Seeländer, Nikolaus - Kupferstecher, Medailleur, Numismatiker |
Geschrieben von Detlef Tonn | |
12. 04. 2016 | |
Universeller Künstler und Autodidakt* 15. Dezember 1682 in Erfurt Die Familie Seeländer war aus dem thüringischen Walddorf Wölfis gebürtig und in die 1682/83 von der Pest heimgesuchte und entvölkerte Stadt Erfurt ausgewandert. In der Johannesgasse (Johannesstraße 167) fand man im Haus „Zum Güldenen Ring" ein neues Domizil. Am 9. Oktober 1684 erwarb der Vater Otto Seeländer das Erfurter Bürgerrecht. Nikolaus Seeländer erhielt eine solide schulische Ausbildung, u. a. in der Kaufmännerschule. Der frühe Tod der Eltern, die Mutter Elisabeth wird 1716 als Witwe bezeichnet, verhinderte eine höhere Schulbildung. So nahm der junge Seeländer eine Lehre als Schmied auf. Bald jedoch merkte er, dass er für diese schwere körperliche Arbeit nicht geeignet war. Er versuchte sich daraufhin im Zeichnen und Malen und übte sich im Kupferstechen, im Stein- und Stempelschneiden. Dabei entwickelte er erstaunliche Fertigkeiten, so dass der Erfurter Kunstmaler Tobias Jacob Hildebrand auf ihn aufmerksam wurde und ihn fortan unterrichtete.
Selbst der kurmainzische Statthalter Philipp Wilhelm Reichsgraf zu Boineburg (1656-1717) förderte den jungen und ehrgeizigen Seeländer. Dem Statthalter war auch die erste Silbermedaille gewidmet, die Seeländer 1709 schuf. Weitere Medaillen folgten, u. a. für Friedrich II., Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg (1676-1732) anlässlich der Eröffnung des Gothaer Münzkabinetts und 1714 auf die Krönung Georgs I., König von England (1660-1727). In den folgenden Jahren fertigte Seeländer zahlreiche Siegelstempel für Erfurter Zünfte und Gerichte sowie für das evangelische Ministerium. Durch die Vermittlung des in kurmainzischen Diensten stehenden Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Freiherr von Leibniz (1646-1716) erhielt Seeländer 1713 eine feste Anstellung als kurhannoveranischer Graveur und Kupferstecher an der kurfürstlichen Bibliothek in Hannover mit einem Jahresgehalt von 250 Talern. Zuvor hatte er ein gut dotiertes Angebot Boineburgs, verknüpft mit der Bedingung der Konvertierung zum katholischen Glauben, ausgeschlagen. In Hannover gravierte Seeländer zahlreiche Kupferplatten für verschiedene Werke, so u.a. 151 Kupferstichtafeln in Großfolio mit der Wiedergabe welfischer Münzen. Durch seine Reisetätigkeit lernte er viele Münzkabinette und -sammlungen kennen und beschäftigte sich intensiv mit Brakteaten und verfasste dazu numismatische Literatur. Dieser Aspekt brachte Seeländer in Verdacht, Brakteaten gefälscht zu haben, zumal er in seinem Werk: „Zehn Schriften von Teutschen Münzen Mittlerer Zeiten" echte und falsche Münzen dargestellt und beschrieben hat. Zudem nutzte er sein Wissen und Können als Stempelschneider, um „fehlende" Stücke für numismatische Sammlungen anzufertigen. Mit zunehmenden Alter zog es Seeländer nach Erfurt zurück, wo er auch 1744 verstarb. Er wurde in der Kirche St. Matthias (Ecke Johannesstraße/Futterstraße) beigesetzt. Nicolaus Seeländer war ein universeller Künstler und Autodidakt zugleich. WerkeZehn Schriften von Teutschen Münzen Mittlerer Zeiten, 1725 QuelleÜbernahme aus Amtsblatt Erfurt, Berühmte Erfurter Persönlichkeiten (23), um 1994 |
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Letzte Aktualisierung ( 13. 02. 2017 ) |