Dornheim, Nikolaus Christian Heinrich - Maler, Grafiker, Zeichenmeister
Geschrieben von Jürgen Zerull   
06. 08. 2007
Der Erfurter Maler Nikolaus Christian Heinrich Dornheim  - "er malte Erfurt"

* 9. Juni?, getauft 10. Juni 1772 Erfurt
† 9. August 1830 ebd.

Lehrer:
evtl. Joh. Georg Wendel (1754-1834)

Schüler (ab 1797):
Franz Joseph (1807- mind. 70), Aloys (1811-91) und Carl (*1815) Apell, Söhne des Hofrats Franz Xaver Paul Apell
Ferdinand Bellermann (1814-89)
Franz Kuchenbuch (1812-96)
Carl Lange, Vetter Dornheims

Am 10. Juni 1772 als Sohn des Kirchners und Schulmeisters der Barfüßerkirche Johann Sebald Dornheim in Erfurt geboren, wurde Nikolaus Christian Heinrich Dornheim einer der wohl bedeutendsten Landschaftsmaler in der Erfurter Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts.

Taufregistereintrag1772  

Taufregistereintrag des Jahres 1772:

„12.
Mihi [Mir,] Johann Sebald Dornheim p.t. [pro tempore = zur Zeit]
aedituo [Glöckner, ] einen [wurde ein] Sohn Nicolaus Christian
Heinrich von dem Pastor M. Schellen-
berger im Haus getauft. Die Gevattern
waren Herr Johann Nicolaus Heinrich
Amlung der Kaufmann in der Kette und
Herr Georg Christian Greiner, Gastwirth
in Ober Steinach. d. 10. Juny"

Zahlreiche Ansichten von Erfurt und Umgebung, die als Ölgemälde, Aquarelle oder Handskizzen in den Museen der Stadt Erfurt aufbewahrt werden, mitunter auch zu besichtigen sind oder sich in Privatbesitz befinden, zeigen Ausschnitte aus der wechselvollen Geschichte Erfurts. Ohne seine in liebevoller Detailtreue wiedergegebenen Bauwerke, Mühlen, Brücken, Festungsanlagen, oder die umfangreiche Landschaftsmalerei, würde das Bild unserer Landeshauptstadt in diesen Jahrhunderten viel ärmer und verschwommener sein.

In späteren Jahrzehnten liegen uns dann durch die Entwicklung der Photographie viele Ansichten Erfurts mit diesem neuen Medium vor, aber Dornheim zeigt gerade auch solche Ansichten, die kaum eine Photographie bietet.

Wo Dornheim seine künstlerischen Fertigkeiten erlernte, ist nicht bekannt, auch von seinem Leben wissen wir kaum etwas. Nur in seinen Bildern, mit denen er uns in klarer, fast schon technisch exakter Zeichen- und Malkunst die Landschaft um Erfurt und deren Entwicklung vor dem Beginn der Industrialisierung farbenfroh und plastisch nacherleben lässt, überschreibt er uns seine ehrfürchtige Sicht und zeigt damit die tiefe Verbundenheit mit seiner Geburtstadt.

Dornheim malt und zeichnet mit sicherem Gespür für situative Raumgestaltung und Motivfindung „sein Erfurt" und setzt mit einem angeborenen Feingefühl für Komposition und Übersicht, teils prachtvoll, teils zierlich mit Harmonie und Ausgeglichenheit, die Landschaft in ihrer Natürlichkeit und Kultur in Szene.

Wir verdanken dem sympathischen Künstler Dornheim damit neben der wohl umfassendsten und farbenprächtigsten Sammlung historischer Stadt- und Landschaftsansichten aus und um Erfurt vor allen Dingen viele unserer Kenntnisse des äußeren und inneren Stadtbildes Erfurts und seiner Umgebung.

Ein großer Teil seines umfangreichen Vermächtnisses wird vom Anger-Museum Erfurts verwaltet und betreut, und es wäre wünschenswert, wenn nach der Rekonstruktion des Museum seinem liebevollen Werk wieder eine angemessene und ständige Würdigung zu Teil werden könnte. Dies auch gerade für Touristen und besonders zur gefälligen Kenntnisnahme durch örtliche Landschafts- und Städteplaner, die in den letzten 17 Jahren eher durch Zerstörungswut und Bürgerferne von sich Reden machten.

Viele der Erfurter Schönheiten (Parks, Gärten, „Ententeich") sind so in den vergangenen Jahrzehnten, teilweise durch Bomben im 2. Weltkrieg, oder durch Verfall, vielfach durch sozialistische „Baukunst" (Stauffenbergallee, Gartenstraße, Hirschlachufer), aber auch nach der Wende 1990, einem eher tristen und überproportionierten, so genannten „modernen" Baustil (z.B. Schlüterstraße, Angerklotz, Leipziger Platz), der mitunter fast einer Art Bauwut gleichkam und gleichkommt, zum Opfer gefallen.

Dass dabei auch historischen Ansichten Erfurts unter angeblich „moderner zeitgemäßer" Architektur begraben wurden, ist für das Stadtbild ein herber Verlust.1

 Sterberegistereintrag1830  

Sterberegistereintrag des Jahres 1830

„Barfüßer Begräbnisregister"  1830-1858,

Seite 59, Nr. 36
Nicolaus Christian Heinrich Dornheim, Maler und Zeichenmeister, 58 Jahre, 2 Monate, Erben: eine Mutter, Carl Christoff Lange, Maler und Testamentsvollstrecker, Tag/Stunde: neunte August, früh sieben und ein halb Uhr, Krankheit: Wassersucht, Friedhof: Barfüßerstraße 1574, Grab No. 6a, Begräbnis 2. Klasse"

Dornheim starb am 09. August 1830, hatte außer seinen Bildern wohl kaum Reichtümer sammeln können; aber in diese legte er seine Seele, die wir beim Betrachten der Werke auch heute noch spüren können. Die Stadt Erfurt würdigte ihn mit der Namensgebung „Dornheimstraße" im Neubaugebiet „Großer Herrenberg".

Hinweis:

Sobald uns die Erlaubnis seitens des Angermuseums als Inhaberin der Rechte an vielen von Dornheims Werken vorliegt und die Vorbereitungen für eine Würdigung seiner Werke abgeschlossen werden konnten, möchte wir gern an dieser Stelle einige ausgewählte Bilder Dornheims vorstellen. Bitte schauen Sie immer wieder mal nach, wie der Stand ist.
Soweit sich Werke Dornheims in Privatbesitz befinden, bitten wir die Besitzer höflichst, eine Veröffentlichung zu ermöglichen und uns (an die Redaktion) eine digitale Version zuzusenden.

Außerdem laden wir Sie herzlich zu einem Besuch der Erfurter Museen ein (Stadtmuseum und Angermuseum), die immer wieder ausgewählte Werke zeigen.

Augustinerkloster2007 

Teilansicht des Augustinerklosters zu Erfurt,
Augustinerstraße,
Eingangsportal zur Ausstellung und zur Bibliothek (1. OG)
Gegenwärtig laufen umfangreiche Rekonstruktionsarbeiten, die u.a. den Wiederaufbau von im 2. Weltkrieg zerstörten Gebäudeteilen zum Ziel haben. Im Vordergrund historisches Steinmaterial, welches wieder mit eingebaut werden soll.
http://www.augustinerkloster.de/bibliothek/

Werke

Das Angermuseum Erfurt verwahrt aus dem künstlerischen Nachlass Dornheims mehr als 300 Blätter und 24 Ölbilder.

Ausstellungen

Erfurt, Angermuseum:
2000 zum 170. Todestag
2019/20 Aufmunterung zur Kunst: Bartholomäus Bellermann und Heinrich Dornheim - Kunst in Erfurt um 1800 | Malerei, Zeichnung.


Straßenbenennung

Erfurt, Großer Herrenberg: Dornheimstraße

Quellen / Literatur

Overmann, Alfred: Erfurt in 12 Jahrhunderten. Gebr. Richters Verlagsanstalt, Erfurt 1929

Nowak, Cornelia; Carla Fandrey und Kai Uwe Schierz (Hg.): Aufmunterung zur Kunst: Bartholomäus Bellermann und Heinrich Dornheim - Kunst in Erfurt um 1800. Mitteldeutscher Verlag November 2019, 240 S.

Kaufmannsgemeinde Erfurt: Taufbuch 1744-1773 und Begräbnisbuch 1830-1858 der Kaufmannsgemeinde Erfurt

Bilder: © Jürgen Zerull mit Dank an die Bibliothek des Augustinerklosters für die Unterstützung bei der Suche nach den Originaldokumenten und der Freigabe zur Veröffentlichung.

Letzte Aktualisierung ( 25. 02. 2020 )