmauer im Jahre 1168, als man mit der Trockenlegung des sumpfigen Geländes und der Gründung der „Neustadt“ beginnt. 1194/1196 Verlegung des Augustiner-Chorfrauenstifts vom Hospital zum Heiligen Geist und Einbeziehung der Kirche in das neue Kloster. 1466 bis 1473 Umbau zu einer spätgotischen Kirche. 1710 bis 1731 Erneuerung der Klostergebäude. 1731 bis 1735 Neubau der Kirche unter Einbeziehung der gotischen Bausubstanz. Neuwerkskirche | 1181 | Während des Reichstages im Peterskloster auf dem Petersberg unterwirft sich Heinrich der Löwe, Herzog von Bayern und Sachsen, der dem Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Gefolgschaft verweigert hat. Als in Thüringen die Entscheidung in den Machtkämpfen zwischen Hohenstaufen und Welfen fällt, ist Erfurt der bevorzugte Aufenthaltsort des Kaisers und damit Mittelpunkt der Zentralgewalt. Friedrich Barbarossa besucht Erfurt mehrmals: 1161, 1170, 1172, 1179, 1180 und letztmals zum Hoftag von 1181.
 | 1183 bis 1200 | Eidesformel der jüdischen Bürger. Sie bringt die Gleichstellung jüdischer Kaufleute im Wirtschaftsleben Erfurts zum Ausdruck. Das an der Urkunde angebrachte Siegel ist das älteste der Stadt und bis zur ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Gebrauch. Das Siegelbild zeigt den Stadtheiligen Martinus im Bischofsornat ohne Mitra. Die Umschrift lautet: „Erfordia fidelis est filia Mogontine sedis“ (Erfurt ist die treue Tochter des Mainzer Stuhls). Die Eidesformel verweist auf eine namhafte jüdische Gemeinde in der Stadt im 12. Jahrhundert. | 1183 | (29.Januar) Kaiser Friedrich I. Barbarossa nimmt das Hospital zum Heiligen Geist vor Erfurt in seinen Schutz.
 | 1183 bis 1200 | Neubau einer Pfarrkirche in der Michaelisstraße als Saal auf trapezförmigem Grundriss, der durch den Verlauf der Straße bestimmt wird. 1278 bis 1290 Neubau des heutigen Hauptschiffes der Michaeliskirche. 1451 Erweiterung zur Universitätskirche durch den Anbau des nördlichen Seitenschiffes. Um 1500 Anbau der Dreifaltigkeitskapelle mit reliefgeschmücktem Chorerker. Der Michaelisturm trägt die älteste, 1380 am Sonntag Palmarum gegossene Glocke der Stadt. | 1184 | (26.Juli) Bei einer Versammlung von thüringischen Großen, die im Beisein des späteren Kaisers Heinrich VI. stattfindet – wohl im Krummhaus auf dem Domhügel – und die der Beilegung eines Streits zwischen dem Erzbischof von Mainz und dem Landgrafen Ludwig III. dienen soll, finden viele Edle infolge eines Deckeneinsturzes den Tod. | Seit 1192 | Bürger der Stadt treten als Zeugen in erzbischhöflichen Urkunden auf. Die finanzkräftigen Kaufleute, die sich zu einer gleichstrebigen Gemeinschaft, den Gefrunden (Patriziat), zusammengeschlossen haben, drängen zur politischen Herrschaft im stätischen Machtbereich. | 1196 | Konrad I. von Wittelsbach, Erzbischof von Mainz, bestätigt die neue Anlage des Augustiner-Chorfrauenstifts S. Mariae zum Neuen Werk in Erfurt. |
1201 - 1300
Um 1200 | Zahlreiche Reichsversammlungen finden in Erfurt statt. | 1203 | (8.Dezember) Siegfried II. von Eppstein, Erzbischof von Mainz, beschwert sich beim Marien- und beim Severistift zu Erfurt über die Untreue der dortigen Bürger. | 1200 bis 1204 | Der staufisch-welfische Thronstreit beeinträchtigt die Entwicklung der Stadt. 1203 belagern böhmische, landgräflich thüringische und welfische Truppen die Stadt Erfurt, wohin sich der Staufer König Philipp von Schwaben zurückgezogen hat, einen Monat vergeblich. 1204 beugt sich der welfisch gesinnte Landgraf Hermann von Thüringen dem deutschen König Philipp von Schwaben in Ichtershausen nahe Erfurt. | Seit dem 13. Jh. | Erfurt entwickelt sich zu einem der größten Waidmärkte des Reiches. In etwa 300 Dörfern Thüringens wird die Waidpflanze (Isatis tinctoria) angebaut, aus deren Blättern man ein begehrtes und gewinnbringendes Blaufärbemittel gewinnt und das mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt eng verbunden ist. Ein Waidregister von 1579 weist Waidanbau in 49 Erfurter Dörfern nach.
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1208 | Im Peterskloster, einem Zentrum der Bildung von regionaler und überregionaler Bedeutung, entsteht die bekannteste und bedeutendste Erfurter Chronik des Hochmittelalters, die Chronica S. Petri Erfordensis moderna. Sie wird bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts fortgesetzt. Peterskloster | 13. Jh. | Erfurt ist bereits im 13. Jahrhundert zu einem Bildungszentrum von weit ausstrahlender Bedeutung herangewachsen. Keine andere Stadt in Deutschland hat in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mehr Studenten. Im „carmen satiricum“ von 1281/1283 wird die Zahl von 1.000 Erfurter Scholaren angegeben. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entwickelt sich das Erfurter „studium generale“ zur bedeutendsten Bildungsanstalt im Römisch-Deutschen Reich. | Anfang des 13. Jh. | Baubeginn der alten Andreaskirche. Nach 1325 Neubau eines Kirchengebäudes bei Übernahme des Turmes. 1399 bis 1687 Inkorporation der Pfarrkirche St. Andreas in das Kloster der Benediktinerinnen auf dem Cyriaksberg, das 1482 an die Westseite der Andreaskirche verlegt, 1688 aber wieder abgerissen wird. 1416 Beschädigung der Kirche durch einen Großbrand im Andreasviertel. Umbau der Kirche 1485 und 1688. 1806 teilweise Zerstörung durch Explosion eines französischen Waffenlagers. Andreaskirche | Zwischen 1210 und 1217 | Gründung des Martinshospitals auf dem Fischmarkt. 1223 wird die Kapelle des Hospitals dem Heiligen Martin geweiht (Martini intra auf dem Fischmarkt). Das Hospital wird vom Mainzer Erzbischof Siegfried II. von Eppstein mit Liegenschaften und Zinsen bedacht, die durch Papst Honorius III. bestätigt werden. | 1210 | Früheste Erwähnung der Wigbertkirche in der Regierungsstraße als Kapelle. Wahrscheinlich ist sie eine Gründung des Klosters Hersfeld und gehörte zu dessen Erfurter Hof. 1291 Brand und Zerstörung, anschließend Neubau in mehreren Etappen: 1409 der Turm 1472 das Langhaus und der für das heutige Aussehen der Kirche bestimmende Chor. 1668 Überlassung der Kirche an den Augustiner-Eremitenorden. Seit 1664 auch Hofkirche der Statthalterei. Wigbertikirche | 1210 | Lambert II., Graf von Gleichen, überträgt dem neuen Hospital Sankt Martini in Erfurt das Vogteirecht an den Gütern des Hospitals, soweit dies nicht bereits festgelegt ist. | 1211 | Erste Erwähnung der Gotthardtkirche in Marbach. 1841/42 Neubau des Kirchenschiffes und des Turmes unter Einbeziehung älterer Teile. 1982 bis 1984 Innenerneuerung. | 1212 | In einer Urkunde erscheinen neben Vogt und Viztum 23 Bürger (burgenses) als Aussteller. Sie künden damit von den Anfängen der Ratsverfassung in Form eines Ausschusses von burgenses, eines bürgerlichen Beirates der erzbischöflich-ministerialischen Stadtherrschaft. | 1212 | (10.Juni) Kaiser Otto IV. verleiht dem Erzbischof von Mainz, wie er demselben vor der Wahl zugesagt hat, die Steuern der Juden in Mainz und Erfurt. | 1214 | König Friedrich II. hält sich erstmals in der Stadt auf, späterhin noch 1218,1219 und 1220. | 1216 | Erste urkundliche Erwähnung der Paulskirche in der Predigerstraße. 1465 Bau des Paulsturmes. 1468 vermutlich ein Neubau der Paulskirche. 1736 Zerstörung der Kirche durch Brand. 1737 Wiederherstellung des Turmes und dabei Erhöhung um ein Stockwerk. 1759 Abbruch der Reste der Kirche. Paulskirche | 1217 | Es besteht bereits die Verpflichtung, zu Erhaltung und Bau von Wall und Mauer beizutragen, eine städtische Abgabe (collecta) zu entrichten und Nachtwachen zu übernehmen. | 1223 | (4.Juni) Siegfried II. von Eppstein, Erzbischof von Mainz, verleiht bei der Weihe der Kapelle im Martinshospital auf der Breiten Straße in Erfurt einen Ablass. | 1224 | Die ersten Franziskaner (Barfüßer) kommen nach Erfurt. Sie ziehen zunächst in das 1196 von den Augustiner-Chorfrauen verlassene Heilig-Geist-Spital. 1231 lassen sie sich im Innern der Stadt am rechten Geraufer nieder, wo sie ihr Kloster und ihre Klosterkirche errichten (Weihe des gotischen Chores der Kirche 1316). | 1227 | Erzbischof Siegfried II. von Mainz weiht als Metropolit der Prager Diözese in der Kirche des Erfurter Petersklosters den Prager Bischof Johannes II. Sein Nachfolger Siegfried II. weiht 1236 im Erfurter Dom den Prager Bischof Bernhard. | 1229 | Vier Dominikaner (Prediger), darunter der erste Prior Graf Elger von Honstein, lassen sich in Erfurt nieder und errichten am linken Geraufer in der Nähe der Paulskirche ihr Kloster und ihre Kirche. 1279 ist der Chor der Kirche vollendet, der Bau wird erst im 15. Jahrhundert mit der Einwölbung und 1447 mit der Errichtung des Glockenturms abgeschlossen. Predigerkirche | 1234 | In den 30er Jahren flammen die Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Mainzer Erzstift erneut auf. Mit Bann und Interdikt versuchen die Erzbischöfe, die revolutionären kommunalen Bestrebungen einzudämmen. Die Erfurter Stadt- und Bürgergemeinde tritt urkundlich als "univeritas civium" ausgebildet in Erscheinung. | 1234 | (Juli) Kaiser Friedrich II. bestätigt die Privilegien der Stadt Erfurt. | 1234 | (10.September) König Heinrich VII. hebt die über die Stadt Erfurt verhängte Acht auf, nachdem die Bürger dem Erzbischof von Mainz Genugtuung geleistet haben. Danach bestätigt er am 11. September der Stadt alle Rechte und Freiheiten. | 1235 | Erste Erwähnung des heutige Ursulinerklosters auf dem Anger. Seit dem 13.Jahrhundert sind Kirche und Kloster von Magdalenerinnen (Weißfrauen) besetzt. Im 13. Jahrhundert Errichtung des Kirchenschiffes als Saalbau und Anfang des 15. Jahrhunderts Bau des nördlichen Seitenschiffes. 1667 Übergabe an die Ursulinen. Im 17. Jahrhundert Bau der noch bestehenden Klostergebäude. 1944 starke Schäden an den Klostergebäuden und weitgehende Zerstörung der Kirche bei einem Bombenangriff. 1950 Wiederaufbau. Ursulinenkirche
| 1248/49 | Erstmalig sind in den Aufzeichnungen des erzbischöflichen Schreibers Bertold neben der Wollweberzunft Hutmacher, Schilderer (Schildermacher/-maler), Schuhmacher, Schmiede, Bäcker und Fleischhauer als organisierte Zünfte verzeichnet.
 | 1248 | Erste urkundliche Erwähnung der Bartholomäuskirche auf dem Anger. Familienkirche der Grafen von Gleichen, die hier ihren Hof halten. 1412 Beginn des Neubaues des Turmes, der heute noch vorhanden ist. 1571 Schließung der Kirche wegen Baufälligkeit. 1660 Zerstörung der Kirche mit Ausnahme des Turmes durch Brand. 1945 Beschädigung des Turmes bei der Beschießung der Stadt. 1992 Wiederaufbau des Turmhelmes. | 1248 | Erste Erwähnung der Kaufmannskirche (ecclesia mercatorum) am Anger. Im 11. Jahrhundert entsteht hier vermutlich eine erste Kirche im Zusammenhang einer Ansiedlung friesischer Kaufleute. Ende des 13. Jahrhunderts Bau der Kirche als Basilika. Über das gesamte Mittelalter ist sie baulich die größte der nicht an ein Stift gebundenen Pfarrkirchen. 1689 barocker Abschluss des nördlichen Turmes und 1864 Neubau der Obergeschosse des südlichen Turmes. 1944 Schäden durch Bombentreffer. Bis 1952 Beseitigung der Kriegsschäden. Kaufmannskirche | Vor 1250 | Der bürgerliche Einfluss verstärkt sich ständig und noch vor 1250 muss der Erzbischof die Verwaltung der Stadt einem autonomen Rat überlassen, den 14 Gefrunden bilden.
| 1252 | In einer Urkunde des Markgrafen Heinrich des Erlauchten von Meißen wird die wichtigste der durch Erfurt führenden Straßen, die West-Ost-Verbindung, erstmals urkundlich erwähnt. Sie wird dabei als strata regia – als königliche Straße- bezeichnet, da die Unterhaltung der Straßen und das Geleit darauf ursprünglich zu den Regalien des deutschen Königs gehörte. Ab dem 15./16. Jahrhundert teilt sich diese über Leipzig in die Lausitz und über Breslau bis Lemberg führende Straße östlich von Leipzig in die „Hohe Straße“ und die „Niedere Straße“. Die West-Ost-Verbindung trifft in Erfurt auf die alte Völkerstraße vom Süden nach dem Norden, Rechte oder Kreuzstraße genannt. Der Kreuzungspunkt dieser beiden wichtigsten Handels- und Verkehrswege liegt in der Nähe der Gerafurten an der Stelle des späteren Fischmarktes. | 1253 | Errichtung der Brunnenkirche am Fischersand. Nach einer Legende wird die Kirche „Zum heiligen Brunnen“ infolge eines wundersamen Ereignisses im Brunnengarten als Sühnekapelle erbaut. 1472 brennt die Kapelle aus und wird anschließend unter Verwendung von Bauresten des Turmes und des Erdgeschosses wieder aufgebaut. | 1255 | Erster Hinweis auf die Bonifatiuskirche in Hochheim. 1729 Neubau der Kirche nach Abtragen eines Vorgängerbaus. 1756 Turmneubau. 1970/72 umfassende Instandsetzung und Umgestaltung des Innenraumes. | 1265 | Erste urkundliche Erwähnung der Martinikirche im Brühl. Vermutlich war hier im 11. Jahrhundert schon eine Kirche vorhanden. 1303 wird die Kirche dem Zisterzienserinnenkloster Mariengarten (vor dem Krämpfertor) zugesprochen, das seinen Sitz hierher verlegt hat. Vom 14. Jahrhundert bis 1819 Pfarr- und Klosterkirche. 1472 Vernichtung der Kirche durch Brand bis auf den Turm. Bis 1483 Wiederherstellung der Kirche. 1755 bis 1758 erfolgt ein umfassender Umbau. | 1265 bis 1280 | Bau der Ostpartie der Predigerkirche in der Predigerstraße (1229 Ansiedlung von Dominikaner-/Predigermönchen), danach bis um 1370 Fertigstellung des Westgiebels und des Langhauses wie auch des angebauten Flügels der Klausur. Um 1410 Einbau des Lettners und 1424 bis 1445 Einbringen der Gewölbe mit ihren Schlusssteinen. 1447 bis 1488 Errichtung des Glockenturms. 1826/27, 1894 bis 1898 und 1960 bis 1963 umfangreiche Restaurierung des Innenraumes der Kirche. | 1265 | Erste urkundliche Erwähnung der Johanneskirche in der Johannesstraße als Pfarrkirche. 1469 bis 1486 Neubau der Johanneskirche samt Turm. Um 1525 Schließung der Kirche für Gottesdienste. 1819 Abbruch der Kirche mit Ausnahme des noch heute erhaltenen Turmes. | 1266 | Erste Ansiedlung eines Mönchskonvents der Augustiner-Eremiten. Um 1266 Baubeginn der basilikalen Klosterkirche in der Augustinerstraße an der Stelle einer älteren Pfarrkirche samt dem Chorraum mit geradem Schluss, der etwa 1300 vollendet wird. Von etwa 1320 bis 1350 Vollendung des Langhauses, 1432 Anbau des Glockenturmes. Anfang des 14. Jahrhunderts entsteht der Kreuzhof mit den anschließenden östlichen Bauten.
1840 bis 1846 Neugestaltung des Westflügels (nach Entwürfen Schinkels). 1945 schwere Schäden im Klostergelände durch Luftangriff. Seit 1979 umfassende Restaurierungsarbeiten im ganzen Klosterbereich. Augustinerkirche
| 1269 | Mit Erwerbung von Burg und Dorf Stotternheim legt der Erfurter Rat den Grundstein seiner Landgebietspolitik.Um 1470 erreicht das Erfurter Landgebiet seine größte Ausdehnung. Es umfaßt etwa 900 km² und fast 100 Dörfer, Burgen, Vorwerke und die Stadt Sömmerda. | 1275 | Erste Erwähnung einer wohl spätestens 1260 erbauten „curia consulum“ im östlichen Teil der Marktstraße (heute zum Fischmarkt gehörig), eines Hofes der Ratsherren, der später als „pretorium“ (Rathaus) in den Quellen erscheint; ab 1323 gehört auch das um 1200 errichtete Kaufhaus am Fischmarkt, das eine große Versammlungshalle enthält, zu diesem Rathaus. Spätestens um 1330 Bau eines viereckigen, dreigeschossigen Rathausturmes am Fischmarkt. Um 1343 Bau eines Gebäudes (Kämmereigebäudes) zwischen dem Turm und dem ehemaligen Kaufhaus. | 1277 | Erste Erwähnung der Magdalenenkapelle an der Ecke Kleine Arche/Rumpelgasse. Sie gehört bis 1803 zum Dom St. Marien. Danach wird sie der Allerheiligengemeinde zugewiesen. Bauliche Veränderungen im 14. und im 15. Jahrhundert. 1884 bis 1886 Errichtung einer neuen Fassade. 1992 Restaurierung des Innenraumes. | 1278 bis 1311 | Meister Eckhart (um 1260 bis 1328), der größte der deutschen Mystiker, aus einem ritterlichen bei Gotha ansässigen Geschlecht stammend, lebt als Dominikaner im Predigerkloster Erfurt. Er ist bis 1298 Prior des Konvents, von 1294 bis 1302 auch Vikar der Ordensnation Thüringen und wird 1303 Provinzial der Provinz Saxonia. 1307 ist er auch Generalvikar der Provinz Böhmen. Weite Reisen und auswärtige Aufenthalte, z.B. 1302/1303 in Paris, unterbrechen die Erfurter Jahre. 1311 verlässt Eckhart Erfurt für immer. | 1279 | Die Auseinandersetzung zwischen städtischen und kirchlichen Gewalten erreichen einen Höhepunkt. Erzbischöfliche Amtsträger werden misshandelt und aus der Stadt verjagt. Der Erzbischof antwortet mit dem Bann. Das verhängte Interdikt lastet zweieinhalb Jahre auf der Stadt. | 1282 | Der Propst des Stifts der Augustinerchorherren (Regler), der Scholaster von St. Marien und der Scholaster von St. Severi erlassen eine Schulordnung. Bereits im 13. und im 14. Jahrhundert entsteht in Erfurt ein hochentwickeltes, an kirchliche Institutionen gebundenes Schulwesen mit überregionaler Bedeutung. Schulen bestehen am Marienstift, am Severistift, bei den Augustinerchorherren, am Peterskloster, bei den Klöstern der Schotten, der Dominikaner, der Franziskaner und der Augustinereremiten. | 1282 | Der Sühnevertrag zwischen dem Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein und der Stadt Erfurt hebt den Bann über die Stadt auf. Die Stadt muss dem Erzbischof 1.000 Silbermark als Buße und Schadensersatz zahlen. Der städtischen Geistlichkeit müssen für die Verluste während der über zweijährigen Verbannung aus der Stadt 300 Silbermark gezahlt werden. | 1282 | Erste urkundliche Erwähnung einer Thomaskirche. 1902 Abriss der alten Thomaskirche in der Löberstraße und Neubau in der Schillerstraße. 1945 schwere Zerstörungen durch Bomben. 1950 Wiederaufbau der Thomaskirche. Thomaskirche | 1283 | Aufstand der Bürgeropposition unter Volrad von Gotha. Die politische Alleinherrschaft des Kaufmannspatriziats wird eingeschränkt. Die Gefrunden müssen den Handwerkern der neuen großen Zünfte zehn Sitze in dem auf 24 Mitglieder erweiterten Stadtrat einräumen. Der fünfjährige Ratstransirus wird eingeführt. | Um 1285 | Erster Nachweis des Erfurter Stadtwappens. Das noch heute gebräuchliche Wappen, das sechsspeichige silberne Rad auf rotem Grund, kennzeichnet die Schutzschilde der städtischen Bürgertruppen | 1289 | (24.November) Erzbischof Gerhard II. verpfändet aus Geldnot der Stadt die Münze, das Marktmeisteramt und das Schultheißenamt im Brühl und in der Stadt Erfurt auf sechs Jahre. | 1289 | (26.November) „unserem rechte..., daz wir han in der stat zu Erfort“: Die Concordata Gerhardi, Vereinbarung zwischen Erzbischof Gerhard II. von Mainz und dem Rat der Stadt Erfurt über die dem Erzbischof in Erfurt zustehenden Rechte. Diese setzen sich zusammen aus der hohen und der niederen Gerichtsbarkeit, dem Judenschutz, den Freizinsen von den Freigütern, aus dem Münzrecht mit dem Schlagschatz, dem Marktmeisteramt mit dem Zoll und dem Schultheißenamt im Brühl und in der Stadt. Alle nicht genannten Befugnisse gehen stillschweigend an den Rat über. | 1289/1290 | Rudolf von Habsburg hält Hof im Erfurter Peterskloster. Die Stadt wird für zehn Monate zum Mittelpunkt der Reichsverwaltung. Auf dem Erfurter Reichstag stehen die Regelungen der Thronfolge im Hinblick auf die Nachfolge seines Sohnes Albrecht und die Maßnahmen zur Wiederherstellung der Reichsrechte und des Landfriedens in Thüringen auf der Tagesordnung. Zur Wiederherstellung des Landfriedens in Thüringen werden mit Hilfe der Erfurter über 60 Raubritterburgen und ummauerte Höfe gestürmt und zerstört.
 | 1299 | (17.Januar) Der Rat kauft den Grafen von Gleichen die Vogtei, die zeitweilig zurückerworben worden war, endgültig ab; damit verlieren die Grafen ihre Erfurter Vogteirechte. 1301 befinden sich die Ämter des Vogtes und des Schultheißen in der Hand von Erfurter Bürgern. |
1301 - 1400
1304 | (16.März) König Albrecht I. bestätigt der Stadt Erfurt alle, besonders aber die von König Rudolf erteilten Privilegien und Rechte. | 1304/1306 | Bildung des Thüringer Dreistädtebundes von Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen. Die gegenseitige Städtehilfe erweist sich für fast 180 Jahre beim Schutz der Handelsstraßen und des Landfriedens, bei der Sicherung und Erweiterung der Selbstverwaltung und Autonomie überaus wirksam. 1469 wird der Vertrag zum letzten Mal für 12 Jahre verlängert. | 1306 | Am Beginn des 14. Jahrhunderts nimmt die bedeutende Handelsstadt eine Aufzeichnung des Gewohnheitsrechts der Bürgerschaft in der Form einer „Willkür“, einer eigenständigen Rechtssatzung des Rates vor, für die keine Bestätigung des Stadtherren mehr eingeholt wird. Ihre 42 Statuten betreffen das Privatrecht. Sie stellen Treue und Gehorsam gegenüber dem Rat in den Mittelpunkt der bürgerlichen Pflichten.
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1308 | Erste urkundliche Erwähnung einer Kirche in Möbisburg. In der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts Bau der Dionysiuskirche unter Einbeziehung älterer Teile. 1699 bis 1701 Umbau des Kirchengebäudes und barocke Ausstattung. 1800 wird der Oberteil des mittelalterlichen Turmes in Stein ausgeführt. 1964 Innenerneuerung. | 1309 | Die Gegensätze zwischen dem Landgrafen Friedrich I. und dem Thüringer Dreistädtebund erfahren eine immer schärfere Zuspitzung. Friedrichs Streitmacht greift Erfurt an und steckt Gärten und Häuser außerhalb der Stadt, im Brühl, in Brand. Die Stadt wird mehrere Wochen belagert. | 1309 | (2.Februar) König Heinrich VII. bestätigt die Privilegien der Stadt Erfurt. | 1309 | (18.Juli) König Heinrich VII. nimmt die Stadt Erfurt, weil sie sich mit ihm gegen den Landgrafen Friedrich verbündet hat, in seinen besonderen Schutz und bestätigt ihr alle Rechte und Privilegien. | 1310 | Die Gemeinde beseitigt die Vorherrschaft der Patrizier.Die Bürgerschaft-Gemeinde erhält 10 Ratssitze; außerdem entsendet sie vierjährig zu wählende "Vierherren". Die Vierherren werden direkt von der Gemeinde gewählt, drei von den Stadtvierteln und einer von den Zünften | 1311 | Die Serviten (Marienknechte) lassen sich als vierter Bettelorden in Erfurt nieder und beziehen ein Kloster in der Krämpfervorstadt. | 14. und 15. Jh. | Mit ca. 18.000 bis 20.000 Einwohnern entwickelt sich die Stadt in diesen Jahrhunderten zu einer Stadt im Range einer mittelalterlichen Großstadt. Sie erreicht damit den Gipfel ihrer wirtschaftlichen, politischen und geistig-kulturellen Entwicklung im Mittelalter.
 | 1315 | (31.Juli) Der Rat zu Erfurt beurkundet die Verpfändung der minderen Grafschaft an der Gera durch Markgraf Friedrich I. von Meißen, Landgrafen von Thüringen, an die Stadt Erfurt. | 1315 | Erste Erwähnung der Nikolauskirche in Schmira. 1813 Zerstörung der Kirche durch Kriegseinwirkungen. 1842 Neubau unter Einbeziehung von Bauteilen des Vorgängerbaues. 1868 Neubau des Turmes. 1980 bis 1984 Innenerneuerung. | 1315/1316 | In der Stadt herrscht eine große Hungersnot, an der Tausende Einwohner sterben. | 1325 | Neubau der 1117 erstmals erwähnten Krämerbrücke aus Stein. Die hölzerne, die sich an ihrer Stelle befunden hat, ist mehrere Male abgebrannt. Krämerbrücke Krämerbrücke Straße
| 1326 | (12.Januar) Ludolf von Allerstedt verkauft Schloss und Stadt Neumark an die Stadt Erfurt. | 1327 | (7.Januar) Friedrich II., Landgraf von Thüringen, nimmt die Stadt Erfurt in seinen Schutz und bestätigt ihr die Privilegien. | 1330 | Entsprechend seiner Bedeutung wird unter den thüringischen Städten Erfurt durch Kaiser Ludwig IV. besonders umworben. | 1330 | (25.Februar) Der Kaiser bestätigt der Stadt alle Rechte und Privilegien. | 1330 | (12.April) Ludwig, römischer Kaiser, schreibt den Städten Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen, dass er seinem Schwiegersohn, dem Landgrafen Friedrich II. von Thüringen, alle in Thüringen, Meißen und dem Osterland befindlichen Juden auf Lebenszeit geschenkt habe und verbietet den genannten Städten, ihm bei der Einziehung der betreffenden Judensteuer hinderlich zu sein. | 1330 | (4.Mai) Papst Johannes XXII. fordert den Rat und die Bürger von Erfurt zum Gehorsam gegen den Mainzer Erzbischof Heinrich von Virneburg auf. | 1331 | (24.Dezember) Kaiser Ludwig IV. erneuert das Messeprivileg der Stadt. Erfurt entwickelt sich zu einer bedeutenden deutschen Gewerbe-, Markt- und Fernhandelsstadt von europäischer Geltung.
 | 1335 | Erstürmung des Mainzer Hofes durch aufgebrachte Bürger. Der Provisor des Hofes, Hermann von Bibra, der die mainzischen Rechte in Erfurt kraftvoll vertritt, wird in Haft genommen. Mainzer Hof | 1337 | Ludwig der Bayer, römischer Kaiser, bestätigt die Freiheiten der Stadt, besonders das Privileg, daß die Bürger nicht vor auswärtige Gerichte gezogen werden sollen. | 1342 | Ludwig der Bayer bestätigt den Ratsmeistern, dem Rat und der gesamten Bürgerschaft das Recht der freien Bürgeraufnahme. | 1342-1346 | Erfurt stellt sich im thüringischen Grafenkrieg an die Seite der Landgrafen. Ein Heer von Erfurter Bürgern plündert und brennt 1345 Rudolstadt samt Rathaus nieder. Für die Stadt haben Verlauf und Ergebnis eine Vergrößerung ihres Territoriums zur Folge. Als Lohn für die Hilfe übergibt der Landgraf der Stadt die Dörfer Zimmern (1345) und Großbrembach (1348). Andere Erwerbungen wie die von Udestedt, Nottleben und Werningshausen erfolgen durch Ankauf. Die Schlösser Tonndorf und Mühlburg werden 1346 erworben. Die aus 15 Dörfern bestehende „Grafschaft“ Vieselbach kauft der Rat 1343 dem Grafen von Gleichen endgültig ab. 1348/1350 erwirbt er noch die burggräflichkirchbergische Herrschaft Kapellendorf. | 1348 | Karl IV., römischer König, bestätigt auf Bitten des Rates die Urkunde über den Verkauf der „Grafschaft“ Vieselbach durch Graf Hermann von Gleichen an die Stadt Erfurt und über die Belehnung der Stadt mit der genannten Grafschaft durch den Landgrafen Friedrich II. | 1348 | Der Platz vor dem Rathaus wird gepflastert. | 1349/50 | Innerstädtische Auseinandersetzungen um die Ratsherrschaft und Judenverfolgungen erschüttern erneut das städtische Leben. Der Rat schafft mit dem Erfurter Zuchtbrief ein zeitgemäßes Stadtrecht. | Um 1350 | Beginnend mit der Anlegung eines künstlichen Wallgrabens wird eine zweite Stadtumwallung errichtet, deren Bau im Wesentlichen um 1480 abgeschlossen ist und die entstandenen Vorstädte mit einbezieht. Der Verlauf der weiteren Stadtbefestigung ist identisch mit dem Verlauf des heutigen Flutgrabens, der zunächst als Wallgraben dient und in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts zwecks Bannung der Hochwassergefahr zu einem Umluftkanal ausgebaut wird. Stadtbefestigung | 1350/1351 | Der "Schwarze Tod", die Pest wütet in der Stadt.Über 12.000 Bürger sterben an der Seuche. Im Laufe des 14.Jh. suchen auch in den Jahren 1382 und 1393/94 Seuchen Erfurt heim und fordern viele Menschenleben. | 1351 | Im“ Erfurter Zuchtbrief“ wird für den Waidhandel der Marktzwang bekräftigt. Verkäufer und Käufer dürfen in Erfurt nur auf dem Waidmarkt, dem Anger, mit Waid handeln. Der Handel auf dem Erfurter Waidmarkt findet wöchentlich vom Trinitatistag (Sonntag nach Pfingsten) bis zum Michaelistag (29.September) statt. Er wird mit einem Schlag an die Waidglocke eröffnet. | 1352 | König Karl IV. belehnt die Stadt mit Burg und Dorf Kapellendorf. Mit dieser Übertragung als Reichslehen verfügt die Stadt über reichsunmittelbaren Besitz. Damit erhält Erfurt das Recht, eigene Münzen zu prägen und an Reichstagen teilzunehmen. Das Münzbild zeigt das sechsspeichige Mainzer Rad vor dem Kapellendorfer Wappen. | 1356 | In der 1356 von Kaiser Karl IV. verkündeten „Goldenen Bulle“, einem die Königswahl regelnden Reichsgrundgesetz, wird Erfurt zusammen mit den Städten Mühlhausen, Nürnberg, Rothenburg und Windsheim in der Gruppe der Städte genannt, die dem Herzog von Sachsen und dem Markgrafen von Brandenburg das Geleit geben sollen, und somit als Stadt des Reiches behandelt. | 1371 | Johann von Luxemburg, Erzbischof von Mainz, bestätigt die Stiftung des Kartäuserklosters. 1372 bis 1375 Bau der Klostergebäude und der Kirche auf der Wolfsweide, einem Platz in der Löbervorstadt. 1431 wird das Kloster in die Stadtumwallung einbezogen. 1803 Säkularisation. 1805 Einrichtung einer Baumwollfabrik im Klostergebäude. 1811 geht die Kartause als Erbbestand auf den Fabrikanten Rothstein über. | 1375 | Im Streit zwischen Adolf von Nassau und dem Wettiner Ludwig, dem Bruder Landgraf Friedrichs III. des Strengen, um den Mainzer Erzstuhl nimmt Erfurt für ersteren Partei. Es wird mit dem päpstlichen Interdikt und der kaiserlichen Acht belegt. Landgräfliche und böhmische Truppen verheeren das Umland fürchterlich, können aber trotz siebenwöchiger Belagerung die Stadt nicht einnehmen. Kaiser Karl IV. kommt schließlich selbst vor Erfurt und vermittelt den Frieden. Die Acht über Erfurt wird aber erst 1382 aufgehoben. | 1379 | (16.September) Gründungsurkunde des Papstes Clemens VIII. für die Universität Erfurt. Er gibt dem Rat und der Bürgerschaft das Recht, eine Universität (studium generale) zu gründen, in der neben der Theologie auch Grammatik, Logik und Philosophie, kanonisches und bürgerliches Recht sowie Medizin gelehrt werden sollen. Papst Urban VI. wiederholt am 4.Mai 1389 die Gründungsurkunde der fünftältesten Universität des Reiches.
| 1380 | Im Zusammenhang mit einer Erbeinigung wird auf Drängen der Wettiner und des Papstes durch den römischen König Wenzel über Erfurt die Acht ausgesprochen. Während der kriegerischen Auseinandersetzungen wird Erfurt belagert. Das Hauptquartier der Belagerer wird im Cyriakskloster aufgeschlagen. Trotz königlicher Unterstützung kann die gut befestigte Stadt nicht eingenommen werden. 1382 hebt König Wenzel Acht und Aberacht über Erfurt auf. | 1385 | Adolf von Nassau, Erzbischof von Mainz, erteilt die Genehmigung zur Verlegung des Martinshospitals vom Fischmarkt und von den Langen Stegen in die Vorstadt nahe dem Krämpfertor. Stattdessen wird an den Langen Stegen die Kirche Martini intra errichtet. | 1385 | Bau der Temnitz, des Ratsgefängnisses, an der Südostecke eines am östlichen Teil des Fischmarktes gelegenen (damals zur Marktstraße gehörigen) Rathausanbaus von 1364. | 1388 | Gleichzeitig mit dem Bau des Hospitals in der Nähe des Krämpfertores wird die Hospitalkapelle „Zum Heiligen Geist“ (Hospitalkirche) erbaut. Nach der Errichtung des Duderstädtischen Hospitals 1410 wird das Martinshospital das „Große Hospital“ genannt. 1535/47 schließt das „Große Herrenhaus“ (heute Museum für Volkskunde) den Hospitalkomplex nach Norden ab. | 1389 | Durch den Rat der Stadt wird eine erste Hospital- und Armenordnung erlassen. | 1392 | (Woche nach dem 28.April) Aufgrund der Stiftungsurkunde des Papstes Urban VI. vom 4. Mai 1389 wird in Erfurt ein studium generale privilegiatum, eine Universität, als fünfälteste Hochschule des Reiches eröffnet. Von Anbeginn bestehen alle vier erlaubten Fakultäten: theologische, juristische, medizinische und Artistenfakultät.
| 1395 | Um dieses Jahr entstehen erste Universitätsstatuten. Sie regeln die Wahl und die Rechte des Rektors, die Consilien, die Universitätsämter, die Ordnung der Fakultäten, die Strafen und das Verhalten der Studenten. Die Statuten werden 1412 überarbeitet und 1447 werden neue Statuten erlassen. |
1401 - 1500
Um 1400 |

Das Sybillentürmchen, eine mittelalterliche Betsäule wird am Fuße des Cyriaksberges errichtet. Zwei Inschriften, je eine in Latein und in Deutsch, weisen auf die Wiederherstellung im Jahre 1716 hin. Die Reliefs stellen Christus am Ölberg, die Judaskussszene, die Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes sowie Maria mit dem Leichnam Christi zwischen Johannes und Nikodemus dar.
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1406 | In Erfurt wütet wieder die Pest. Weitere Pestepedemien suchen Erfurt 1438/39, 1452/52, 1462-1464 und 1482-1484 heim. | 1409 | Stiftung des „Kleinen Hospitals“ durch Conrad von Duderstadt und Siegfried von Leubingen. 1410 Beginn mit dem Bau der Gebäude und der Marienkapelle in der Hospitalgasse. | 1412 | Amplonius Rating von Bercka (Rheinberg am Niederrhein), Doktor der Medizin, 1394/95 zweiter Rektor der Universität, stiftet das nach ihm benannte Universitätskollegium mit der Amplonianischen Bibliothek, einer Handschriftensammlung auch zahlreiche später erworbene Inkunabeln und andere Drucke. Die Bibliothek überliefert in einiger Vollständigkeit das literarische Rüstzeug eines Gelehrten des 14. Jahrhunderts. 1423 bestätigt Amplonius seine Stiftung. 1433 erlässt er Statuten für das von ihm gestiftete Kolleg. | 1416 | (10.November) Die Domtürme brennen aus. | 1418 | Erfurt erwirbt den Marktflecken Sömmerda und fördert dessen Weiterenwicklung zu einer kleinen Stadt. | 1418 | Der Breslauer Domherr Nikolaus von Gleiwitz stiftet für arme Erfurter Studenten der Diozöse Breslau die Armenbursa (bursa pauperum) am Kreuzsand. | 1418 | Zum Sommersemester 1418 wird an der Universitär Erfurt ein Johannes de Altavilla – damit ist Eltville im Rheingau gemeint – eingeschrieben. Nach Ansicht einiger Wissenschaftler verbirgt sich dahinter der spätere Erfinder der Buchdruckerkunst Johannes Gutenberg. Ein Johannes de Altavilla wird auch zum Wintersemester 1419/1429 eingeschrieben. | 1428 | Hartung Cammermeister (Anfang 15. Jahrhundert-1476), Erfurter Politiker, Chronist und Wohltäter der Universität, wird sächsischer Geleitsmann in Erfurt und ist ab 1435 auch Inhaber des Geleitsamtes in Buttelstedt. Er entwirft die für das thüringische Geleitsrecht überaus wichtige sächsische Geleitstafel. Im Jahre 1442 legt er seine Ämter nieder und tritt in den Erfurter Stadtrat ein, dem er 1447, 1452, 1456, 1461 und 1465 in der einflussreichen Stellung eines Oberratsmeisters angehört. Die Abfassung der Erfurter „Regimentsordnung“ von 1452 und die Erweiterung des Befestigungsringes erfolgen unter seiner Amtsführung. | 1430 | Beitritt Erfurts zum Goslarer Bund von Hansestädten. Der Thüringer Städtebund gehört als südlichste Städtegruppe lose dem großen Städtebund der Deutschen Hanse an, und stellt den Höhepunkt der politischen Beziehungen der Stadt zur Hanse dar. | 1440 | Der Eintritt Dietrichs I. Schenken von Erbach ist der letzte Eintritt eines Mainzer Erzbischofs in Erfurt vor dem Eintritt Philipps von Schönborn nach der Unterwerfung der Stadt im Jahre 1664. | 1444 | Die Stadt erwirbt den an den Rathaushof angrenzenden Freydelschen Turm, dessen Untergeschoss das Gefängnis „Zum Paradies“ wird. | 1447 | Erfurt stellt sich im Sächsischen Bruderkrieg (1445-1447) auf die Seite des Kurfürsten Friedrich II. des Sanftmütigen gegen dessen Bruder Herzog Wilhelm. Die Arbeiten an der Stadtbefestigung werden deshalb verstärkt. | 1448 | Der Kanoniker am Marienstift Heinrich Gerbstedt stiftet im Brühl das Collegium Marianum für sieben, später neun Kollegiaten, von denen die meisten die Rechte studieren. Auf dem Grundstück liegt auch die Juristenschule, die Heinrich Gerbstedt im selben Jahre hierher verlegt. | 1450 | Erfurt stellt sich in der schwarzburgischen Fehde halbherzig auf die Seite Kurfürst Friedrichs II. von Sachsen. Die Beteiligung an den Auseinandersetzungen richtet im Erfurter Landgebiet großen Schaden an und verursacht große Kosten. Die Fehde geht in das Vorgehen gegen die drei Brüder Vitzthum über, deren Wachsenburg die Erfurter am 10. Dezember 1451 einnehmen. | 1451 | Der größte Philosoph des Spätmittelalters Nikolaus von Kues (1410-1464), Bischof von Brixen und Kardinal, kommt am 29. Juni nach Erfurt und hält sich bis in den Juli hinein bei den Benediktinern auf dem Petersberg auf. Er predigt vor großen Menschenmengen sowohl auf dem Petersberg als auch an den Domkavaten, verkündet Ablässe und visitiert Erfurter Klöster. | 1452 | (August und September) Johannes de Capestrano hält sich zu Predigten, die großen Zulauf finden, in Erfurt auf. | 1453/1454 | Im Rahmen verschärfter innerstädtischer Gegensätze wird die soziale Missstimmung erneut absichtlich gegen die Juden gelenkt. Zwar kommt es nicht zur Ausrottung der Judengemeinde wie 1349, aber sie müssen die Stadt verlassen. Der Mainzer Erzbischof Dietrich von Erbach erklärt 1458 seine Zustimmung zur Ausweisung | 1456 | Weihe der Martinikirche in Ilversgehofen. Sie wird im Dreißigjährigen Krieg zerstört. 1664 Wiederaufbau der Kirche. 1818 bis 1821 Neubau nach Kriegszerstörung von 1813. 1927 Renovierung der Kirche. Innenrenovierung in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. | 1460 | Der Rat der Stadt stellt ein Gebäude an der Lehmannsbrücke zur Verfügung, in der für Studenten die Georgenburse (bursa divi Georgii) eingerichtet wird. Martin Luther ist als Student zumindest zeitweise Bewohner dieser Burse. | 1460 | Der Rat entsendet auf Bitte des Mainzer Erzbischofs Diether von Isenburg einen Trupp von Soldaten an den Rhein, der dem Erzbischof in einem Kampf gegen Pfalzgraf Friedrich I. beistehen soll. Die Erfurter nehmen an der vom Erzbischof verlorenen Schlacht bei Pfeddersheim teil. | 1461 bis 1463 | In der „Mainzer Stiftsfehde“ zwischen dem von Papst Pius II. abgesetzten Erzbischof Diether von Isenburg und dem neuernannten Mainzer Erzbischof Adolf von Nassau versucht der Erfurter Rat neutral zu bleiben und die erzbischöflichen Rechte in der Stadt nach Möglichkeit zu schwächen. Schließlich muss auch er sich Adolf unterwerfen. | 1462 bis 1464 | Ein besonders schlimmes Peststerben rafft viele Einwohner der Stadt dahin. | 1463 | Ältester nachweislicher Hinweis auf das Bürger-Schützen-Corps. Die Erfurter Schützen werden zum Schützenfest in die süddeutsche Stadt Nördlingen eingeladen. | 1464 | Henning Goede (um 1445-1521), deutscher Rechtsgelehrter, der „König“ unter den Juristen seiner Zeit, lässt sich an der Erfurter Universität immatrikulieren und erlangt 1474 die Würde eines Magister artium. Anschließend wendet er sich dem Studium der Rechte zu, gehört 1481 einer städtischen Gesandtschaft an, die in Rom die Erlaubnis zum Bau der Cyriaksburg einholt. Das Dekanat der Erfurter Artistenfakultät bekleidet er 1480/81. 1486 und 1489 ist er Rektor der Erfurter Universität. Er wird 1486 zum Doctor utriusque iuris promoviert und wird Kanoniker am Dom, wo er das Amt eines Scholasticus inne hat. | 1464 bis 1470 | Der bedeutendste der gotischen Altäre Erfurts, der Altar der Regler-Kirche, wird einer gut begründeten Ansicht nach in diesen Jahren geschaffen. Der Meister ist wohl ein vom Mittelrhein stammender Künstler. | 1465-1467 | Bau des Kornhofspeichers in der Großen Ackerhofsgasse.
| Um 1470 | Das Erfurter Territorium erreicht 1470 mit ca. 100 Dörfern, Burgen und Vorwerken seine größte Ausdehnung. Mittelpunkt der stadtfernen Ämter sind die Burgen Vargula, Mühlberg, Vippach, Tonndorf und Kapellendorf sowie das Städtchen Sömmerda. Die Wappen von Kapellendorf, Vargula, Vippach und Vieselbach werden in das große Erfurter Stadtwappen übernommen.
 | 1470 | Älteste Inschrift an der Benignuskirche in Bischleben. 1650 Beseitigung der Schäden des Dreißigjährigen Krieges. 1699 Abschluss des mittelalterlichen Turmes mit barocker Haube. 1716 Neubau des Kirchenschiffes unter Einbeziehung älterer Bauteile.
 | 1472 | Von den zahlreichen Stadtbränden wirkt der von 1472 am verheerendsten. Fast die Hälfte der Stadt wird in Asche gelegt. Als Hilfsmaßnahmen bewilligt Kaiser Friedrich III. 1473 den Trinitatismarkt. | 1473 | Erster nachweisbarer Druck eines Ablassbriefes mit beweglichen Lettern im Haus „Zum Güldenen Stern“ (auch:“Zum Roten Stern“ genannt), Allerheiligenstraße 11. Papst Sixtus IV. gewährt mit ihm jenen Ablass, der zum Wiederaufbau der bei dem Stadtbrand von 1472 zerstörten Kirchen beiträgt. Erfurt, älteste Druckerstadt im mitteldeutschen Raum, ist nach Nürnberg, Straßburg, Köln, Basel und Augsburg der wichtigste deutsche Druckort. | Seit 1475 | Verstärkte Bestrebungen von Kurmainz und Kursachsen, Erfurt seiner weitgehenden Unabhängigkeit zu berauben. | 1476 | Jodocus Trutfetter (1460 bis 1519), bedeutender deutscher Spätscholastiker, „Fürst der Dialektiker“, bezieht die Universität Erfurt. Er wird 1484 zum Magister artium promoviert und wendet sich anschließend dem Studium der Theologie zu. Von 1493 bis 1501 ist er Pfarrer zu St. Andreas und 1493/94 sowie 1499/1500 Dekan der artistischen Fakultät. Er wird 1501 zum Rektor der Universität gewählt und erlangt 1504 die theologische Doktorwürde. Trutfetter ist einer der hervorragendsten deutschen Repräsentanten der spätmittelalterlichen „via moderna“. | 1480 | Bau der Cyriaksburg auf der strategisch wichtigen Höhe zum Schutze der Stadt. Das seit 1123 dort befindliche Kloster der Benediktinerinnen wird an die Andreaskirche verlegt.
| 1482/1484 | Dürre- und Pestjahre in Erfurt | 1483 | Durch die erstarkenden Territorialgewalten wird die Stadt gezwungen, Verträge zu schließen, die ihre ökonomische und politische Stellung nachhaltig schwächen und beeinflussen. | 1483 | (6.April) Im Vertrag von Amorbach bestätigt der Mainzer Elekt Adalbert von Sachsen die Privilegien Erfurts, während dieses die Abhängigkeit von Mainz umfassend anerkennt. Im Vertrag von Weimar, den der Rat, ebenfalls 1483, mit Sachsen abschließt, begründen die Wettiner ihre Schutzherrschaft über Erfurt. An beide Landesfürsten muss die Stadt hohe Entschädigungssummen zahlen. | 1484 | Bartholomaeus Arnoldi von Usingen (1465 bis 1532), bedeutender deutscher Spätscholastiker, bezieht 1484 die Universität Erfurt und wird 1491 zum Magister artium promoviert. Er wird 1504 Dekan der artistischen Fakultät und gehört als Professor der Philosophie über dreißig Jahre lang dem Lehrkörper der Universität an. Durch seine zahlreichen wissenschaftlichen Werke erlangt er vor allem für die spätscholastische Logik eine besondere Bedeutung. | 1484 | Siegmund Thome von Stockheim (um 1455 bis 1527), Rektor des Jahres 1490 und ab 1501 Kanoniker am Marienstift, stiftet im Haus zur Steinecke (Horngasse 4) ein Universitätskrankenhaus. | 1486 | Conrad Mutianus Rufus (1470 bis 1526), führender deutscher Humanist, lässt sich an der Erfurter Universität immatrikulieren und wird 1492 zum Magister artium promoviert. 1498 erlangt er den Grad eines Doctor decretorum. Durch Spalatins Vermittlung tritt er 1503 die Nachfolge Marschalks als Führer der humanistischen Bewegung in Erfurt an und begründet den ersten Mutianischen Kreis. Als Vorkämpfer einer umfassenden Glaubenserneuerung macht er Erfurt zur Geburtsstätte eines neuzeitlichen deutschen Geisteslebens. | 1486 | Die Erfurter Schützengilde, der älteste bekannte Erfurter Verein, wird gegründet. | 1488 | (6.Januar) Eobanus Hessus, „König der Humanisten“, wird geboren . Hessus besucht 1504 die Universität Erfurt und wird 1507 Rektor der Stiftsschule St. Severi. 1509 wird er zum Magister artium promoviert. Schon dem ersten Mutianischen Humanistenkreis angehörend, nimmt er 1516 lebhaft Anteil am Reuchlinschen Streit und tritt 1516 als Nachfolger Mutians die Führung des Humanistenkreises an. In der Bohlenstube „Zur Engelsburg“ sammelt er führende Humanisten zu Streitgesprächen. Er verstirbt am 4. Oktober 1540 in Marburg. | 1488 | (21.April) Ulrich von Hutten, konsequenter Vertreter des Humanismus und engagierter Kämpfer für die nationale Einheit wird geboren. Seit 1499 im Kloster Fulda, wird er von den Fuldaer Benediktinern wahrscheinlich schon 1502 zum Studium nach Erfurt geschickt. Hier ist Crotus Rubianus sein Lehrer und hier freundet er sich mit Eobanus Hessus an. Auf Anregung von Crotus Rubianus verfasst Hutten 1515 den zweiten Teil der „Dunkelmännerbriefe“ („Epistolae obscurorum virorum“).
| 1497 | Der kursächsische Schutzherr und der kurmainzische Stadtherr sind bestrebt, weitere, über die Verträge von Weimar und Amorbach hinausgehende Vorteile zu erlangen. Eine Vereinbarung zwischen dem Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg und der Stadt, die sogenannten Concordata Bertholdi, zeugen von den Erfolgen, die Kurmainz gegenüber der Selbstständigkeit der Stadt erreicht hat. Erstmals wird festgelegt, dass dem Erzbischof fortan als der „Stat Erffurt Erbherrn“ zu huldigen sei.
 | 1497 | (7.Juli) Guß der "Großen Glocke", der "Gloriosa", der "Ruhmreichen", jenes weltbekannten Schatzes des Erfurter Doms durch den Glockengießermeister Gerhard van Wou aus Kampen. Es ist die siebente Glocke dieses Namens (frühere Güsse: 1251, 1307, 1363, 1423, 1477). Der Durchmesser beträgt 2,57 Meter, die Höhe 2,50 Meter mit Krone und das Gewicht beträgt rund 229 Zentner. Vier Wochen später gießt Gerhard van Wou den „Wolfram“-ebenfalls für den Dom-und die „Vincentia“ für die Severi-Kirche. „Wolfram“ wird 1680/1681 umgegossen. |
1501 - 1600
1499/1501 | Der Buchdruck gelangt mit dem Vordringen des Humanismus zu größerer Verbreitung. Wolfgang Schenk druckt 1499 im Haus „Zum Schwarzen Horn“, Michaelisstraße 47, ein Buch von Nikolaus Marschalk, das erstmals in größerem Umfang griechische Texte enthält. Zwei Jahre später gibt er das erste griechische Lehrbuch in Deutschland heraus. | Ende 15. Jh. | Das einst blühende Wirtschaftsleben der Stadt hat seinen Höhepunkt überschritten, beeinträchtigt durch das allgemeine Erstarken der Territorialmächte, die Verlagerung der Handelswege und die Erteilung der Messeprivilegien an die Stadt Leipzig. Trotz Verpfändung des Reichslehens Kapellendorf (1507) an Sachsen können die finanziellen Verpflichtungen der Stadt nicht mehr erfüllt werden. Der Rat muss die Zahlungsunfähigkeit eingestehen. Der Zorn der Bürger löst einen Aufstand der wachsenden Oppositionsbewegung aus. | Um 1500 | Der 1373 begonnene Bau eines zweiten Mauerringes, der die Vorstädte einschließt, wird abgeschlossen.
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1500-1520 | Wirken des Erfurter Humanistenkreises, der sich zunächst um Nikolaus Marschalk, dann um Mutianus Rufus (Conrad Muth) und schließlich um Eobanus Hessus schart. Die Hohe Schule wird eines der geistigen Zentren des Humanismus . Von Italien ausgehend, wird er eine gesamteuropäische Bewegung.
 | 1500 | Johannes Lang (1487-1548), protestantischer Kirchenreformator von Erfurt, bezieht die Universität Erfurt. Er unterhält schon frühzeitige Beziehungen zu den dortigen Humanisten. Im Jahre 1506 tritt er in das Erfurter Augustinerkloster ein, wo er mit Luther Freundschaft schließt. 1511 wird er mit diesem zusammen nach Wittenberg versetzt. Er wird 1512 zum Magister artium promoviert, wird Professor für Ethik und wendet sich gleichzeitig dem Studium der Theologie zu. Im Jahre 1516 wieder nach Erfurt zurückgekehrt, wird er in das Amt des Priors des Augustinerklosters eingeführt. Seit Luthers Thesenanschlag gehört Lang zu den frühesten und eifrigsten Vorkämpfern der Reformation in Erfurt.
 | 1501-1511 | Martin Luther verbringt entscheidende Jahre seines Lebens in Erfurt. Immatrikulation 1501 an der Erfurter Universität. 1502 Baccalaureat. 1505 Magister artium und Eintritt in das Augustinerkloster. 1507 wird er zum Priester geweiht (wahrscheinlich in der Kilianskapelle am Dom). Er bleibt – mit Unterbrechungen – bis 1511 in Erfurt. In späteren Jahren hält er sich mehrmals in Erfurt auf.
| 1503-1505 | Die Pest sucht Erfurt heim. Weitere Pestjahre sind 1517, 1540-1543, 1547, 1552, 1562-1564, 1577/78, 1582, 1597. | 1505 | Georg Sturtz (1490-1548), Mediziner und Mäzen des Erfurter Humanismus, lässt sich an der Erfurter Universität immatrikulieren. Im Jahre 1521 wird er zum Magister artium promoviert, wendet sich dem Medizinstudium zu und wird 1521 zum Rektor der Universität gewählt. Im selben Jahr erlangt er in Wittenberg den medizinischen Doktorgrad und wird 1523/24 und 1527 zum Dekan der Erfurter medizinischen Fakultät gewählt. Als angesehener Universitätsprofessor tätig, bekleidet er auch 1530, 1537, 1539, 1541, 1542 und 1547 das Amt eines Dekans der medizinischen Fakultät. | 1508 | Der Rat verpfändet das Amt Kapellendorf, das die unmittelbare rechtliche Verbindung der Stadt zum Reich hergestellt hat, an Kursachsen. Erfurt gelingt es nie mehr, das Pfand auszulösen.
 | 1509/1510 | "Tolles Jahr" von Erfurt. Kämpfe der Bürgeropposition gegen die patrizische Ratsherrenschaft. Die Gefrunden werden zeitweilig aus dem Rat vertrieben, der Obervierherr Heinrich Keller, mehrmals persönlich verhört, wird nach Gefängnishaft am 28. Juni 1510 hingerichtet. Die Veränderung der Ratsverfassung, die sogenannte "Regimentsverbesserung" wird in einer umfangreichen Urkunde niedergelegt. | 1510 | Bewaffneter Zusammenstoß zwischen Studenten und Bürgern. Universitätsgebäude und Bibliothek werden beschädigt. | 1511 bis 1515 | Bau des „collegium maius“ der Erfurter Universität in der Michaelisstraße. Am 9. Februar 1945 wird es durch Bombenangriffe zerstört. Die Rekonstruktion des Portals erfolgt 1983. | 1513 | Georg Faust (Doktor Faust), vermutlich um 1480 in Süddeutschland geboren, erwirbt sich für seine Zeit beachtliche Kenntnisse und führt als Gaukler und Scharlatan ein bewegtes Leben. Sein unruhiges Leben führt ihn auch nach Erfurt, wo ihn 1513 der Humanist Mutianus Rufus bezeugt und als Wahrsager, Narren und Prahlhans bezeichnet. Bei einem späteren Aufenthalt Fausts in der Stadt soll der Franziskaner Conrad Klinge vergebens versucht haben, ihn zu bekehren. | 1514 | Hinrichtung des Stadtsyndikus Dr. Berthold Bobenzan und des ehemaligen Obervierherrn Georg Tusenbach. Beide werden sachsenfreudiger Neigungen verdächtigt. | 1516 | Der Naumburger Vertrag zwischen Erfurt und dem sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen beendet die im mainzischen Fahrwasser segelnde Politik des Rates und lässt Erfurt wieder Anschluss an Kursachsen gewinnen. Die 1509 aus der Stadt gewichenen sachsenfreundlichen Bürger müssen wieder in die Stadt aufgenommen werden. Der Vertrag ist von dem Kanoniker des Marienstifts, mehrmaligen Rektor der Universität und ehemaligen Ratssyndikus Henning Goede (um 1445 bis 1521), einem Berater Friedrichs des Weisen, vermittelt worden. | 1516 | Eobanus Hessus übernimmt die Führung des Humanistenkreises. Man versammelt sich im Haus „Zur Engelsburg“, Allerheiligenstraße 21, das dem Mediziner Georg Sturtz gehört.
| 1518 | Spätestens in diesem Jahr lässt sich der bekannteste deutsche Rechenmeister, Adam Ries(e) aus Staffelstein (1492 bis 1559), in Erfurt nieder. 1518 druckt Mathes Maler im Haus „Zum Schwarzen Horn“ (Michaelisstraße 48) Ries´erstes Rechenbuch (zweite Auflage bei Mathes Maler im Jahr 1525), und 1522 druckt Mathes Maler das zweite Rechenbuch von Adam Ries, welches mit über 100 Auflagen zu einem der bekanntesten Rechenbücher wird. 1522/1523 siedelt Ries nach Annaberg im Erzgebirge über. Die Erfurter Jahre waren für Ries wohl die wissenschaftlich fruchtbarste Zeit. Ries-Büste
| 1519 | Unter dem Rektorat von Justus Jonas (1493 bis 1555), einem Kanoniker am Severistift und Inhaber eines juristischen Lehrstuhls, wird an der Erfurter Universität eine humanistisch ausgerichtete Studienreform durchgeführt. | Ab 1520 | Die Reformation beginnt sich in Erfurt im Sinne Luthers durchzusetzen.
 | 1521 | Der Hildesheimer Stiftspropst Tilemann Brandis stiftet das Collegium Saxonum in der Allerheiligenstraße für Studenten aus Niedersachsen. | 1521 | (6. bis 8.April) Auf dem Weg zum Reichstag in Worms kommt Martin Luther nach Erfurt. Er wird begeistert von Universität und Bevölkerung begrüßt. Unter großem Zulauf predigt er in der Kirche des Augustinerklosters (7.April); der Rektor der Universität, Crotus Rubianus, gibt ihm zu Ehren einen Empfang. | 1521 | (Juni) in einem dreitägigen „Pfaffensturm“ verwüsten Studenten und Bürger sowie Bauern aus dem Landgebiet mehr als 40 Kurien des Klerus auf dem Domhügel. Die Aktion richtet sich gegen die Sonderstellung der Priester und fordert, dass sie die bürgerlichen Lasten mittragen sollten. Martin Luther kritisiert das verspätete bewaffnete Eingreifen des Rates gegen die Aufrührer.
 | Ab 1521 | Die Bedeutung der Universität geht besonders infolge der konfessionellen Gegensätze zurück. | 1522 | (22.Oktober) Martin Luther predigt in der Kaufmannskirche und der Michaeliskirche. | 1525 | Ca 4.000 Bauern des Erfurter Landgebietes ziehen am 28.April durch das Augusttor in die Stadt ein und zerstören mainzische Verwaltungseinrichtungen und Hoheitszeichen. Es entsteht ein Bürgerausschuss. In Zusammenwirken mit einem Bauernausschuss werden 28 Artikel aufgestellt und ein „Ewiger Rat“ gebildet. Am 6.Juni regiert in Erfurt wieder der alte Rat. Gegen vier Bauernführer wird das Todesurteil ausgesprochen. Alle anderen bäuerlichen Teilnehmer am Aufstand werden zur Zahlung von hohen Geldbußen verurteilt.
| 1528 | Ein Anschlag Hans Römers und anderer ehemaliger Kampfgefährten Thomas Müntzers auf die Stadt zur Errichtung einer Täuferherrschaft schlägt fehl. Der Plan wird verraten und zwölf Verschwörer festgenommen und hingerichtet. | 1530 | Vertrag von Hammelburg: Der Erzbischhof von Mainz, Albrecht von Brandenburg, verlangt die endgültige Wiederherstellung seiner weltlichen Rechte. Die Stadt muss für die während des Bauernkrieges und anderer Unruhen entstandenen Schäden Ersatz leisten. Kompromiss in den Religionsfragen. 8 Pfarrkirchen, darunter die zwei Stiftskirchen Dom und Severi, werden den Katholiken zugesprochen, die auch im Besitz der Kirchen der noch bestehenden Klöster bleiben. Die übrigen Kirchen werden den Evangelisten zugesprochen.
 | 1548 | Erfurt prägt erstmals Taler. Eine weitere Taler-Prägung findet 1603 statt. | 1555 | Im Augsburger Religionsfrieden wird das Prinzip „Cuius regio, eius et religio“ („Wes das Land, des der Glaube“) vereinbart. Der Rat erhebt Protest gegen das Augsburger Interim von 1548, da dieses dem Erzbischof als Handhabe dient, den Hammelburger Kompromiss in der Religionsfrage anzufechten und weitgehende politische Rechte zu fordern. Der Erzbischof verzichtet auf die Katholisierung in Erfurt. | Zweite Hälfte des 16.Jh. | Ökonomischer Aufschwung der stätischen Wirtschaft. Die Waidgeschäfte nehmen einen vorderen Platz ein. Zahlreiche prunkvolle Bürgerhäuser entstehen im Renaissancestil (1562 ) Haus"Zum Roten Ochsen", (1584) Haus "Zum Breiten Herd", (1607) Haus"Zum Stockfisch", (1612) das Stotternheimsche Palais am Anger. | 1561 | Gründung des evangelischen Ratsgymnasiums in den Konventsgebäuden des nach dem 1556 erfolgten Tode des letzten Mönchs säkularisierten Augustinerklosters. Erster Rektor ist Paul Dummerich. Der Unterrichtsbeginn beginnt 1562. | 1566 | Aufgrund einer Stiftung von zehn vermögenden Erfurter Bürgern wird an der Universität eine theologische Professur Augsburgischer Konfession errichtet. Die Erfurter Alma mater ist die einzige in jener Zeit, an der katholische und evangelische Theologie gelehrt werden. Die Universität ist so ein Spiegelbild der Konfessionsverhältnisse in der Stadt.
 | 1577 | Nikolaus Elgard (um 1538 bis 1587) kommt nach Erfurt. Als mainzischer Weihbischof wirkt er bis zu einem Tode für den katholischen Glauben in Erfurt. | 1579 | Im Kavatensturm entlädt sich die Spannung zwischen dem mehrheitlich evangelischen Rat und der überwiegend evangelischen Bürgerschaft einerseits und den Stiften St. Marien und St. Severi andererseits.
| 1579 | Ein Waidregister weist in 49 Erfurter Dörfern den Waidanbau nach. Der Anbau der Waidpflanze (Isatis tinctoria) ist in den Dörfern des Thüringer Beckens sehr verbreitet, und der Thüringer Waid gilt als besonders gut. Vom 13. bis zum 16. Jahrhundert steht der Waidanbau in den ca. 300 mittelthüringischen Dörfern in Blüte. Zum großen Teil im Fernhandel, geht der Farbstoff nach Görlitz, Nürnberg, Lübeck, nach Flandern und anderen deutschen und europäischen Zentren der Tuchproduktion. | 1591 | Das Aufblühen der Wirtschaft lässt die städtischen Finanzen endgültig gesunden und Erfurt wieder zu einem gesuchten Gläubiger werden. Nachdrücklich unterstützt dies das selbstbewusste Auftreten der Stadt gegenüber dem Erzbischof. Der Rat lässt auf dem Fischmarkt ein Renaissance-Standbild auf hoher Säule, den „Römer“ - fälschlich auch „Roland“ genannt – errichten:“Zum Beweißtum ihrer Freiheit, so die Stadt von alten Zeiten her gehabt“.
| 1592 | In einem Zusammenspiel von Kurmainz und Sachsen-Weimar entreißt letzteres der Stadt Erfurt die Ämter Tonndorf und Mühlberg. 1602 muss der Erfurter Rat dies anerkennen. | 1597 | Während dieses Pestjahres sterben in Erfurt 7.765 Menschen – mehr als ein Drittel der Bevölkerung-, auf den Dörfern 9.676. | 1598 | In Erfurt sterben 424 Menschen. Es werden 556 Paare getraut und 534 Kinder getauft. |
1601 - 1700
1603 | (29.August bis 5.September) Letztes Schützenfest in Erfurt. Die Preise gewinnen Schützen aus Leipzig, Nürnberg und Weimar. Ein Taler wird darauf geprägt. | 1608 | Bau eines ersten Schützenhauses am Löbertor. 1724 wird dieses erneuert und erweitert. | 1611 | Eine Pestepidemie wütet in der Stadt. In Erfurt sterben 1.990 Menschen. Es werden 126 Paare getraut und 491 Kinder getauft. Weitere Pestepidemien wüten in Erfurt 1625/1626. 1626 sterben mit 3.775 Menschen achtmal so viel wie in pestfreien Jahren. Weitere Pestepidemien wüten in den Jahren 1635 bis 1640 sowie 1682/1683. | 1611 | Die Jesuiten gründen in Erfurt ein Kolleg, dem 1615 die Gebäude des ehemaligen Reglerstifts eingeräumt werden. Die Schule hat zunächst fünf Klassen, erhält 1618 eine Oberklasse und findet 1619 förmliche Anerkennung; damals besuchen bereits über 100 Schüler die Schule. | 1613 | (24.Februar bis 29.März) Eine kaiserliche Kommission verhandelt in Erfurt in der Jülich-Klevischen Frage mit Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm von Neuburg und Vertretern anderer streitender Dynastien. Anwesend sind auch Landgraf von Hessen-Kassel und der von Hessen-Darmstadt. Doch verläuft der glänzende Kongress ergebnislos. |
1616 | Bau einer hölzernen Kapelle in Rhoda. 1708-1714 Errichtung der Kirche „Zum Guten Hirten“. 1983 erfolgt die Erneuerung des Innenraumes. Kirche zum Guten Hirten | 1618 | (21.April) Endgültige Verträge zwischen dem Mainzer Erzbischof Johann Schweikard von Kronberg und der Stadt Erfurt bestätigen die schon früher gegebene Religionsversicherung und erweitern sie ausdrücklich auf das Erfurter Landgebiet. Zur staatsrechtlichen Stellung der Stadt wird festgelegt, dass sie Eigentum des Erzstifts sei und auf jegliche Reichsstandschaft verzichte. | 1624 | Hiob Ludolf wird in Erfurt als Sohn eines Waidhändlers geboren. Er wird Begründer der äthiopischen Sprachforschung.Er stirbt 1708. | 1626 | Die Stadt bleibt vom Dreißigjährigen Krieg nicht unberührt. Sie erwirbt für viel Geld ein "Salva Guardia" (Schutzpatent) um keine kaiserlichen Truppen beherbergen und verpflegen zu müssen, doch der kaiserliche Kommandeur Johann von Merode fordert nochmals 50.000 Taler. | 1627 | Die Stadt kauft ein zweites Mal einen Schutzbrief, der missachtet wird. Die Bauern der Erfurter Gebiete werden ausgeplündert, misshandelt und viele werden getötet. Von Erfurt kann die Gefahr abgewendet werden. Die Stadt bringt an Auslagen für Verpflegung und Quartier der Truppen 186.000 Taler auf. | 1629 | Eine theologische Doktorpromotion an der Erfurter Universität nach 100 Jahren.
 | 1631-1635 | Die Schweden halten Erfurt besetzt. Nach der Niederlage der kaiserlichen Truppen am 17. September 1631 bei Breitenfeld hält König Gustav II. Adolf von Schweden am 2. Oktober Einzug in die Stadt. Der Rat empfängt den König ehrerbietig vor dem Gasthof „Hohe Lilie“, wo er Quartier nimmt. Die Stadt wird zu einer starken schwedischen Festung ausgebaut. Der in schwedischen Diensten stehende Magdeburger Otto Guericke, der spätere große Erforscher des Luftdrucks, wird von Gustav Adolf beauftragt, die Cyriaksburg umzubauen, widerrät es jedoch.
| 1631 | (4.Oktober) Der Erfurter Rat und die Vormunden der Viertel, Handwerker und Gemeinden leisten dem schwedischen König ihren Huldigungseid und sichern ihm Bündnistreue bis Kriegsende zu. In einem Revers bestätigt er der Stadt alle Rechte und verheißt, Stadt und Gebiete „königlich zu schützen und zu schirmen“. | 1632 | (25.März) Kaspar Stieler, einer der bedeutendsten deutschen Dichter seiner Zeit, auch Sprachforscher und Sprachreiniger, wird als Sohn eines Apothekers in Erfurt geboren. Er stirbt 1707 in Erfurt. | 1632 | (19.Oktober) Auf Betreiben des Erfurter Rates fertigt der König von Schweden Gustav II. Adolf eine Urkunde aus, in der er Rat und Bürgerschaft alle Rechte des Erzbischofs überträgt: die Kirchendörfer, den Mainzer Hof, die Stifte, Klöster und katholischen Pfarrkirchen – doch „in allerweg vorbehaltlich“ der schwedischen Oberhoheit. | 1632 | (16.November) In Erfurt, im Haus „Zum Schwarzen Löwen“, Anger11, erhält die Gemahlin des Schwedenkönigs, Maria Eleonore, die Nachricht vom Tode Gustav Adolfs in der Schlacht bei Lützen. | 1635 | (27.April) Wolfgang Ratke (Ratichius) (1571 bis 1635), einer der bedeutendsten deutschen Pädagogen, stirbt in Erfurt, wohin er 1634 übersiedelt war. Er wird in der Barfüßerkirche begraben. | 1635 | Der Rat der Stadt muss den ihm von Gustav II.Adolf geschenkten mainzischen Besitz nach dem Frieden von Prag wieder herausgeben. | 1637-1650 | Die Stadt wird unter ihrem Feldherren Johann Banér erneut durch schwedische Truppen besetzt. Die Rechte des Erzbischofs und der katholischen Geistlichkeit werden nicht angetastet. Während der in Münster und Osnabrück geführten Friedensverhandlungen wird die Reichsstandschaft nicht erreicht („Westfälischer Friede“ von 1648). | 1640 | Seit diesem Jahr wirken Angehörige des Musikergeschlechtes Bach in Erfurt. | 1642 | Wiederaufbau des von den Schweden zerstörten Schützenhauses. | 1650 | (7.November) Kaiser Ferdinand III. bestätigt den zwischen dem Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn und der Stadt Erfurt gemäß den Bestimmungen des Westfälischen Friedensvertrages am 18. Juli 1650 abgeschlossenen Restitutionsrezess, der in die Bestätigung inseriert ist. Der umfangreiche Vertrag bestätigt Kurmainz alle Rechte in Erfurt, wie es sie vor 1618 besessen hatte. Am 8. September 1650 beginnt ein mehrere Tage währendes Dank- und Friedensfest, womit Erfurt den Abzug der schwedischen Besatzung feiert.
 | 1655 | Heinrich Wilhelm Ludolf, Begründer der deutschen Slawistik, wird in Erfurt geboren. Er stirbt 1710 in London. | 1655 | Der Augustiner-Eremiten-Orden erwirbt den Valentinerhof an der Wigbertkirche und baut ihn zu einem neuen Kloster aus. Unter dem Prior Augustinus Gibbon de Burgo, der 1655 sein Amt antritt, erfährt das Kloster eine erste Blüte. | 1658 | Die Jesuiten kehren nach Erfurt zurück und verstärken ihre Arbeit. 1658 hat das Kolleg 12 Mitglieder: sechs mit der Seelsorge beschäftigte Priester, zwei Magister und vier Brüder. | 1662 | Eine kaiserliche Kommission verlangt die Herausgabe des Rezesses, der keine Schmälerung städtischer Rechte gegenüber dem Erzbischof zulassen soll, und verurteilt den Rat zu einer Buße von 4.800 Talern. Die Bevölkerung protestiert und die kaiserliche Kommission muss fliehen. | 1662 | (22.September) Der Erfurter Rat warnt die Bürgerschaft vor Unruhen und Zwiespalt und fordert zu Einigkeit und Gehorsam auf. Die Aufforderung des Rates bezieht sich auf ein Mandat des Kaisers vom 2. Februar 1662, mit dem der Rat aufgefordert worden war, „dass derselbe mit angelegenem Fleiss darob seyn solle, damit künftig alhier Factiones, Ärgernis und Weitläufigkeit verhütet und wieder die, so darzu Ursach geben, hiesigen Statutis gemäß mit nachdrücklichem Ernst und Straffe verfahren werde“. | 1663 | (28.September) Der Reichsherold erscheint, um die Reichsacht zu verkünden. Bereits am Stadttor wird er „von der rasenden... Bürgerschaft gar übel empfangen“, arretiert und schließlich fortgejagt. Mit der "Real-Exekution" der Acht wird vom Kaiser der Erzbischhof von Mainz beauftragt. | 1663 | (6.November) Truppen des Erzbischofs von Mainz erscheinen vor den Toren Erfurts. Sie ergreifen bei Gispersleben zwei Erfurter Bürger, foltern und erhängen sie. Die mainzischen Soldaten werden durch die Bürgerwehr zurückgeschlagen. | 1663 | (20.November) Der Ratsherr Volkmar Limprecht, der die Belange des Erzstifts vertritt, wird hingerichtet. Die Übergriffe der mainzischen Soldaten lösen einen Aufstand aus, der sich gegen mainzfreundliche Ratsherren richtet. | 1664 | (5.Oktober) Belagerung und gewaltsame Unterwerfung der Stadt durch das Heer des Erzbischhofs, dem 15.000 Soldaten, darunter 6.000 Franzosen angehören. Die Stadt verliert ihr umfangreiches Landgebiet sowie wichtige Bereiche der kommunalen Selbstverwaltung und damit auch ihre über Jahrhunderte erfolgreich verteidigte Unabhängigkeit.
 | 1664 | (6.Oktober) Unter Glockengeläut rücken die Belagerungstruppen in die Stadt ein. Zuvor wird die Zitadelle der Cyriaksburg durch münsterische Truppen eingenommen, während mainzische Truppenteile alle übrigen Befestigungsanlagen besetzen. | 1664 | (12.Oktober) Kurfürst Johann Philipp von Schönborn hält feierlich Einzug in „seiner“ Stadt Erfurt. Er nimmt wie seine mittelalterlichen Vorgänger auf dem Petersberg Quartier und bleibt bis zum 18. Dezember. In dieser Zeit schafft er die Grundlagen zur neuen Verwaltung des kurmainzischen Erfurter Staates. Johann Philipp von Schönborn weilt noch zweimal in Erfurt und zwar vom 6. bis zum 20. März und vom 25. März bis zum 28. April 1667. | 1664 | (15.Oktober) Im Lager vor Erfurt (Bindersleben) wird die Kapitulationsurkunde der Stadt Erfurt von dem Mainzer Bevollmächtigten Philipp Ludwig von Reiffenberg und dem französischen General Franz von Pradel einerseits und von 26 Mitgliedern des Erfurter Rates andererseits unterzeichnet. | 1664 | (28.Oktober) Rat und Bürgerschaft von Erfurt leisten dem Mainzer Erzbischof Johann Philipp von Schönborn, dem neuen Landherren von Erfurt den Huldigungs- und Treueeid. | 1664 bis 1667 | Der kurmainzischer Statthalter, Philipp Ludwig Freiherr von Reiffenberg, wird 1667 abgesetzt wegen Verrats am Kurfürsten, Misswirtschaft und moralischen Vergehens und auf Lebenszeit eingekerkert. Er stirbt 1686. | 1665 | Mit der Stadt- und Landesordnung vom 5. März 1665 wird die Stadtverfassung- und verwaltung neu geregelt. Als oberste staatliche Behörde in der Stadt fungiert die kurmainzische Regierung, an deren Spitze ein Statthalter steht. Die Aufgaben und Befugnisse des städtischen Rates werden eingeschränkt, seine Mitglieder werden vom Landesherrn ernannt. | 1665-1726 | Bau der Befestigungsanlage des Petersberges als kurmainzische Zwingburg im Zuge der stärkeren Wiedereingliederung Erfurts in Kurmainz nach Plänen von A. Petrini. Erste Anlage mit 8 Bastionen im neuitalienischen System; Kommandantenhaus, Kasernen und Außenwerk um 1707/26 im Zuge weiteren Anbaus nach Entwürfen von Maximilian von Welsch im Vaubanschen System mit Grabenscheren, Kasematten, Kaponnieren, Minen und Glacis, Ravelins, Lünetten und Hornwerk. 1814/73 Umbau nach preußischem Befestigungssystem.
| 1667 bis 1674 | Kurmainzischer Statthalter ist Friedrich von Greiffenklau zu Vollrads; er wirkt nach 1674 als Vizedom im Rheingau. | 1667 | (25.September) Mit fünf Chorprofessen wird im bisherigen Magdalerinnenkloster am Anger, in dem nur noch vier betagte Schwestern leben, ein Konvent des Ursulinenordens gegründet. | 1668 | (8. April) Johann Ambrosius Bach und Maria Elisabeth Lämmerhirt, die Eltern Johann Sebastian Bachs, zwei Erfurter, heiraten in der Kaufmannskirche. | 1669 | Der Rat der Stadt errichtet in den Baulichkeiten des ehemaligen Augustinerklosters ein Evangelisches Waisenhaus. | 1669 | Ein in diesem Jahr nachweisbarer in Erfurt gedruckter "Continuierter Erffurtischer Extraordinairer Postreuter von Anno 1679" beweist, daß es in Erfurt bereits Zeitungen gibt. | 1675 | Kurmainzischer Statthalter ist Johann Heinrich Daniel Freiherr Ritter von Groenestein. | 1675 bis 1679 | Kurmainzischer Statthalter ist Anselm Franz Freiherr von Ingelheim, 1679 Kurfürst und Erzbischof von Mainz.
 | 1678 | Johann Pachelbel (1653 bis 1706), bedeutender und bekannter Musiker, ist in Erfurt zwischen 1678 und 1690 als Organist an der Predigerkirche tätig. Mit seinem kompositorischen kirchlichen und weltlichen Musikschaffen verlagert sich der Schwerpunkt der Orgelmusik in den thüringisch-sächsischen Raum. | 1679 bis 1697 | Kurmainzischer Statthalter ist Johann Jakob Waldbott von Bassenheim. Er stirbt 1697 und wird in der Wigbertkirche beigesetzt. | 1680 | Mit der Einführung der Stadtlagerbücher werden die Grundstücke innerhalb jeder Spezialgemeinde fortlaufend mit Nummern versehen, ohne dass jedoch die Hausnamen ihre Bedeutung verlieren. | 1682 | (22.April) Von Eger kommend, zieht die kaiserliche Besatzung der Zitdadelle auf dem Petersberg in Erfurt ein. Das kaiserliche Regiment bleibt bis zum Ende des mainzischen Kurstaates in Erfurt. | 1682/1683 | Die schlimmsten Pestjahre, die Erfurt je erlebt hat, raffen allein im Jahr 1683 8.792 Menschen (etwa 53% der Gesamtbevölkerung) dahin. Nach 1683 wird die Stadt nicht mehr von der Pest heimgesucht. | 1685 | (26.März) Johann Alexander Thiele, Landschaftsmaler, wird in Erfurt geboren. Er gehört zu den Begründern der Landschaftsmalerei und widmet sich insbesondere thüringischen und sächsischen Gegenden. Als Hofmaler wirkt er in Arnstadt und Dresden, wo er am 22.Mai 1752 verstirbt. | 1685 | (4.Juli) Johann Christian Reichart, der Begründer des Erfurter Erwerbsgartenbaus, wird geboren. Er entwickelt das System der achtjährigen Fruchtfolge: Gemüse und Feldfrüchte werden im Wechsel angebaut und damit das Gemüsefeld geboren. Durch neue intensive Produktionsmethoden und bessere Düngung kann Reichart höhere Erträge erzielen. Große Aufmerksamkeit widmet er dem Brunnenkresseanbau und der Samenzucht. Er veröffentlicht das sechsbändige Werk "Land und Gartenschatz". Am 30. Juli 1775 verstirbt er in Erfurt.
 Reichart-Denkmal I Reichart-Denkmal II
| 1689 | (2.März) Der Wundarzt Johann Andreas Eisenbart erlangt das Bürgerrecht und praktiziert für zwei Jahre als "Stadtarzt zu Erfurt", bevor er 1691 weiterzieht.
 | 1690/1691 | August Hermann Franke (1663-1717) wird Diakonus an der Augustinerkirche. Aus Erfurt vertrieben, gründet er 1695 die Frankeschen Stiftungen in Halle. | 1697 | Weihe des barocken Hochaltar des Domes. Er ist vorwiegend ein Werk des Heiligenstädters Johann Andreas Gröber. | 1697 | „Der hinten und forne wohlgepuckelte hinckende Staatsbote“, eine Zeitung, beginnt in Erfurt zu erscheinen, später in „Staatsbote“ umbenannt. Im Wechsel damit erscheint von 1722 bis 1734 der „Geschichts-Kourir“, der danach als „Europäischer Geschichts-Kourier“ herauskommt. | 1699 bis 1702 | Kurmainzischer Statthalter ist Gottlieb Philipp Josef Faust von Stromberg. Er wirkte als Propst an St. Marien und stirbt 1702. Er wird im Erfurter Dom beigesetzt. |
1701 - 1800
1702 bis 1717 | Kurmainzischer Statthalter ist Philipp Wilhelm Reichsgraf von Boineburg (beigesetzt in Erfurt, St. Wigbert). Er bemüht sich, Missstände in der Verwaltung zu beseitigen und das Wirtschaftsleben in der Stadt neu zu beleben. Größere Erfolge zeigen sich jedoch erst nach Jahrzehnten. | 1704 | Vom kurmainzischen Statthalter Philipp Wilhelm Reichsgraf von Boineburg wird zur Förderung und Belebung des Gewerbes in Erfurt eine Kommerziendepudation gegründet. Mit Gewährung von Konzessionen und Privilegien werden Manufakturen unterstützt, die sich auf neue Gewerbe gründen. | 1705/1706 | Es entsteht, südlich an den Rathausturm angrenzend und an der Rathausgasse liegend, das sogenannte Neue Rathaus, in das aber vorwiegend kurmainzische Dienststellen, nicht städtische, einziehen. | 1705-1711 | Bau des kurmainzischen Waage- und Packhofes auf dem Anger. Es wird ein Fränkisch beinflusster Barockbau mit reichem plastischem Schmuck. Im Giebeldreieck ist St.Martin, Schutzpatron der Stadtzu sehen. Seit 1883 ist der Barockbau Städtisches Museum. Die bisherige Waage und die Lagerhäuser in der Waagegasse werden aufgegeben. Alle Waren die nach Erfurt kommen, müssen hier ausgelegt und verzollt werden. |
1711-1720 |  - Statthalterei 2007
Bau der Statthalterei in der Regierungsstraße 7 – Wahrzeichen des kurmainzischen Erfurt, später Sitz der preußischen Regierung. Mittelbau und Westflügel entstehen ab 1711 unter Statthalter Boineburg nach Plänen des kurmainzischen Architekten Maximilian von Welsch in den Formen des süddeutschen Barocks unter Einbeziehung der Häuser „Zum Stolzen Knecht“ und „Zur Güldenen Flechte“. Von 1664 bis 1699 hat die kurmainzische Regierung im „Haus zur Himmelspforte“, Marktstraße 6, residiert. 1694/95 erwirbt der Statthalter das 1540 erbaute Renaissancehaus „Zum Stolzen Knecht“, das mit dem „Haus zur Güldenen Flechte“ einen repräsentativen Komplex bildet. | 1715 | Neubau der Nikolaikirche in Melchendorf nach gotischem Vorgängerbau. 1899 Erweiterung der Kirche durch ein Querhaus. 1945 Zerstörung von Turm und Chor durch Bombenangriffe. Danach Wiederaufbau. St. Nikolaus-Kirche Melchendorf | 1715 | Der Maler Jacob Samuel Beck wird in Erfurt geboren. Mit seinen Stilleben, Porträts, biblischen Szenen und Stadtlandschaften wirkt er nachhaltig auf das Erfurter Kunstschaffen ein. In seinem Atelier in der Johannesstraße entstehen in den Jahren 1735 bis 1776 36 Ölbilder des „Erfurter Totentanzes“, ein aus 56 Gemälden bestehender Zyklus, der bei einem Brand des Evangelischen Waisenhauses im Jahre 1872 vernichtet wird. | 1717 bis 1732 | Kurmainzischer Statthalter ist Friedrich Wilhelm Freiherr von Bicken (er wird in der Wigbertkirche beigesetzt).
 | 1718 | Laurentius Silberschlag gründet in der Rosengasse am Löbertor eine Fayencefabrik, die 1742 durch Johann Paul Stieglitz weitergeführt und vergrößert wird. Sie besteht bis 1792. Ihre farbenprächtigen Erzeugnisse finden im In- wie im Ausland Absatz. | 1726 | Johann Conrad Taschner gründet in der Paulstraße 14 eine der ältesten Wollmanufakturen der Stadt. Sie zählt über einen langen Zeitraum zu den bedeutendsten Unternehmen dieses Wirtschaftszweiges in Erfurt. Das Tuchgewerbe gehört schon bald zu den vorherrschenden Produktionszweigen in der Stadt. | 1726 | Neubau der Vitikirche in Gispersleben unter Einbeziehung mittelalterlicher Bauteile. 1853 neuer Turmabschluss der Kirche mit Laternen. 1904 und 1976 erfolgen Innenerneuerungen. | 1728 | Die von dem 1717 verstorbenen Statthalter von Boineburg der Universität Erfurt geschenkte bedeutende Bibliothek seines Vaters wird in einem im Brühl neuerbauten Gebäude (Gelände von Mainzerhofplatz 12) der Öffentlichkeit übergeben. 1768 wird diese „Bibliotheca Boineburgica“ im Packhof am Anger aufgestellt. | 1728 | Johann Jacob Adlung (1699 bis 1762), überregional bedeutender Musiktheoretiker wirkt ab 1728 als Organist an der Predigerkirche. Als Professor lehrt er am Erfurter Ratsgymnasium Theologie und Logik. | 1732 bis 1760 | Kurmainzischer Statthalter ist Anselm Franz Ernst Freiherr von Warsberg (er wird in der Wigbertkirche beigesetzt). | 1735 | Ein Dorfbrand vernichtet die Kilianikirche in Gispersleben. 1742 bis 1744 erfolgt der Neubau des Turmes und 1790 bis 1792 der Neubau des Langhauses der Kirche. 1831 erfolgen umfassende Baureparaturen und der Anbau des Altarraumes. 1980 bis 1982 Bau des Gemeindezentrums Martin Niemöller. Kilianikirche | 1735 | Eröffnung des katholischen Krankenhauses im Brühl (heute Ecke Gorkistraße/Brühler Straße), zunächst mit 10 Betten. | 1736 | (21.Oktober) Eine große Feuersbrunst zerstört zwischen dem heutigen Domplatz, dem Rathaus und der Predigerkirche über 188 Wohnhäuser sowie die Pfarrkirche "Martini intra" an den "Langen Stegen". Der Schaden beläuft sich auf über 147.150 Taler. | 1736 | Erfurt wird durch die Wahl des Erfurter Medizinprofessors Andreas Elias Büchner zum Präsidenten für fast ein Jahrzehnt auch Sitz der noch heute wirkenden „Deutschen Akademie der Nuturforscher Leopoldina“. | 1737 | In der Schlösserstraße entsteht ein Barockbau als neues Jesuitenkolleg. | 1737 bis 1743 | Bau der Lukaskirche in Bindersleben. 1944 schwere Beschädigungen durch Luftangriff. 1991 bis 1992 umfassende Arbeiten zur Rettung der Kirche. Lukaskirche Bindersleben | 1738 | Von Sidonie Hedwig Zäunemann (1714 bis 1740), kaiserlich gekrönter Dichterin, in Erfurt geboren, erscheinen ihre gesammelten Gedichte unter dem Titel „Poetische Rosen in Knospen“, die die Sehnsucht nach Freiheit und Gleichberechtigung in der bürgerlichen Gesellschaft der Aufklärungszeit zum Ausdruck bringt. | 1741 | Die Kartoffel wird in Erfurt bekannt. Die Frau des Diakonus Magister Christian Lossius führ sie ein. | 1742 | Erstmals kommt das „Ordinaire Zeitungs-Journal in Erfurt“ heraus, das wöchentlich dreimal erscheint und – wohl wegen der Konkurrenz der „Erfurter Ordinari Post-Zeitung“ - um 1770 eingestellt wird. | 1745 | Einheitlicher Bau der Elisabethkirche in Stedten. | 1745 | Johannes Hieronymus Schröter wird in Erfurt geboren. Als Astronom befasst er sich mit den Dimensionen der Fixsterne Ceres und Pallas, liefert eine Beschreibung der Oberfläche des Mondes und untersucht die physische Beschaffenheit des Merkur. Er stirbt 1816 in Erfurt. | 1746 | Ab dem Januar erscheint das erste Erfurter Intelligenzblatt (Bekanntmachungs- und Anzeigenblatt) unter dem Titel „Wöchentlicher Erfurtischer Anfrag- und Nachrichten-Zettul“. | 1749 | Nur in drei Erfurter Dörfern wird noch Waid angebaut. Mit dem weiteren Rückgang des Waidanbaus ist ein verstärkter Anbau von Gertreide verbunden. Umfangreich ist der Handel mit agraischen Produkten wie Getreide, Gemüse, Anis sowie Mohn. | 1750 | Gründung des evangelischen Krankenhauses am Lindenweg. Es wird 1764 mit zwei Krankenräumen und acht Betten eröffnet. 1822 erweitert, ist es der Vorgänger der 1882 errichteten städtischen Krankenanstalten an der Nordhäuser Straße. | 1754 | (5.Januar) Die erste Nummer der „Erfurtischen gelehrten Nachrichten“ erscheint; diese Zeitschrift wird unter verschiedenen Titeln bis 1803 fortgesetzt. | 1754 | (19.Juli) Erlass des Mainzer Kurfürsten Johann Friedrich Karl von Osten über die Gründung und Genehmigung der Kurmainzischen Akademie nützlicher Wissenschaften. Sie ist eine der frühesten Gründungen solcher gelehrten außeruniversitären Forschungsinstitute. Sie beeinflusst neben der Universität das geistige und kulturelle Leben der Stadt. | 1755 | In Nachfolge der ehemaligen Kommerziendeputation wird durch den kurmainzischen Statthalter Warsberg eine Merkantildeputation ins Leben gerufen, die zur weiteren Förderung von Wirtschaft, Handwerk und Handel beitragen soll. Der Deputation gehören u.a. Johann Daniel Christoph Freiherr von Lincker, Johann Gottfried von Spoenla und Johann Arnold von Bellmont an. Ideengeber ist der Jenaer Professor Joachim Georg Darjes. Die kameralistische Politik der Deputation scheitert nach wenigen Jahren am Widerstand von Handwerksinnungen und an den durch den Siebenjäjrigen Krieg hervorgerufenen Zwängen. | 1756-1763 | Im Siebenjährigen Krieg zwischen Preußen und Österreich wird die Stadt, ohne größere Schäden zu nehmen, mehrfach von beiden Kriegsparteien eingenommen. Die Kriegslasten- und Schäden belaufen sich auf über drei Millionen Taler. | 1756 | Gründung des Botanischen Gartens an der Gartenstraße durch die Universität, die Erfurter Akademie und die Erfurter Blumengesellschaft. | 1756 | Jacob Platz, Gründer der ersten großen Erfurter Samen-Exportfirma, eröffnet ein Geschäft in der Johannesstraße 93. Die Handelsgärtnerei beschäftigt sich mit der Anzucht von Levkojen, Lack, Astern, Sommer- gewächsen, Stauden, Rosen, Obst-und Zierbäumen, Sträuchern und der Anzucht von Gemüsesamen. Die Gärtnerei Platz versendete bereits im Jahr 1788 den ersten von Erfurt ausgehenden Samenkatalog. | 1756 | Eröffnung eines Klinikums der Universität zur unentgeldlichen Behandlung von Stadtarmen (1781 öffentliche Anstalt, 1832 aufgelöst). | 1756 | Johann Christian Kittel (1732 bis 1809), ein hervorragender Orgelvirtuose, Komponist und Musiktheoretiker, einer der letzten und besten Schüler Bachs, ist ab 1756 als Organist in Erfurt, zuletzt in der Predigerkirche, tätig. | 1757 | Der erste Band der „Acta Academiae Electoralis MoguntinaeScien-tiarum utilium quae Erfordiae est“ erscheint. Die Zeitschrift ändert zweimal ihren Titel; bis zu ihrem Ende im Jahre 1809 erscheinen 18 Bände.
 | 1762 | Gründung einer Tabakmanufaktur in der Marktstraße 50 von Livinus van Wynendhal, einem Kaufmann aus Brüssel. 1776 wird sie von Ludwig Hoffmann und Friedrich Triebel übernommen. | 1763 bis 1766 | Kurmainzischer Statthalter ist Karl Joseph Adolf Lukas Freiherr Schenk von Schmidtburg (er wird in der Wigbertkirche beigesetzt). | 1763 | Der Kaufmann Johann Anton Lucius (1742 bis 1810) gründet auf der Langen Brücke 57/58 eine Wollzeugmanufaktur, die sich zu einem führenden Unternehmen der Tuch- und Wollzeugproduktion entwickelt. | 1766 bis 1770 | Kurmainzischer Statthalter ist Karl Wilhelm Joseph Adam Freiherr von Breitbach zu Bürresheim (er wird in der Wigbertkirche beigesetzt). | 1768 | (28.April) Im Collegium maius, jetzt „Collegium Anselmianum“ genannt, werden aus Anlass der Reform der Universität Promotionen aus allen Fakultäten in feierlicher Form begangen. | 1769 | Christoph Martin Wieland (1733 bis 1813) hält als Professor der Erfurter Universität von 1769 bis 1772 Vorlesungen über Philosophie, Ästhetik und Geschichte.
| 1770 | (8.Mai) Dr. Johann Bartholomäus Trommsdorff, bedeutender Professor der Erfurter Universität und einer der größten Chemiker und Pharmazeuten seiner Zeit, wird geboren. Nach seiner Lehre als Apotheker übernimmt er 1790 die väterliche Schwanringapotheke auf dem Anger neben der Lorenzkirche. Von1793 bis 1834 gibt er 53 Bände des "Journals der Pharmacie" heraus. Er gründet eine der ersten Fabriken für pharmazeutische Artikel. Er verstierbt am 8.März 1837 in Erfurt.
| 1770 | Gründung der ersten Freimaurerloge "Sincera Concordia" in Erfurt. | 1771 | Infolge einer Missernte und der dadurch ausgelösten Hungersnot kommt es zu Krawallen gegen den Bürgermeister Hadelich. | 1771-1802 | Kurmainzischer Stadthalter ist Carl Theodor Anton Maria Kämmerer von Worms, genannt Dalberg, 1802 Kurfürst und Erzbischhof von Mainz, 1806 Fürstprimas, später Großherzog von Frankfurt. Er ist Förderer der kulturellen Bestrebungen in Erfurt, besonders der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. Dalberg zieht u.a. Goethe, Schiller, Wieland, Herder und Wilhelm von Humbold in seinen Kreis. Mit Dalberg endet 1802 die Reihe der kurmainzischen Statthalter. Er stirbt 1817 als Bischof von Regensburg.
| 1772 | Nicolaus Heinrich Dornheim, ein bedeutender Erfurter Porträt- und Landschaftsmaler wird in Erfurt geboren. Als "Maler der Erfurter Stadtlandschaften", schuf er zahlreiche Zeichnungen und Gemälde, die realistische Vorstellungen des alten Erfurt aus der Zeit vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zu seinem Tode (9.August 1830) vermitteln. | 1772 | Der Pädagoge Christian Gotthilf Salzmann (1744 bis 1811) ist von 1772 bis 1781 Pfarrer an der Andreaskirche. 1786 gründet er die Anstalt der "Philantropen" in Schnepfenthal. | 1773 bis 1775 | Der aus Buchen im Odenwald stammende Joseph Martin Kraus (1756 bis 1792), späterer bedeutender Komponist und schwedischer Hofkapellmeister, studiert in Erfurt Jura. | 1774 | Mit der Aufhebung des Jesuitenordens wird deren 1611 gegründete Schule in ein katholisches Gymnasium, das nach dem damaligen Mainzer Erzbischof „Gymnasium Emmericianum“ genannt wird, umgewandelt. Die Schule hat sich seit 1733 auf dem Grundstück „Zum Starkenhof“ in der ehemaligen Rosengasse zwischen der heutigen Schlösserstraße und der Krämpferstraße bei der Lorenzkirche befunden. | 1776 | Goethe, erst seit wenigen Wochen in Weimar ansässig, verlebt die ersten Tage des Jahres 1776 in Stedten in dem Schlosse der Grafen von Keller. Wieland hat ihn dort bei der ihm bekannten Auguste von Keller eingeführt. Das Schloss Stedten wird nach dem 2. Weltkrieg im Zuge der „Bodenreform“ abgerissen. | 1777 | Der Erthal-Obelisk auf dem Domplatz wird anlässlich des ersten Aufenthaltes des Mainzer Erzbischofs und Stadtherren Erfurts, des Kurfürsten Friedrich Josef von Erthal, errichtet.
| 1777 | Der spätere preußische Generalfeldmarschall August Wilhelm Neithardt von Gneisenau (1760 bis 1831) studiert von 1777 bis 1780 in Erfurt. | 1780 | Johann Wilhelm Häßler (1747 bis 1822), bereits mit 14 Jahren Organist an der Barfüßerkirche, leitet ab 1780 die auf hohem künstlerischem Niveau stehenden ersten öffentlichen Konzerte in Erfurt mit Werken von Bach, Händel, Telemann und Mozart. In den Jahren 1790 bis 1792 musiziert er gelegentlich mit Joseph Haydn in London und geht darauf als kaiserlich russischer Kapellmeister nach Moskau. | 1784 | An der Südwestecke des Domplatzes wird der älteste noch erhaltene Brunnen Erfurts errichtet, der Minerva-Brunnen. Bekrönt ist er mit der Statue der Minerva, der Städtebeschützerin. Er ist der letzte der ehemals 53 öffentlichen Laufbrunnen, die der Trinkwasserversorgung der Stadt dienten.
| Ab 1786 | Die durch den Statthalter Dalberg eingerichteten Assembleen werden allwöchentlich Dienstags von 17 bis 20 Uhr in den Repräsentationsräumen des Statthaltereigebäudes durchgeführt. | 1786 | Gründung der Kurfürstlichen Zeichenschule aufgrund einer Anregung Johann Georg Wendels. Dieser wird ihr erster Leiter. Die Schule dient der Ausbildung des Handwerkernachwuchses. Sie wird 1835 reorganisiert und 1881 geschlossen. | 1787 | Gründung einer Hebammenlehr- und Entbindungsanstalt im Hintergebäude des Hauses „Zum Rosenbaum“, Michaelisstraße 30, nachdem schon 1778 bei der Universität ein Lehramt zum Unterricht der Hebammen eingerichtet worden ist. Das Institut ist Vorgänger der 1880 erbauten Landesfrauenklinik. | 1789 | (27.August) Verkündung der Menschenrechte in Paris. Die Verbreitung eines im Erfurter Buchhandel auftauchenden „Journals für Menschenrechte, Volksrecht und Volksglück“ veranlasst die kurmainzische Regierung, die Zensurmaßnahmen zu verschärfen. | 1789 | Friedrich Schiller verlobt sich mit Charlotte von Lengenfeld im Dacheröderschen Haus, Anger 37/38. | 1790 | In Erfurt bestehen 8 Manufakturen für Wollwaren und 7 für Bänder. | 1791 | (25.September) Aufführung des "Don Carlos" im Ballhaus in der Futterstraße, unter Beisein Friedrich Schillers.
| 1791 | Wilhelm von Humboldt vermählt sich mit Caroline von Dacheröden im Haus ihres Vaters, des ehemaligen preußischen Kammerpräsidenten Dacheröden (Anger 37/38).
| 1792 | Protest von Erfurter Bauern gegen den Einsatz des kurmainzischen Erfurter Regiments "von Knorr", in dem zahlreiche Bauernsöhne des Erfurter Landgebietes dienen, gegen die französische Revolutionsarmee. | 1792 | Die Vierhundertjahrfeier der Universität wird feierlich begangen. Die Jubiläen 1492 und 1592 waren nicht gefeiert worden. 1692 hatte man eine in bescheidenem Rahmen gehaltene Feier durchgeführt. | 1794 bis 1796 | Der Jurist und Journalist Georg Friedrich Rebmann (1768 bis 1824) hält sich in Erfurt auf. Hier erscheint die erste Nummer seiner Zeitschrift „Neues graues Ungeheuer“. Seine jakobinischen Schriften erregen Aufsehen und Argwohn; sie führen zur polizeilichen Untersuchung und veranlassen ihn zur Flucht nach Paris. | 1794 | 33 Mainzer „Clubbisten“ und 24 Offiziere der französischen Revolutionsarmee werden als Geiseln auf der Festung Petersberg interniert. | 1795 | Die Erfurter Bürger Johann Adam Gottschalk und Moritz Brauer gründen gemeinsam mit dem französichen Emigranten und Schuhmacher Ludwig Soller im "Haus zum Schweinekopf" am Anger 39 die erste zentrale Produktionsstätte für Schuhwerk. | 1799 | In diesem Jahr kommt Goethe nach Erfurt, um sich die Fronleichnamsprozession anzusehen. Zu den Erfurter Fronleichnamsprozessionen strömen alljährlich Tausende von Schaulustigen aus dem thüringischen Umland. Die Prozession in dieser Form wird letztmals 1801 durchgeführt, 1802 sind die Formen bereits vereinfacht, danach wird der Umgang für lange Zeit gar nicht mehr durchgeführt. |
1801 - 1850
1801 | (6.Mai) Erstmals sieht Erfurt Russische Truppen. In Italien gefangene und von den Franzosen freigelassene russisch Soldaten marschieren in ihre Heimat zurück. | 1802 | Mit dem Frieden von Lunéville von 1801 erkennt das Reich die Annexion des linken Rheinufers durch Frankreich an. Der preußisch-französische Vertrag vom 23. Mai 1802 sichert Preußen Entschädigungen zu. Das Stadt- und Landgebiet Erfurt, Untergleichen und das Eichsfeld sowie die vormals freien Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen gehen in den preußischen Staatsverband über. Erfurt und das dazugehörige Landgebiet mit der Stadt Sömmerda und 72 Dörfern umfasst zu dieser Zeit 595 km², hat 42.208 Einwohner, wovon 16.580 auf Erfurt entfallen. | 1802 | (21.August) Ein 3.500 Mann starkes Korps der preußischen Armee zieht durch das Krämpfertor in die Stadt ein und Zivilkommissare übernehmen die Verwaltung des Erfurter Gebietes. Die kurmainzischen Beamten bleiben in preußischen Diensten. | 1802 | (18.November) Mit Dekret der preußischen Regierung wird die ehemalige städtische Streitmacht, das aus 2.000 Mann bestehende Bürgerregiment, aufgelöst. | 1802 | Der Arzt Johann Friedrich Christoph Fischer (1772-1849) gründet eine Heilanstalt für Augenkranke und Blinde. |
1803 | (30.Mai) Der preußische König Friedrich Wilhelm III. besucht mit seiner Frau, der Königin Luise, die Stadt.
 | 1803 | (10.Juli) Erbhuldigungsakt der neuen Provinzen in Hildesheim. Abgeordnete des Adels, der Geistlichkeit, der Bürger und der Bauern leisten dem neuen Landesherren, König Friedrich Wilhelm III., den Treueeid. | 1803 | Entsprechend einer Kabinettsorder des preußischen Königs werden die ersten Erfurter Klöster, das Peterskloster, das Kartäuserkloster, sowie das Severistift säkularisiert. Die weiteren folgen bis 1820, ausgenommen bleibt das bis heute noch bestehende Ursulinenkloster. Das Klostervermögen fällt an die Staatskasse bzw. wird in einen Kirchen-und Schulfonds eingebracht. | 1803-1804 | Das preußische Landrecht und die preußische Gerichtsordnung werden eingeführt. | 1804 bis 1816 | Dr. Johann Justin Weißmantel wird 1804 zum Bürgermeister ernannt und bleibt in diesem Amt bis 1816. | 1804 | Die ehemals kurfürstliche Zeichenschule auf dem Anger 43 wird in eine Provinzial- Kunst und Bauhandwerkschule umgewandelt. | 1805 | Die Schuhfabrik Soller, Gottschalk & Comp. auf dem Anger 39, gegründet 1795, beschäftigt in diesem Jahr 213 Arbeiter und produziert über 40.000 Paar Schuhe im Wert von über 60.000 Reichstalern. | 1805 | In dem aufgehobenen Kartäuserkloster wird die Baumwollmanufaktur Lentin und Rothstein eingerichtet, die „mit den besten englischen Fabriken dieser Art wetteifert“. Es werden feste Baumwollstoffe, sogenannte Nanquins, produziert. Ein großer Teil dieser Erzeugnisse wird exportiert. | 1806 | Das „Eichsfeld-Erfurtische Provinzial-Collegium medicum et sanitatis“ wird unter dem Vorsitz von Johann Bartholomäus Trommsdorff gegründet. | 1806 | (17.Oktober) Nach der Niederlage Preußens in der Schlacht bei Jena und Auerstedt wird die Festung Erfurt kampflos an die französischen Truppen übergeben. | 1807 | (2.März) Friedrich Nehrlich, später Nerly, ein bedeutender Landschaftsmaler seiner Zeit, wird in Erfurt geboren. | 1807 | (4.August) Durch ein Dekret Napoleon I. wird Erfurt mit Blankenhain durch Inbesitznahme "en son nom personnel" zur "domaine réservé á l´empereur", zu einer kaiserlichen Domäne, erklärt. | 1807 | (23.Juli) Napoleon kommt auf der Durchreise vom ostpreußischen Kriegsschauplatz nach Frankreich erstmals nach Erfurt. Weitere Aufenthalte: ein Jahr später beim Erfurter Fürstenkongress, für einige Stunden am 5. Dezember 1812 auf der Durchreise nach Paris nach dem Fehlschlag in Russland, vom 25. bis zum 28. April 1813 zu Beginn des Feldzuges in Deutschland sowie vom 22. bis zum 25. Oktober 1813 nach der Völkerschlacht bei Leipzig. | 1808 | Vom 27.September bis zum 14.Oktober findet in Erfurt der Fürsten-kongress statt. Kaiser Alexander I. von Russland und die meisten deutschen Rheinbundfürsten kommen nach Erfurt, das so für zwei Wochen zu einem Zentrum europäischer Politik wird. | 1808 | (27.September) Magistrat und Deputierte der Erfurter Bürgerschaft empfangen Napoleon I. vor dem Brühler Tor und überreichen ihm symbolisch den Stadtschlüssel. Seine Residenz wird das Gouvernementsgebäude (Regierungsgebäude am Hirschgarten). Am selben Tag empfängt Napoleon I. Alexander I. von Russland in der Nähe von Linderbach zwischen Erfurt und Weimar. Unter dem Geläut der Glocken halten die beiden Herrscher Einzug in die Stadt. Alexander I. bezieht Quartier im Haus des Fabrikanten Triebel, Anger 6. | 1808 |  - 2. Oktober 1808: Audienz von J.W. v. Goethe bei Napoleon I.
im Erfurter Gouvernementsgebäude (Statthalterei) (3)
(2.Oktober) Napoleon I. empfängt Goethe in der Statthalterei am Hirschgarten zu einem Gespräch und begrüßt ihn mit den Worten "Vous étes un homme - Sie sind ein großer Mann". Gesprächsmittelpunkt sind die Literatur und das französische Theater. | 1808 | (10.Oktober) Christoph Martin Wieland wird zu einer Audienz bei Napoleon geladen. | 1808 | (12.Oktober) Nach zahlreichen Gesprächen zwischen Napoleon I. und Alexander I. wird ein Bündnisvertrag zwischen Frankreich und Russland unterzeichnet. Die geheim getroffenen Abmachungen werden in der Folge jedoch nicht eingehalten. | 1808 | Das „Erfurter Apothekerkränzchen“, eine der ersten modernen deutschen Apothekervereinigungen, wird von dem Professor der Chemie Christian Friedrich Buchholz und dem Pharmazeuten Johann Bartholomäus Trommsdorff gegründet. | 1809 | Die Vitikirche in der Regierungsstraße Ecke Lange Brücke, neben dem Gasthof „Zum Schlehendorn“ (später „Zum Stadtkrug“) gelegen, welche schon im 13. Jahrhundert bestand, wird abgebrochen. 1509, während des „Tollen Jahres“, hat sich hier der Obervierherr Heinrich Kellner verborgen. | 1809 | Einführung eines Pflastergeldes für ortsfremde Pferde zur Pflege des Straßenpflasters und eine einheitliche Stadtbeleuchtung auf Anordnung der französichen Behörden. | 1810 | Die Benediktikirche am Westaufgang der Krämerbrücke, seit 1807 in Privatbesitz, wird aufgehoben und abgerissen. Der Abbruch des Turmes, seit 1736 ohne Bekrönung, folgt 1896. | 1810 | Die noch vorhandenen Teile der einstigen Klosterbibliothek des säkularisierten Petersklosters werden als „Geschenk“ Napoleons der Erfurter Universität übereignet. Nach ihrer Auflösung wird sie mit der ehemaligen Boineburgischen Bibliothek vereinigt. Danach ist sie Bestandteil der „Königlichen Bibliothek“. Heute sind alle ehemaligen Klosterbestände, die noch in der Stadt verblieben sind, im Besitz der Stadt- und Regionalbibliothek der Stadt Erfurt.
| 1810 | Dittelstedt erhält den Turm der ehemaligen Corpus-Christi-Kapelle auf dem Petersberg als „kaiserliches Geschenk“. Sorgfältig abgetragen, steht seitdem der Turm an der Kirche dieser Gemeinde. | 1810 | Das Geläut der Peterskirche wird auf Befehl der französischen Domänenbehörde meistbietend versteigert. | 1811 | (20.März) Errichtung der sogenannten „Napoleonsäule“ auf dem Anger anlässlich der Geburt von Napoleons Sohn. Die Aufstellung des Obelisken erfolgt auf Veranlassung der französischen Domänenkammer, die Kosten muss die Stadtkasse tragen. Die ca. 20 m hohe Säule wird beim Einmarsch der verbündeten Truppen 1814 durch Bürger der Stadt zerstört. | 1811 | (1.August) Die Gemeinde Büßleben kauft für ihre Kirche die große Orgel der Peterskirche.
 | 1811 | (14. und 15.August) Anlässlich des Geburtstagsfestes Napoleons am 15. August finden große Feierlichkeiten statt, ein Hochamt, ein Vogelschießen und am Abend eine in der Barfüßerkirche durchgeführte musikalische Akademie, am Morgen des 16. eine dort veranstaltete Aufführung von Haydns „Schöpfung“. In kriecherischem Tone hat der Präsident der kaiserlich-königlichen Finanz- und Domänenkammer angekündigt, Kenner würden „sich bestreben dem Herrlichsten das herrlichste Opfer des Genies und Talentes zu bringen und mit den ersten Meisterwerken deutscher Tonkunst die Meisterkunst ihrer Darstellung zu vereinen“. Goethe befindet sich bei dem abendlichen Konzert unter den Zuhörern. Es ist der letzte Besuch Goethes in Erfurt. Ebenfalls am 15. August wird Goethe auch zum Mitglied der Akademie nützlicher Wissenschaften zu Erfurt gewählt. Am 14. und am 15. August 1812 werden ähnliche musikalische Veranstaltungen durchgeführt, diesmal in der Predigerkirche und unter Leitung von Louis Spohr. Am 14. August wird auf einer jetzt „Napoleonshöhe“ genannten Anhöhe des Steigers ein Rundtempel mit einer von dem Gothaer Bildhauer Döll geschaffenen Napoleon-Büste - „Denkmal der Kriecherei einiger Afterdeutschen“ wie sich der Chronist Erfurts, Constantin Beyer, ausdrückt – eingeweiht. Am 1. November 1813 wird der Tempel durch Truppen der Verbündeten während der Belagerung der Stadt zerstört. | 1812 | (15.Dezember) Napoleon hält sich, seinen in Russland geschlagenen Truppen vorauseilend, auf dem Wege nach Paris einige Stunden in Erfurt auf. | 1813 | (24.Februar) Auf kaiserlichen Befehl wird die Zidadelle Petersberg in den Belagerungszustand versetzt. Napoleon besichtigt am 25. April eingehend alle Befestigungsanlagen der Stadt, besonders die des Petersberges und der Cyriaksburg. | 1813 | (17.März) Anton Dominik Ritter von Fernkorn wird in Erfurt geboren. Nach seiner Lehrzeit in München wirkt er in Wien, wo er Leiter der neuerrichteten Erzgießerei wird. Er ist der Schöpfer u.a. von sechs Kaiserstatuen im Speyerer Dom sowie der Reiterstandbilder des Prinzen Eugen und des Erzherzogs Karl auf dem Wiener Heldenplatz. | 1813 | Alle weiteren Bestattungen auf den Kirchhöfen der Stadt werden durch eine Verordnung der französischen Finanz- und Domainenkammer Erfurt vom 26. Juni verboten. Vor dem Johannestore (Johannesplatz) wird ein zentraler Friedhof, der sogenannte „Kardinalsfleck“, eingerichtet. Die Anordnung wird am 9. Dezember 1816 aufgehoben. | 1813 | Nach dem Untergang der Großen Armee in Russland erfolgt auf der Grundlage eines kaiserlichen Dekrets die Aushebung von 1.000 Konskribierten. Zwangsrekrutierte und Teile der Erfurter Bevölkerung erheben sich am 19. Juli gegen die französischen Besatzungstruppen. 20 Personen werden wegen „Aufruhrs“ verhaftet und zwei durch ein französisches Militärgericht zum Tode verurteilt. | 1813 | Die Grabplatte des Grafen (Lambert II.) von Gleichen in der Peterskirche, die ihn mit zwei Frauen abbildet, wird am 19. August ausgehoben und im südlichen Seitenschiff des Doms aufgestellt.
| 1813 | (25.Oktober) Nach der Völkerschlacht bei Leipzig (16.bis 19.Oktober) ist die Stadt durch ein starkes Belagerungskorps aus preußischen, österreichischen und russischen Truppenteilen unter dem Kommando von Generalleutnant Friedrich von Kleist bestehend, eingeschlossen. | 1813 | (29.Oktober) Das Dorf Daberstedt wird am Abend durch die Franzosen niedergebrannt. | 1813 | (6.November) Bei der Beschießung der Festung Petersberg werden das Stadtviertel auf dem nördlichen Teil des Domplatzes, Teile der Befestigungsanlage und die Peterskirche sowie die Klostergebäude auf dem Petersberg schwer beschädigt.
| 1814 | (6.Januar) Die Truppen der Verbündeten marschieren unter großem Jubel der Bevölkerung in die Stadt ein. Der auf dem Anger errichtete Napoleon-Obelisk wird zerstört. | 1814 | Nach der Bekanntmachung eines Aufrufes vom 9. Januar nehmen über 300 Erfurter Freiwillige in den Reihen der Verbündeten an der Niederwerfung der Napoleonischen Truppen in Frankreich teil. | 1814 | (7.Mai) Die letzten französischen Besatzungstruppen, insgesamt 1.700 Mann, räumen die beiden Zitadellen Petersberg und Cyriaksburg. | 1815 | Auf dem Wiener Kongress werden Stadt und Festung Erfurt erneut Preußen zugesprochen. Preußen ergreift am 21.Juni vom gesamten Erfurter Gebiet mit Blankenhain Besitz und tritt am 28.September den größten Teil des Erfurter Landgebietes und das Blankenhainer Gebiet an Sachsen-Weimar-Eisenach ab. | 1815 | Die „Neue Erfurter Zeitung“, später „Erfurter Zeitung“ genannt, beginnt zu erscheinen. | 1816 bis 1821 | Friedrich von Motz (1775 bis 1830) ist als Vizepräsident in der preußischen Regierung zu Erfurt (bis 1817), dann als deren Präsident in Erfurt tätig. In dieser Zeit reifen in ihm die Gedanken, die ihn später zum geistigen Vater des Deutschen Zollvereins werden lassen. | 1816 | (1.April) Erfurt wird Stadtkreis mit eingeschränkten Rechten und Hauptstadt des im selben Jahr gebildeten preußische Regierungsbezirkes Erfurt. Dieser untersteht dem Oberpräsidenten der preußischen Provinz Sachsen mit Sitz in Magdeburg. | 1816 | Die preußische Regierung schließt auf der Grundlage einer königlichen Kabinettsorder vom 24. September 1816 die Erfurter Universität. Am 12. November findet der Aufhebungsakt statt. Der königliche Befehl wird verlesen, die Einkünfte der Lehrer und die zukünftige Verwendung des Universitätsfonds festgelegt. Damit fällt auch die Erfurter Universität unter die 21 landesfürstlichen Universitäten innerhalb der Grenzen des Reiches, die in dem Zeitraum von 1794 bis 1818 aufgelöst werden.
| 1817 bis 1833 | Dr. Wilhelm August Türk ist Oberbürgermeister der Stadt Erfurt. | 1817 | Eröffnung des ersten öffentlichen Badehauses der Stadt im Haus Kreuzgasse 4, Betreiber ist Johann Georg Zinserling. | 1817 | Im Stadt-und Landkreis Erfurt wird die Pockenschutzimpfung eingeführt. | 1818 | Wahl von 24 Stadtverordneten, deren Befugnisse bis 1822 jedoch gering sind, durch die Bürgerschaft. | 1818 | Der Statthaltereigarten, der heutige Brühler Garten, wird zu einem Friedhof umgestaltet und geweiht.
| 1818 | Die Matthiaskirche an der Ecke Futterstraße/Johannesstraße, heute Grundstück Futterstraße 20, wird abgebrochen. | 1818 | Der erste Erfurter Gesangsverein wird unter der Leitung des Kantors der Kaufmannskirche, Johann Immanuel Müller, gegründet. | 1818 | (19.April) In Erfurt wird als erste sportliche Vereinigung ein "Turnverein" ins Leben gerufen.
 | 1819 | Die Einwohnerzahl der Stadt, einschließlich der Garnison, beträgt 20.772. Davon sind 12.430 evangelisch, 4.476 katholisch und 86 Juden. | 1819 | Drei Frauenkonvente, der Konvent der Augustiner-Chorfrauen an der Neuwerkskirche, der der Zisterzienserinnen an der Martinikirche im Brühl (Martini extra) und der der Benediktinerinnen am Hügel (zunächst auf der Cyriaksburg, dann an der Andreaskirche), werden durch königliche Kabinettsorder vom 19. Oktober säkularisiert. Das Schottenkloster folgt 1820, das Augustinerkloster 1822 und das Marienstift 1837. | 1819 | Ende der kirchlichen Zugehörigkeit zum Erzbistum Mainz (Regensburg). Der Bischof von Corvey übernimmt die Aufsicht über das Erfurter Gebiet als Generalvikar. 1821 wird es Teil der Diözese Paderborn. 1930 wird der preußische Regierungsbezirk Erfurt der Diözese Fulda zugeschlagen (bis 1994). | 1819 | Gründung des Lehrerseminars in den Räumen des ehemaligen Neuwerksklosters, danach Umzug in den Neubau in der Regierungsstraße. | 1819 | Der „Sollersche Musikverein“ wird gegründet. Er bestimmt später mit dem 1826 gegründeten „Erfurter Musikverein“ und dem 1889 gegründeten „Erfurter Sängerbund“ das Musikleben in der Stadt. | 1820 | (25.August) Grundsteinlegung zum neuen Schützenhaus in der Löberflur. Einweihung ist am 3. August 1821. | 1821 | Gründung des Erfurter "Martinstifts", des ersten "Rettungshauses für erziehungsbedürftige Knaben in Preußen", durch Karl Reinthaler (1794 bis 1836) in den Räumen des vormaligen Augustinenerklosters. | 1821 | (Herbst) Gründung einer Handwerksschule (bald Königliche Gewerbe- schule), die die künftigen Lehrlinge in unmittelbarem Anschluß an die allgemeine Schule ein Jahr lang in Rechnen, Geometrie und Zeichnen, Naturlehre und deutscher Sprache weiterbilden soll. Die Schule wird 1878 geschlossen. | 1822 | (3.März) Die Erfurter Taubstummenanstalt wird gegründet. | 1822 | (22.März) In Windischholzhausen wird als Sohn eines Pfarrers Fritz Müller Desterro geboren, von Darwin der „Fürst der Beobachter“ genannt. 1897 stirbt dieser bedeutende Biologe in Brasilien, wohin er 1852 ausgewandert war. | 1822 | Friedrich Adolf Haage jun., (1796 bis 1866) begründet seine Gärtnerei. Die Hauptkulturen des Geschäfts im Warmhaus sind Dracänen, Gesneriaceen, Orchideen und Blattpflanzen. Im Kalthaus sind es Kakteen, Agaven, Yucca, Rhododendron, Azaleen, Camelien. Ein weiterer Hauptzweig sind Balsamien, Rittersporn, Nelken, Stauden sowie Gemüse- und landwirtschaftliche Sämereien. Zu einem Hauptgebiet des Betriebes wird später die Kakteenzucht. Ihr Sortiment zählt zu den besten in Deutschland. | 1822 | (22.April)Durch königliche Kabinettsorder wird der Stadt Erfurt wieder kommunale Selbstverwaltung gewährt. Der Magistrat hört auf, ein Königlicher Magistrat zu sein. Allerdings bekommt die Stadtgemeinde nicht das ihr 1664 vom kurmainzischen Staat weggenommene Gemeindevermögen zurück, sondern eine Dotation, die aus dem halben Gut Großmonra und einigen Grundstücken besteht und 13.585 Taler jährlich abwirft. | 1823 | Vollendung des Neu- bzw. Erweiterungsbaues des ersten evangelischen Krankenhauses am Lindenweg (Grundsteinlegung 1821). | 1823 | (4.April)Der große Platz zwischen den Graden, dem Petersberg und dem Rubenmarkt erhält anlässlich des Besuches des Königs Friedrich Wilhelm III. den Namen Friedrich-Wilhelm-Platz (seit 1945 Domplatz). | 1823 | Gründung der Erfurter Stadtsparkasse. | 1825 | Der Magistrat regelt, auf welchen Märkten welche Güter und Waren gehandelt werden dürfen. Der Viktualien-, Obst-, Kartoffel-, Gemüse und Töpfermarkt findet auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz statt, der kleine Getreidemarkt findet auf dem Fischmarkt statt, der große Getreidemarkt auf dem Wenigenmarkt, der Heu-, Stroh- und Schweinemarkt auf dem Hospitalrasen, der Holzmarkt auf dem Anger und der Kohlenmarkt auf dem Platz vor der Kartause.
| 1826 | In der Stadt wird eine "Bezifferung der Grundstücke" eingeführt. Das Stadtgebiet wird neu eingeteilt und durchnumeriert. Die Kartäusermühle beim Einfluß der Gera ins Stadtgebiet wird die Nr.1 und das Grundstück beim Ausfluß der Gera beim Moritztor die Nr.3050. | 1826 | Das erste Erfurter Freibad, die Garnisons-Bade- und Schwimmanstalt, wird am "Löberwallgraben" eröffnet. | 1827 | Hermann Stürcke (1799 bis 1866), Begründer des Bankwesens in Erfurt, errichtet auf dem Anger 36 sein erstes Wechselgeschäft. 1830 verlegt er sein Wechsel-, Inkasso und Speditionsgeschäft nach der Schlösserstraße 3 und der Pilse 28. Schon bald unterhält er Bankkonten in allen größeren Städten Deutschlands, auch in Wien und Prag, ferner in St. Petersburg und New York. | 1828 bis 1835 | Der Dom wird auf Veranlassung des Domkapitels in neugotischem Sinne restauriert. Leiter ist bis 1830 der unfähige Stanislaus von Pereira, danach nimmt Karl Friedrich Schinkel maßgeblich Einfluss. Neuweihe des Doms ist am 18. Oktober 1835. | 1828 | Der "Erfurter Gewerbeverein" wird unter dem Vorsitz von Gottfried Christoph Werneburg gegründet. | 1828 | Johann Christoph Schmidt (1803 bis 1886) gründet die Firma J.C.Schmidt (Blumenschmidt), anfänglich als Nebenbetrieb einer Wachsfabrik. Dann betreibt er den Handel mit Pflanzen und Knollen. Bald fügt er eine Bukettbinderei hinzu, die er zu hoher Blüte bringt. Die Verwendung immortellenartiger Blumen und Gräser wird später zu einem bedeutenden Betriebszweig. | 1829 | Auf dem „Cardinal“, dem heutigen Johannesplatz, wird ein Exerzierplatz für die Erfurter Garnison eingerichtet. | 1829 | Der weltberühmte Violinist Niccoló Paganini gibt mit dem Erfurter Musikverein ein Konzert. | 1830 | Abbruch des Saalbaues des Rathauses und des ältesten Rathausteils an der Marktstraße gegen den Widerstand eines großen Teils der Erfurter Bevölkerung. | 1831 | (2. bis 5. August) 2. Thüringisches Sängerfest in Erfurt mit Konzerten im Schauspielhaus (Futterstraße) und in der Barfüßerkirche. | 1832 | (29.Mai) Ausbruch der Cholera in Erfurt; sie erlischt am 22.August. Ende 1831wohnen in Erfurt 27.536 Einwohner, davon sind 4.777 Militär-personen. Von den Zivilisten sind 17.231 evangelisch, 5.402 katholisch und 144 jüdisch. Im September 1833 wohnen in Erfurt 25.915 Einwohner, davon sind 3.321 Militärpersonen und 132 Juden. | 1832 | Friedrich Walther gründet in dem von ihm erworbenen Grundstück „Haus zum Breiten Herd“ am Fischmarkt eine Eisenhandlung.
| 1833 bis 1850 | Karl Friedrich Wagner ist Oberbürgermeister der Stadt. | 1834 | (1.April) Aufhebung des katholischen Progymnasiums. In ein solches war das vormalige katholische Gymnasium 1822 umgewandelt worden. | 1834 | Der botanische Garten und das anatomische Theater im ehemaligen Stadtzwinger werden bei der Verbreiterung der Löberstraße abgebrochen. | 1835 | Der erste Erfurter Kindergarten, die "Wart- und Pflegeanstalt für kleine Kinder", wird eröffnet. 1848 eröffnet ein weiterer Kindergarten in der Eimergasse 24 (heutige Meienbergstraße). | 1836 | In diesem Jahr sterben beide Elternteile des großen Historikers Leopold Ranke in Erfurt, wo sie bei ihrer Tochter den Lebensabend verbracht haben. Sie werden auf dem Brühler Friedhof begraben. | 1836 | Gründung der lutherischen Gemeinde in Erfurt. Erster Pfarrer wird der bisherige Pfarrer der Andreasgemeinde Johann Andreas August Grabau. Grabau wird 1837 verhaftet, amtsenthoben und muss 1839 nach Amerika auswandern. Mit ihm wandern u.a. 108 Personen als lutherische Separatisten aus dem Regierungsbezirk Erfurt aus. | 1838 | (8.Januar) Die östlichen Gewölbe des Langhauses der Barfüßerkirche brechen ein. Die Wiederherstellung in den alten Formen erfolgt in den Jahren 1842 bis 1852. | 1838 | (16.Mai) Der Gärtner J.C.Schmidt und 16 weitere Erfurter Gärtner gründen den "Erfurter-Gartenbau-Verein". Im "Vogelsgarten" (heute Stadtgarten) findet die erste Gartenbau- ausstellung statt. | 1839 | Abbruch der Gebäude des ehemaligen Mainzer Hofes im Brühl. Auf dem Gelände entsteht 1862 die Königliche Gewehrfabrik, die bis zum Ende des Ersten Weltkrieges besteht. | 1839 | Johann Adam John (1811 bis 1898) eröffnet eine Eisenhandlung in der Allerheiligenstraße 1. Erweitert durch eine Bauschlosserei und Klempnerei in der Marktstraße 41/42, entsteht die Metallfabrik J.A. John, die später nach Ilversgehoven verlagert wird. | 1840 | (10.Juli) Einweihung der neuen Synagoge durch Rabbiner Philippson. | 1840 | An den Verzweigungen der Gera sind im Stadtgebiet 20 Mahlmühlen mit 81 Gängen, 10 Ölmühlen, 4 Walkmühlen, 2 Sägemühlen und eine Lohmühle in Betrieb. | 1840 | (26. und 27.Juli) Säkularfest der Buchdrucker und Buchhändler. Die 400-jährige Wiederkehr der Erfindung der Buchdruckerkunst wird mit Konzerten, einem Festakt, einem Festmahl und einem Ball gefeiert.
 | 1841 | Auf Anregung des Generals August von Hedemann bildet sich im Frühjahr ein Verschönerungsverein. | 1841 | (15.Januar) Die Stadtverordnetenversammlung gibt die Zustimmung zur Vorbereitung des Baues eines neuen Rathauses. Die Grundsteinlegung erfolgt 1870.
| 1841 | Der Erfurter Verschönerungsverein wird gegründet. | 1842 | Der Oberpräsident der Provinz Sachsen ordnet die Errichtung einer Handwerkskammer an. | 1842 | In der Fabrik von Carl Lucius & Co. auf dem Junkersande Haus Nr.1281 wird die erste Dampfmaschine in Betrieb genommen. | 1842 | (8.Juni) Regierungsrat Wilhelm Horn und Kreisphysikus Becker gründen einen Naturwissenschaftlichen Verein. | 1842 | Das zum Rathauskomplex gehörende Gebäude an der Rathausgasse geht in das Eigentum des Justizfiskus über; es wird als Kreisgericht genutzt. | 1843 | Ernst Benary (1819 bis 1893) gründet vor dem Brühler Tor eine kleine Gärtnerei. Er züchtet und vervollkommnet neue Formen und verbreitet den Kultur- und Handelsbetrieb in Bezug auf Sämereien planmäßig über die ganze Erde. | 1843 | Friedrich August Stübgen gründet eine erste Lampenfabrik. | 1843 | (6.August) Erinnerungsfeier anlässlich der 1000-jährigen Wiederkehr des Vertrages von Verdun und der damit gemäß der Auffassung der Zeit verbundenen Gründung des Deutschen Reiches. Es finden Gottesdienste wie an hohen Feiertagen statt. Der Ambrosianische Lobgesang ertönt mit 36 Kanonenschüssen. Ein Musikkorps durchzieht die Stadt und am Rathaus erklingen Choräle. | 1844 | (22.April) Die städtische Realschule wird im Gebäude Barfüßerstraße 21 eröffnet. Sie ersetzt die aufgehobene Knaben-Oberschule. Sie wird 1859 in die Reihe der Realschulen I. Ordnung aufgenommen. 1883 wird die Schule ein Realgymnasium, und 1885 wird sie von städtischer in staatliche Trägerschaft übergeführt. | 1844-1886 | Bau der thüringischen Eisenbahnen durch die Thüringische Eisenbahngesellschaft. Erfurt wird 1847 Sitz ihrer Direktion. Im gleichen Jahr wird die Eisenbanlinie Weimar – Erfurt – Gotha – Eisenach; im Jahr 1869 Erfurt – Nordhausen und 1886 Erfurt – Sangerhausen eröffnet.
| 1845 | (21.Mai) Aufruf zur Gründung einer christkatholischen Gemeinde. Am 7. August hält diese ihren ersten Gottesdienst in der Predigerkirche. Auf einer Versammlung der Deutschkatholiken am 16. November 1845 wird Adolf Bergmann einstimmig zu deren Prediger gewählt. | 1845 | (13. und 14.September) Brand im ehemaligen Kartäuserkloster. Die Ökonomiegebäude, die Kirche und der Turm werden zerstört. | 1845 | Franz Hermann gründet eine Lederfabrik. Seine Familie zählt zu den ältesten Lohgerberfamilien der Stadt. Bereits seit dem Jahre 1650 haben Angehörige der Familie das Gerberhandwerk betrieben. | 1847 | Die Brüder Wilhelm und Louis Born gründen in Ilversgehofen eine Samenhandlung und betreiben die Produktion von Senf, Essig und Sprit. | 1848 | (1.Juli) In der Stiftsmühle wird als Müllerssohn der besonders um die Armenologie verdiente Indogermanist Heinrich Hübschmann, von 1877 bis zu seinem Tode 1908 Professor in Straßburg, geboren. | 1848 | (24.November) Nach Tumulten im März und im Juni erreicht die Revolution am 24.November in Erfurt ihren Höhepunkt. Die Straßen- kämpfe finden auf dem Anger vor dem Zeughaus (heute Angermuseum) und in der Bahnhofstraße statt. 12 Handwerksgesellen und selbstständige Handwerker sowie 7 Soldaten fallen bei diesen Kämpfen. | 1848 | Carl Franz Heinemann (1819 bis 1875) gründet seine Gärtnerfirma in Erfurt. Spezialitäten sind Begonien und Gloxinien neben dem in der Stadt üblichen Samenbau. Weiterhin werden Blattpflanzen für das freie Land, Stauden, Rosen, Beeren, Schlingsträucher und neue Gehölze gezüchtet. Der Betrieb entwickelt sich zu einer führenden Erfurter Großgärtnerei, die erstmals in Deutschland illustrierte Handelsverzeichnisse versendet. | 1849 | (1.Mai) Der „Erfurter Allgemeine Anzeiger“ beginnt sein Erscheinen, ab 1919 heißt er „Thüringer Allgemeine Zeitung“ und wird 1944 eingestellt. | 1850 bis 1851 | Dr. Hermann Mallinckrodt ist amtierender Oberbürgermeister der Stadt Erfurt. | 1850 | Bildung der Oberpostdirektion (OPD) Erfurt. Am 15. November können in Erfurt erstmals Briefmarken erworben werden. | 1850 | (20.März bis 29.April) Unionsparlament der nord- und mitteldeutschen Staaten in Erfurt. Tagungsstätte ist die Kirche des Augustinerklosters. Unter den Abgeordneten sind Radowitz, Bismarck, Graf Brandenburg, Manteuffel, v. Gagern, Simson, Dahlmann und Häusser.
| 1850 | Die Reparaturwerkstätten für Lokomotiven und Eisenbahnwaggons der Thüringischen Eisenbahngesellschaft werden eröffnet. Von Anbeginn werden Hunderte von Arbeitern beschäftigt. | 1850 | (11.Oktober) Letzte öffentliche Hinrichtung in Erfurt. Der Maurer Mecke aus Mühlhausen wird auf dem Galgenberg, ostwärts der Stadt gelegen, mit dem Beil gerichtet.
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1851 - 1900
1851 bis 1871 | Freiherr Carl von Oldershausen (1816 bis 1884) ist Oberbürgermeister der Stadt Erfurt. | 1851 | (19.Januar) Generalfeldmarschall Friedrich Carl Ferdinand Freiherr von Müffling, verstorben am 16. Januar, wird auf dem Brühler Friedhof beigesetzt. Das kleine hallenähnliche Denkmal, in griechischem Stil ausgeführt, ist noch erhalten. Müffling-Grabmal | 1853 | Gründung der Versicherungsgesellschaft „Thuringia“ mit einem Aktienkapital von 5 Millionen Talern in Erfurt. Tochteranstalt der Gesellschaft ist die Fortuna-Rückversicherungs-Aktiengesellschaft in Erfurt. | 1856 | Der königlich preußische Salinenfiskus befiehlt, im Erfurter Johannesfeld ein Steinsalz-Bergwerk zu errichten. 1862 wird bei Bohrungen das erste abbauwürdige Steinsalzvorkommen erreicht und mit der Produktion begonnen. | 1857 | Christian Hagans (1829 bis 1908), Begründer der Erfurter Lokomotivenfabrik, errichtet eine Eisengießerei und Maschinenfabrik auf dem Gelände Dalbergsweg 15 und Kartäuserstraße 35/36. Nach der Produktion von landwirtschaftlichen Maschinen, Gussartikeln, Mühlen und Salinenbedarf wird 1872 die erste Lokomotive fertiggestellt.
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1857 | Die erste Erfurter Gasanstalt, Kohlemarkt 45-50, später Herrenbreitengasse, wird in Betrieb genommen. Am 21. Oktober erstrahlen in der Stadt zum ersten Mal die neuen Gasleuchten in den Straßen. Die alten Öllaternen werden schrittweise durch moderne Gasleuchten ersetzt. | 1857 | Der Neubau des Katholischen Krankenhauses in der Hopfengasse/Karthäuserstraße wird vollendet. | 1859 | (1.November) Errichtung einer Königlichen Kriegsschule in der Schottengasse. Sie besteht bis 1885. | 1860 | (21./22.September) Konservativ gesinnte Lutheraner, darunter der Hallenser Historiker Leo, und Katholiken, darunter Graf Cajus von Stolberg, treffen sich in Erfurt zu einem Gespräch, das der Abwehr von Revolution und Antichristentum sowie der Annäherung der Konfessionen im „Interesse des einen und ungetheilten Vaterlandes“ dienen soll. Diese „Erfurter Conferenz“ ruft in deutschen und ausländischen Blättern eine Pressefehde hervor. | 1860 | Aus dem Erfurter Turnverein bildet sich eine Freiwillige Turnfeuerwehr, die 1873 durch eine schlagkräftige Rettungskompanie für Menschen und Sachen ergänzt wird. | 1861 | Die Stadt Erfurt hat 37.012 Einwohner.
 | 1861 | Gründung einer "Warte- und Pflegeanstalt" für kleine Kinder in der Pergamentergasse 31. | 1862 | Gründung des Freiwilligen Turn-Feuerwehr-Corps. Bis zur Gründung der Berufsfeuerwehr im Jahre 1910 wurden durch das Freiwillige Turn-Feuerwehr-Corps über 200 größere Brände bekämpft. | 1862 | Die staatseigene Gewehrfabrik am Mainzerhofplatz nimmt nach dreijähriger Bauzeit die Produktion auf. Der Betrieb ist 1866 mit seinen 420 Beschäftigten das größte Fabrikunternehmen der Stadt. | 1863 | Unter dem Vorsitz des Stadtrates und Eisenbahndirektors Karl Hermann wird im Sitzungssaal des alten Rathauses der „Verein für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt“ gegründet. | 1864 | Die erste "Aktien-Badeanstalt", gespeist durch einen Gera-Zweigarm, das "Falloch", wird auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz (Domplatz) eröffnet. Sie besteht bis 1879. | 1864 | Julius König (1842 bis1897) begründet das erste große Fuhr- und Speditionsgeschäft in Erfurt. | 1864 | (21.April) Der Sozialökonom, Jurist und Staatswissenschaftler Max Weber wird in Erfurt geboren. Sein Vater ist hier von 1862-68 besoldeter Stadtrat. | 1865 | (10.Januar) Karl Florenz, der Begründer der deutschen Japanologie, wird in Erfurt als Sohn eines Lehrers geboren. Er stirbt 1939. | 1865 | (11.Januar) Johannes Hartmann, bedeutender Astrophysiker, Professor in Göttingen, ab 1921 Direktor der Sternwarte in La Plata, wird in Erfurt geboren. Er gibt u.a. eine Erklärung der Hagenschen Dunkelwolke, stellt die Hartmannsche Dispersionsformel für Prismen auf. Einen von ihm neuentdeckten Fixstern nennt er „Erfordia“. | 1865 | Bildung eines Erfurter Zweigvereins des "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" (ADAV), der 1863 von Ferdinand Lassalle gegründet wurde. | 1865 | (9.bis 17.September) Erste Internationale Land- und Gartenbauausstellung in Erfurt. Ausstellungsort: "Vogels und Hellingsgarten", das Gelände zwischen der heutigen Theater- und Lutherstraße.
| 1865/1866 | Abbruch aller noch stehenden Rathausteile mit Ausnahme des Turms, über dessen Erhaltung eine jahrelange Diskussion geführt worden ist, und des südlich daran anschließenden Gebäudes. Der Turm wird 1870 abgebrochen. | 1866 | (27.Dezember) 4. Generalversammlung des „Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins“ im Ratskeller. | 1866 | In der Stadt wütet die letzte und schwerste Choleraepidemie, der über 1000 Menschen zum Opfer fallen. | 1866 | Der Hygieniker Max von Pettenkofer erarbeitet eine wissenschaftlich begründete Hygieneanalyse für die Stadt. Die Choleraepidemien von 1850, 1855 und besonders 1866 lenken die Öffentlichkeit verstärkt auf die Gesundheits-, Wasser- und Abwasserverhältnisse in Erfurt. | 1866 | Der "Erfurter Männer-Turnverein" wird gegründet. | 1867 | Niels Lund Chrestensen (1840 bis 1914) gründet seine Kunst-und Handelsgärtnerei, welche sich zuerst ausschließlich mit der Binderei von Kränzen und Buketts beschäftigt. Durch ein von ihm erfundenes Trockenverfahren wird es möglich, neben Dauerblumen (Immortellen) auch andere Blumen zu konservieren. Durch die Anzucht landwirtschaft- licher Sämereien und Mustergetreide wird die Firma bei den Gärtnern und Landwirten in ganz Deutschland bekannt.
| 1867 | (10.September) Einweihung des Reichart-Denkmals, geschaffen von dem Erfurter Bildhauer Georg Friedrich Carl Kölling, auf dem Reichart-Platz, ab 1900 Kaiserplatz (heute Karl-Marx-Platz). 1900 wird das Denkmal in den Pförtchenanlagen aufgestellt. | 1868 | (21. bis 25.September) Versammlung des „Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine“ in Erfurt. Die Sitzungen finden in der „Ressource“ statt.
 | 1869 | Der Erfurter Zweigverein des "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" schließt sich der in Eisenach gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiter- partei an. August Bebel spricht dazu am 14.Juni im Ratskeller. | 1869 | Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke Erfurt - Nordhausen. | 1869 | Fritz Wolff (1839 bis 1928), Begründer einer der größten und leistungsfähigsten Malzfabriken Deutschlands, erwirbt nach der Übernahme des Getreidegeschäfts seines Vaters eine erste kleine Mälzerei in der Rupprechtsgasse. Ab 1885 errichtet er moderne Fabrikanlagen in der Moltkestraße (Thälmannstraße). | 1870 | (6.Januar) Grundsteinlegung zum Bau des neugotischen Rathauses an Stelle des seit 1830 abgebrochenen mittelalterlichen Vorgängerbaues.
| 1870 | (18.Juli) Großes Thüringer Sängerbundfest in Vogels Garten. | 1870 | (9.September) Die ersten 2.500 französischen Soldaten werden in dem auf dem Johannesplatz errichteten Lager für französische Kriegsgefangene untergebracht. 395 gefangene Offiziere werden in Bürgerquartiere eingewiesen. | 1870 | Das Mosaikbild "Madonna mit Kind", gefertigt von Dr. Salviati aus Venedig nach einem Entwurf von Prof. Kaselowsky, wird an der Westwand des Domlanghauses fertiggestellt. Es wird 1968 bei der Rekonstruktion des Daches und Wiederherstellung der ursprünglichen Formen, wie sie vor 1845 bestanden haben, entfernt und eingelagert. | 1870 | Fertigstellung des modernen Volksschulgebäudes in der Gartenstraße. 1883 wird es an den Eisenbahnfiskus verkauft. | 1870 | In der Stadt sind 639 Brunnen vorhanden, davon 69 öffentliche, die weder hygienisch einwandfrei noch für die Zukunft ausreichend sind. Zur Verbesserung wird eine Quellfassung der Erfurter Wasserleitung an der Apfelstädt oberhalb des Muschelkalkgebietes entweder bei Wechmar oder Wandersleben vorgesehen.
 | 1871 bis 1889 | Richard Breslau (1835 bis 1897) ist Oberbürgermeister der Stadt Erfurt. | 1871 | Die Stadt Erfurt hat einschließlich der Militärpersonen 43.755 Einwohner. | 1871 | Baubeginn des neuen Güterbahnhofes an der Weimarischen Straße. | 1871 | Die „Fischersche Augenheilanstalt“ wird mit dem evangelischen Krankenhaus am Lindenweg vereinigt. | 1871 | (16.Oktober) Der Südfriedhof im Löberfeld wird seiner Bestimmung übergeben. Alle anderen Begräbnisplätze in der Stadt werden geschlossen.
 | 1872 | (1.Januar) Erfurt scheidet aus dem Landkreis aus und bildet mit seiner Feldmark einen eigenen Stadtbezirk. | 1872 | (8.März) Das evangelische Waisenhaus wird bei einem Großfeuer zerstört. Dabei wird auch die Kunstkammer mit zahlreichen wertvollen Gemälden, darunter der „Totentanz“ von Jacob Samuel Beck, vernichtet. | 1872 | Eduard Lingel (1848 bis 1922), bedeutendster Schuhfabrikant der Stadt, gründet sein erstes Unternehmen im Haus "Zum Krummen Hecht", Fischersand 9. zur Erweiterung des Werkstattbetriebes werden 1874 die Häuser am Hermannsplatz Nr.5 und 6 erworben. 1887 Einrichtung der Schuhfabrik an der Landgrafenstraße (Martin-Andersen-Nexö-Straße).
| 1873-1874 | Aufhebung der Festungseigenschaft Erfurts durch Reichgesetz vom 30.Mai 1873 mit Wirkung zum 1.Oktober 1873. Damit wird die Bebauung außerhalb der bisherigen Stadtmauern und Wälle beseitigt, und es entstehen neue Wohnviertel und Fabriken. Mit dem Abbruch des Brühler Tores fällt das erste Außentor der Befestigung. 1878 folgen das Schmidtstedter Tor mit Brückenkopf, das Krämpfertor und das Löbertor, 1880 das Johannestor, 1881 die Andreasbastion, 1888 der Pförtchenturm. Bis 1900 werden nahezu alle Befestigungsanlagen niedergelegt. Ein letzter Rest der äußeren Stadtmauer, der Wallturm 23 am Boyneburgufer, fällt erst dem Bombenangriff vom 20. Februar 1944 zum Opfer. | 1874 | Der Schulgeldzwang wird aufgehoben, ebenso die bisher übliche kirchliche Schulaufsicht. | 1875 | (24.Januar) Der "Thüringer Geflügel-Zuchtverein" wird gegründet. | 1875 | (29.Dezember) Vorläufige Einweihungsfeier des neuen Rathauses. Im November haben bereits die ersten Dienststellen des Magistrats im Gebäude ihre Tätigkeit augenommen. Am 13.Januar 1876 findet hier die erste Stadtverordnetenversammlung statt. | 1875 | Bau der Schule „Zur Himmelspforte“ in der Marktstraße 6. | 1875 | Die ehemalige Gangolfkirche, Bahnhofstraße/Ecke Schmidtstedter Straße, wird abgebrochen. Bis zum Neubau der modernen Schule in der Gartenstraße 1 war hier die Reglerschule eingerichtet. | 1875 / 76 | Der Bau der Kanalisation, des Wasserwerkes, einer 26 km langen Fernwasserleitung von Wechmar zum Hochbehälter auf der Cyriaksburg, des Wasserleitungsnetzes und das Zuschütten von Geraarmen (1896) verbessern die hygienischen Verhältnisse grundlegend. | 1876 | (22.März) Einweihung des Kriegerdenkmals im Hirschgarten zu Ehren der Gefallenen der beiden Kriege von 1866 und 1870/71. Im preußisch-österreichischen Krieg nehmen die Erfurter Infanterieregimenter an der Schlacht von Königgrätz teil, im deutsch-französischen Krieg sind sie an der Schlacht bei Sedan beteiligt, bilden später den Belagerungsring um Paris mit und verbleiben dort bis zum Kriegsende. | 1876 | (6.September) Eröffnung der "Allgemeinen Deutschen Gartenbau-Ausstellung" im Augustapark des Steigers in Anwesenheit der Kaiserin Augusta. Dauer der Ausstellung bis zum 17. September. | 1876 | (24.September) Einweihung des Denkmalbrunnens für den 1874 verstorbenen Stadtrat und Eisenbahndirektor Karl Herrmann sowie Umbenennung des ehemaligen Rossmarkts in "Herrmannsplatz". Herrmanns-Brunnen
| 1877 | Die Stadt Erfurt errichtet eine Gewerbliche Fortbildungsschule. | 1878 | Franz Anton Haage gründet eine Gärtnerei. Im Anfang steht die Kultur der damals beliebten Levkoje im Vordergrund. Bald tritt die Anzucht von Gemüsesämereien in den Vordergrund, besonders Blumenkohl und ausgewählte andere Gemüse. Auch die Blumenzucht wird in großem Maße betrieben. Es findet ein reger Versand ins Ausland, besonders nach Österreich-Ungarn, statt. Kakteen-Haage oder Kakteen-Haage | 1878 | Richard Hegelmann, Pionier der elektronischen Industrie in Erfurt, gründet eine Fabrik für Feinmechanik, Optik und elektrische Geräte in der Bahnhofstraße 40, später Anger 16. | 1878 | Die Erfurter "Volkszeitung" wird gegründet. | 1879 | (18.August) Die neue "Aktien-Badeanstalt" am Herrmannsplatz wird eröffnet. | 1879 | Der Bau des neuen Landgerichtsgebäudes am Friedrich-Wilhelms-Platz (heute Domplatz) wird vollendet. Bis 1875 befand sich auf diesem Gelände die Parkanlage "Luisental". | 1879 | Eröffnung der "Volksküche" und der "Wärmestube" in der Predigerstraße 6. | 1880 | Die Stadt hat 72.360 Einwohner. | 1880 | Das neue Lehrerseminar in der Regierungsstraße 42a wird seiner Bestimmung übergeben. | 1880 | Der Schlachthof am Steinplatz (heute Stadtreinigung) wird in Betrieb genommen. | 1881 | (24.April) Einweihung des neuen städtischen Krankenhauses in der Nordhäuser Straße 74. Gleichzeitig wird das bisherige evangelische Krankenhaus am Lindenweg aufgehoben.
| 1882 | (1.Mai) Umwandlung der Direktion der Thüringischen Eisenbahngesellschaft in die Königliche Eisenbahndirektion Erfurt im Zuge der Verstaatlichung der Bahnen der Gesellschaft. | 1882 | (2.Juni) Festliche Einweihung des neuen Rathauses mit Festsaal. Die Gemälde des Festsaales hat der Düsseldorfer Historienmaler Professor Peter Janssen in den Jahren 1878 bis 1882 gefertigt. Anlässlich dieses Ereignisses finden zahlreiche Veranstaltungen statt, wie eine Stadtrundfahrt mit dem Oberbürgermeister Richard Breslau und ein Fackelzug aller Erfurter Schulen und Vereine. | 1882 | Nach der Gewerbezählung steht Erfurt unter den deutschen Städten mit der Erwerbsgärtnerei an erster , der Schuhfabrikation an fünfter und der Konfektion an achter Stelle. | 1883 | (13.Mai) Die Erfurter Pferde-Straßenbahn, erbaut von der Berliner Firma Marcks & Balke, nimmt den Verkehr auf. Die Linie 1 verkehrt von Ilversgehofen über den Anger zur Flora (Streckenlänge 5 km, Fahrzeit etwa 23 Minuten). Die Linie 2 fährt von der Post am Anger zum Schützenhaus (Streckenlänge 2,4 km, Fahrzeit etwa 13 Minuten).
| 1883 | Das innerstädtische Fernsprechnetz wird geschaffen. An das überörtliche mitteldeutsche Fernsprechnetz wird die Stadt durch Leitungen nach Leipzig und Halle (1893), nach Eisenach (1894) und nach Nordhausen (1898) angeschlossen. | 1883 | Bau der Johanneskirche in Hochheim. 1922/23 erfolgt die Reparatur des Bauwerkes. 1977 erfolgt eine Renovierung und 1991 die bauliche Sanierung der Kirche. | 1884 | (4.September) Die neue Synagoge am Kartäuserring wird eingeweiht. In der berüchtigten "Kristallnacht" von 1938 wird sie von den Nationalsozialisten in Brand gesteckt und völlig vernichtet. | 1885 | Fertigstellung der kaiserlichen Oberpostdirektion Anger/Ecke Schlösserstraße. Der Postanbau auf dem Anger erfolgt in den Jahren 1894/95. | 1886 | (27.Juni) Eröffnung einer Gemäldegalerie im ehemaligen kurmainzischen Pack- und Waagehof am Anger (heute Angermuseum).
 | 1886 | (5.Oktober) Gründung des "Evangelischen Bundes zur Wahrung deutsch-protestantischer Interessen in "Steiniger´s Hotel" (Predigerstraße10). 50 Jahre später tagt der Evangelische Bund wieder in Erfurt (8.bis12.September 1936). Dabei wird ein "Erfurter Wort" an die deutschen Protestanten verkündet, worin sich der Bund gegen die "Deutschen Christen" und die Entchristlichung des deutschen Lebens wendet. | 1886 | Das Eisenwarengeschäft Walter im Haus zum "Breiten Herd" (Gildehaus) am Fischmarkt lockt mit der Ankündigung, eine elektrische Beleuchtungs- sensation vorzuzeigen, zahlreiche Schaulustige an. Nach dem Einschrauben der Sicherung entflammt eine kräftige Lichtbogenlampe. Ihr bläulicher Schein erscheint den Anwesenden als Teufelsspuk und sie verlassen eiligst den Laden. | 1886 | Eröffnung der Eisenbahnstrecke Erfurt-Sangerhausen. | 1886 | Die am Eingang zur Marktstraße stehende "Rolandsäule" wird aufgrund der modernen Verkehrsverhältnisse an ihren jetzigen Standort versetzt. Römer-Denkmal
| 1886 | Zur Erzeugung von elektrischem Strom zur Beleuchtung des Rathauses wird in der Rathausgasse 2 ein Gasmotor zum Antrieb einer elektrischen Kraftmaschine aufgestellt. | 1887 | Die „Hohe Batterie“, ein ehemaliges Vorwerk der Stadtbefestigung, wird eingeebnet. Es entstehen auf diesem Gelände kleine Anlagen und ein Sportplatz für den Erfurter Fußballverein. Im Jahre 1908 wird die gesamte Anlage zum heutigen Stadtpark umgestaltet. | 1888 | Otto Schwade gründet die "Deutsche Automat-Dampfpumpen-Fabrik" am Grenzweg 2. Das Werk entwickelt sich sehr rasch zum führenden Produzenten von Dampfpumpen, Kreiselpumpen und Kurbelpumpen in Deutschland. | 1888 | (12.April) Von dem Drucker Wilhelm Wellendorf und seinen Sohn wird in der Kleinen Schottengasse die erste "Privat-und Stadtbrief-Beförderung" gegründet. Sie verfügt über 36 Briefkästen, welche sechsmal täglich geleert werden. Mit der Übernahme des Postverkehrs durch die Reichspost stellen sie am 31. März 1900 ihre Tätigkeit ein. | 1888 | Die erste Frauenbadeanstalt wird am Bergstrom eröffnet. Später wird sie als Familienbad unter der Bezeichnung "Dreienbrunnen-Bad" nach dem Dreibrunnenfeld verlegt. | 1889 bis 1896 | Ausschmückung des Treppenhauses des Rathauses durch den Historienmaler Eduard Kaempffer (1859 bis 1926 ) mit Gemälden nach Thüringer Sagen. | 1889 | Die "Thüringer Tribühne", das Organ der Sozialdemokratischen Patei Deutschlands, wird gegründet. | 1889 | (31.Oktober) Das Lutherdenkmal auf dem Anger, entstanden nach Entwürfen des Künstlers Fritz Schaper, wird feierlich eingeweiht. | 1889 | Vollendung des Neubaus der Neuerbeschule. | 1890 bis 1895 | Gustav Schneider (1847 bis 1913) ist Oberbürgermeister der Stadt Erfurt. | 1890 | (6.September) Der Angerbrunnen, Symbol von Gartenbau und Gewerbefleiß der Stadt, wird enthüllt. Den Entwurf hat der Berliner Bildhauer Heinrich Stöckhardt geschaffen. Künstlerische Ausführung: Erzgießer Howald aus Braunschweig und Steinmetz Lorenz Müller aus Erfurt.
| 1890 bis 1898 | Um die Hochwassergefahr für die Stadt zu beseitigen wird der alte Wallgraben zum Flutgraben ausgebaut. Am 14. Oktober 1898 wird der Flutgraben seiner Bestimmung übergeben. Danach wird der innere Festungsgraben ("Wilde Gera") zugeschüttet und eine Ringstraße, der heutige Juri-Gagarin-Ring, darauf angelegt. | 1891 | (15. bis 17. September) Kaiser Wilhelm II. ist in Erfurt. | 1891 | (14.bis 21.Oktober) Im "Kaisersaal" in der Futterstraße findet der Erfurter Parteitag der SPD statt, auf dem das "Erfurter Programm" beschlossen wird. Zu den 250 Delelegierten zählen August Bebel, Wilhelm Liebknecht und Max Singer.
| 1892 | Bau der Johannesschule in der Yorckstraße 49 (Rosa-Luxenburgstraße). | 1892 | Errichtung und Betreibung einer elektrischen "Centralstation" (Kraftwerk) durch die AEG. Die Elektrizität entwickelt sich zur treibenden Kraft der Industrialisierung in der Stadt. | 1893 | Bau der Josefskirche in der Bogenstraße. | 1893 | (1.November) Der neue Hauptbahnhof, nach den Entwürfen von E.Keil und O.Erlhausen errichtet, wird fertiggestellt und in Betrieb genommen. Die Gleisanlage wird auf den bisherigen Festungswall hochverlegt. Eine Unterführung durch die frühere Wallanlage stellt die Verbindung mit den neuen südlichen Außenbezirken her. | 1894 | (1.Mai bis 30.September) Große Gewerbe- und Industrieausstellung auf der Daberstedter Schanze, dem heutigen Stadtpark. | 1894 | (1.Juni) Die elektrische Straßenbahn nimmt an Stelle der Pferdebahn ihren Betrieb auf. Das Bahnnetz umfasst fünf Linien : Erfurt-Nord (Ilversgehofen) – Steigerstraße (Flora), Streckenlänge 5362 m; Brühler Wall – Leipziger Straße, Streckenlänge 4443 m; Gothaer Straße – Weimarische Straße, Streckenlänge 3666 m; Schützenhaus – Nordhäuser Straße, Streckenlänge 4126 m; Blücherstraße – Kavallerie-Kaserne, Streckenlänge 4650 m; Der Betriebsstrom (Gleichstrom 500Volt) wird im eigenen Kraftwerk erzeugt.
| 1894 | Eröffnung eines ständigen Theaters, der heutigen "Alten Oper", an Stelle des bisherigen Saisontheaters. | 1894 | Der Schulneubau "Johannesschule" in der Talstraße 20 wird fertiggestellt. | 1894 | (22.Juni) Einweihung der Josefskirche in der Bogenstraße 4. | 1894 | (27. Dezember) Das erste "Volksbrausebad" wird in der Talstraße eröffnet. | 1895 bis 1919 | Hermann Schmidt (1851 bis 1921) ist Oberbürgermeister der Stadt Erfurt. | 1895 | Der "Sport-Club" Erfurt wird als erster thüringischer Fußballverein gegründet. Er zählt zu den Gründungsmitgliedern des am 28.Januar in Leipzig von 86 deutschen Fußballvereinen gegründeten Deutschen Fußballbund (DFB). | 1896 | Der Neubau des Gymnasiums in der Schillerstraße 33 wird fertiggestellt. | 1896 | (14.Juni) In Erfurt findet der 1.Thüringische Archivtag statt. Er wird von Archivaren der Stadtarchive in Erfurt und Nordhausen sowie der Staatsarchive in Weimar, Rudolstadt, Meiningen und Sondershausen besucht. Weitere Thüringische Archivtage finden in Erfurt in den Jahren 1904, 1922, 1933 und 1995 statt. | 1896 | (23. bis 25.November) Reichsweiter Kongress der nichtkonservativen Christlich-Sozialen im Erfurter Kaisersaal unter der Leitung des Pfarrers Friedrich Naumann. Dabei wird am 24. November der "National-Soziale Verein" gegründet, dessen Vorsitzender Friedrich Naumann wird. | 1897 | (2.und 3.August) 2.Thüringer Turnfest in Erfurt. Veranstalter ist der im Jahre 1866 gegründete "Erfurter Männer-Turnverein". | 1897 | Bildung eines Ortskartells der freien Gewerkschaften. Im Jahre 1912 umfaßt es 36 Einzelgewerkschaften mit 10.633 Mitgliedern. | 1897 | (3.Oktober) Die städtische Volksbibliothek mit einer Lesehalle wird in der Michaelisstraße 14 eröffnet. | 1898 | Gründung der Fabrik für Eisenhoch- und Brückenbau Ernst Pfeffer in Erfurt-Gispersleben. | 1898 | (31.Oktober) Eröffnung der staatlich-städtischen Handwerker- und Kunstgewerbeschule auf Initiative der Stadt Erfurt und der preußischen Staatsregierung. Eröffnung des Lehrbetriebes in der 1894/95 erbauten Schule in der Talstraße 20a. | 1899 | (3.August) Die neue Espach-Badeanstalt wird eröffnet. | 1900 | (25.August) Das Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. wird in Anwesenheit Kaiser Wilhelms II. und der Kaiserin eingeweiht. Der bisherige "Reichart-Platz" wird nun in "Kaiserplatz" umbenannt (heute Karl-Marx-Platz).
| 1900 | (26.April) Gründungsversammlung der Handwerkskammer in Anwesenheit von 33 Handwersmeistern.
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1901 - 1950
1901 | (1.September) Einweihung der „Bismarcksäule“ im Steiger.
 1901 Einweihung des Bismarckturmes im Steiger, 2007 (5) | 1901 | (1.Oktober) Das städtische Elektrizitätswerk in der Radowitzstraße nimmt die regelmäßige Stromversorgung in der Stadt auf. | 1901 | (16.Oktober) Eröffnung der „Königlichen Baugewerkschule“ in der Schlüterstraße 1-2. |
1901 | (31.Oktober) Die Gustav-Adolf-Kirche, von romanisierenden Stilelementen geprägt, wird auf der Höhe des Großen Herrenberges eingeweiht. 1951 Wiedereinweihung nach starken Beschädigungen. 1986 bis 1990 Bau des Gustav-Adolf-Gemeindezentrums.
 | 1902 | (3.Januar) Der Konsumverein Erfurt „Konsum-Genossenschaft Volkskraft e.G.m.b.H.“ wird auf Veranlassung der im Gewerkschaftskartell Erfurt organisierten Arbeiter gegründet und eröffnet seine erste Verkaufsstelle in Ilversgehoven in der Poststraße. | 1901/1902 | (1.Oktober 1901 bis 31.Dezember 1902) Der Chirurg Ferdinand Sauerbruch wirkt als Assistent am Städtischen Krankenhaus. | 1902 | (16.Juni) Einweihung der neuen Thomaskirche in der Schillerstraße. Im selben Jahr beginnt der Abbruch der alten Thomaskirche in der Löberstraße 18. | 1902 |  - Schlosserwerkstatt der J.A. John AG um 1900 (1)
Hugo John (1858 bis 1911) gründet die Firma „I.A. John Aktien-Gesellschaft“, Fabrik für Schornstein-Aufsatz und Blechwaren in Ilversgehoven, Schwerborner Straße. | 1902 | Henry Pels (1865 bis 1931) gründet die „Berlin-Erfurter Maschinenfabrik“ in Ilversgehoven, Schwerborner Straße. | 1904 | (18.Mai) Einweihung des Neubaues der Kunstgewerbeschule in der Hügelstraße 1. Bezug und Beginn der Lehrtätigkeit erfolgen am 1.Juli. | 1904/1905 | Bau des Hotels „Kossenhaschen“ (bis 1995 „Erfurter Hof“), Erweiterung 1914 bis 1916. | 1904/1905 | Verlängerung des an der ehemaligen Milchgasse gelegenen Hofflügels des Rathauses nach Süden; in dem Neubau befindet sich der Stadtverordnetensitzungssaal. | 1906 | Mit 100.000 Einwohnern wird Erfurt Großstadt | 1906 bis 1908 | Bau des Kaufhauses „Römischer Kaiser“ (heute Kaufhaus „Karstadt“) auf dem Anger. | 1910 | (1.April) Auf Forderung der Königlichen Regierung wird in der Stadt eine Berufsfeuerwehr mit 15 Feuerwehrleuten gegründet. Damit ist die Erfurter Berufsfeuerwehr die Älteste im thüringischen Raum. | 1910 | Die Stadt erwirbt das 1856 und 1881 errichtete Gaswerk für 5 Millionen Mark von der Deutschen Continental-Gesellschaft. | 1911 | (1.April) Ilversgehoven wird nach Erfurt eingemeindet.
 | 1911 | (10.November) Der Denkmalbrunnen für Gustav II. Adolf vor dem nördlichen Langhaus der Predigerkirche, auf dem ehemaligen Friedhof in der Predigerstraße, wird zur Erinnerung an die mehrfachen Erfurter Aufenthalte des Königs (1631/32) eingeweiht. | 1911 | Die Erfurter Bürger erleben auf dem Johannesplatz, ehemals Teil der Johannesflur, dem heutigen Gebiet zwischen Eislebener Straße und Ammertalweg, die erste Landung eines Flugzeuges und 1914 die des Zeppelin-Luftschiffs „Z II“. | 1911/1912 | Neubau der Lukaskirche in Daberstedt. 1945 Beschädigung der Kirche bei Luftangriffen. 1948 Wiederherstellung der Kirche. 1970 Innenerneuerung | 1912 | Errichtung der städtischen Industriebahn. | 1912/1913 | Neubau der Christuskirche in der Tettaustraße für die altlutherische Gemeinde. 1973-1976 Erneuerung der Innenräume. Christuskirche | 1912/1913 | Neubau des Feuerwehrdepots am Reglerring (Juri-Gagarin-Ring). Die automatische Feuermeldeanlage mit 58 öffentlichen Feuermeldern geht in Betrieb. Das 1908 fertiggestellte Feuerwehrdepot befand sich in der Neuerbe 30. | 1913 | (13.September) Eröffnung des neuen Schlacht- und Viehhofs. | 1913 | Gustav Wilhelm Erfurt gründet die „Erfurter Schokoladen- und Zuckerfabrik“ in der Thomasstraße. Später wird die Fabrik als Kommanditgesellschaft „Erfurt-Erfurt“ in der Moltkestraße (Thälmannstraße) und der Radowitzstraße (Iderhoffstraße) erweitert. | 1913 bis 1916 | Anlegung des Hauptfriedhofes an der Binderslebener Landstraße. | 1914 | (30.Juli) Angesichts der drohenden Gefahr des 1. Weltkrieges ruft die SPD Erfurts zu einer Kundgebung unter der Losung „Krieg dem Krieg“ im „Tivoli“ auf, aus der heraus sich spontan eine Friedensdemonstration in die Innenstadt entwickelt. | 1914 | Gründung der Vereinigung der Erfurter Museumsfreunde durch Oberbürgermeister Hermann Schmidt. | 1914 bis 1916 | Neubau des Thüringer Mode- und Ausstellungshauses Reibstein am Junkersand (wurde 1944 bei einem Bombenangriff zerstört). | 1914 bis 1918 | Im 1. Weltkrieg werden die Regimenter der Erfurter Garnison auf fast allen Kriegsschauplätzen eingesetzt. Im Laufe des Krieges nimmt der Mangel an Lebensmitteln und Rohstoffen dramatisch zu. Neben Tausenden von Verwundeten sind am Ende des Krieges 3.579 gefallene Bürger zu beklagen.
 | 1918 | (8./9.November) Arbeiter und Soldaten der Erfurter Garnison schließen sich der Novemberrevolution an und bilden einen Arbeiter- und Soldatenrat.
| 1919 | (23.März) Die Erfurter Volkshochschule wird unter maßgeblicher Mitwirkung der Akademie gemeinnütziger Wissenschaftler und des Lehrerverbandes auf der Grundlage eines Gesellschaftsvertrages gegründet. | 1919 | (1.Dezember) Die erste Nummer der „Mitteldeutschen Zeitung“ erscheint. | 1919 bis 1933 | Dr. Bruno Mann (1874 bis 1938) ist Oberbürgermeister der Stadt Erfurt.
 | 1920 | Durch Reichsgesetz wird aus den vormals ernestinischen und den schwarzburgischen Staaten und dem Volksstaat Reuß der Freistaat Thüringen gebildet. Die preußischen Gebiete Thüringens einschließlich Erfurts werden nicht mit einbezogen. Thüringens Landeshauptstadt wird Weimar. | 1920 | Im März beteiligen sich große Teile der Erfurter Betriebsbelegschaften am Generalstreik gegen den Kapp-Putsch.
| 1920 | Neubau der Eben-Ezer-Kapelle auf dem Hofgrundstück Magdeburger Allee 10. | 1923 bis 1929 |  - Nordpark mit Blick zum verwaisten Nordbad 2008
Anlage des Nordparkes und Bau des Nordbades.
 | 1925 | Erfurt erhält im Mai mit Eröffnung eines Zivilflughafens an der Stotternheimer Landstraße Anschluss an den deutschen und den außerdeutschen Luftverkehr.
| 1925 | (9.Juli) Eröffnung der Erfurter Radrennbahn. | 1925/26 | Das alte Hospital am Johannesring wird abgerissen und an seiner Stelle das neue Hospital (Architekt J.Klaß) errichtet (Juri-Gagarin-Ring). | 1927 | (10.Dezember) Einweihung der Lutherkirche. Im Zweiten Weltkrieg wird sie beschädigt. Bei der Wiederinstandsetzung erfolgt eine Veränderung der Dachzone. 1977 bis 1983 schrittweise Renovierung der Innenräume der Kirche. Lutherkirche | 1927 | Marie-Elise Kayser (1885 bis 1950) gründet an der seit 1925 von ihrem Mann Konrad Kayser geleiteten Landesfrauenklinik Erfurt eine „Frauenmilchsammelstelle“, die bis 1950 eine Menge von 93.660 Liter Muttermilch ausgibt. | 1927 bis 1931 | Bau der Mitteldeutschen Kampfbahn (heute Steigerwald-Stadion) und Einweihung am 17.Mai 1931 durch den Oberbürgermeister Dr.Bruno Mann. 1956 bis 1973 wurde das Stadion erweitert. | 1928 | Die Metallindustrie nimmt den ersten Platz in der Wirtschaft ein. Sie erstreckt sich von der Großproduktion im Maschinen- und Apparatebau bis zur Metallverarbeitung. Zu den größten Betrieben dieses Industriezweiges zählen die Deutschen Werke (Schreibmaschinen), Hagens, I.A.John AG, Maschinenfabrik Henry Pels & Co., Maschinenfabrik Franz Beyer & Co. Und die Erfordia-Maschinenbau AG. | 1928 | Fertigstellung des Baus der Chirurgischen Klinik des Städtischen Krankenhauses. | 1929 | (11.Mai) Gründung der Pädagogischen Akademie in Anwesenheit des preußischen Kultusministers Becker. Der Sitz befindet sich im ehemaligen Lehrerseminar in der Regierungsstraße. Direktor ist Dr. W.Bruhn, der 11 hauptamtlichen und einer nebenamtlichen Lehrkraft vorsteht. 219 Studenten erhalten hier eine Ausbildung. Die Akademie wird am 26. September 1931 geschlossen.
 | 1929 bis 1932 | In der Weltwirtschaftskrise geht die Produktion der Erfurter Betriebe auf die Hälfte zurück. Die Arbeitslosenquote erreicht einen Höchststand. Mehr als die Hälfte der Arbeitslosen bleibt ohne staatliche Unterstützung. Auch der Mittelstand ist stark betroffen. Die Nationalsozialisten und die Großdeutsche Volkspartei erlangen mit ihrer Demagogie beträchtlichen Einfluss auf die Bevölkerung. Bemühungen um die gemeinsame Abwehr der Gefahr einer nationalsozialistischen Diktatur scheitern an tiefen ideologischen und politischen Gegensätzen zwischen den demokratischen Kräften. | 1933 | (18.Juni) Adolf Hitler hält sich in Begleitung des ungarischen Ministerpräsidenten Gömbös und des Reichsinnenministers Frick in Erfurt auf. Es ist der einzige Besuch, den Hitler Erfurt während der Jahre 1933 bis 1945 abstattet. | 1933 | (20.Oktober) Die Stadtverordnetenversammlung beschließt den Kauf der Wasserburg Kapellendorf durch die Stadt Erfurt. | 1933 |   Nach Errichtung des Hitlerregimes am 30.Januar bestimmt die NSDAP (National Sozialistische Deutsche ArbeiterPartei) die Geschicke der Stadt. Die kommunale Selbstverwaltung wird beseitigt. In der Feldstraße 18 wird im April eines der ersten Konzentrationslager errichtet. Schutzhaft-Lager-Gedenktafel | 1933 | Erfurt hat 148.855 Einwohner. | 1933 bis 1934 | Theodor Pichier (NSDAP) ist Oberbürgermeister der Stadt. | 1933 bis 1939 | Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt wird in wachsendem Maße von der Kriegsvorbereitung der Hitlerdiktatur bestimmt. Bei Bindersleben entsteht ein Militärflughafen. Im Süden und im Südosten werden umfangreiche Kasernenanlagen errichtet (1938 eine der größten Garnisonen des Deutschen Reiches). | 1934 | (29.Mai bis 3.Juni) 1.Reichsnährstandsausstellung (40.Reichsschau der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft) auf dem Alten Flugplatz am Roten Berg. | 1934/35 | Am Fischmarkt und in der Rathausgasse entstehen ein weiterer Anbau an das Rathaus und die Sparkasse. Die Entwurfsskizzen stammen von Stadtoberbaurat Johannes Klaß. Der plastische Schmuck stammt von dem Erfurter Bildhauer Hans Walther. Das 1945 zerstörte Wandgemälde hat die Münchener Malerin Luise Klempt geschaffen.
 | 1935 | (16.Januar) Der Komponist Richard Wetz, 1875 in Gleiwitz (Oberschlesien) geboren, stirbt in Erfurt, wo er seit 1906 gelebt hat. Hier sind seine großen Werke entstanden (u.a. drei Sinfonien, ein Requiem, ein Weihnachtsoratorium, viele Chorwerke und Lieder). | 1935 bis 1936 | Dr. Max Zeitler (NSDAP) ist Oberbürgermeister der Stadt. | 1936 | (19.Juni) Der Umzug der Stadtbibliothek aus dem ehemaligen Packhof am Anger in das Collegium maius wird mit einem Festakt abgeschlossen. Das Collegium maius erfährt damit wieder eine seiner ursprünglichen Zweckbestimmung würdige Nutzung. | 1936/1938 | Am Rande der Stadt entstehen Hungerbach- und die Cyriaksiedlung. | 1936 bis 1945 | Walter Siegfried Kießling (NSDAP) (1892 bis 1966) ist Oberbürgermeister der Stadt Erfurt. | 1936 bis 1938 | Restaurierung des Augustinerklosters (Kirche, Kreuzgang mit Sakristei und Kapitelsaal, Bibliothek, Obergeschoß) unter maßgeblicher Beteiligung des Architekten Theo Kellner. | 1937 | (5. bis 7.Juli) 19.Deutscher Historikertag in Erfurt. Vorträge halten u.a. die Historiker Otto Höfler, Erich Maschke und Heinrich Ritter von Srbik. | 1937 | Ein Neubau für die Innere Abteilung des Städtischen Krankenhauses entsteht. | 1938 | (1.April) Eingemeindung der Dörfer Hochheim (2.750 Einwohner) und Melchendorf (1.750 Einwohner). | 1938 | Die Stadt ist zu einer der größten Garnisonen des Deutschen Reiches geworden. | 1938 | Während der gewaltsamen Ausschreitungen der so genannten „Kristallnacht“ vom 9. zum 10.November brennen Mitglieder der SA die Synagoge am Karthäuserring nieder, viele jüdische Männer werden verhaftet und misshandelt. Die Verschleppung und Vernichtung der jüdischen Bürger setzt ein.
Die von SA-Horden in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 niedergebrannte Synagoge am Karthäuserring (1) | 1939 | (Mai) Einweihung des neuen Dienstgebäudes der Preußischen Regierung zu Erfurt in der Hindenburgstraße (heute Arnstädter Straße).Mit dem Bau wurde im Herbst 1936 begonnen und nach Plänen des Architekten Wilhelm Pook durchgeführt worden. Heute ist das Gebäude der Sitz des Thüringer Landtages. | 1939 | In der Stadt werden 8 Stellen zur Ausgabe von Bezugsscheinen für Spinnstoffwaren und Schuhwerk für Einzelverbraucher errichtet; Seifenkarten und Karten für Hausbrandkohle werden eingeführt. Alle für die städtischen Dienststellen vorgesehenen Luftschutzmaßnahmen treten in Kraft, die völlige Verdunkelung der Gebäude in den Abend- und Nachtstunden wird angeordnet. Die ersten 300 Verwundeten von Schlachtfeldern in Polen werden im Erfurter Standortlazarett (13.September) untergebracht. | 1939 bis 1942 | Errichtung der Thüringenhalle nach Plänen der Architekten Ahrens und Crienitz durch das Bürgerschützencorps unter finanzieller Beteiligung der Stadt Erfurt. Rohbauabnahme ist am 25.Juli 1942. | 1939 bis 1945 | Das 1878 gegründete Erfurter Traditionsunternehmen Topf & Söhne stellt seine Produktion teilweise auf Kriegsgüter, namentlich Granaten, um.
 
Im weiteren Kriegsverlauf wird das Unternehmen Krematoriumsöfen für Dachau, Buchenwald, Auschwitz und andere Vernichtungslager herstellen und montieren. Auch Entlüftungsanlagen für die Gaskammern in Auschwitz werden von der Firma Topf & Söhne hergestellt. | 1940 | (17.August) Erster Bombenangriff auf Erfurt. Die Schwerpunkte der Zerstörung liegen im Bereich Großgarage Radowitzstraße (Iderhoffstraße), Baumerstraße, Gneisenaukaserne und Johannesring (Juri-Gagarin-Ring). | 1940 | Errichtung und Weihe der Georgskapelle in Daberstedt. | 1941 | Bau einer Versammlungshalle (Thüringenhalle) neben dem Schützenhaus. | 1944/1945 | (9.Juli) Bombenangriff auf Erfurt. Die Schwerpunkte liegen im Bereich der Magdeburger Straße. | 1944 | Auch in Erfurt ertönen immer häufiger die Luftschutzsirenen, je näher die Front kommt. Öffentliche Luftwarnung, später Kleinalarm genannt, wechselt mit Fliegeralarm. Von 24 Stunden verbringt die Bevölkerung durchschnittlich 8 bis 10 Stunden im Luftschutzraum. Die Lebenslage der Bevölkerung der Stadt verschlechtert sich spürbar. | 1944 | (20.Februar) Bombenangriff auf Erfurt. Die Schwerpunkte der Zerstörung liegen im Bereich Meineckestraße, Brühler Herrenberg, Brühler Hohlweg, Heinrichstraße, Ottostraße, Günterstraße, Borntal, Hahnegarten, Peterborn, Grünstraße, Schlüterstraße, Boyneburgufer und Clausewitzstraße (Eugen-Richter-Straße). | 1944 | (20.Juli) Bombenangriff auf Erfurt. Die Schwerpunkte liegen im Bereich Junkersand (Modehaus Reibstein), Rupprechtsgasse, Pilse 12/13, Ursulinenkloster, Anger 62 (Haus Weck), Industriegebiet Ilversgehoven und Bindersleben. | 1944 | (11.November) Bombenangriff auf Erfurt. Die Schwerpunkte der Zerstörung liegen im Bereich Futterstraße, Johannesstraße 3-5, Meienbergstraße und Neuerbeschule. | 1944 | Auf Anordnung des Gauleiters Sauckel schließen im August das Theater und die im November 1942 gegründete Musikschule aus kriegsbedingten Gründen ihre Pforten. Am 1.September stellt die seit 95 Jahren bestehende „Thüringer Allgemeine Zeitung“ ihr Erscheinen ein. Deren Leser erhalten nun die „Thüringer Gauzeitung“. | 1944 | (26./27.November) Bombenangriffe auf Erfurt. Die Schwerpunkte der Zerstörung liegen im Bereich Junkersand (Modehaus Reibstein), „Haus zum Schiffchen“ und „Anker“, Neue Mühle, Barfüßerschule und -kirche, Barfüßerstraße, Predigerkloster, Rathausgasse, Venedig, Gartenstraße, Löberring, Thomasstraße und Schlösserstraße. 
 | 1944 | (6.Dezember) Bombenangriff auf Erfurt. Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Leipziger Platz und Hospitalplatz. | 1945 | (9.Februar) Bombenagriff auf Erfurt. Die Schwerpunkte der Zerstörung liegen in den Bereichen Michaelisstraße, Collegium maius der Alten Universität, Kreuzgasse, Kürschnergasse, Hügel, Venedig, Evangelisches Waisenhaus, Grünstraße, Pfeiffersgasse, Boyneburgufer und Wallturm 23.
| 1945 | (19.Februar) Bombenangriff auf Erfurt. Die Schwerpunkte der Zerstörung liegen in den Bereichen Humboldtschule, Johannesstraße, Müfflingstraße (Theo-Neubauer-Straße), Moltkestraße (Thälmannstraße), Angermuseum, Franckestraße, Lange Brücke, Stunzengasse, Hundorfsgasse, Preßburger Straße (Clara-Zetkin-Straße), Epinaystraße (Windthorststraße), Weimarische Straße, Südfriedhof, Thomasstraße und Karthäuserstraße.
| 1945 | (25.Februar) Bombenangriff auf Erfurt. Die Schwerpunkte der Zerstörung liegen in den Bereichen Nettelbeckufer, Staatsbauschule, Venedig, untere Johannesstraße, Wenigemarkt und Gartenstraße. Im Keller des Bibliotheksgebäudes des Augustinerklosters komme 267 Menschen, überwiegend Kinder, ums Leben. | 1945 | (17.März) Bombenangriff auf Erfurt. Bombenschäden im Bereich Rudolfstraße und Dittelstedt. | 1945 | Um die Versorgung der aus den östlichen Kampfgebieten nach Erfurt geflüchteten bzw. zwangsumgesiedelten Menschen zu sichern, werden ab dem Anfang März beginnenden Lebensmittelzeitraum die Brot-, Nährmittel- und Fettzuteilungen an die Erfurter Bürger weiter erheblich gekürzt. | 1945 | (30.März) Bombenangriff auf Erfurt. Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen des Südviertels, der Arnstädter Straße, der Straßburger Straße (Robert-Koch-Straße), der Herderstraße, der Melchendorfer Straße, der Schillerstraße, des Gymnasiums, der Thomaskirche und des Beethovenplatzes. | 1945 | (31.März) Bombenangriff auf Erfurt. Die Schwerpunkte der Zerstörung liegen in den Bereichen Süd- und Westviertel, Dorotheenstraße, Goethestraße, Klingenstraße, Hochheimer Straße, Neuwerkstraße, Hohenzollernstraße (Alfred-Hess-Straße), Espachstraße, Friedrichstraße, Rubianusstraße, Gartenstraße, Futterstraße und Domplatz. | 1945 | (1.April) Einheiten der 3.US-Armee unter Befehl des Generals George S. Patton überschreiten westlich von Eisenach die thüringische Landesgrenze und nähern sich innerhalb weniger Tage dem Erfurter Gebiet. | 1945 | (10.April) Aufruf des Kreisleiters der NSDAP Franz Theine in der „Thüringer Gauzeitung“: „Erfurter werdet nicht mutlos! Für Feiglinge ist kein Platz in unserer Stadt! Je näher der Feind, desto unbeugsamer unsere Haltung!“. Am gleichen Tag wird gegen 14 Uhr Feindalarm ausgelöst. Die Bevölkerung flüchtet in die Keller und richtet sich auf ein längeres Verweilen darin ein. Tieffliegerangriffe nehmen erheblich zu. Am folgenden Tag ist die Stadt von amerikanischen Truppen eingeschlossen und liegt unter Beschuss ihrer Artillerie. Der Schwerpunkt der Zerstörung liegt im Bereich der Marktstraße, des Rathauses, der Neuwerkstraße, der Gartenstraße, des Angerecks und des Bartholomäusturms. | 1945 | (13.April) Die im Regierungsgebäude am Hirschgarten stationierte amerikanische Militärverwaltung unter dem Kommando des Majors Noble O. Moore übt die vollziehende Gewalt in der Stadt aus. Ihre Befehle und Veröffentlichungen sind widerspruchslos zu befolgen. Der Post- und Eisenbahnverkehr für die Bevölkerung ist völlig eingestellt. Sämtliche Behörden außer der Stadtverwaltung, alle Schulen und Einrichtungen sind geschlossen. | 1945 | (12./13.April) Voller Ungewissheit über die Zukunft verlassen die Menschen Luftschutzkeller und Bunker. Die Stadt Erfurt bietet ein trostloses Bild. Die Arbeit in den Betrieben ist fast ganz zum Erliegen gekommen. 5.000 Erfurter Männer kehren nicht von den Schlachtfeldern Europas zurück, viele andere nur als Krüppel. Dem Bomben- und Granatenhagel sind 1.392 Greise, Frauen und Kinder zum Opfer gefallen. Hunderte von Gegnern des NS-Regimes und jüdische Bürger der Stadt sind verschleppt, viele in den Konzentrationslagern ermordet. Die Gebäudeschäden in der Stadt betragen 85,5 Millionen Reichsmark. Dennoch sind die Bombenschäden im Vergleich mit anderen deutschen Städten gering. | 1945 | Lange Züge heimatloser Menschen kommen aus den Kampfgebieten und ziehen durch die Stadt in der Hoffnung, eine Unterkunft zu finden. Mitte April leben 37.430 Kriegsevakuierte in der Stadt. In der Neuerbeschule, im „Schützenhaus“, im Barackenlager am Alten Nordhäuser Bahnhof, im Gymnasium und in den Gebäuden Allerheiligenstraße 9/10 sind Durchgangslager für Flüchtlinge und Vertriebene eingerichtet. | 1945 | (15.April) Otto Gerber (parteilos) (1884 bis 1961) wird auf Anordnung des US-amerikanischen Stadtkommendanten als Oberbürgermeister eingesetzt. | 1945 | (29.April) Der Güterzug- und Kurzstreckenverkehr der Deutschen Reichsbahn für die Bevölkerung wird in beschränktem Umfang zugelassen. Durch Gleisunterbrechungen infolge der Kampfhandlungen und der Brückensprengungen sind zahlreiche Streckenabschnitte gesperrt. Das Fernmeldenetz ist nachhaltig zerstört. | 1945 | (1.Juni) Der Straßenbahnverkehr beginnt mit der Linie 1. Bereits in den folgenden Wochen werden nach der Instandsetzung des Schienennetzes und des Wagenparks die weiteren Streckenabschnitte befahren. Ab dem 19.Juli werden wieder alle Strecken der Erfurter Straßenbahn und erste Omnibuslinien befahren. Die erste Ausgabe der Veröffentlichung „Amtliche Nachrichten der Militärregierung für den Stadtkreis Erfurt und den Landkreis Weißensee“ erscheint. | 1945 | (3.Juli) Einheiten der sowjetischen Armee übernehmen aufgrund einer Vereinbarung der alliierten Militärkommandanten in Deutschland entsprechend dem 1. Londoner Zonenprotokoll von 1944 und den Beschlüssen der Konferenz von Jalta die Stadt. Erfurt wird Bestandteil der sowjetischen Besatzungszone. | 1945 | Als Tageszeitung erscheinen in Erfurt: Die „Thüringer Volkszeitung“ (KPD) ab dem 3.Juli, die „Tribüne“ (SPD) ab dem 1.November, das „Thüringer Tageblatt“ (CDU) ab dem 1.Mai 1946, die „Thüringer Landeszeitung (LDPD) ab dem 4.Januar 1947 und die „Thüringer Neuesten Nachrichten“ (NDPD) ab dem 30.April 1951. | 1945 | (7.Juli) Hermann Jahn (KPD) (1894 bis 1946) wird durch den sowjetischen Stadtkommandanten nach Amtsenthebung von Otto Gerber als Oberbürgermeister eingesetzt. | 1945 | (April bis Juli) In der Stadt konstituieren sich Ortsgruppen politischer Parteien und führen erste Versammlungen durch: KPD am 26.April, „Bund demokratischer Sozialisten“ am 1.Juni, SPD am 15.Juni, CDU am 26.Juni und LDPD am 5.Juli. Ihnen folgen die NDPD und die DBD 1948. | 1945 | (April bis Juni) Die in Erfurter Betrieben „zwangsverpflichteten“ 31.000 Arbeitskräfte aus der Sowjetunion, Polen, der Tschechoslowakei, Frankreich, Italien, Jugoslawien, Rumänien, den Niederlanden und Bulgarien kehren in der Mehrzahl nach Kriegsende in ihre Heimatländer zurück. | 1945 | (Juni) Die Strom- und Gasversorgung kann nach umfangreichen Reparaturarbeiten wieder notdürftig gesichert werden. | 1945 | (1.Juli) Einstellung der Tätigkeit der preußischen Regierung in Erfurt. Die Stadt wird am 16.Juni Thüringen zugeordnet. | 1945 | (30.August) Mit der Aufführung von Beethovens „Fidelio“ im Stadttheater nimmt das Theaterleben einen neuen Anfang. | 1945 | (29.September) Eröffnung einer Ausstellung unter dem Motto „Erfurter Wirtschaft im Aufbau“ in den Gebäuden der Feima-Werke, Altonaer Straße. Sie zeigt, wie Betriebe oft mit Behelfsmitteln, durch Rohstoffknappheit und vielen anderen Schwierigkeiten verursacht, die Produktion in Gang gesetzt haben. Gleichzeitig wird eine erste Kunstausstellung unter der Thematik „Künstler im antifaschistischen Kampf“ eröffnet.
| 1945 | (1.Oktober) Die Erfurter Schulen nehmen in allen Klassenstufen- die Mehrzahl der ersten vier Unterrichtsstufen bereits am 24.Juli- den Unterricht wieder auf. Die Schülerzahl beträgt 21.200. | 1945 | (7.Oktober) Die Erfurter Musikschule wird mit einer Feierstunde im Stadttheater eröffnet. Im Rahmen der musikalischen Darbietungen spricht Stadtschulrat Dr. Binnert. | 1945 | (November) In der Innenstadt sind 30.000 m³ Schutt von den Straßen geräumt und etwa ein Drittel der beschädigten Wohnungen instandgesetzt. Besondere Anstrengungen erfordert die Sicherung der gesundheitlichen Betreuung der Stadtbevölkerung und vor allem der Flüchtlinge. In den Erfurter Lagern haben sich fast 700.000 Menschen aus den Ostgebieten Deutschlands (1945-1949) aufgehalten. | 1946 | (15.Februar) Die Pädagogische Fachschule wird mit einem Festakt in der Aula der Gutenbergschule als Nachfolgeeinrichtung der Lehrerbildungsanstalt eröffnet. | 1946 | (13. und 14.April) 1. Landesparteitag der CDU in Erfurt im „Stadtkrug“; am zweiten Tag Ende mit einer Festveranstaltung im Angerkino. Es spricht Jakob Kaiser. Der zweite Landesparteitag findet vom 18. bis zum 20.April im „Kossenhaschen“ und in den „Reichshallen“ statt (dort mit Dertinger und Lemmer), der dritte vom 21.Mai bis zum 25.Mai 1948 im „Kossenhaschen“ und in den „Reichshallen“ (dort mit Dertinger und Nuschke), der vierte am 17. und am 18.Mai 1950 im „Erfurter Hof“. | 1946 | (21.Mai) Mit dem Befehl Nr. 156/181 der SMAD wird die Übergabe des sequestrierten Eigentums in Besitz und Nutznießung der Stadtverwaltung bestimmt. Entsprechend den Festlegungen der Sequesterkommission der Stadt gehen von den Beschlagnahmten 330 Objekten 224 in „Volkseigentum“ über. 106 werden an die alten Besitzer zurückgegeben. Zur Verwaltung wird das Kommunale Wirtschaftsunternehmen (KWU) gebildet. | 1946 | Die Erfurter Großbetriebe „Olympia-Büromaschinen-Werke“, das Telefunken-Werk und die Berlin-Erfurter Maschinenfabrik „Henry Pels & Co“. werden in Sowjetische Aktiengesellschaften (SAG) umgewandelt. 1947 bis 1954 Übergabe aller SAG-Betriebe in Volkseigentum. | 1946 | (12.April) Kommunisten und Sozialdemokraten Erfurts fassen auf einer gemeinsamen Tagung im Kaisersaal den „Beschluss über die Vereinigung der KPD und SPD“ zur „Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands“ auf lokaler Ebene. Ein beachtlicher Teil der Erfurter Sozialdemokraten lehnt die Vereinigung ab. Ab dem 9.April erscheint als neues Organ der SED die Tageszeitung „Thüringer Volk“. | 1946 | (8.September) Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung. Es beteiligen sich 87 % der wahlberechtigten Bürger. Von den gültigen Stimmen werden auf den Wahlvorschlag der LDPD 44.058, den der SED 39.425, den der CDU 25.036 und den des Frauenausschusses 902 abgegeben. | 1946 | (26.September) Paul Hach (LDPD) (1893 bis 1976) wird entsprechend dem Wahlergebnis durch die Stadtverordnetenversammlung als Oberbürgermeister benannt. Gedeckt vom sowjetischen Stadtkommandanten, erzwingt die SED-Führung den Rücktritt des LDPD-Oberbürgermeisters. Unter massivem Druck verzichtet die LDPD-Fraktion auf eine Kandidatur. | 1946 bis 1961 | Georg Boock (SED) (1891 bis 1961) wird am 5.Mai als Oberbürgermeister der Stadt Erfurt eingeführt. Nach der Gemeindewahl vom 8.September 1946 legt er am 26.September sein Amt nieder. Nachdem die LDPD-Fraktion unter massivem Druck auf die Kandidatur verzichtet hat, wird im Dezember Georg Boock von der Stadtverordnetenversammlung erneut zum Oberbürgermeister gewählt. | 1946 | (29.Oktober) Die Einwohnerzahl der Stadt Erfurt beträgt laut durchgeführter Volks- und Berufszählung 174.633 Personen, davon 73.501 männliche und 101.132 weibliche. | 1946 | (8.Dezember) Das Angermuseum eröffnet nach der Beseitigung der Kriegsschäden am Gebäude wieder Ausstellungsräume mit den Sammlungen der Gemälde sowie der Fayencen, Gläser und Porzellane beginnend.
| 1947 | (25.Februar) Durch Kontrollgesetz der Alliierten Nr. 68 wird Preußen als Staat aufgelöst. Nach 145 Jahren endet damit für Erfurt auch juristisch die Zugehörigkeit zu Preußen. | 1947 | (1.Juni) Auf der Radrennbahn im Andreasrieth wird das erste Nachkriegsrennen durchgeführt. | 1947 | (2.Oktober) Die Ingenieurschule für Bauwesen beginnt als Nachfolgeeinrichtung der Lehranstalt für Hoch- und Tiefbau mit dem Lehrbetrieb. | 1947 | (20.Oktober) Die neu gebildete Höhere Gartenbauschule, die vorläufig in dem Hause Allerheiligenstraße 9/11 untergebracht ist, beginnt mit dem Lehrbetrieb. | 1947 | Die während des Kriegs erbauten Luftschutz-Löschteiche (Betonbehälter) auf dem Domplatz, dem Fischmarkt, dem Anger, im Hirschgarten, am Löberring, am Reglerring, am Krämpferring sowie die übrigen am Rande der Stadt werden beseitigt. | 1948 | (7.Juli) Durch den Thüringer Landtag wird Erfurt zur Landeshauptstadt erklärt, wird es auch de facto, als der Ministerpräsident 1950 seinen Amtssitz nach Erfurt verlegt. Erfurt erhält damit die seiner Bedeutung entsprechende Stellung. | 1948 | Beginn der Arbeiten für den Aufbau des Kulturparks Cyriaksburg unter großer Beteiligung der Erfurter Bevölkerung. | 1948 | Die staatliche Handelsorganisation (HO) eröffnet die ersten Läden in der Predigerstraße 1 / 2 und der Schlösserstraße 7 sowie eine Gaststätte am Anger 19/20.
 | 1949 | (15./16.Mai) Bei den noch relativ freien Wahlen der Delegierten des 3.Deutschen Volkskongresses stimmen von den Erwachsenen 62,48 % für die Einheitsliste, 37,52 % dagegen, von den Jugendlichen 65,40 % für die Liste, 34,60 % dagegen. Es ist dies die letzte Wahl vor der dann 40 Jahre dauernden Zeit der Scheinwahlen mit 99 %-Ergebnissen. Bereits die Wahlen zur Volkskammer, zum Landtag und zur Stadtverordnetenversammlung vom 15. Oktober 1950 erbringen ein „Ergebnis“ von 97,3 % Ja-Stimmen für die Kandidaten der Nationalen Front. | 1949 | (29.August) Eröffnung des Schauspielhauses im Gelände der ehemaligen „Ressource“ im Klostergang. | 1949 | (7.Oktober) Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). | 1949 | (Oktober) Erfurt hat 179.807 Einwohner, davon 101.776 weibliche gegenüber 78.031 männlichen Bürgern. Das Gebiet der Stadt dehnt sich über 61.20 km² aus. | 1949 | (12.November) Der Stadtkommandant der sowjetischen Militäradministration, Major Kutschuk, überträgt Oberbürgermeister Georg Boock alle politischen und administrativen Rechte und Pflichten. | 1950 bis 1952 | Bau eines Hochhauses für die Thüringer Landesregierung an der Johann-Sebastian-Bach-Straße.
 | 1950 | Eingemeindung der Dörfer Bischleben, Dittelstedt und Rhoda am 1.Januar und der Dörfer Bindersleben, Gispersleben-Viti, Gispersleben-Kiliani, Marbach, Möbisburg und Schmira am 1.Juli. Durch die Eingemeindungen vergrößert sich die Fläche der Stadt von 61.20 km² auf 106.22 km², die Anzahl ihrer Einwohner steigt auf 189.988. | 1950 | Wohnungsbau in der Riethstraße, im Fuchsgrund sowie zwischen Geschwister-Scholl-Straße und Steinplatz. Baubeginn der Rote-Berg-Siedlung. | 1950 | (7.Juli) Mit der Eröffnung der Gartenbauausstellung „Erfurt blüht“ wird an die Tradition der Blumenstadt angeknüpft. |
1951 - 2000
1952 | Mit der Verabschiedung des „Gesetzes über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe im Lande Thüringen“ entstehen drei Bezirke. Erfurt verliert seine Stellung als Landeshauptstadt Thüringens, das nun für fast 40 Jahre als politische Einheit nicht mehr besteht und wird Bezirksstadt des Bezirkes Erfurt.

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1952 | Mit der Gründung eines katholischen Priesterseminars im Rang einer Theologischen Hochschule wird Erfurt wieder Hochschulstadt. | 1952 | (22.April) Die Stadtverordnetenversammlung beschließt die Bildung von Stadtbezirken (Mitte, Nord, Ost und West; ab 1957: Mitte, Nord und Süd), die bis 1990 bestehen bleiben. | 1952 | (19.Mai) In der Frauenklinik, auf dem Gelände der ehemaligen Landesfrauenklinik, in der Gorkistraße wird Klaus-Werner Batke geboren. | 1952 |

(31.August) Übergabe des an der Stelle der alten, 1938 niedergebrannten Synagoge neuerrichteten Gotteshauses durch den Vorsitzenden der CDU, Otto Nuschke, an die jüdische Gemeinde.

| 1953 | (17.Juni) Streiks und Demonstrationen in Erfurt und anderen Städten sind Ausdruck für den wachsenden Protest der Bevölkerung. Über die Stadt Erfurt verhängt der Chef der sowjetischen Garnison der Stadt, Oberstleutnant Paretschin, den Ausnahmezustand. Am Stadtrand gehen sowjetische Panzer vom Truppenübungsplatz Ohrdruf in Stellung. | 1953 | (1.September) An der Nordhäuser Straße nimmt ein Pädagogisches Institut in einem Neubaukomplex seine Tätigkeit auf. Es erhält 1965 den Namen „Dr. Theodor Neubauer“. Neubauer-Denkmal | 1954/1955 | Fußballclub SC Turbine Erfurt wird DDR-Meister. | 1954 | (7.September) Eröffnung der Medizinischen Akademie (MAE). Erster Rektor wird Prof. Dr. med.Egbert Schwarz (bis 1959). | 1954 | Beginn der Bauarbeiten für den Wohnungsbau im Bereich des Tiergartens und des Schwemmbachs. | 1955 | Eröffnung eines Museums für Thüringer Volkskunde im ehemaligen Hospital am Juri-Gagarin-Ring. | 1956 | Gründung der Jugend- und Sportschule. Das Sportzentrum Süd wird umgebaut und erweitert. | 1957 | Beginn der Bauarbeiten für den Wohnungsbau im Daberstedter Feld und im Borntal.
 | 1958 | (7.Oktober) Eröffnung des Thüringer Zooparks auf dem Roten Berg, der vor allem durch freiwillige Arbeitseinsätze vieler Bürger geschaffen worden ist. | 1958 | Der Neubau einer Hals-, Nasen-, Ohren- und Augenklinik im Bereich der Medizinischen Akademie Erfurt an der Nordhäuser Straße wird seiner Bestimmung übergeben. | 1958 | Errichtung eines Eisstadions im Süden der Stadt. | 1958 | Eröffnung eines Zivilflughafens der Deutschen Lufthansa (später: Interflug) in Erfurt-Bindersleben (1960 Ausbau für modernen Flugverkehr). | 1960 | Übersiedlung der Evangelischen Predigerschule von Wittenberg in das Augustinerkloster.
 | 1961 bis 1969 | Rolf-Dietrich Nottrodt (SED) ist Oberbürgermeister der Stadt. | 1961 | (29.April) Eröffnung der „I. Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) sozialistischer Länder“ auf der Cyriaksburg. Seitdem im jährlichen Wechsel Gartenbauausstellungen der DDR mit internationalen Gartenbauausstellungen. Die Erfurter Bevölkerung leistete zum Aufbau über 364.000 Stunden freiwilliger Arbeit im Rahmen des NAW (Nationales Aufbauwerk).
| 1965 | Beginn des Wohnungsbaues am Johannesplatz auf innerstädtischer Freifläche in Erfurt-Nord (bis 1972). | 1965 | Ausbau der Bastion Leonhard der Zitadelle Petersberg als Aussichtsplateau.
 | 1967 bis 1970 | Abbruch von zahlreichen Häusern im Altstadtbereich für städtebauliche Umgestaltung der Innenstadt (1967 Sterngasse; 1968-1970 Gebiet zwischen Juri-Gagarin-Ring, Hospitalplatz, Lindenweg, Neuerbe und Meyfahrthstraße). | 1968 bis 1971 | Verbreiterung des Juri-Gagarin-Ringes von der Leninstraße (Johannesstraße) bis zur Krämpferstraße auf vier Fahrspuren (1968 bis 1969), von der Krämpferstraße bis zur Trommsdorffstraße (1969 bis 1970), bis zur Bahnhofstraße (1970 bis 1971), von der Bahnhofstraße bis zum Karl-Marx-Platz (1971 bis 1972). Bauarbeiten in den innerstädtischen Abbruchgebieten zwischen Franckestraße und Meyfarthstraße: 3 Wohnscheiben, 4 Punkthochhäuser und 1 Kindergarten. | 1968 | Wiederherstellung der ursprünglichen Walmform des Domdaches sowie die Entfernung des Marien-Mosaikbildes an der Westseite. | 1968 | Baubeginn des Umgestaltungsgebietes im Stadtzentrum. Nach Flächenabriss in den Jahren 1967/68 werden 11- und 16-geschossige Hochhäuser (Ostring) und ein Hotel (Kosmos) an der Kreuzung Krämpferstraße/Ring errichtet.
| 1969 bis 1974 | In Erfurt-Nord entsteht auf freier Fläche im Gebiet der Riethstraße ein neues Wohngebiet (Wohnkomplex „Rieth“) in Großplatten-Bauweise. Versorgungseinrichtungen und Altersheim entstehen 1975. | 1969 bis 1975 | Um- und Ausbau des Verkehrsknotenpunktes an der Schmidtstedter Brücke (1969 Zugangsstraße zum Container-Zentrum; 1971 bis 1973 Errichtung der neuen Schmidtstedter Brücke; 1972/73 Bau der Fußgänger-Unterführung an der Neuerbe-Schule; 1973 Untertunnelung der Eisenbahn). | 1969 bis 1982 | Heinz Scheinpflug (SED) ist Oberbürgermeister der Stadt Erfurt.
 | 1969 | (5.September) Das Pädagogische Institut erhält den Status einer Pädagogischen Hochschule (gleichzeitige Vereinigung mit dem Pädagogischen Institut Mühlhausen zu der Pädagogischen Hochschule Erfurt/Mühlhausen). | Ab 1970/1975 | Das Neubauprogramm führt zu einer Umschichtung der Einwohner vom Stadtinneren auf periphere Standorte im Norden und im Südosten der Stadt. Damit verliert die Altstadt rasch etwa die Hälfte ihrer Bewohner, der Zerfall der Bausubstanz verstärkt sich.
 | 1970 | (19.März) Treffen des Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland, Willy Brandt, mit dem Vorsitzenden des Ministerrates der DDR,Willi Stoph, im Interhotel „Erfurter-Hof“. | 1970 | (31.Dezember) Die Bevölkerungszahl der Stadt beträgt bei der Volkszählung 196.198.
 | 1972 bis 1974 | Bau eines Bettenhauses in der Melanchthonstraße für die Frauenklinik der Medizinischen Akademie. | 1972 bis 1978 | In Erfurt-Nord entsteht auf ehemals landwirtschaftlich genutzter Fläche der Wohnkomplex „Nordhäuser Straße“ in Großplatten-Bauweise und bindet Erfurt an die Ortslage Gispersleben an.
| 1972 bis 1982 | Abbrucharbeiten an der Südseite der Gartenstraße und Beginn der Baumaßnahmen im Gebiet des südlichen Juri-Gagarin-Rings im Verlauf der ehemaligen Stadtbefestigung mit 11- und 8-geschossigen Wohnbauten und verschiedenen Verkaufseinrichtungen in Großplatten-Bauweise.
 | 1972 | (Februar bis Mai) Verstaatlichung der 88 bisher halbstaatlichen Betriebe in der Stadt. | 1972 | (1.Juli) Die ausgebauten Kiesgruben (etwa 30 ha) werden als Naherholungsgebiet „Nordstrand“ eröffnet. | 1972 | (13.November) Ein orkanartiger Sturm verursacht große Schäden in der Stadt (2 Tote und 707 beschädigte Gebäude). | 1973 | (Februar) Die Stadt erreicht eine Einwohnerzahl von 200.000. | 1974 | (29.Mai) Das Stadtgeschichtliche Museum im „Haus zum Stockfisch“, Johannesstraße 169, wird eingeweiht. Eine umfassende Sanierung des Gebäudes erfolgt 1992/93. | 1975/1978 | Bau des Interhotels „Kosmos“ am Juri-Gagarin-Ring. | 1975 | Gründung einer Sektion Stomatologie der Medizinischen Akademie (1972-1975 Neubau der Stomatologischen Klinik der Medizinischen Akademie).
 | 1976 | Beginn der komplexen Renovierung der Gebäude am Anger und Verwandlung dieser Hauptgeschäftsstraße in eine Fußgängerzone. Der historische Altstadtkern verfällt, besonders in den ehemaligen Handwerksvierteln. Zaghafter Beginn der Altstadtsanierung im Stadtviertel Große Arche-Marktstraße-Domplatz. | 1977 bis 1982 | In Erfurt-Nord am Fuße des Thüringer Zooparks entsteht auf einer Freifläche das Wohngebiet „Roter Berg“ in Großplatten-Bauweise. | 1979 | Einbau eines fünfoktavigen Glockenspiels mit 60 Glocken in den Bartholomäusturm auf dem Anger durch die Glockengießerei Schilling (Apolda). 1992 wird das Glockenspiel überholt und danach wieder eingebaut. | Ab 1979 | Im Südosten der Stadt entsteht das Wohngebiet Herrenberg/Wiesenhügel; das Wohngebiet Drosselberg entsteht ab 1986. | 1982 bis 1989 | Rosemarie Seibert (SED) ist Oberbürgermeisterin der Stadt Erfurt (ausgeschieden am 27.November 1989).
 | 1983 | Eröffnung eines Museums für mittelalterliche Kunst im Chor der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Barfüßerkirche. | 1983 | Rekonstruktion des durch einen Luftangriff im Zweiten Weltkrieg zerstörten Portals des Collegium maius der alten Erfurter Universität und bauliche Erneuerung der Georgenburse an der Lehmannsbrücke. | 1984 | (24.Dezember) Beim Läuten der „Gloriosa“ am Heiligen Abend wird ein Riss in der Glocke festgestellt. Nach langer Vorbereitung wird die Glocke am 17.Oktober 1985 in der Glockenstube geschweißt. Am 8.Dezember 1985 wird sie feierlich neu eingeläutet. | 1985 | Baumaßnahmen im Bereich der nördlichen Innenstadt; Huttenplatz 1985-1988. | 1985 | In der Eichenstraße beginnen Abrissarbeiten. Zwischen der Eichenstraße und dem Hirschgarten soll ein „Haus der Kultur“ entstehen. Der Beginn der Bauarbeiten ist 1986. | 1986 | (6.Oktober) Eröffnung der Erfurter Puppenbühne und eines Kabaretts im baulich erneuerten „Waidspeicher“ in der Großen Arche.
| 1986 | Umfassende Sanierungsarbeiten an den den Fluss überspannenden fünf Sandsteinbögen der Krämerbrücke. | 1988 |  - Partnerstädte auf einem Rundstein vor dem Rathaus-Haupteingang
(20.März) Festsitzung im Schauspielhaus anlässlich des Abschlusses der Städtepartnerschaft Erfurt-Mainz unter Anwesenheit des Oberbürgermeisters von Mainz, Hermann Hartmut Weyel. Weitere Partnerstädte von Erfurt sind: Lille (Frankreich), Vilnius (Litauen), Lowetsch (Bulgarien), Györ (Ungarn), Piacenza (Italien) und Kalöisz (Polen). Nach der Wende erfolgten Kooperationsvereinbarungen mit Essen und Kassel. Als Partnerstädte kamen nach der Wende Tucumán (Argentinien) und Shawnee (USA) hinzu. | 1988 | Drei sanierte Renaissancehäuser werden übergeben: Das Haus „Zur Windmühle“ als Musikschule, das Haus „Zum Sternberg“ als kirchliche Behindertentagesstätte und das Haus „Zum Sonneborn“ als zentrales städtisches Standesamt („Hochzeitshaus“).
 - Haus zum Sonneborn
 Fertigstellung des „Palmenhauses“ in der Schlösserstraße, eines Denkmals der Glasarchitektur des 19. Jahrhunderts. Einweihung der rekonstruierten Teile des Augustinerklosters. | 1989 | (Oktober) Die Krisensituation auf allen Gebieten wird immer offensichtlicher. Möglichkeiten und dringende Erfordernisse einer grundlegenden politischen Reform in Richtung Demokratisierung und Freizügigkeit werden trotz immer drängenderer Forderungen der Bürger durch die Partei- und Staatsführung negiert. Starres Festhalten am Führungsanspruch, Kriminalisierung Andersdenkender, Verschleierung von Missständen, Missachtung der Mündigkeit der Staatsbürger und Machtmissbrauch führen auch in Erfurt zu einem immer größeren Schwund des Vertrauens zu den Partei- und Staatsorganen. Als Ungarn den „Eisernen Vorhang“ an seiner Grenze zu Österreich beseitigt hat, beginnt eine Massenflucht auch von Erfurtern über Ungarn. Der Exodus setzt sich nach dem 9.November fort. Insgesamt verlassen im Jahre 1989 4.000 Erfurter Bürger ihre Heimatstadt. | 1989 | (Oktober/November) Bildung zahlreicher Bürgerinitiativen wie „Neues Forum“, „Demokratischer Aufbruch“, „Demokratie jetzt“, „Frauen für Veränderung“, „Die Grünen“ sowie demokratischer Parteien wie die SPD mit dem Ziel einer grundlegenden Demokratisierung der Gesellschaft in der DDR. | 1989 | (24./28.Oktober) Die anschwellende Protestbewegung mündet in Demonstrationen und Kundgebungen. Kirchliche Vertreter und die Bürgerbewegung erzwingen die Aufnahme des Dialoges zwischen Bürgern und dem Rat der Stadt. Im vollbesetzten Stadtverordnetensaal des Rathauses kommt es zu kontroversen Diskussionen zwischen den Vertretern der Bürgerbewegung und der Oberbürgermeisterin. Ein weiterer derartiger „Bürgerdialog“ mit führenden Vertretern der Stadt und des Bezirkes findet am 28.Oktober in der Thüringenhalle statt. | 1989 | (26.Oktober) Nach Friedensgebeten in Kirchen, z.B. in der Prediger-, der Michaelis-, der Lorenz-, der Wigbert- und der Kaufmannskirche fordern Zehntausende von Erfurtern auf dem Domplatz eine sofortige demokratische Erneuerung. Auf den nun regelmäßig stattfindenden Donnerstagsdemonstrationen werden immer weiter reichende politische Forderungen nach Reform und Veränderung des Systems gestellt. Alle weiteren politischen Schritte stehen nun im Zeichen der Massenforderung „Wir sind ein Volk“. | 1989 | (9.November) Die Nachricht von der Öffnung der Grenze erreicht viele Erfurterinnen und Erfurter während der Demonstration auf dem Domplatz. Am folgenden Tage stehen Tausende vor der Volkspolizei am Schützenhaus Schlange, um ein Visum zu erhalten. | 1989 | (19.November) Über 20.000 Einwohner demonstrieren auf Initiative von Erfurter Künstlern und Kulturschaffenden für eine konsequente demokratische Umgestaltung. | 1989 | (4.Dezember) Bürgerinitiativen erzwingen die Kontrolle über das Gebäude der Bezirksbehörde des Ministeriums für Staatssicherheit in der Andreasstraße. Die Bürgerwache wird gebildet. | 1989 | (5.Dezember) Offizielle Gründung eines Bürgerkomitees, bestehend aus 10 Fraktionen (Neues Forum, Demokratischer Aufbruch, LDPD, NDPD, SPD, CDU, Grüne Partei, Bürgerinitiative „Frauen für Veränderung“, DBD und Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirche). | 1989 | (10./27.Dezember) Nach dem Rücktritt von Rosemarie Seibert (SED) wird Siegfried Hirschfeld (SED) zum Oberbürgermeister der Stadt berufen (ausgeschieden am 30.Mai 1990).
 | 1989 | (10.Dezember) Zehntausende von Bürgern bilden ein „Bürgerwall“ entlang der ehemaligen inneren Stadtmauer, um dem Verfall und dem drohenden Abriss des historischen Stadtkerns entgegenzutreten. | 1989 | (13.Dezember) Auf Einladung des Propstes Dr. Falke und der Evangelisch-lutherischen Kirche in Thüringen sowie des Bischöflichen Amtes Erfurt-Meiningen wird in der Augustinerkirche ein „Runder Tisch“ des Bezirkes unter Beteiligung von Vertretern der politischen Parteien, der Organisationen und der Bürgerbewegungen gebildet. Am folgenden Tag entsteht ein „Runder Tisch“ in der Stadt Erfurt. | 1990 | (7.Februar) Auflösung der Stadtverordnetenversammlung und Bildung eines Interimsparlaments, dem je fünf Vertreter aller Parteien, Organisationen und Bürgerbewegungen des „Runden Tisches“ angehören. Das Interimsparlament tritt erstmals am 21. Februar zusammen. | 1990 | (18.März) Erste demokratische wahlen zur Volkskammer. Die meisten Wählerstimmen in der Stadt kann die CDU mit 44,2 % erringen, die SPD erreicht 21,4 %, die PDS 16,1 %, die LDPD 4,3 % und die DSU 3,3 %. Bundeskanzler Helmut Kohl und Außenminister Hans-Dietrich Genscher (20.Februar) sowie der Präsident der Sozialistischen Internationalen und Ehrenvorsitzende der SPD Willy Brandt (3.März) sprechen auf Wahlveranstaltungen in Erfurt.
 | 1990 | (24.April) Auftaktveranstaltung zur bautechnischen Hilfe des Bundeslandes Rheinland-Pfalz „Hilfe für Thüringen“ auf dem Erfurter Fischmarkt. | 1990 | (30.Mai) Auf der ersten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, die am 6.Mai aus freien demokratischen Wahlen hervorgegangen ist, werden Manfred O.Ruge (CDU) zum Oberbürgermeister und Dietmar Schuhmacher (SPD) zum 1. Bürgermeister gewählt. Zum Ratspräsidenten wird Karl-Heinz Kindervater (CDU) gewählt. | 1990 | (3.Oktober) Die Deutsche Demokratische Republik tritt nach Artikel 23 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland bei und hört damit auf zu existieren. Die Teilung in zwei Staaten, welche über 40 Jahre gedauert hat, ist beendet. | 1990 | (29.Oktober) Nach dem Ende der Teilung Deutschlands (3.Oktober 1990) nehmen die Fluglinie Erfurt-Berlin (Tempelhof) und die Linie Erfurt-Frankfurt/Main der Deutschen Lufthansa vom Flughafen Erfurt-Bindersleben den Betrieb auf. | 1990 | (2.Dezember) Bei der ersten Bundestagswahl nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten erreichen in der Stadt Erfurt die CDU 36,0 %, die SPD 23,6 %, die FDP 14,4 %, die PDS 13,2 % und Bündnis 90/Grüne 9,5 % der Zweitstimmen. Das Erfurter Direktmandat erringt Norbert Otto (CDU). | Ab 1990 | Die Gestaltung und Rekonstruktion der historischen Erfurter Innenstadt schreitet hoffnungsvoll voran. Zahlreiche Notsicherungen von denkmalgeschützten Häusern werden eingeleitet. Am 25.Juli findet das erste Richtfest im Sanierungsgebiet Andreasviertel, nämlich beim Gebäude Andreasstraße Nr. 34 statt. | Ab 1990 | Sicherung, Sanierung und Rekonstruktion des bedeutenden Denkmals der Festungsbaukunst Zitadelle Petersberg.
| 1991 | (10.Januar) Erfurt wird Landeshauptstadt. Der Thüringer Landtag entscheidet sich mehrheitlich (49 von 88 Abgeordneten) für Erfurt als Landeshauptstadt Thüringens. | 1991 | (4.Oktober) Von den 2.466 Thüringer Betrieben unter Verwaltung der Treuhand wurden bisher 620 privatisiert. In Erfurt sind von 600 Unternehmen und Teilunternehmen 190 verkauft bzw. privatisiert. | 1991 | (5.November) Beginn des Abrisses in der Bahnhofstraße 38 („Storchennest“) Ecke Gartenstraße, für einen Neubau der Dresdner Bank, der dazu Flächen für mehrere Läden bieten soll. | 1991 | (4.Dezember) Mit dem Anbringen einer Gedenktafel am ehemaligen Gebäude der Stasi-Bezirksbehörde Erfurt in der Andreasstraße, die an die Besetzung am 4.Dezember 1989 erinnert, vollzieht das Bürgerkomitee seine letzte Handlung und löst sich auf.
Stasi-Haft-Gedenktafel | 1991 | (31.Dezember) Veranstaltung zur Überleitung in das Jubiläumsjahr der Stadt auf dem Domplatz mit Musik, Lasershow und Feuerwerk unter dem Motto „Gloriosa- Erfurt unter Licht“. | 742 bis 1992 | Die Stadt ist 1250 Jahre alt. | 1992 | Unter dem Leitgedanken „Aufbruch zum Selbstverständlichen-Erfurt 1250 Jahre in der Mitte Europas“ begehen die Bürger und ihre Gäste die Wiederkehr der ersten urkundlichen Erwähnung Erfurts. | 1992 | (1.Januar) Eröffnung des Erfurter Jubiläumsjahres mit einem Festkonzert in der Lutherkirche sowie einer Festansprache des Oberbürgermeisters Manfred O.Ruge. | 1992 | (4.Januar) Enthüllung einer Gedenktafel an der ehemaligen Universitätskirche, der Michaeliskirche, zum Beginn der Feierlichkeiten zum 600. Universitäts-Jubiläums. Gründung der „Universitätsgesellschaft e.V.-Gesellschaft zur Förderung der europäischen Universität Erfurt“. | 1992 | (20.Januar) 50.Jahrestag der Wannseekonferenz – am Westeingang des Hauptbahnhofes wird eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Erfurter Juden angebracht, die vom Bahnhof der Stadt in die Vernichtungslager transportiert worden sind. | 1992 | (17.März) Gründung der deutsch-japanischen Gesellschaft e.V., die sich zu Ehren des 1865 in Erfurt geborenen Begründers der akademischen Japanologie in Deutschland „Karl-Florenz-Gesellschaft“ nennt. | 1992 | (19.März) Erste Demonstration der Mitarbeiter und Studenten der Medizinischen Akademie Erfurt, die für die Erhaltung der Medizinischen Akademie als Hochschuleinrichtung eintreten. | 1992 | (7. bis 10.April) Festtage „500. Geburtstag des Rechenmeisters Adam Ries“.
Ries-Büste | 1992 | (1. bis 10.Mai) Festwoche zum 600. Gründungsjubiläum der Alten Erfurter Universität. Enthüllung einer Gedenktafel am Collegium maius und Festversammlung der Universitätsfreundschaftsgesellschaft im Festsaal des Rathauses (1.Mai). Festakt der Stadt und der Universitätsgesellschaft im Auditorium coelicum des Doms (2.Mai). Akademischer Festakt der MAE (4.Mai). Straßenfest in der Allerheiligenstraße im historischen Universitätsviertel (9.Mai). | 1992 | (4. bis 7.Juni) Internationale Waidausstellung auf der ega.
  Wissenschaftler aus acht Ländern beschäftigen sich mit der Geschichte sowie den gegenwärtigen und zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten der Pflanze. | 1992 | (17.Juni) Dr. Lorenz Drehmann (1915 bis 1992), Vorsitzender der Vereinigung „Heimattreue Erfurter“, wird auf Beschluss des Rates der Stadt Ehrenbürger der Stadt Erfurt. | 1992 | (21.Juni) Zum Auftakt der Festwoche anlässlich des Stadtjubiläums findet eine festliche Sitzung des Erfurter Rates in der Augustinerkirche statt. Die Festansprache hält der Präsident des Rates, Karl-Heinz Kindervater. Weiter sprechen der derzeitige Bundesratspräsident, Dr. Bernd Seite, der Minister für Wissenschaft und Kultur, Dr. Ulrich Fickel, und der Oberbürgermeister der Stadt Mainz, Herman Hartmut Weyel. | 1992 | (23.Juni bis 24.Juli) Historische Konferenz „Erfurt-Geschichte und Gegenwart. Bindungen und Verbindungen in Deutschland und Europa“, veranstaltet vom Magistrat der Stadt und vom Verein für Geschichte und Altertumskunde von Erfurt aus Anlass des Doppeljubiläums der Stadt und der Universität. | 1992 | (27.Juni) Höhepunkt des Stadt- und Universitätsjubiläums mit dem historischen Festumzug, der in 36 Bildern wichtige historische Abschnitte und Ereignisse, Persönlichkeiten und Institutionen darstellt (über 3.000 Mitwirkende). Am folgenden Tag wird die Festwoche mit einem historischen Bürgerfest fortgesetzt. | 1992 | (5.Juli) Erfurt bekommt Erdgas. Mit dem Anzünden einer Erdgasfackel in Erfurt-Dittelstedt gibt Oberbürgermeister Manfred Ruge das Zeichen für den Beginn der Umstellung der städtischen Gasversorgung. | 1992 | (29.August) Festliche Wiedereröffnung des Erfurter Ratsgymnasiums mit einem Gottesdienst in der Predigerkirche. Die Schule findet eine neue Unterkunft in der Meister-Eckehart-Straße.
| 1992 | (4. bis 6.September) Treffen der „Heimattreuen Erfurter“ in Erfurt. Dieses erste Treffen in der Stadt, der dieser 1960 gegründete Verein treu geblieben ist, ist zugleich das letzte Vereinstreffen. Der Verein löst sich zum Jahresende auf. | 1992 | (5.September) Oberbürgermeister Manfred O.Ruge übergibt die restaurierte Minerva auf dem Domplatz der Erfurter Bevölkerung. Die Vereinigung „Heimattreuer Erfurter“ hat die Kosten der Restaurierung getragen. | 1992 | (11.Oktober) Feierliche Eröffnung der Edith-Stein-Schule und damit Wiedereröffnung der 1938 geschlossenen Schule des Ursulinenklosters in Erfurt als eine offene christliche Schule in Trägerschaft der katholischen Kirche. | 1992 | (30.Oktober) Die „Neue Mühle“ in der Schlösserstraße wird als technisches Denkmal und Mühlenmuseum eröffnet. Die jüngste museale Einrichtung der Stadt erinnert an die einstmals mehr als 60 Wassermühlen an den Ufern der Gera und an angelegten Wasserläufen.
| 1992 | (Dezember) Die Stadt hat zum Jahresende 203.000 Einwohner. Nachdem Erfurt 1988 seine größte Einwohnerzahl mit 220.328 aufgewiesen hatte, ist diese bis zum Jahresende 1991 um 7,6 % auf 205.812 Einwohner zurückgegangen. Seit Sommer 1992 ist wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen. | 1993 | (1.Februar) Das Land Thüringen setzt Dr. Klaus Dieter Wolff als Gründungsbeauftragten für die Erfurter Universität ein. Er plant, die Erfurter Universität zunächst als geisteswissenschaftliche Hochschule mit etwa 6.000 Studenten zu begründen. Die Strukturkommission für die Universität Erfurt mit ihrem Vorsitzenden, Prof. Dr. Hermann Lübbe von der Universität Zürich, wird am 1.Juni 1993 berufen. | 1993 | (11.März) Abrissarbeiten am Kaffeetrichter (Ecke Schillerstraße/Arnstädter Straße): Das Gebäude, in dem einst ein bekanntes Erfurter Café untergebracht war, weicht einem Büroneubau. | 1993 | (19.April) Offizielle Übergabe des ersten rekonstruierten Festungsabschnittes auf dem Petersberg, der Bastion Kilian. Mehreren an der Wiederherstellung der Festungsanlage interessierten Sponsoren ist es zu danken, dass die Rekonstruktion sehr kostengünstig durchgeführt werden konnte. Unter anderem wurden auch die nach altem Vorbild neu angebrachten Wacherker gestiftet. | 1993 | (1.Mai) Am Eingang des Luisenparks wurde das im Laufe des 20. Jahrhunderts dritte Königin-Luise-Denkmal enthüllt. Es entstammt einer klassischen Vorlage von Christian Daniel Rauch und hofft als Huldigung an eine schöne und kluge Frau, weniger als Ehrenmal der preußischen Geschichte, die Zeiten zu überstehen und ein Schmuck für den Park zu sein. | 1993 | (10.Mai) Die Peterskirche auf dem Erfurter Petersberg wurde für den symbolischen Preis von 1 DM (0,50€) an das thüringische Wissenschaftsministerium verkauft. Somit ist nicht mehr die Treuhand-Gesellschaft, sondern das Land Thüringen der Eigentümer der romanischen Basilika. | 1993 | (22.Mai) Der thüringische, aus Arnstadt stammende Maler und Grafiker Otto Knöpfer ist im Alter von 82 Jahren in Erfurt gestorben. | 1993 | (27.Mai) Die Evangelische Predigerschule Erfurt stellt mit einem Gottesdienst am 27.Mai 1993 ihren Studienbetrieb ein, nachdem an dieser Ausbildungsstätte 45 Jahre lang Theologen ausgebildet worden waren. | 1993 | (9.Juni) Nach einem Entschluss des bisher in Kassel ansässigen Bundesarbeitsgerichtes kommt diese Behörde, die nach Thüringen übersiedeln muss, nach Erfurt. Die Stadt stellt dafür einen Bauplatz am Petersberg zur Verfügung, auf dem ein gänzlich neues Bundesarbeitsgerichtsgebäude entsteht. | 1993 | (1.Juli) Ein Bildungswerk der Konrad-Adenauer-Stiftung wird unter Anwesenheit von Mitgliedern der Landesregierung und städtischer politischer Prominenz in der Thomas-Müntzer-Straße eröffnet. | 1993 | (3.September) Symbolischer erster Knopfdruck für den Bau des Vieselbacher (Erfurter) Güterverkehrszentrums (GVZ), mit dem der thüringische Ministerpräsident Bernhard Vogel und der Chef der beiden deutschen Bahnen, Heinz Dürr, den ersten Gleisblock niedersenken. In Vieselbach entstehen auf einem Areal von 340 ha einer der größten Binnenumschlagsbahnhöfe für den kombinierten Verkehr, ein Frachtzentrum und ein Servicezentrum zur Wartung von Transportbehältern. | 1993 | (6. bis 12.September) Denkmalschutzwoche in Erfurt. Aus diesem Anlass wird das Sybillentürmchen nach erfolgter Restaurierung der Öffentlichkeit übergeben. Der deutschlandweite Tag des offenen Denkmals, dessen Erfurter Variante mit „erfordia turrita“ überschrieben ist, bietet den Erfurtern die Möglichkeit, eine große Zahl der sonst nicht zugänglichen Erfurter Türme zu besteigen.
| 1993 | (1.Oktober) Seit dem 1.Oktober gehört der Erfurter Teil des Strom- und Fernwärme-Versorgungsbetriebes ENAG als Strom und Fernwärme GmbH zu den Stadtwerken Erfurt. Gesellschafter der GmbH sind zu gleichen Teilen die Stadt Erfurt und die ENAG. | 1993 | (31.Oktober) Die Treuhandniederlassung Erfurt beendet die Privatisierung der ehemaligen volkseigenen Betriebe ihres Zuständigkeitsbereiches. 640 Betriebe wurden innerhalb von drei Jahren verkauft und über 3.000 Unternehmen reprivatisiert. | 1993 | (2.November) Die Stadt Erfurt erhält im Bundeswettbewerb „Erhaltung des historischen Stadtraums“, bei dem sich 110 Städte um eine Auszeichnung beworben haben, eine Goldplaektte. | 1993 | (3.November) Nachdem die Thuringia-Versicherung-Aktiengesellschaft, die 1853 in Erfurt begründet worden war, bereits 1990 an ihren Erfurter Stammsitz zurückgekehrt ist, eröffnet sie nun die Landesdirektion Ost in ihrem neuen Geschäftshaus in der Lutherstraße. | 1993 | (6.November) Feierliche Gründung der evangelischen Stadtakademie „Meister Eckart“, die ihr Domizil im Predigerkloster haben wird. | 1993 | (17.Dezember) Anlässlich der zum 31. Dezember 1993 bevorstehenden Schließung der Medzinischen Hochschule Erfurt findet im Festsaal des Erfurter Rathauses ein „Akademisches Requiem“ statt. Der letzte Rektor der Hochschule, Professor Dr. Walter Künzel, übergibt die Insignien der Hochschule zur Aufbewahrung an die Stadt Erfurt – in der Hoffnung, dass diese Aufbewahrung nicht von Dauer sein und die Amtskette einem zukünftigen Rektor einer medizinischen Fakultät an der Universität Erfurt einmal wiederverliehen werde. | 1993 | (22.Dezember) Der Thüringer Landtag verabschiedet das Gesetz zur Wiedergründung der Erfurter Universität, die für 6.000 Studenten ausgebaut werden soll und vornehmlich geisteswissenschaftliche Fächer anbieten wird. | 1994 | (21.Januar) Nach dreijähriger Restaurierung öffnet die Michaeliskirche mit einem feierlichen Gottesdienst wieder ihre Pforten. | 1994 | (6.Februar) Feierliche Gründung des Instituts für Evangelische Theologie Erfurt. Es wird an die Pädagogische Hochschule angegliedert mit der Aufgabe, Lehrer für den Religionsunterricht an Grund- und Regelschulen auszubilden. | 1994 | (17.März) In Erfurt-Bindersleben wird das TA-Druckhaus eingeweiht, in dem zukünftig die Tageszeitung „Thüringer Allgemeine“ und „Thüringische Landeszeitung“ sowie die Anzeigenblätter der Zeitungsgruppe Thüringen gedruckt werden. Prominentester Gast anlässlich der Inbetriebnahme eines der leistungsstärksten Druckzentren in Europa und der Würdigung der größten Investition in der thüringischen Landeshauptstadt ist Bundeskanzler Helmut Kohl. Anschließend an seine Visite im Erfurter Druckzentrum, stattet er der Innenstadt Erfurts einen Besuch ab. | 1994 | (26.März) Auftakt des Dalberg-Jubiläums 1994 anlässlich des 250. Geburtstages des Erfurter Statthalters der Zeit 1772 bis 1802 mit der Eröffnung der Dalberg-Wanderausstellung, die in allen „Dalbergorten“ und zuerst in Erfurt gezeigt wird, durch den Oberbürgermeister M.Ruge und mit einem Kolloquium zum Thema „Carl Theodor von Dalberg (1744-1817) – Erzbischof und Staatsmann“, das vom Verein für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt und der Stadt Erfurt veranstaltet wird. | 1994 | (1.April) Ab heute gehören drei Orte des Erfurter Landkreises, nämlich Alach, Ermstedt und Frienstedt, zur Stadt Erfurt. Die übrigen 14 Gemeinden, die laut Gesetz zur Neugliederung der Kreise in Thüringen nach Erfurt eingemeindet werden sollen, werden der Stadt am 1.Juli 1994 angegliedert. | 1994 | (13.April bis 15.April) Nach 24-stündigen Regenfällen in Mitteldeutschland, vor allem in Thüringen und im Harz, bei denen bis zu 100 Liter/m² Niederschlag fielen, sind weite Teile Thüringens von einem Jahrhunderthochwasser betroffen. Mehrere Flüsse wie Saale, Ilm, Gera und Hörsel, aber auch kleinere Bäche sind weit über die Ufer getreten und setzen Straßen, Gleise und Ortschaften „Land unter“. In manchen Orten müssen Menschen aus ihren Häusern evakuiert werden, einige Dörfer, auch die Erfurter Ortsteile und Vororte Bischleben, Möbisburg und Molsdorf, sind vom Wasser eingeschlossen. Der Wasserstand der Gera liegt bei einem Pegel von 4 Metern über Normal; die Brücke an der Bahnhofsunterführung wird vom Wasser fast berührt. Der 1889 erbaute Erfurter Flutgraben hat sich unterdessen erneut bewährt, indem er die Stadt vor Hochwasser schützen konnte. | 1994 | (29.April) Feierliche Gründung der Erfurter Universität. 602 Jahre nachdem die Erfurter Universität durch die Stadt Erfurt zum ersten Mal gegründet worden war, wurde sie durch einen Festakt im Augustinerkloster als Universität des Landes Thüringen in Erfurt gegründet. Die mittelalterliche Universität Erfurt vereinte vier Fakultäten und war damit eine Volluniversität. Die neue Universität wird sechs Fakultäten haben (Wirtschaftswissenschaften, Jura, Sprach- und Literaturwissenschaften, katholische Theologie mit Martin-Luther-Institut, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie Erziehungswissenschaften), mit denen sie jedoch nicht alle wissenschaftlichen Lehrfächer abdeckt. | 1994 | (15.Mai) Eröffnung der für die Erfurter Stadtgeschichte bedeutsamen, seit 1990 restaurierten „Kaisersäle“ in der Futterstraße als Kongresszentrum und Ballsaal. Am Anfang des 18.Jahrhunderts war aus mehreren Bürgerhäusern in der Futterstraße der Ballsaal der Erfurter Universität und spätere Musiksaal des Erfurter Konzertvereins entstanden. Zu Beginn des 19.Jahrhunderts wurde das Gebäude mit einer klassizistischen Fassade verkleidet, um den Fürstenkongress in Erfurt in würdigem Aussehen zu empfangen. 1891 fand dort der Erfurter Parteitag der SPD statt, der dem Gebäude für die nächsten rund 100 Jahre den Namen gab. Nach 1945 diente es dem Büromaschinenwerk Optima und der Stadt Erfurt als Kulturhaus. Nach der Wende stand das Gebäude zunächst ohne Nutzung. 1990 gab es dann den Beschluss, das Gebäude instand zu setzen und zu restaurieren, um es als „Kaisersaal“ wiederzueröffnen.
| 1994 | (4.Juni) 100 Jahre elektrische Straßenbahn in Erfurt: 1894 rollte die erste elektrisch betriebene Straßenbahn auf der „roten Linie“ von Ilversgehoven zur Flora. Aus diesem Anlass gibt es ein Fest auf dem Domplatz, bei dem alle in Erfurt fahrenden Straßenbahntypen einschließlich der alten Traditionsbahn und der in diesem Jahr neu eingesetzten Niederflurstraßenbahn die Erfurter zu Ehrenrunden einladen. | 1994 | (7.Juni) Das Museum für Stadtgeschichte in Erfurt öffnet nach dreijähriger Restaurierung des „Hauses zum Stockfisch“ und einer völligen Neukonzipierung der stadtgeschichtlichen Ausstellung wieder seine Pforten und lädt zur Besichtigung der ersten zwei Abteilungen, der ur- und frühgeschichtlichen Ausstellung und der Stadtbildentwicklung, ein.
| 1994 | (12.Juni) Kommunalwahl: Wahl der Stadtratsmitglieder und des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Erfurt. OB-Stichwahl am 26. Juni. Manfred O.Ruge (CDU) wird erneut zum Oberbürgermeister gewählt. | 1994 | (1.Juli) Die am 15. Juli vergangenen Jahres beschlossene Gebietsreform in Thüringen tritt in Kraft. Für die Stadt Erfurt bedeutet dies, dass der Landkreis Erfurt aufgelöst und dessen Gemeinden an andere Kreise angegliedert bzw. in die kreisfreie Stadt Erfurt eingemeindet werden. Erfurt wächst um 14 Dörfer, nämlich um Büßleben, Egstedt, Kerspleben, Kühnhausen, Linderbach-Azmannsdorf, Mittelhausen, Molsdorf, Niedernissa, Schwerborn, Stotternheim, Tiefthal, Vieselbach, Waltersleben und Windischholzhausen. Die Dörfer Alach, Ermstedt und Frienstedt sind bereits am 1. April 1994 eingemeindet worden. Im Herbst des Jahres 1994 wird Töttelstedt Ortsteil der Stadt Erfurt. | 1994 | (1. bis 3.Juli) Im Erfurter Steigerwald-Stadion finden die 94. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften statt. Das Stadion ist für diese Veranstaltung mit einer neuen Tribüne ausgestattet worden. Die alte Holztribüne wurde am 16. Februar 1993 abgerissen. | 1994 | (8.Juli) Papst Johannes Paul II. erhebt das bisherige Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen zur Diözese. Dadurch wird Erfurt Bischofssitz, nachdem am 14. Juni 1994 durch Unterzeichnung der entsprechenden Verträge zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat Thüringen die Gründung des Bistums Erfurt staatskirchenrechtlich abgesichert worden ist. Die Entstehung eines Bistums Erfurt ist Bestandteil der Neuordnung der Bistumsgrenzen nach der Wiedervereinigung Deutschlands. | 1994 | (20.August bis 3.September) Nach lange abgerissener Tradition findet in diesem Jahr ein Erfurter Theatersommer auf den Domstufen statt. Gegeben wird Carl Orffs Kantate „Carmina Burana“ als Musik- und Tanzaufführung. | 1994 | (11.September) Das Erfurter Stadttheater, das am 15. September 1894 im umgebauten Hellingschen Sommertheater, dem heutigen Opernhaus, seine Pforten öffnete, feiert in diesem Jahr zusammen mit seinem Theaterorchester das hundertjährige Bestehen. Ein Festakt im Opernhaus würdigt diese 100-jährige Theatergeschichte in Erfurt. | 1994 | (17. bis 18.September) Die alljährliche Bistumswallfahrt thüringischer Katholiken nach Erfurt gilt in diesem Jahr der Errichtung des Bistums Erfurt (siehe 8.Juli). Der päpstliche Nuntius Lajos Kadar überreicht die Gründungsurkunde, die Ernennungsurkunde für den Bischof Joachim Wanke und den Bischofsstab. 164 katholische Gemeinden gehören dem Bistum Erfurt an. | 1994 | (6.Oktober) Auf dem Gelände des ehemaligen sowjetischen Militärkrankenhauses am Steiger wird mit dem Bau des thüringischen Regierungsviertels begonnen. | 1994 | (16.Oktober) Bei den Bundestagswahlen erringt Norbert Otto (CDU) mit 36,7 % der Erststimmen erneut das Erfurter Direktmandat. Von den Zweitstimmen kommen in der Stadt Erfurt auf die CDU 34,2 %, auf die SPD 29,8 %, auf die PDS 23,5 %, auf das Bündnis 90/Grüne 6,8 % und auf die FDP 3,4 %. | 1994 | (1.Dezember) Der Autobahnzubringer Süd-Ost wird freigegeben, der den Verkehr aus Erfurt an die Anschlussstelle Erfurt-Ost und zurück kreuzungsfrei an den Ortschaften Dittelstedt, Urbich und Niedernissa vorbeiführt. Die Dörfer haben jahrelang eine extreme Verkehrsbelastung ertragen müssen und können nun ihre durch die Straße zerschnittenen Ortskerne neu gestalten. | 1994 | (16.Dezember) Offizielle Übergabe der ehemaligen kurmainzischen Statthalterei in Erfurt an die Thüringer Staatskanzlei, die das Gebäude als Nutzer bezieht, nachdem zwei Jahre daran restauriert und gebaut worden ist. | 1995 | (6.Januar) Das Gebäude des alten Ratskellers am Fischmarkt, für das die Forschung Baureste bis in das 13. Jahrhundert nachweisen kann, wird bis auf die Fassade und einen Teil der Außenwände abgerissen und soll bis 1996 als neugebaute Passage wiedererstehen, in der es auch einen Ratskeller geben wird. | 1995 | (18.Januar) Die Stadt Erfurt gibt ihre Zustimmung zum ICE-Projekt der Bahn. Danach soll der Erfurter Bahnhof für den Verkehr von Intercity-Hochgeschwindigkeitszügen ausgebaut werden. Um die ICE-Gleise unterzubringen, macht sich jedoch der Abriss des aus dem 19. Jahrhundert stammenden denkmalgeschützten Inselgebäudes des Erfurter Hauptbahnhofs notwendig. | 1995 | (27.Januar) Einweihung des neuerrichteten Bürokomplexes „Thüringenhaus“ am Juri-Gagarin-Ring. Das Gebäude wird neben Firmenbüros das thüringische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und das Erfurter Amtsgericht aufnehmen. | 1995 | (9.Fbruar) Die Friedrich-Ebert- Stiftung eröffnet eine Bildungs- und Begegnungsstätte in Erfurt, die nach dem thüringischen Politiker Hermann Brill benannt wird. | 1995 | (16.Februar) Übergabe der ehemals der theologischen Fakultät an der Alten Universität Erfurt gehörenden Zepter durch den Rektor der Universität Münster an das Stadtmuseum, wo die Zepter als Dauerleihgabe verbleiben sollen. | 1995 | (25.Februar) Mit einer Andacht in der Ruine des Augustinerklosters und der Aufführung von Mozarts „Requiem“ wird der Zerstörung des Klosters durch einen britischen Luftangriff vor 50 Jahren gedacht, bei dem 267 im Keller des Klosters Schutz suchende Erfurter umgekommen sind.
| 1995 | (28.Februar) Einweihung des neuen Gebäudes der Industrie- und Handelskammer Erfurt, des neuen Stadttores an der Schmidtstedter Straße. | 1995 | (1.März) Der Gemeinde- und Städtebund Thüringens eröffnet seinen Sitz in der restaurierten Alfred-Hess-Villa in der Richard-Breslau-Straße. | 1995 | (4.März) Mit Empfängen für die ausführenden Baubetriebe und geladenen Gäste sowie mit einem „Tag der offenen Tür“ für die Erfurter werden die Thüringer Staatskanzlei und der Sitz des thüringischen Ministerpräsidenten in der restaurierten kurmainzischen Statthalterei offiziell eröffnet und eingeweiht. | 1995 | (5.März) Nach 27-jähriger provisorischer Unterbringung seiner Bestände eröffnet das Naturkundemuseum Erfurt in einem eigenen Gebäude in der Großen Arche eine museale Dauerausstellung. Ein ehemaliger Waidspeicher, der nunmehr das Museum beherbergt, ist dafür hergerichtet worden.
| 1995 | (14.März) Einweihung der neuen Räume des Erfurter Stadtarchivs. Wegen Raummangels ist das Stadtarchiv in den Monaten August und September 1994 aus seinen angestammten Räumen im Rathaus und aus den Räumen in der Meister-Eckehart-Straße ausgezogen und hat ein aus den 80er Jahren stammendes, jedoch in der Erfurter Altstadt gelegenes Gebäude in der Gotthardtstraße 21 bezogen. | 1995 | (25.April) Auch in Erfurt-Süd, an der Stadtausfahrt Rudolstädter Straße, wo sich vormals Blumenkohlfelder erstreckten, entsteht nun ein weiteres Einkaufszentrum. Kernstück des 120.000 m² großen, nunmehr betongeprägten Geländes ist das Autohaus Glienicke, das am selben Tag öffnet. | 1995 | (26.April) Eröffnungsgala im wiedererstandenen „Ufa-Palast“ in der Bahnhofstraße, dem vormaligen Panorama-Palast-Kino. Gleichzeitig können in 9 Kinosälen für insgesamt 1.950 Kinozuschauer Filme gezeigt werden. | 1995 | (8.Mai) Die Stadt Erfurt gedenkt anlässlich des 50. Jahrestages des Kriegsendes am 8.Mai 1945 der Opfer, die in den Kriegsjahren bei Bombenangriffen auf Erfurt ums Leben kamen. Dazu wurden das Gräberfeld, an das bisher erdnahe Gedenksteine erinnert hatten, im Stile von Soldatenfriedhöfen mit Steinkreuzen neu gestaltet und Kränze niedergelegt. Am Denkmal für in Erfurt umgekommene polnische Fremdarbeiter und Kriegsgefangene im Südpark legt eine Delegation der polnischen Partnerstadt Kalisz ein Gebinde nieder. Der Bund der Vertriebenen erinnert mit einer Kranzniederlegung auf dem Hauptfriedhof hauptsächlich an die mit dem Ende des Krieges einsetzende Vertreibung der Deutschen. | 1995 | (8.Mai) Am Ringelberg erfolgt der erste Spatenstich für eine Wohnanlage großer Dimension. Bis zum Jahre 2000 sollen auf dem Gelände 2.700 Wohneinheiten (30 % Häuser, 70 % Wohnungen für 7.000 Menschen, darunter 500 Sozialwohnungen) entstehen. | 1995 | (27.Mai) Tausende von Besuchern kommen zur Multimedia-Show „Ars via regia“ auf den Domplatz. Die Veranstaltung steht aus Anlass des 50. Jahrestages der Beendigung des Zweiten Weltkrieges im Zeichen von Krieg und Frieden. | 1995 | (29.Mai bis 4.Juni) Auf dem Petersberg findet die Festwoche zum 330. Jubiläum der Grundsteinlegung der Zitadelle Petersberg statt. Aus diesem Anlass wird die unlängst entdeckte und nach historischen Vorlagen restaurierte Festungsbäckerei im Kellergewölbe der Defensionskaserne in Betrieb genommen. Nach 60 Jahren wird in der Zitadelle Petersberg wieder Brot gebacken.
| 1995 | (10.Juni) Eröffnung der „Configura 2 – Dialog der Kulturen“. Mit der bis zum 10. September in den Ausstellungsräumen des Angermuseums und der Galerie am Fischmarkt, im Kulturhof „Zum Güldenen Krönbacken“, im Freiraum der Barfüßerkirche und im „Felsenkeller“ unterhalb des Domberges stattfindenden Ausstellung ist die Hoffnung verbunden, dass sich Erfurt neben Kassel und Venedig endgültig als einer der wichtigsten Ausstellungsorte in Europa behaupten möge. | 1995 | (30.Juni) Das traditionsreichste Erfurter Hotel, der Erfurter Hof, wird geschlossen. Für den Betrachter hat sich der Niedergang des Hauses seit langem mit der Schritt für Schritt erfolgten Schließung sämtlicher öffentlicher Restaurants abgezeichnet. Die Zukunft des Hauses ist unklar. | 1995 | (1.Juli) Nach erfolgter Dreiteilung der ehemals einheitlichen Erfurter Gartenbauausstellung in ein Messegelände (Westteil), das Gelände des MDR-Funkhauses (Mittelteil) und einen Park (Ostteil) im Herbst 1994 übernimmt die Stadt Erfurt die gestalterische, verwaltungsmäßige und finanzielle Verantwortung für den Parkteil der ega, der sich vom Haupteingang des Geländes bis zum Gothaer Platz erstreckt. | 1995 | (13.Juli) Nach zwei Jahren Vorbereitung beginnt mit dem Abriss der ersten Gebäude die bauliche Umgestaltung des Brühls. Bisher war dieser Stadtteil Betriebsgelände gewesen. | 1995 | (12.August) Mehr als 4.500 Besucher und Sportprominenz feiern im Erfurter Nordbad, dem größten Freibad der Stadt, den 70. Jahrestag der Einweihung des Volksbades. | 1995 | (1.September) Enthüllung des Denkmals für den unbekannten Wehrmachtsdeserteur auf dem Petersberg. Das vom Erfurter Rat nach vielfacher Diskussion befürwortete Denkmal gab Anlass zu Diskussionen und Auseinandersetzungen mit der Geschichte.
| 1995 | (4.September) Mit der offiziellen Übergabe des restaurierten Denkmals Christian Reicharts, des Begründers des Erfurter Erwerbsgartenbaus, an der Pförtchenbrücke wird die diesjährige Woche des Denkmalschutzes eröffnet. | 1995 | (13.September) Die erste UNICEF-Arbeitsgruppe Thüringens wird in Erfurt im Beisein zahlreicher Ehrengäste der Stadt, des Landes und der Kölner UNICEF-Zentrale gegründet. Die Aktivitäten der Erfurter Arbeitsgruppe reichen bis 1991 zurück. | 1995 | (21.September) Das Verwaltungsgebäude der Landesversicherungsanstalt Thüringen in der Kranichfelder Straße, das in den letzten zwei Jahren unter Nutzung der vorhandenen Kasernengebäude erbaut wurde, wird offiziell übergeben. In dem Komplex sind auch drei Berufsgenossenschaften untergebracht. | 1995 | (5.Oktober) Mit dem „Thüringen-Park“ öffnet das größte regionale Einkaufszentrum zwischen Harz und Thüringer Wald seine Pforten. Zu den bestehenden Objekten werden noch ein Bürokomplex und Dienstleistungsbetriebe hinzukommen.
| 1995 | (14.Oktober) 13. Internationales Kolloquium der Deutschen Gesellschaft für Festungsforschung. In- und ausländische Gäste zollen der Arbeit an der Zitadelle Petersberg große Anerkennung. | 1995 | (18.Oktober) Festveranstaltung zum 150jährigen Bestehen der Industrie- und Handelskammer Erfurt im Kaisersaal. An dem Festakt nimmt auch Bundeskanzler Helmut Kohl teil. | 1995 | (25.Oktober) Der Stadtrat beschließt den Bau eines Dreispartentheaters am Hirschgarten. Dazu wird ein Architekturwettbewerb ausgelobt werden. | 1995 | (10.November) Auftakt zum Luther-Jahr 1996 in Deutschland auf dem Domplatz. Anlass ist der 450.Todestag des Reformators. Rund 60.000 Menschen nehmen am diesjährigen Martinsfest teil. | 1995 | (8.Dezember) Der neue Flughafentower wird offiziell in Betrieb genommen. Er ersetzt den 1964 erbauten Kontrolltumrm. Der neue Turm erlaubt den Fluglotsen in 36 Meter Höhe einen sicheren Rundumblick und ist mit modernster Technik ausgestattet. Diese und weitere Investitionen sorgen für eine bessere Einbindung Thüringens in das deutsche und das weltweite Luftverkehrsnetz. | 1996 | (2.Februar) Eröffnung des Festjahres anlässlich „1100 Jahre Alach“ durch Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel. | 1996 | (14.Februar) Mit dem ersten Spatenstich beginnen die Erschließungsarbeiten im Brühl auf dem ehemaligen Gelände der Optima. Die Landesentwicklungsgesellschaft will die Fläche zu einem Stadtteil entwickeln, in dem Arbeit, Wohnen und Freizeit miteinander verbunden sind. | 1996 | (14.Februar) Das Kuratorium der Fachhochschule konstituiert sich. Ziel des Kuratoriums ist es, die Verbindung mit der Wirtschaft, den Verwaltungsträgern, den Institutionen und Repräsentanten der Arbeits- und Berufswelt der Region zu stärken. | 1996 | (10.April) Das neue Jugendhaus des Vereins „Erfurter Brücke“ in der Regierungsstraße 37 wird mit einem Festakt in der Brunnenkirche am Fischersand eingeweiht. 1991 hatte das Bistum Erfurt das baufällige Gebäude von der Stadt erworben. Es wurde ab 1994 mit Mitteln des Thüringer Sozialministeriums und der Deutschen Stiftung Jugendmarke sowie durch Spenden und Eigenleistung des Vereins saniert.
| 1996 | (20.April) Grundsteinlegung zu dem neuen Gemeindehaus der Severi-Gemeinde auf dem Domhügel, das wegen seiner exponierten Lage und modernen Bauweise nicht unumstritten ist. | 1996 | (24. bis 26.April) Die Schotte veranstaltet erstmals gemeinsam mit der LAG Puppenspiel e.V. Thüringen die 5. Schultheatertage und den Regionalen Puppentheatertag der Stadt Erfurt. | 1996 | (4.Mai) Am Fischersand wird das Gemeindehaus „Brunnenburse“ eingeweiht. Es wird sowohl Treffpunkt und Begegnungsstätte als auch Wohnstätte für katholische Studenten sein. | 1996 | (6.Mai) Im Angermuseum wird die Ausstellung „Sammlung Kämmerer. Familiengeschichte, Stadt- und Kunstgeschichte – 250 Jahre Privatsammlung einer Erfurter Kaufmannsfamilie“ eröffnet. Die Sammlung ist dem Angermuseum von deren letztem Eigentümer Hans-Helmut Kämmerer geschenkt worden. | 1996 | (7.Mai) Im Museum „Neue Mühle“ wird die erste innerstädtische Wasserkraftanlage Thüringens feierlich in Betrieb genommen. Die so gewonnene Energie reicht aus, um das komplette Museum mit Strom zu versorgen und zusätzlich die Überschüsse in das Netz der Stadtwerke einzuspeisen. | 1996 | (12.Mai) Offizielle Einweihung des neuen Terminals am Flughafen Erfurt.
| 1996 | (14.Juni) Das Gefahrenschutzzentrum in Marbach wird offiziell eingeweiht. Es bietet Platz für 30 Fahrzeuge der Feuerwehr sowie 19 Rettungswagen und gehört wohl zu den modernsten in Deutschland (TA/TLZ vom 15. Juni 1996).
| 1996 | (25.Juni) Übergabe des sanierten Lutherdenkmals vor der Kaufmannskirche. | 1996 | (23.Juli) Eröffnung des Thüringer Einkaufs-Centrums „T.E.C.“ in der Hermsdorfer Straße. In den 35 Fachmärkten, Geschäften und Dienstleistungsfilialien sind 500 Arbeitsplätze geschaffen worden, und für die Bewohner dieses Stadtgebietes – einschließlich der angrenzenden Ortsteile – verbessern sich die Einkaufsmöglichkeiten. | 1996 | (29.Juli) Beginn des Abbruchs des nicht vollendeten „Hauses der Kultur“, des sogenannten „Schiffshebewerks“, am Hirschgarten. | 1996 | (10.August) Premiere von „Das große Welttheater“ von Calderón anlässlich der Domfestspiele vor 1000 begeisterten Zuschauern. Auf dem Programm stehen in diesem Jahr außerdem „Johanna auf dem Scheiterhaufen“ von Paul Claudel und Arthur Honegger sowie die 8.Sinfonie, die „Sinfonie der Tausend“, von Gustav Mahler. | 1996 | (16.September) Mit der Gründung des Tourismusvereins Erfurt e.V. soll die Arbeit im Bereich des Tourismus besser koordiniert werden. | 1996 | (23.September) Erster Spatenstich für den Neubau des Bundesarbeitsgerichtes auf dem Petersberg, das nach Abschluss des Baus von Kassel nach Erfurt umziehen wird. | 1996 | (1.Oktober) ega – Grundsteinlegung für das Regionalmessezentrum der Messe Erfurt AG. | 1996 | (27.Oktober) Die Deutsche Lufthansa nimmt den Linienflugverkehr auf der Route Erfurt-München auf. Damit wird der Erfurter Flughafen dem weltweiten Streckennetz der Lufthansa angeschlossen. | 1996 | (29.Oktober) Der frühere SPD-Politiker und jetzige Medien- und Kommunikationswissenschaftler Prof. Peter Glotz wird zum Gründungsrektor der Erfurter Universität berufen, die geisteswissenschaftlich ausgerichtet sein wird. Die ersten Studenten sollen sich im Jahr 1999 einschreiben können. | 1996 | (14.Dezember) Die neuen internationalen Anforderungen genügende Eislaufbahn wird de facto eingeweiht. Die offizielle Eröffnung erfolgt am 27. Dezember anlässlich der Deutschen Meisterschaften im Eisschnelllauf. | 1997 | (10.Februar) ega – Richtfest im neuen Regionalmessezentrum Erfurt. | 1997 | (4.März) Die Spitze des Johannesturmes wird nach grundlegender Restaurierung wieder auf den Turm aufgesetzt. | 1997 | (4.März) Bei Schachtarbeiten in der Futterstraße 18 machen Bauarbeiter einen Zufallsfund. Ein elf Kilogramm schwerer Tonkrug enthält 385 Silbertaler mit einer Fülle künstlerisch wertvoller Abbildung aus dem 16. Jahrhundert. Die Münzen sind wahrscheinlich in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges vergraben worden. | 1997 | (7.Mai) Das Güterverkehrszentrum (GVZ) wird an das Gleisnetz der Deutschen Bahn AG angeschlossen. Ein Gleisanschluss führt direkt zum Logistikzentrum des schwedischen Möbelherstellers IKEA. Noch im Jahr 1997 werden acht weitere Unternehmen im GVZ bauen. | 1997 | (27.Mai) Eröffnung der „Volkskundlichen Beratungsstelle für Thüringen“ des „Museums für Thüringer Volkskunde Erfurt“. Die mit Unterstützung des Landes und der Stadt Erfurt eingerichtete Beratungsstelle widmet sich der Dokumentation und der Aufarbeitung thüringischer Volkskultur als Voraussetzung für die Pflege in Vereinen und Verbänden auf kommunaler und Landesebene. | 1997 | (28.Mai) Das ZDF eröffnet in der Marktstraße im „Haus zum Güldenen Rad“ sein Landesstudio Thüringen. Rund sechs Millionen DM (ca. 3 Mio. €) sind in die Restaurierung des 1551 erbauten Patrizierhauses geflossen.
| 1997 | (2.Juni) Die Landeshauptstadt Erfurt geht unter der Adresse mit www.erfurt.de eigener Homepage ins Internet. | 1997 | (4.Juni) Eröffnung des neuen Messegeländes Erfurts nach nur zehnmonatiger Bauzeit im ehemaligen Westteil der ega mit drei Fachmessen: der Landesbauausstellung „FABU ´97“, „Spectrum“ und „Raum, Dekor & Design“.
| 1997 | (8.Juni) Mit der Soiree „Abschied vom Opernhaus“ wird vom Erfurter Opernhaus offiziell Abschied genommen. Nach 103 Jahren muss das Haus aus bautechnischen Gründen geschlossen werden. | 1997 | (17.Juni) Dem traditionsreichen Erfurter Fußballclub FC Rot-Weiß droht der Konkurs. Schulden in Millionenhöhe führen zu seiner Zwangsverwaltung durch einen Sequester. | 1997 | (23.Juni) Ernennung der beiden Prorektoren der Universität, Prof. Dr. Wolfgang Schluchter und Prof. Dr. Dieter Langewiesche, durch den thüringischen Wissenschaftsminister Gerd Schuchardt. Der Gründungssenat konstituiert sich. | 1997 | (5.Juli) Zum europäischen Glockentag aus Anlass des 500jährigen Jubiläums des Gusses der „Gloriosa“ findet die multimediale Schau „ars via regia“ aus Licht, Feuer und Klangcollagen zu Füßen des Doms statt, in deren Mittelpunkt der Originalguss einer Glocke steht. An fast gleicher Stelle hatte Gerhard van Wou von Kampen die „Gloriosa“ als neue Hauptglocke des Erfurter Domgeläutes gegossen. Am Abend zuvor hatte die Glockengießerei aus Lauchhammer hier unter freiem Himmel bereits die Taufglocke für die St.-Bonifatius-Kirche in Riethnordhausen gegossen. | 1997 | (26.Juli) Nach 53 Jahren Unterbrechung findet auf dem Schützenplatz vor der Thüringenhalle wieder ein Schützenfest statt. Das Bürger-Schützen-Corps marschiert in traditionellen Uniformen auf. | 1997 | (1.August) Die Medizinische Fachschule Erfurt geht in die Trägerschaft der Stadt über und wird als Berufsbildende Schule 6 für Gesundheit und Soziales mit angeschlossenem Internat geführt. | 1997 | (9.August) Die diesjährigen Domfestspiele werden mit der Premiere von Leonard Bernsteins „Mass“ eröffnet. Mit vier Aufführungen steht Calderóns „Großes Welttheater“ wieder im Programm. | 1997 | (25.August) Im Augustinerkloster findet der 10. Internationale Kongress für mittelalterlichePhilosophie statt. Es nehmen 400 Wissenschaftler aus der ganzen Welt teil. Die neu begründete Erfurter Universität ist Mitausrichter des Weltkongresses. | 1997 | (2.September) Max-Reger-Straße – Eröffnung der Hauptstelle Erfurt der Deutschen Bundesbank (Landeszentralbank).
| 1997 | (4.September) Die Stadt Erfurt erhält in Bonn einen der 15 Preise im Bundeswettbewerb „Kinder- und familienfreundliche Gemeinde“. Zum Wettbewerbsbeitrag gehörten die Strolch-Hilfe, das betreute Wohnen am Lindenweg, das Kinderhotel sowie die Beratungs- und Hilfsangebote der Kinderschutzdienste „Hautnah“ und „Schlupfwinkel“. | 1997 | (24.September) Auf dem Gelände der ehemaligen Benary-Samenzucht zwischen Brühler Straße und Bonifaciusstraße wird das Finanzzentrum Erfurt offiziell eingeweiht. Der Gebäudekomplex beherbergt neben der Landesbank Hessen-Thüringen, die Landesbausparkasse (LBS), die Sparkassenversicherung, den Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen sowie andere Einrichtungen. In zweieinhalbjähriger Bauzeit sind etwa 220 Millionen DM ( 110 Mio.€) investiert worden. | 1997 | (1.Oktober) Die Stadt Erfurt vergibt ihren ersten Kulturpreis an den Erfurter Maler und Grafiker Alfred T. Mörstedt für sein Gesamtwerk. | 1997 | (26.November) Das Arbeitsamt nimmt die Tätigkeit in seinem neuen Gebäude in der Max-Reger-Straße am Südpark auf. Im selben Gebäude sind zudem das Berufsinformationszentrum (BIZ) und das Stelleninformationszentrum (SIS) untergebracht.
| 1997 | (18.Dezember) Der Verfassungsgerichtshof des Landes Thüringen weist die Klage der ehemals eigenständigen Gemeinden Vieselbach, Büßleben, Kerspleben, Linderbach-Azmannsdorf, Mittelhausen, Schwerborn und Stotternheim gegen die Eingemeindung nach Erfurt ab. Damit sind diese rechtskräftig Ortsteile von Erfurt. | 1998 | (2.Februar) Wiedereinführung von Linienflügen zwischen Erfurt und Berlin. | 1998 | (14.März) Das Parkhaus „Domplatz“, das erste eigene Haus der Stadtwerke Erfurt, Parken GmbH, wird eröffnet. Das 25-Millionen-DM-Projekt (12,5 Mio.€) ist in nur anderthalb Jahren gebaut worden. Das vierstöckige unterirdische Parkhaus bietet 480 Stellplätze. Für Autofahrer, die auch nach Abstellen ihres Fahrzeuges mobil bleiben wollen, bietet das Parkhaus Fahrräder zum Verleih an. | 1998 | (20.März) Offizielle Einweihung der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie sowie Nuklearmedizin auf dem Gelände des Klinikums Erfurt. | 1998 | (11. bis 19.April) Die 1. Erfurter Osterfestspiele finden in der Thüringenhalle statt. Sie sind ein voller Erfolg. Alle sechs Aufführungen von Carl Orffs „Carmina burana“ sind ausverkauft. | 1998 | (22.April) Feierliche Eröffnung des Max-Weber-Kollegs an der wiedergegründeten Erfurter Universität. Neun Promotionsstipendien sind unter 44 Bewerbern vergeben worden. Die ersten vier Studenten haben am 1.April mit ihrem Studium begonnen. | 1998 | (4.Mai) Feierliche Einweihung des „Hauses zum Paradies und Esel“, Fischmarkt 27 (heute Benediktsplatz 1). In dem restaurierten Gebäude finden die Kulturdirektion und die „Tourist-Information“ der Tourismus GmbH ein neues Domizil. | 1998 | (15.Mai) Übergabe der drei Wacherker auf dem Petersberg. Damit erhält die Zitadelle Petersberg das historische Erscheiningsbild einer Stadtbefestigung aus dem 17. Jahrhundert zurück.
| 1998 | (24.Mai) Die Erfurter Industriebahn (EIB) beginnt den Personennahverkehr auf der Strecke Erfurt-Leinefelde-Heiligenstadt. Die neuen weiß-rot-grünen „Shuttles“ pendeln im Zweistundentakt. | 1998 | (26.Mai) Mit dem Einmauern einer kupfernen Hülse mit Tageszeitung und Münzen beginnt der offizielle Wiederaufbau des Collegium maius der Alten Universität Erfurt in der Michaelisstraße. Bis zum Sommer 1999 soll ein „nutzungsfähiger Rohbau“ stehen. | 1998 | (18.Juni) Im Zoopark wird die neue Nashornanlage mit einem 3.500 m² großen Gehege übergeben.
| 1998 | (18.Juli bis 9.August) Während der Erfurter Domstufenfestspiele werden die Barockoper „Die Feenkönigin“ von Henry Purcell nach Shakespeares „Sommernachtstraum“ und der Wiederaufführung von Leonard Bernsteins „Mass“ aus dem Jahre 1997 präsentiert. Die Festspiele haben sich deutschlandweit mit fast 15.000 Besuchern 1998 innerhalb weniger Jahre einen Namen gemacht. | 1998 | (26.Juli) Die Katholische Fachschule für Sozialpädagogik „St. Ursula“ beendet nach 40 Jahren ihre Ausbildungstätigkeit. | 1998 | (29.Juli) Beginn der Abrissarbeiten im Brühl für den Theaterneubau. Dazu müssen auf dem 1,5 ha großen Gelände die alte Dreherei und Fräserei sowie das Verwaltungs- und das Speisegebäude der Optima weichen. Mit 3,5 Millionen DM ( 1,75 Mio.€) werden Abriss und Altlastenbeseitigung veranschlagt. | 1998 | (3.August) Beginn des Abrisses der Häuser Meyfartstraße 4 sowie Krämpferstraße 62 und 63. Die Gebäude müssen weichen, weil sie sich insbesondere hinsichtlich der Statik nicht für die Einbeziehung in die vorgesehene neue Nutzung eignen; allerdings soll die Fassade des „Hauses des Lehrers“ wiedererrichtet werden. Im Gebäude des heutigen Karstadt-Kaufhauses soll sich kleinteiliger Handel niederlassen; der Erweiterungsbau des neuen Kaufhauses entsteht auf der angrenzenden Fläche zum neuen Parkhaus. | 1998 | (20.August) Offizielle Einweihung der ersten Photovoltaik-Anlage im Gymnasium 7 (Albert-Schweitzer-Gymnasium). Vorerst sollen auf elf Schulgebäuden derartige Anlagen, die jährlich 8.800 kWh Elektroenergie aus Sonnenenergie erzeugen, installiert werden. Der Strom wird in das Schulnetz eingespeist. Im Physikunterricht wird es möglich sein, über PC die Messgrößen der Photovoltaik-Anlagen auszuwerten und zu veranschaulichen. | 1998 | (5.September) Das Kraftwerk Erfurt-Ost verwendet für die Fernwärmeversorgung der Stadt ab heute ausschließlich Erdgas. Mit der vollständigen Ablösung der Kohleverbrennung werden die Umweltbedingungen spürbar verbessert. | 1998 | (9.September) In Vorbereitung auf die Grundsteinlegung für die Neubebauung hinter der Michaelisstraße fördert ein Bagger große Mengen Münzen, Gefäße und Schmuck zutage, nachdem bereits zuvor über Wochen hinweg auf dem Baugelände archäologische Grabungen erfolgt sind. | 1998 | (27.September) Der 22-jährige Carsten Schneider setzt sich bei der Bundestagswahl als Direktkandidat der SPD mit 36,53 % der abgegebenen Stimmen gegen Norbert Otto (CDU/ 26,76 %), Tamara Thierbach (PDS/25,27 %) und Thomas Engemann (Grüne/4,74 %) durch. Die SPD erreicht bei den Zweitstimmen im Wahlkreis 300 – Erfurt 34,46 %, die PDS 26,34 %, die CDU 23,49 % und die Grünen 5,81 %. Im Wahlkreis 301 – Weimar-Apolda-Erfurt Land erreichen die SPD 32,35 %, die CDU 29,73 %, die PDS 20,24 % und die Grünen 5,18 % der abgegebenen Stimmen. | 1998 | (1.Oktober) Auf dem Campus der Fachhochschule in der Altonaer Straße wird der erste Bauabschnitt, bei dem das Haus 4 saniert worden ist, pünktlich zu Semesterbeginn fertiggestellt. Dabei sind zwei neue Hörsäle für jeweils 130 Studierende entstanden. Dem ersten Bauabschnitt sollen noch zwei weitere folgen. | 1998 | (16.Oktober) Wiedereröffnung des Studentenclubs in der Engelsburg nach einjähriger Restaurierung. 3,5 Millionen DM (1,75 Mio.€) wurden in das aus dem Mittelalter stammende Gebäude investiert.
| 1998 | (25. bis 28.Oktober) Die erste Thüringer Fachmesse für die Hotel- und Gastronomiebranche „Thühoga ´98“ findet auf dem Messegelände statt. Neben der Fachmesse stellen sich auch zahlreiche Ausbildungseinrichtungen dieser Branche vor. | 1998 | (7.Dezember) Die Straßenbahnlinie 2 fährt von der Fleischgasse bis zur Haltestelle „Am Krämpfertor“. Damit ist der erste Abschnitt der neuen Stadtbahn zum Ringelberg in Betrieb gegangen, die bis 2000 fertig gestellt sein soll. | 1998 | (23.Dezember) Der Stadtrat stimmt dem Theaterverbund Erfurt und Weimar zu. Im Vorfeld hatte Kulturminister Gerd Schuchardt unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass es ohne Zustimmung keine Bewilligung der Fördermittel geben werde. Die Übergabe des Fördermittel-Bewilligungsbescheides für den Theaterersatzneubau im Brühl erfolgt schließlich am 28.Dezember durch Vertreter des Kulturministeriums (50 Mio. DM / 25 Mio.€) und des Wirtschaftsministeriums (40 Mio. DM / 20 Mio.€). | 1999 | (1.Januar) Erfurt wird 13. Mitgliedsstadt in dem Verein „Historic Highlights of Germany“, der weltweite Tourismus-Werbung insbesondere im japanischen und nordamerikanischen Raum betreibt. Mitgliedsstädte sind neben Erfurt u.a. auch Augsburg, Heidelberg, Trier und Rostock. | 1999 | (14.Januar) Mit dem Flugzeug treffen aus Johannesburg die afrikanischen Jungelefanten „Csami“ und „Seronga“ in Erfurt ein. Der Überführung in den Zoo gingen starke Proteste von Tierschützern voraus.
| 1999 | (2.Februar) Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten wird das Gebäude Stauffenbergallee 54 seiner neuen Bestimmung übergeben. Hier finden rund 30 Erfurter, die aus unterschiedlichen Gründen ihre bisherige Bleibe verloren haben, vorübergehend ein neues Zuhause. Zusätzlich gibt es eine Betreuungseinrichtung und eine Begegnungsstätte. In Erfurt existieren derzeit vier Häuser mit derartigen Übergangswohnungen. | 1999 | (17.März) Die ersten zwei von zehn berufenen Professoren der Universität Erfurt erhalten ihre Ernennungsurkunden. Sie gehören der philosophischen Fakultät an, die zum Wintersemester den Lehrbetrieb aufnehmen wird. | 1999 | (27.März) Inbetriebnahme der sanierten Start- und Landebahn des Flughafens Erfurt mit Allwetterflugbetriebsstufe III und „Taufe“ eines neuen Flugfeldlöschfahrzeuges. | 1999 | (20.April) Erster Spatenstich für das neue Erfurter Theater im Brühl. Mit diesem letzten Theaterneubau Deutschlands im zu Ende gehenden Jahrhundert wird ein neues Kapitel in der traditionsreichen Theatergeschichte der Stadt aufgeschlagen. | 1999 | (8.Mai) Das Kuppel-Theater wird mit den „Venezianischen Festen“, einem Spaziergang durch 250 Jahre Musikgeschichte, der Öffentlichkeit übergeben. Es wird dem Musiktheater bis zur Fertigstellung des neuen „Theaters im Brühl“ als Spielstätte dienen. | 1999 | (13.Juni) Der Stadtrat, die Ortsteilbürgermeister und die Abgeordneten des Europäischen Parlaments werden neu gewählt. Sieger der Kommunalwahlen ist die CDU mit 46,2 % (25 Sitze). Ihr folgen die PDS mit 24,3 % (13 Sitze) und die SPD mit 22,3 % (12 Sitze). Die Grünen sind im Stadtrat nicht mehr vertreten. Die Wahlbeteiligung liegt bei 49,51 %. Bei den Europawahlen erreicht die CDU 38,8, die PDS 25,9 % und die SPD 23,8 % der Stimmen. Die Wahlbeteiligung liegt hier bei 49,47 %. | 1999 | (29.Juni bis 11.Juli) 1. Internationaler Orgelwettbewerb „Domberg – Prediger“ der Stadt Erfurt. Zugelassen wurden 22 Kandidaten aus 11 Ländern. Vergeben werden zwei zweite und zwei dritte Plätze an je einen Teilnehmer aus Dänemark, Deutschland, Korea und Schweden. Der Orgelwettbewerb soll sich zu einem der großen internationalen Wettbewerbe entwickeln und im Rhythmus von drei Jahren stattfinden. | 1999 | (21.August) Mit der Uraufführung der Glocken-Sinfonie „Lied an das Leben“ von Enjott Schneider gehen die diesjährigen Domfestspiele zu Ende. | 1999 | (16.September) Pfarramt und Dombauamt des Mariendoms stellen der Öffentlichkeit sechs barocke Reliquiare vor, die in einem verborgenen Kunstdepot oberhalb der Sakristei gefunden worden sind. Die Reliquienpyramiden galten als verschollen. | 1999 | (1.Oktober) Verleihung des Kulturpreises der Stadt Erfurt an den Erfurter Bluesgitarristen Jürgen Kehrt. Der Kulturpreis wird alle zwei Jahre vergeben und ist mit 10.000 DM (5.000 €) dotiert. | 1999 | (4.Oktober) Die rekonstruierte und um sechs Meter verbreiterte Krämpfertorbrücke wird vierspurig für den Verkehr freigegeben. | 1999 | (4.Oktober) 270 Studenten haben sich für die Baccalaureus-Studiengänge der Universität in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule eingeschrieben und beginnen ihr Studium. | 1999 | (15.Oktober) Ein neues Kraftwerk geht ans Netz. 130 Mio. DM (65 Mio.€) hat die umweltfreundliche Gas- und Dampfturbinenanlage gekostet, mit der die Stadtwerke 70 % des Erfurter Strombedarfs und Wärmeenergie nun selbst erzeugen. | 1999 | (22.November) Das Augusta-Viktoria-Stift am Hospitalplatz feiert sein 135-jähriges Bestehen. Am 21. November 1864 hatten Erfurter Bürger die Evangelische Mädchenbildungsanstalt am Hirschlachufer 45 gegründet. 1866 war eine Kinderbewahranstalt und 1869 eine Mägdeherberge für stellungssuchende Mädchen hinzugekommen. 1891 bezog die Einrichtung den Neubau am Hospitalplatz und trägt seitdem den Namen Augusta-Viktoria-Stift. Heute werden dort 90 Senioren und 150 Kinder im Alter von acht Wochen bis zu 12 Jahren betreut.
| 1999 | (24.November) Erste Sitzung des Bundesarbeitsgerichtes (BAG) in Erfurt. Das BAG ist die erste Bundesbehörde, die auf der Grundlage des Beschlusses der Förderalismuskommission von 1992 in eines der neuen Bundesländer verlagert worden ist. | 1999 | (7.Dezember) Im Chirurgischen Zentrum des Erfurter Klinikums wird das europaweit erste und modernste radiochirurgische System „Novalis“ installiert. Damit können Tumorpatienten im Kopf- und Halsbereich sowie bei Hirngefäßfehlbildungen durch Präzisions-Strahlenanwendungen behandelt werden. | 1999 | (10.Dezember) Peter Glotz, Rektor der Erfurter Universität, wechselt in die Schweiz. Zum Nachfolger wählt der Gründungssenat Professor Dr. Wolfgang Bergsdorf. | 1999 | (22.Dezember) Übergabe des gläsernen Wasserradhauses am Museum Neue Mühle, hinter dessen verglaster Front sich ein Wasserrad aus dem Jahre 1895 dreht. | 2000 | (1.Januar) Die Stadtwerke Erfurt GmbH wird um die 7. Tochter, die Stadtwerke Erfurt Service GmbH, erweitert. Sie übernimmt mit 140 Mitarbeitern die kaufmännischen, wirtschaftlichen und die Verwaltungsaufgaben für das Gesamtunternehmen Stadtwerke Erfurt GmbH. | 2000 | (26.Januar) Feierliche Einweihung des Gebäudes des Bundesarbeitsgerichtes unter Teilnahme von Bundespräsident Johannes Rau. Das Bundesarbeitsgericht selbst arbeitet bereits seit November 1999 in Erfurt.
| 2000 | (6.Februar) Unterzeichnung eines in deutscher, englischer und hebräischer Sprache ausgefertigten Freundschaftsvertrages zwischen den Städten Erfurt und Haifa. | 2000 | (5.April) Die neue Notfallzentrale des Klinikums mit 10 Ärzten, 29 Schwestern und 6 Assistenten wird ihrer Bestimmung übergeben. Sie dient als Bindeglied zwischen Rettungsdienst und Klinik. Am 1. April war bereits das neue Hauptgebäude des Klinikums in Betrieb genommen worden. | 2000 | (14.April) Eröffnung eines Informationszentrums mit Toiletten für die Besucher des Petersberges und der Zitadelle. In dem neuen und in seiner architektonischen Gestaltung nicht unumstrittenen Gebäude befindet sich auch ein Café mit 90 Plätzen und freiem Blick über die Stadt.
| 2000 | (7.Mai) Eröffnung des neuen und klassisch gestalteten Rosengartens am Südhang der ega. In der Anlage sind auf 2,8 ha Fläche ca. 400 Rosenarten und -sorten zu sehen. | 2000 | (9.Mai) Amtseinführung des neuen Präsidenten der Universität Erfurt, Herrn Dr. Wolfgang Bergsdorf. | 2000 | (12.Mai) Im Rahmen eines Symposiums zur Krebsbehandlung wird im Klinikum Erfurt das erste Novalis Shaped Beam Surgery System Europas in Betrieb genommen. Es handelt sich dabei um ein Radiochirurgie-System, das präziser arbeitet als alle anderen derzeit zur Bestrahlung von Tumoren eingesetzten Geräte. | 2000 | (14.Mai) Bei den Oberbürgermeisterwahlen setzt sich Amtsinhaber Manfred Ruge (CDU) schon im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit durch (51,9 %). Dr. Urs Warweg (SPD) mit 29,7 %, Thomas Rathsfeld (PDS) mit 16,6 % und Bernward Credo (Grüne) mit 1,9 % der abgegebenen Stimmen, landen weit abgeschlagen. Die Wahlbeteiligung beträgt 39 %. | 2000 | (25.Mai) Das Deutsche Gartenbaumuseum wird nach sechsjähriger Schließung in der Cyriaksburg auf dem Gelände der ega wiedereröffnet. Dazu wurden in das historische Festungsgebäude zwölf Mio. DM (6 Mio.€) investiert. 300.000 DM (150.000 €) haben Sponsoren beigetragen. Zu den Exponaten gehören auch eine Apfelsammlung aus dem 19. Jahrhundert und eine Gartenbuch-Bibliothek, die bis in das 17. Jahrhundert zurückreicht.
| 2000 | (26.Mai) Das bereits am 1. April in Betrieb genommene neue Hauptgebäude des Klinikums Erfurt kann ein Jahr vor dem ursprünglich geplanten Termin offiziell eingeweiht werden. | 2000 | (27.Mai) Eröffnung der 5,2 km langen neuen Stadtbahnstrecke zum Stadtteil Ringelberg und Indienststellung der neuen Generation von Niederflurwagen vom Typ „Combino“. | 2000 | (5.Juni) Im „Grünen Bildungszentrum“ in der Leipziger Straße wird eine in Erfurt einzigartige Gewächshausanlage übergeben. Sie dient der Forschung und Ausbildung und wird sowohl von der Fachhochschule, als auch von der Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau genutzt. In der Anlage können unterschiedliche Klimazonen und verschiedene Arten von Bodenbeschaffenheit simuliert werden. | 2000 | (14. Juli) Bauabschluss für die Michaelisstraße Ost nach zweijähriger Bauzeit. In dem durch die KoWo GmbH errichteten neuen Wohn- und Geschäftsareal sind schon 62 der 66 Wohnungen sowie alle 94 Garagenstandplätze vergeben. Auch ein Teil der Gewerberäume ist bereits vermietet. | 2000 | (15.Juli) Eröffnung der diesjährigen Domstufen-Festspiele mit der Premiere des Stücks von Hugo von Hofmannsthal „Jedermann – Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“. | 2000 | (10.August) Im Erdgeschoss der Neuerbeschule war ein Feuer ausgebrochen. Etwa 50.000 der wegen Sanierungsarbeiten hierher ausgelagerten Bestandseinheiten der Fachbuchabteilung der Stadt- und Regionalbibliothek mit einem Wert von etwa 2,5 Mio. DM (1,25 Mio.€) wurden vernichtet bzw. beschädigt. | 2000 | (19.September) Die neuen Beigeordneten werden gewählt: Dietrich Hagemann (CDU) wird Bürgermeister und Beigeordneter für Einwohner, Umwelt und Ordnung. Karola Pablich (parteilos) wird Beigeordnete für Finanzen und Liegenschaften und Ingo Mlejnek (CDU) wird Beigeordneter für Stadtentwicklung, Verkehr und Wirtschaftsförderung. Rainer Wiesmaier (SPD) wird als Beigeordneter der Bauverwaltung bestätigt. Das Amt des Beigeordneten für Jugend, Bildung, Soziales und Gesundheit, das gegenwärtig Bernd Winkler (SPD) inne hat, steht erst 2001 wieder zur Wahl an. | 2000 | (24.September) Nach neunmonatigen Restaurierungsarbeiten wird die 1902 erbaute Thomaskirche mit einem Festgottesdienst wieder eingeweiht. Auch der Flügelaltar wurde restauriert und kann wieder geöffnet werden. | 2000 | (27.September) Eröffnung des neuen Einkaufzentrums „Anger 1“. Nach grundlegendem Umbau des ehemaligen Kaufhauses „Römischer Kaiser“ und späteren Centrum-Warenhauses, das dann zum Karstadt-Kaufhaus wurde, zeigt sich das Gebäude wieder in neuer alter Schönheit. Ergänzt wird es durch einen Neubau, in dem das Karstadt-Themenhaus untergebracht ist. Dem Neubau mussten das ehemalige „Haus des Lehrers“ und weitere im Stil des Historismus errichtete Gebäude weichen.
| 2000 | (28.September) Auf dem Domplatz wird der bis zum 1.Oktober währende 5. Thüringentag eröffnet. Höhepunkt ist ein sechs Kilometer langer Festumzug mit 6.500 Teilnehmern durch die Erfurter Innenstadt. | 2000 | (28.September) Landeshauptstadt Erfurt und Erfurter Verkehrsbetriebe (EVAG) erhalten den Europäischen Nahverkehrspreis 2000. | 2000 | (30.September) Eröffnung des Elektromuseums in der Schlachthofstraße 45. Ausgangspunkt war für die Gründung des Fördervereins ELEKTROMUSEUM Thüringer Museum für Elektrotechnik e.V. vor zehn Jahren, zu der sich Handwerker, Ingenieure, Angestellte und Ruheständler zusammengefunden hatten. | 2000 | (2.Oktober) Eröffnung des internationalen Begegnungszentrums der Universität Erfurt im „Haus zur Großen Arche Noah und Engelsburg“ in der Michaelisstraße 38. Das Haus aus dem 16. Jahrhundert wurde mit sieben Mio. DM (3,5 Mio.€) aus Bundes- und Landesmitteln in Projektträgerschaft der Alexander-von-Humboldt-Stiftung von Grund auf saniert und umgebaut. Damit stehen jetzt 17 Wohnungen und Seminarräume für den wissenschaftlichen Austausch zur Verfügung. | 2000 | (2.Oktober) Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages mit der chinesischen Stadt Yan´an. Die zwei Millionen Einwohner zählende Großstadt ist die zehnte Partnerstadt Erfurts. Die Vertragsunterzeichnungen und die Eintragung der Delegation in das Goldene Buch der Stadt im Rathausfestsaal ist zugleich auch Auftakt für den ersten „Tag der Partnerstädte“. Anlass für die Einladung aller Partnerstädte war der 5. Thüringentag, der in Erfurt stattfand. | 2000 | (3.Oktober) Die 1. Thüringer Landesausstellung „Der junge Bach – weil er nicht aufzuhalten“ geht zu Ende. Seit ihrer Eröffnung am 23. Juni in der Predigerkirche hatte die Ausstellung 38.500 Gäste aus dem In- und Ausland. | 2000 | (6.Oktober) Grundsteinlegung für den Neubau des Katholischen Krankenhauses St. Johannes Nepomuk in der Haarbergstraße. Zum Krankenhaus, das in drei Jahren bezugsfertig sein soll, werden auch eine psychiatrische Tagesklinik mit 15 Plätzen und eine Krankenpflegeschule mit 80 Plätzen gehören. Der zukünftige Klinikpark soll öffentlich zugänglich sein. | 2000 | (1.November) Im Klinikum Erfurt wird ein hochmodernes Logistikzentrum eingeweiht. Das bundesweit einmalige Projekt umfasst die Bereiche Ver- und Entsorgung von der Leitzentrale über das Zentrallager bis zum Kurierdienst. Zum Bereich Technik gehören die Abfalldesinfektion, ein Containerbahnhof und eine Behälterwaschanlage. | 2000 | (3.November) Offizielle Einweihung der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha, die seit ihrer Eröffnung am 28. August bereits 50.000 Nutzer hat.
| 2000 | (20.November) Wiedereröffnung des Hauses 31 als „Haus der Stiftungen“. Das Objekt aus dem 17. Jahrhundert wurde für 850.000 DM (425.000 €) aufwendig saniert. Es beherbergt jetzt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Stiftung sowie die Elisabeth und Fritz-Thayssen-Stiftung. |
2001 - 2050
2001 | (15.Februar) Als Druckereimuseum und Schaudepot wird der vom Sparkassenverband Hessen-Thüringen sanierte „Benary-Speicher“ an die Stadt Erfurt übergeben. Unter anderem ist in dem Depot die Kunstsammlung der Familie Kämmerer, die Hans-Helmut Kämmerer 1996 der Stadt geschenkt hat, zu sehen. Auch die älteste Lithographen- und Linoldruckpresse aus dem Jahre 1869, ein Geschenk des Erfurter Kunstdruckers Ernst August Zimmermann an das Stadtmuseum, kann bewundert werden. | 2001 | (20.Februar) Hinter einem Fenster der Frauenklinik verbirgt sich die erste Babyklappe in den neuen Bundesländern; sie trägt den Namen „Babykorb“. Mütter in Not können dort ihr neugeborenes Kind anonym abgeben. | 2001 | (2.April) Übergabe des Straßennetzes im Brühl. Nun kann durch die Maximilian-Welsch-, die Bonemilch-, die Cusanus- und die Warsbergstraße gefahren, und damit der Weg zwischen Benaryplatz und Domplatz verkürzt werden. | 2001 | (23.Mai) Eröffnung der neuen Dauerausstellung „Erfahren – verändern – beharren. Dorfleben und Dorfkultur im 19. Jahrhundert“ im Museum für Thüringer Volkskunde. | 2001 |  - Justizzentrum in der Rudolfstraße
(8.Juni) Eröffnung des neuen Justizzentrums im Brühl in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bundesarbeitsgericht durch den thüringischen Justizminister, Andreas Birkmann. In den nächsten Tagen werden die Staatsanwaltschaft, das Amtsgericht mit Grundbuchamt und Registergericht sowie das Landessozial- und das Landesarbeitsgericht in das neue Gebäude ziehen. |
2001 | (12.Juli) Dr. Wolfgang Bergsdorf wird für sechs Jahre zum ersten Präsidenten der Erfurter Universität gewählt. Damit ist die Gründungsphase der Universität abgeschlossen. | 2001 | (18.August) Inbetriebnahme der neuen 1,6 km langen Stadtbahnstrecke zur Messe Erfurt AG. | 2001 | (24.August) Einweihung des neuen Gebäudekomplexes des Christophoruswerkes gGmbH am Ringelberg. Hier werden 180 behinderte Menschen einen Arbeitsplatz in Produktionsbereichen wie der Holzverarbeitung und dem Möbelbau sowie in Dienstleistungsbereichen finden. Angegliedert ist auch ein Förderbereich mit 24 Betreuungsplätzen. | 2001 | (27.August) Das Binderslebener Knie wird offiziell dem Verkehr übergeben. Mit der Freigabe findet eine vor 25 Jahren angedachte und begonnene Lösung ihre Vollendung. Zusammen mit den Kosten zur tiefbaulichen Herstellung der Heinrichstraße belaufen sich die Kosten auf rund 16,8 Millionen DM (8,4 Mio.€). In Nord-Süd-Richtung können 78 Meter unter einer Brücke durchfahren werden.
  | 2001 | (1.Oktober) Militärappell der vier Wehrbereichskommandos der Bundeswehr aus Kiel, Mainz, München und Erfurt auf dem Petersberg. Mit diesem Appell unterstellt Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping alle vier Wehrbereichskommandos (WBK) der neuen Streitkräftebasis und ist somit einer der entscheidenden Schritte der Bundeswehrreform. Das Kommando Erfurt, zuständig für die neuen Bundesländer, ist dabei die einzige wirkliche Neugründung. | 2001 | (5.Oktober) Den diesjährigen Kulturpreis der Stadt Erfurt erhält der Graphikdrucker Ernst August Zimmermann. Er unterhält neben seiner künstlerischen Arbeit gemeinsam mit seiner Frau die „e.a.“-Grafik-Galerie im „Haus zum grauen Böcken“. Der von ihm gegründete Verein GrafikArt hat sich dem Erhalt alter Drucktechniken verschrieben und weist bei Stadtfesten mit der „Grafik-Schöppe“ auf diese öffentlich hin. | 2001 | (8.November) Die Stadt Erfurt erhält den Bundespreis für das in der Stadt eingerichtete Parkleitsystem, das es insbesondere Ortsfremden leicht macht. | 2001 | (14.November) Das Stadtmuseum erhält von der Sparkasse Erfurt die größte Sammlung von Erfurter Münz- und Medaillenprägungen als Dauerleihgabe. Sie umfasst etwa 900 Stück und ist Ergebnis der mehr als 40 Jahre betriebenen Forschungs- und Sammlertätigkeit des im Dezember 2000 verstorbenen thüringischen Numismatikers Gerd Behr. | 2001 | (23.November) Für die Stadtbahn wird ein neuer Streckenabschnitt von 1,1 km in Betrieb genommen. Die Stadtbahn fährt wieder südlich am Dom vorbei und durch das Brühl. Schon 1899 war der Bahnverkehr zwischen dem Domplatz und dem Benaryplatz aufgenommen worden. 1978 wurde der Verkehr zugunsten der Verbindung zu den im Norden der Stadt liegenden neuen Wohngebieten eingestellt. Nach Inkrafttreten des neuen Fahrplans fährt die Linie 4 von der Thüringenhalle durchs Brühl zum Hauptfriedhof.
| 2001 | (12.Dezember) Offizielle Beendigung des „Urban“-Projektes in der Krämpfervorstadt. Innerhalb von sieben Jahren sind 260 Einzelprojekte verwirklicht worden. Das Projekt, aus EU-Geldern finanziert, hat 34 Millionen DM (17 Mio.€) gekostet. Die Stadt trug 25 % der Kosten selbst. | 2001 | (12.Dezember) Unterzeichnung des Vetrags, aufgrund dessen die Bibliotheca Amploniana und weitere historische Bibliotheksbestände als Dauerleihgabe der Stadt Erfurt an die Universität übergeben werden. | 2001 | (21.Dezember) Offizielle Eröffnung der neuen Eisschnelllaufhalle. Neben dem Ministerpräsidenten Thüringens, Bernhard Vogel, nimmt auch der Bundesinnenminister teil. Bei der Eröffnung erhält die Sportstätte den Namen „Gunda-Niemann-Stirnemann-Halle“.
| 2002 | (27.Februar) Der Stadtrat beschließt mehrheitlich die Schließung der Sparten „Schauspiel“ und „Junges Theater“. Das Theater wird sich zukünftig auf das Musiktheater und das Konzertwesen konzentrieren. Die Anzahl der Mitarbeiter aus dem künstlerischen Bereich und der Verwaltung sowie der technischen Mitarbeiter wird von 380 auf 300 reduziert. Für das Publikum soll die Theatervielfalt erhalten bleiben: Schauspiel, Ballett und Tanztheater sollen „eingekauft“ werden. | 2002 | Offizielle Wiedereröffnung des Augustinerklosters nach umfangreichen Umbau- und Renovierungsarbeiten. | 2002 | (2.April) Die Michaeliskirche wird mit einem kleinen Festakt und der Enthüllung einer entsprechenden Tafel offiziell Universitätskirche. Bereits am 10. September 2001 hatte der Parochialverband als Eigentümer der Kirche nach Abstimmung mit der Universität Erfurt, der Propstei Erfurt-Nordhausen und dem Bistum Erfurt der Benennung zugestimmt. | 2002 | (26.April) Erfurt erlebt den schrecklichsten Tag in seiner Geschichte seit Ende des 2. Weltkrieges. Gegen elf Uhr erschießt ein ehemaliger Schüler im Gutenberg-Gymnasium 16 Menschen ( neun Lehrerinnen, vier Lehrer, eine Schülerin und einen Schüler der achten Klasse sowie einen Polizisten). Anschließend tötet er sich selbst. 16 Personen werden verletzt, viele von ihnen müssen in Krankenhäuser gebracht werden. Viele Schüler der Schule sind Augenzeugen der schrecklichen Tat. Lehrer und Schüler flüchten aus dem Gebäude. Ein Sondereinsatzkommando der Polizei sichert Raum für Raum in der Schule. Es dauert Stunden, bis die letzten 180 Schüler die Schule verlassen können. Viele Erfurter kommen zur Schule, um nach ihren Kindern und Angehörigen zu fragen. Die Kinder werden auf einen nahe gelegenen Sportplatz gebracht, wo sie psychologisch und medizinisch betreut werden. Die Stadt steht unter Schock. In der gesamten Bundesrepublik Deutschland und auch im Ausland ist man über diese unfassbare Tat eines 19-jährigen entsetzt. Viele Erfurter kommen am Abend zur Schule, zünden Kerzen an und legen Blumen nieder, um ihre Trauer und Anteilnahme auszudrücken. Die Stadt sagt alle Veranstaltungen für die nächsten Tage ab. Um 20 Uhr findet in der nahegelegenen Andreaskirche ein Trauergottesdienst statt. Um 21 Uhr läuten alle Kirchenglocken der Stadt. Im Rathaus werden Kondolenzbücher ausgelegt, die Flaggen werden auf Halbmast gesetzt. | 2002 | (26.April bis 3.Mai) Diese Woche ist geprägt von Trauer, Mitgefühl, aber auch von Ratlosigkeit und Zorn. Das Rathaus steht am Wochenende allen – Schülern, Lehrern, den Angehörigen der Opfer und den Bürgern – offen, die das Gespräch suchen und Hilfe brauchen. Die Schlange derer, die sich ins Kondolenzbuch der Stadt eintragen wollen, reißt nicht ab. Für das Wochenende werden in der Stadt die Veranstaltungen abgesagt. Am Sonnabend versammeln sich über 4.000 Menschen zu einem ökumenischen Gottesdienst im Dom. Am Montag, dem 29. April, um 11:05 Uhr, dem Zeitpunkt des Eingangs des ersten Anrufes am Tattag bei der Erfurter Polizei, wird eine landesweite Schweigeminute abgehalten. Auch am 1. Mai gibt es anstelle der sonst üblichen Demonstrationen einen Trauermarsch zum Gedenken an die Opfer. In zahlreichen Städten der Bundesrepublik gibt es Trauergottesdienste, liegen Kondolenzbücher aus, Erschütterung und Trauer über die schreckliche Bluttat am Gutenberg-Gymnasium herrscht in vielen Teilen der Welt. Am Freitag, dem 3. Mai, eine Woche nach der grauenvollen Tat, findet auf dem Domplatz die Trauerfeier mit anschließendem Gottesdienst für die Ermordeten statt. Rund 100.000 Menschen, die Hinterbliebenen und Angehörigen, Schüler und Lehrer des Gymnasiums, zahlreiche Vertreter aus der Politik, auch aus dem Ausland, die Bevölkerung der Stadt Erfurt und Schüler aus vielen Schulen Thüringens nehmen Abschied von den Toten. | 2002 | (5.Mai) Auf der ega wird der japanische Garten, eines der vorerst letzten großen Bauvorhaben nach dem Rosengarten, dem Aussichtsturm und dem Haupteingang, eröffnet. Auf einer Fläche von 7.000 m² können exotische Pflanzen, Fels- und Wasserspiele und vieles mehr besichtigt werden.
| 2002 | (8.Mai) Einweihung der neuen Teile des katholischen Alten- und Pflegeheimes „Karolinenstift“ in der Pilse. In der Einrichtung können nun 60 Bewohner Aufnahme finden. Gleichzeitig sind 17 Wohnungen für ältere Menschen entstanden, die die Leistungen des Karolinenstiftes in Anspruch nehmen können. Die Umbauarbeiten und der Ersatzneubau begannen 1999. | 2002 | (11.Mai) Eröffnung der Landeskunstausstellung „KUNSTSTOFF“. 121 Künstler aus Thüringen sind mit insgesamt 200 Arbeiten beteiligt. Gezeigt werden die Arbeiten in der Kunsthalle am Fischmarkt, im Collegium maius, im Kulturhof Krönbacken in der Michaelisstraße und in der Barfüßerkirche. Es ist die erste Landeskunstausstellung nach 1947. Zur Ausstellung erscheint der Katalog „kunststoff“. | 2002 | (17.Mai) Unter 129 Städten, die sich am bundesweiten Wettbewerb „Leben in historischen Innenstädten und Ortskernen – Zukunft für urbane Zentren und Räume“ beteiligt haben, werden durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die besten Arbeiten ausgewählt. Neben Berlin, Görlitz, Halberstadt, Luckau, Lübeck, Stralsund und Wismar konnte auch Erfurt mit Gold geehrt werden. | 2002 | (2.Juni) Feierliche Verabschiedung des Generalintendanten des Erfurter Theaters in den Ruhestand. 11 Jahre lang hatte der jetzt 70-jährige Dietrich Taube die Leitung des Theaters inne. 17 Inszenierungen haben in dieser Zeit seine Handschrift getragen. Zu seinen großen Verdiensten gehören die Wiederbelebung der Domstufenfestspiele, bei deren Spielplangestaltung er ganz bewusst alle Theatersparten berücksichtigt hat. | 2002 | (7. bis 9.Juni) 10. Thüringer Schultheatertage in der „Schotte“. 170 theaterbegeisterte Mädchen und Jungen zeigen ihre Inszenierungen. Außerdem finden elf Workshops unter professioneller Anleitung statt. Jede der zehn teilnehmenden Gruppen hat von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen einen Förderpreis in Höhe von 1.000 Euro erhalten. | 2002 | (23.August) Offizielle Eröffnung des Gastro-Bildungswerkes am neuen Standort Witterdaer Weg. Fünf Millionen Euro wurden in den Neubau investiert. Jährlich werden in der Einrichtung etwa 520 Fachkräfte für das Hotel- und Gaststättengewerbe ausgebildet. Hinzu kommen 1.200 Qualifikationen und Weiterbildungen. | 2002 | (31.August bis 8.September) Auf dem Petersberg wird mit der Übergabe des Ravelin Peter an die Öffentlichkeit feierlich die Denkmalwoche eröffnet. | 2002 | (9.September) Wiedereröffnung der „Hohen Lilie“, eines der ältesten Gästehäuser in Europa, am Domplatz nach elf Jahren Betriebsruhe. Das Gasthaus ist erstmals 1341 erwähnt worden. In den letzten zwei Jahren wurde das Gebäude aufwendig saniert und modernisiert.
| 2002 | (2.Oktober) Das neue Reisezentrum im Erfurter Hauptbahnhof wird in Betrieb genommen. Es ist die erste Einrichtung des neuen ICE-Verkehrsknotenpunktes. Der Hauptbahnhof soll bis zum Jahre 2006 mit Mitteln des Bundes, des Landes und der Stadt in Höhe von 90 Mio. Euro vollständig umgebaut werden. Die Stadt hat allein in diesem Jahr für die Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes einschließlich des neuen Busbahnhofs und der Sanierung der Bahnhofstraße 17 Mio. Euro ausgegeben.
  | 2002 | (29.Oktober) Die Stadt Erfurt erhält bei einem Wettbewerb der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und des Bundesbauministeriums zum zweiten Mal eine Goldplakette für lebendigen Umgang mit der Altstadt. 129 Städte aus dem gesamten Bundesgebiet hatten sich an dem Wettbewerb beteiligt. Acht von ihnen erhalten eine Goldmedaille. | 2002 | (7./8.November) Der 1. Erfurter Wirtschaftskongress „erwicon“ findet statt. Die Stadt will damit Investoren auf ihre Standortqualitäten aufmerksam machen. 235 Teilnehmer aus Deutschland, Norwegen, Großbritannien, Litauen und Polen haben zugesagt. | 2002 | (19.November) Der Vertrag zur Eingliederung der Theologischen Fakultät in die Universität Erfurt wird unterzeichnet. Er wird zum 1. Januar 2003 wirksam. | 2002 | (21.November) Der Stadtrat stimmt dem Verkauf der städtischen Klinikanteile (49 %) an die Helios-Klinikum GmbH zu. Damit fließen 23,24 Mio. € in die Stadtkasse. | 2003 | (1.Januar) Die Theologische Fakultät wird nach Zustimmung durch den Thüringer Landtag in die Universität Erfurt integriert. Nach jahrelangen Verhandlungen mit dem Heiligen Stuhl war im November 2002 ein Staatsvetrag über die Eingliederung der einzigen katholischen Hochschule in den neuen Bundesländern geschlossen worden. Der Festakt zur Eingliederung der Katholischen Fakultät in die Erfurter Universität findet am 21. Mai 2003 statt. Vor 51 Jahren (1952) war die Theologische Fakultät als Philosophisch-Theologisches Studium gegründet worden. Es ist die einzige katholische Fakultät, die zwischen Breslau und Fulda ein Vollstudium anbietet. | 2003 | (30.Januar) Die Sondersammlungen der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha, Dauerleihgabe der Stadt Erfurt an die Universität, werden im Gebäude der Universitätsbibliothek feierlich eröffnet. Bereits seit Oktober 2002 ist nach Voranmeldung die Benutzung im Sonderlesesaal möglich. Den Kern der Sondersammlungen bildet die berühmte Bibliotheca Amploniana. | 2003 | (1.Februar) Umzug der Frauenklinik und der Kinderklinik in das neue Frau-Mutter-Kind-Zentrum in der Nordhäuser Straße. | 2003 | (1.März) Umzug der letzten und kleinsten Außenklinik, der Orthopädie, auf das Gelände des Klinikums in die Nordhäuser Straße. Die Klinik war 58 Jahre in dem 1878 errichteten Gebäude untergebracht. Jetzt fällt das Gebäude der Stadt Erfurt zu. | 2003 | (21.März) Festakademie zum Auftakt des Meister-Eckhart-Gedenkens 2003 in der Aula des Evangelischen Ratsgymnasiums, dessen Gebäude zu den Baulichkeiten des ehemaligen Predigerklosters gehört. | 2003 | (26.April) 1. Jahresgedenkfeier für die Opfer des Massakers am Gutenberg-Gymnasium. Um 10 Uhr findet am Gutenberg-Gymnasium eine Kranzniederlegung statt. Zu Beginn der Trauerfeier auf dem Domplatz läuten um 10:53 Uhr die Glocken aller Erfurter Kirchen. Zu diesem Zeitpunkt ein Jahr zuvor hatte ein ehemaliger Schüler der Schule seinen Amoklauf begonnen und binnen weniger Minuten 16 Menschen und anschließend sich selbst getötet. Seit dem 1. April 2003 ist im Bundesarbeitsgericht eine Ausstellung zu sehen, die eine Auswahl aus den 2003 in Erfurt eingegangenen Kondolenzschreiben und -gaben zeigt und dem Gedenken an die Opfer dienen soll. | 2003 | (14.Juni) Letzte Vorstellung des Erfurter Schauspiels. Als Bestandteil des Erfurter Theaters verabschiedet es sich von seinem Publikum. Die Vorstellung ist restlos ausverkauft. Im Anschluss laden die Künstler das Publikum zu einer gemeinsamen Abschiedsfeier ein.
| 2003 | (5.Juli) Erfolgreiche Premiere von „Friedenstag“ von Richard Strauss auf den Erfurter Domstufen. Mit der Inszenierung stellt sich der neue Intendant des Erfurter Theaters, Guy Montavon, den Erfurtern erstmals als Regisseur vor. | 2003 | (14.Juli) Grundsteinlegung zu dem umstrittenen Fünf-Sterne-Hotel im Brühl. In dem Hotel soll auch das thüringische Spielkasino seinen Platz finden. | 2003 | (20.Juli) Die Domstufenfestspiele und das Sommertheater in der Barfüßerruine gehen zu Ende. Die 14 umjubelten Vorstellungen der Initiative „Neues Schauspiel“ von „Was Ihr wollt“ waren ausverkauft. Zu den Domstufenfestspielen sind 20.000 Opernfreunde gekommen. | 2003 | (17.August) „Tag der offenen Tür“ im neuen Katholischen Krankenhaus St. Nepomuk an der Haarbergstraße. Über 28.000 Besucher nutzen die Möglichkeit, die Räumlichkeiten des Krankenhauses kennenzulernen. Die offizielle Einweihung findet am 22. August statt. Der Umzug der Klinik von der Puschkinstraße wird am 30. August erfolgen. Für die 460 Patienten stehen 560 Mitarbeiter zur Verfügung. Einen Wermutstropfen der dem Neubau beigemengt ist, bedeuten die Entlassungen beim klinischen Hauspersonal und bei den Handwerkern.
| 2003 | (26.August) Im Bundeswettbewerb „Unsere Stadt blüht auf“, an dem 29 Städte teilgenommen haben, kann Erfurt eine Silbermedaille gewinnen.Außerdem erhält Erfurt einen der drei Sonderpreise, den vom Naturschutzbund Nabu ausgelobten Preis „Natur in der Stadt“. Aus Geldmangel wird die Stadt im Wettbewerb des Jahres 2004 nicht antreten. | 2003 | (12.September) Einweihung des neuen Theaterbaus, des in Europa ersten Theaterneubaus des 21. Jahrhunderts. Am 14. September findet die offizielle Premiere mit der eigens von Peter Aderhold für die Eröffnung komponierten Oper „Luther“ statt. Der große Saal bietet 800 Zuschauern Platz und die Studiobühne kann 200 Zuschauer fassen. Die Eröffnung hat auch einen bitteren Beigeschmack, wurden doch die Sparte Schauspiel und das Kinder- und Jugendtheater abgewickelt und die Fusion mit dem Deutschen Nationaltheater in Weimar ist gescheitert.
| 2003 | (22.September) Beginn einer schon seit längerem vorbereiteten Kampagne gegen den Schmutz in der Stadt. Nach einer vierwöchigen Anlaufzeit sollen diejenigen, die zur Verschmutzung beitragen und erwischt werden, mit Geldbußen von 20 bis 50 Euro zur Kasse gebeten werden. | 2003 | (27.September) 60 Jahre, nachdem es in Erfurt letztmals erklungen ist, wird ein bedeutendes Werk der Kirchenmusik, das hier entstanden ist, erstmals wieder in der Stadt aufgeführt. Prof. George Alexander Albrecht dirigiert in der Severi-Kirche das in den Jahren 1923 bis 1925 entstandene Requiem (1875-1935). | 2003 | (2.Oktober) Den Kulturpreis der Stadt Erfurt, der 1997 erstmals vergeben worden ist, erhält in diesem Jahr Prof. Gert Frischmuth für sein Lebenswerk als insgesamt vierter Preisträger. Der in ganz Deutschland wie in vielen anderen Ländern geschätzte Dirigent war von 1988 bis 1997 Chefdirigent des Leipziger Rundfunkorchesters bzw. des Chors des Mitteldeutschen Rundfunks. Seit vielen Jahren ist er der Leiter des Erfurter Männerchors 1890. | 2003 | (10.November)Die Stiftung Augustinerkloster unter der Obhut der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Bonn wird ins Leben gerufen. Die Stiftung, die auf Dauer angelegt ist, macht sich außer dem laufenden Bauerhalt die Wiedererrichtung der 1945 zerstörten Bibliothek und der Waidhäuser auf dem Areal des Augustinerklosters zur Aufgabe. | 2004 | (12.Februar) Die Deutsche Post gibt eine Dauerbriefmarke, die als Motiv den Erfurter Dom zeigt, heraus (Nominalwert 5 Cent) und ist von einem Bremer Graphikerehepaar gestaltet worden. | 2004 | (3.März) Die thüringische Finanzministerin, Birgit Dietzel, übergibt dem Leiter des Pierre-de-Coupertin-Sportgymnasiums, Klaus Böttner, symbolisch die Schlüssel. Somit können alle Einrichtungen der Schule uneingeschränkt genutzt werden. | 2004 | (7.April) Bei Bauarbeiten im Brühl wird ein Massengrab entdeckt. Es birgt die sterblichen Überreste von 120 Soldaten der Armee Napoleons, die im Jahre 1813 in Erfurter Lazaretten starben. Sie werden am 16. Juni 2004 mit militärischen Ehren und in Anwesenheit des französischen Botschafters auf dem Hauptfriedhof beigesetzt. | 2004 | (23.April) Im Coelicum wird das Bonifatius-Gedenkjahr eröffnet. | 2004 | (Mitte Mai) Der Abbruch der Martinskaserne, die dem Bau von Stadtvillen weichen muss, beginnt. | 2004 | (3.Juni) Bindersleben beginnt die Feierlichkeiten zum 900-jährigen Bestehen. Im Rahmen der Kirmes wird am 5. Juni 2004 die Jubiläumsfeier zum 900-jährigen Bestehen von Kerspleben offiziell eröffnet. Aus Anlass des Jubiläums erscheint eine 160-seitige Ortschronik. Am 2. Juli beginnen die Feierlichkeiten zum 900-jährigen Bestehen von Linderbach, am 21. August begeht Hochstedt die 900-jährige Wiederkehr der Ersterwähnung – auch eine umfängliche Darstellung der Dorfgeschichte erscheint-, am 27. August feiert Bischleben 1130-jähriges, Stedten 810-jähriges und Gottstedt 900-jähriges, am 12. September führt Töttelstädt Veranstaltungen anlässlich des 900-jährigen Bestehens durch. | 2004 |  - Das Bismarck-Haus Anger 33 (5)
(4.Juni) Das Bismarck-Haus Anger 33 erhält seinen „Namensgeber“ zurück: Eine von dem Erfurter Künstler Paschold geschaffene zwei Meter hohe und aus Bronze gegossene Bismarck-Statue wird an der Gebäudefassade montiert. Bei der Enthüllung am 5. Juni ist auch Ferdinand Fürst Bismarck, Urenkel des Reichskanzlers, anwesend. | 2004 | (5.Juni) Im Rathausfestsaal endet mit einer Festsitzung die Feier des 250-jährigen Jubiläums der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. | 2004 | (27.Juni) Bei einer Wahlbeteiligung von nur 41,5 % (1999: 49,51 %) wird der neue Stadtrat gewählt. Die CDU verliert ihre absolute Mehrheit, bleibt aber trotz Verlusten mit 39,3 % stärkste Partei und wird im neuen Stadtrat über 20 Sitze zuzüglich der Stimme des Oberbürgermeisters verfügen. Die PDS wird mit 32,4 % zweitstärkste Partei und erhält 17 Sitze. SPD und Bündnis90/Die Grünen erhalten 16,2 % und acht Sitze bzw. 8,7 % und fünf Sitze. | 2004 | (8.Juli) An einem Kranhaken verlässt gegen 11 Uhr die 10,5 Tonnen schwere Gloriosa 507 Jahre nach ihrem Guss zum erstenmal die Glockenstube des Doms. In der bayerischen Stadt Nördlingen soll der Riss der Glocke, der am 13. Januar festgestellt worden war, geschweißt werden. Am 9. September kehrt die Glocke nach geglücktem Schweißen vor Tausenden auf dem Domplatz stehenden Schaulustigen in den Mittelturm des Doms zurück. Am 8. Dezember erklingt die Gloriosa erstmals wieder. Experten freuen sich vor allem über die nach der Reparatur auf 370 Sekunden verlängerte Nachhallzeit. Allerdings kann die Glocke noch nicht in ihrer gewohnten Lautstärke erklingen. Der Klöppel muss erst eine neue Anschlagstelle formen. | 2004 | (6.September) Die Witwe des Erfurter Graphikers, Lehrers und Sammlers Rudolf Franke übergibt dem Angermuseum der Stadt Erfurt als Schenkung eine etwa 14.000 Blätter umfassende Sammlung von Werken, unter anderem von Picasso, Chagall und Heckel, Dix und Kirchner. | 2004 | (15.September) Das seit sieben Jahren geschlossene alte Opernhaus erlebt einen Neubeginn als privat geführte Bühne. „The show must go on“ lautet die Musical-Gala, mit der die Alte Oper an ihrem 110. Geburtstag wiedereröffnet wird. Die erste Spielzeit bietet unter anderem Konzert, Comedy und Schauspiel. Am 26. Februar 2004 hatte Wolfgang Staub, Inhaber des Dasdie live und des Dasdie Brettl, die Schlüssel des alten Opernhauses mittels langfristigen Pachtvertrages übernommen. Somit bleibt die „Alte Oper“ der Erfurter Kulturlandschaft erhalten.
| 2004 | (3.Oktober) Ganz Deutschland feiert in Erfurt: 300.000 Besucher einschließlich der kompletten politischen Führungsriege erleben im Rahmen der zentralen Feier der Bundesrepublik Deutschland bei vielen Veranstaltungen unserer Stadt den Tag der Deutschen Einheit. | 2005 | (26.Januar) Bürgermeister Dietrich Hagemann übernimmt in der Alten Oper Frankfurt die Unicef-Fahne als symbolischen Staffelstab. Als Nachfolgerin von Frankfurt ist nun die Stadt Erfurt Partnerstadt von Unicef. Um drei Unicef-Projekte zu unterstützen ist es erklärtes Ziel, mindestens 200.000 Euro an Spendengeldern zu sammeln. | 2005 | (27.April) Nach Monaten der Planung und der Vermessung beginnen Umbau und Sanierung des einstigen Prachthotels „Erfurter Hof“. Die LEG Thüringen schätzt für das 10.000 m² große Objekt die Sanierungskosten auf 14 Millionen Euro. Die eigentliche Sanierung soll im Jahr 2006 beginnen. Im Juli 2007 wollen die ersten Mieter, die Sparkasse Mittelthüringen und die Thüringer Tourismusgesellschaft, ihre Büros dort beziehen. | 2005 | (20.Juni) Mit einem Fest wird die Eröffnung der 3,6 Kilometer langen Verlängerung der Stadtbahnstrecke 4, vom Hauptfriedhof bis zum Flughafen, gefeiert. Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium Iris Gleicke sowie Ministerpräsident Dieter Althaus starten die erste Straßenbahn, die für die Fahrt vom Hauptbahnhof zum Flughafen 19 Minuten benötigt.
| 2005 | (22.Juni) Der Stadtrat spricht sich einstimmig für die baulich-museale Neugestaltung des Angermuseums aus und ergreift damit die einmalige Möglichkeit, das insgesamt fast 10 Millionen teure Projekt zu zwei Dritteln aus Fördermitteln der Europäischen Union zu finanzieren. | 2005 | (17.Juli) Im Festsaal des Rathauses unterschreiben der Oberbürgermeister Manfred Ruge und Yona Yahav, Oberbürgermeister der israelischen Stadt Haifa feierlich den Partnerschaftsvertrag. Zwischen den beiden Städten bestehen bereits seit fünf Jahren enge Beziehungen, die sich durch den Kultur-, Sport- und Jugendaustausch festigen. Bereits im Vorfeld dieser Unterzeichnung kamen die beiden Stadtoberhäupter überein, zukünftig mehr Wert auf wirtschaftliche Aspekte und den Tourismus zu legen. | 2005 | (29.August) Das Schulgebäude des Gutenberggymnasiums wird durch Bundeskanzler Gerhard Schröder an die Schulgemeinschaft übergeben. Mit dem neuen „Treppenüberbau“ zeigt man wenig Verständnis für den Denkmalschutz! Nach dem Massaker am 26. April 2002 war das Stammhaus des Gymnasiums am Gutenbergplatz 6 geschlossen und seitdem aufwendig umgebaut worden. Schon im Juli 2005 hat mit einer Projektwoche die vorsichtige Wiederinbesitznahme des Schulgebäudes stattgefunden.
| 2005 | (25.September) Die Mitglieder der Friedensklasse des Ordens „Pour le mérite“, der für hervorragende wissenschaftliche und künstlerische Leistungen vergeben wird, treffen sich in Erfurt zur Jahrestagung. Zu den derzeitigen Mitgliedern der Friedensklasse des Ordens, die 1842 von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen gestiftet worden ist, gehören die Naturwissenschaftler Manfred Eigen, Rudolf Mößbauer und Günter Blobel, die Musiker Aribert Reimann und NikolausHarnoncourt sowie die Schriftsteller Umberto Eco und Martin Walser. Frühere Mitglieder der Friedensklasse waren unter anderen Carl Friedrich Gauß, Charles Darwin, Leopold von Ranke, Wilhelm Conrad Röntgen, Johannes Brahms und Wilhelm Furtwängler. Die Militärklasse des Ordens ist nach 1918 untergegangen. | 2005 | (14.Oktober) Die Mitarbeiter des Helios-Klinikums werden davon in Kenntnis gesetzt, dass der Gesundheitskonzern Fresenius AG neuer Eigentümer des Klinikums sei. Die Gründer- und Eigentümerfamilie Lutz Helmig hat die von ihr gehaltenen 94 % der Gesellschaftsanteile für 1,5 Milliarden Euro veräußert. Für Mitarbeiter sowie Bewohner der Senioren- und Pflegeheime sollen sich keine Änderungen ergeben. | 2005 | (1.November) Das Trinkwasser in Erfurt hat eine neue Qualität. Nach monatelangen Vorbereitungen wird in das Netz Mischwasser eingespeist. Aus Erfurter Grundwasser und Fernwasser bestehend, ist das „neue Wasser“ viel kalkärmer und hat jetzt 11 bis 12 Grad deutsche Härte. In der Gegend werden nur noch 30 % des Wassers gefördert, der restliche, der weiche Teil des Mischwassers kommt aus der Ohra-Talsperre. | 2005 | (7.November) In der Arnstädter Straße 34 weiht die IHK ihr neues Domizil ein. Das in den 50er Jahren als Bezirksjugendschule der FDJ gebaute Gebäude wurde vier Jahrzehnte als Hautklinik der Medizinischen Akademie genutzt. Die Architekten betrachten das Ergebnis der 12 Millionen teuren Um- und Anbauarbeiten als gelungene Symbiose aus Geschichte und Neuem.
| 2005 | (22.November) Die Firma Born-Senf eröffnet im Haus Wenigemarkt 11 ein Museum, in welchem viel über die mehr als 100jährige Unternehmensgeschichte zu erfahren ist. Im Erdgeschoss des Gebäudes, das ebenfalls der neue Sitz der Firma ist, sind auch Gegenstände ausgestellt, durch welche sich die Geschichte des Betriebes darstellt. | 2005 | (26.November) Eine Erfurter Delegation unter Führung von Bürgermeister Dietrich Hagemann unterzeichnet in Xuzhou den Partnerschaftsvertrag mit dieser 1,2 Millionen Einwohner zählenden chinesischen Stadt. Ziel ist es, die beziehungen auf den Gebieten der Wirtschaft und der Kultur zu verstärken. | 2005 | (26.November) Der von Papst Benedikt XVI. zum Erfurter Weihbischof ernannte bisherige Dompfarrer Dr. Reinhard Hauke wird im Erfurter Dom zum Bischof geweiht. Hauptkonsekrator ist der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, er war von 1975 bis 1980 selbst Weihbischof von Erfurt. Die Pontifikalien hat der Silberschmied Thomas Wurm geschaffen. Dem neuen Bischof werden feierlich der Bischofsring, das Brustkreuz (Pektorale) mit Kette sowie der Bischofsstab, der eine Reliquie des Apostels Thomas birgt, übergeben. | 2005 | (11.Dezember) Die Nordseite des Hauptbahnhofes und das Dienstleistungszentrum werden offiziell eingeweiht und in Betrieb genommen. Anwesend sind über 200 Gäste aus Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik, aus Wirtschaft und Kultur als Maulwurf Max – stellvertretend für alle am Bau Beteiligten – der Bahnhofsmanagerin Christine Kromke den symbolischen Schlüssel übergibt. Die Reisenden erwartet nun an den Gleisen 1 und 2 ein 420 Meter langer Bahnsteig mit Wetterschutz, Sitzbänken und Serviceeinrichtungen. Der letzte Bauabschnitt am neuen ICE-Bahnhof soll Ende 2007 abgeschlossen sein. | 2005 | (15.Dezember) Im Brühl öffnet unmittelbar neben dem Grandhotel die erste thüringische Spielbank ihre Pforten. Das Thüringer Finanzministerium wünscht sich recht viele Spielwütige, denn die Spieler sollen mit ihren verspielte Euros den Landeshaushalt entlasten sowie den Fonds der Ehrenamtsstiftung und die Töpfe anderer gemeinnütziger Einrichtungen auffüllen.
| 2006 | (13.Februar) Der erste Spatenstich zum Bau eines neuen Gebäudes an der Stelle der 1945 zerstörten Bibliothek des Augustinerklosters. Hier entsteht bis 2008 eine neue Tagungs- und Begegnungsstätte. Gleichzeitig werden auf dem Gelände der 1945 ebenfalls zerstörten Waidhäuser neue Gästehäuser entstehen. | 2006 | (18.Februar) Im badischen Pfinztal wird für die Gloriosa ein neuer, 382 kg schwerer Klöppel aus Spezialstahl RSK 100 geschmiedet. Nach dem Schweißen des Haarrisses in der Gloriosa harmoniert der ursprüngliche Klöppel nicht mehr mit der Glocke. Am 22.März 2006 wird der neue Klöppel eingesetzt. Der Läutewinkel wird von 46 Grad auf schonende 44,5 Grad reduziert. | 2006 | (22.Februar) Der Umbau des Erfurter Hofes beginnt. Er wird voraussichtlich 14,3 Millionen Euro kosten. Elf Mieter sollen nach der Sanierung des Traditionshauses hier ihr neues Domizil finden. | 2006 | (6.April) Erstmals seit 40 Jahren begleitet die Ladegast-Orgel in der Tiefthaler Peter- und Paulskirche wieder einen Gottesdienst. 42.000 Euro hat die Sanierung gekostet, von denen die Tiefthaler 17.000 Euro durch Spenden zusammengetragen haben. Ein Großteil Substanz der Orgel konnte erhalten werden. Sie ist 1898 von dem Weissenfelser Orgelbauer Ladegast erbaut worden. Ihre meisterliche Klangfärbung begeistert nicht nur die Fachleute. | 2006 | (23.April) Im Museum für Stadtgeschichte wird das Erfurter Münzkabinett eröffnet. Es spiegelt die 800-jährige Geschichte des Erfurter Münzwesens wieder. Zu sehen sind über 900 Münzen und Medaillen. | 2006 | (30.Mai) Der Umbau des Gebäudes der Erfurter Hauptpost beginnt. 40 Millionen Euro will der Frankfurter Investor Deutsche Immobilien Chancen (DIC) für rund 7000 m² Büro- und Handelsflächen sowie Fassadengestaltung investieren. | 2006 | (6.Juni) In einer Haushaltsbefragung zum Thema „Wie weiter mit der Baugrube am Hirschgarten?” sprechen sich mehr als zwei Drittel der Befragten für eine Grünanlage aus. | 2006 | (1.Juli) Andreas Bausewein (SPD) tritt seinen Dienst als Oberbürgermeister an. Bei der Stichwahl am 21.Mai setzte er sich mit 60.2 % gegenüber dem CDU-Kandidaten durch. | 2006 | (21.Juli) In der Bibliothek des Augustinerklosters entdeckt Christoph Fasbender von der Universität Jena ein Fragment einer unbekannten Handschrift. Das Doppelblatt birgt die letzten Seiten eines Artusromans über den Ritter Wigalis von Dietrich von Hopfgarten aus dem Jahre 1455. | 2006 | (23.August) Kurz vor 19 Uhr gerät der Dachstuhl des Hauses Dacheröden in Brand. Die Sanierung des historischen Gebäudes für 1,3 Millionen Euro stand kurz vor dem Abschluß. | 2006 | (1.September) Die Touristenbuslinie Nummer 96 nimmt seinen Betrieb auf. Mit der Mischung aus Zug, Bus und Straßenbahn können innerstädtische Sehenswürdigkeiten oder der EGA-Park besichtigt werden. | 2006 | (2.September) Auf dem Petersberg wird ein „Bürgergarten” eröffnet. In dem 1,8 ha großen Gelände auf den Bastionen Johann und Franz, auf denen einst Garagen und Nebengebäude von Polizei und Staatssicherheit standen, sind 50 Bäume gepflanzt, Spielgeräte und Sitzmöglichkeiten aufgestellt worden. Gleichzeitig wird der Zugang, der über zwei Stahltreppen von der Andreasstraße auf den Berg führt, für die Öffentlichkeit freigegeben.
| 2006 | (2.Oktober) Eine kombinierte Restabfallbehandlungsanlage (Raba) geht in Betrieb. Die Anlage verwertet Müll aus Erfurt und Weimar. Sowohl der mechanisch-biologische Teil, als auch die Müllverbrennung werden nur zu knapp 70 % ausgelastet. | 2006 | (19.November) Mit einem evangelischen Gottesdienst anläßlich der Eröffnung des Elisabethjahres wird die Elisabethkapelle im Nikolaiturm wieder in geistliche Nutzung genommen. Der Sakralraum befindet sich in der Zuständigkeit des Augustinerklosters, das mit der Stadt einen langfristigen Nutzungsvertrag abgeschlossen hat. | 2006 | (4.Dezember) In Mittelhausen ist die Erschließung des Gewerbegebietes „Ludwigstein” abgeschlossen. Das 44 ha große Areal liegt direkt an der neuen BAB 71 – Anschlußstelle Mittelhausen. | 2006 | (15.Dezember) Die Bundesautobahn 71 zwischen den Anschlußstellen Bindersleben und Stotternheim wird für den öffentlichen Verkehr freigegeben. | 2006 | (18.Dezember) Ilse Franke, Kunstsammlerin und Mäzenin, wird in einem Festakt die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen. Die Witwe des Künstlers, Kunstpädagogen und Kunstsammlers Rudolf Franke schenkte der Stadt am 6. September 2004 eine 14 000 Graphikblätter umfassende Sammlung. |
Die Redaktion des Thüringer Naturbriefes bedankt sich - beim Oberbürgermeister der Stadt Erfurt, Herrn Bausewein,
- bei den Museen der Stadt und
- beim Stadtarchiv und Herrn Bodo Fischer
für die freundliche Unterstützung bei der Gestaltung dieses Themas.
Textquellen:Bildquellen:(1) | | „Kleine illustrierte Geschichte der Stadt Erfurt“, Willibald Gutsche, Hitzeroth, Marburg 1991 | (2) | | „ Erfurt die Stadt in der Mitte Deutschlands“, Heinz Stade, Magistrat der Stadt Erfurt, 1992 | (3) | | „Erfurt, Die Stadt in der Mitte Deutschlands“, ETRO-Verlag GmbH& Co. KG / Magistrat der Stadt Erfurt | (4) | | „Veröffentlichungen zur Stadtgeschichte und Volkskunde“, Museen der Stadt Erfurt, 1984 | (5) | | Klaus Fischer | (6) | | „Aus der Vergangenheit der Stadt Erfurt“, Heft 4/1988, Rat der Stadt Erfurt | (7) | | „Aus der Vergangenheit der Stadt Erfurt“, Heft 5/1988, Rat der Stadt Erfurt | (8) | | „Von der Pferdebahn zum Tatrazug-100 Jahre Erfurter Straßenbahn“, VEB(K) Erfurter Verkehrsbetriebe, 1983 | (9) | | „Erfurter Raritätenkabinett“, Verlag und Druckerei Fortschritt Erfurt GmbH, Erfurt 1990 | (10) | | „Die Mark der DDR“, Rainer Gries, Landeszentrale für Politische Bildung Thüringen, 2003. www. thueringen.de/de/lzt | (11) | | Zöllner | (12) | | „Ein fruchtbar Bethlehem”, Ulmann Weiss, Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Berlin 1982 | (13) | | „Vom Werden und Wachsen des Bezirkes Erfurt”, SED-BL Erfurt, Erfurt 1981 | (14) | | „Erfurt”, A.Paszkowiak, W.Strobel, VEB F.A.Brockhaus Verlag, Leipzig 1971 | (15) | | „Altes Neues Erfurt”, Rat der Stadt Erfurt / DEWAG Erfurt, Erfurt 1983 | (16) | | „Geistermesse in Sankt Severi”, Heinrich Weigel, Hitzeroth, Marburg 1992 |
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